Italien
Wenn, für den Augenblick wenigstens, ein Teil von Italien noch als unbesucht gelten kann, so ist es die Insel Sardinien. Darum haben sich unter andern Gebräuchen auch die bei der Hochzeit unverwischt erhalten, während sie in den übrigen italienischen Ländern auf eine traurige Weise mehr und mehr in der Prosa verschwinden, welche die Italiener in ihrer naiven Weltanschauung immer noch jetzt mit der Aufklärung verwechseln.
Die Werbung wird vom Vater oder Vormund des jugendlichen Freiers angebracht. Der Alte begibt sich in das Haus des erwählten Mädchens und wendet sich an dessen Eltern, indem er um eine weiße, fleckenlose Taube oder um eine weiße Kalbe bittet, von der ihm bekannt ist, dass sie sich in ihrem Besitze befindet. Wählt er das letztere Bild, so fügt er hinzu: "Sie würde der Stolz meiner Herde sein." Von der Taube spricht er bloß als Trost seiner alten Tage.
Die Eltern des Mädchens wissen durchaus nicht, welches erlesene Geschöpf er suchen könnte. Sie stellen ihm, eine nach der andern, ihre Töchter vor, nur nicht die rechte. Bei jeder wird er gefragt: "Ist es diese, welche ihr sucht?" Zuletzt wird die rechte buchstäblich herbeigezerrt, denn sie muss sich, der Sitte nach, mit Händen und Füssen sträuben. Bei ihrem Anblick erhebt sich der greise Werber, schlägt in die Hände und ruft: "Die ist's, die ich suche!"
Jetzt werden die Geldinteressen geregelt, die Geschenke nach Anzahl und Wert bestimmt, und zu ihrem Austausch wird ein Tag festgesetzt. An diesem erscheint abermals der Freiwerber, aber dieses Mal nicht allein, sondern begleitet von verschiedenen Verwandten und Freunden, welche gleich ihm festlich geschmückt sind und "paralymphos" heißen. Die Tür des Brauthauses ist geschlossen, sie pochen - keine Antwort. Neues Pochen - das alte Schweigen; das Pochen wiederholt sich und nimmt den Ausdruck der Ungeduld an. Endlich wird von innen gefragt: "Was wollt ihr, und was bringt ihr?" - "Ehre und Tugend," ist die Antwort der "paralymphos", und nun wird die Tür aufgetan, und der Hausherr bewillkommnet seine Gäste und entschuldigt sich, dass er, beschäftigt im Hinterhaus, ihr Pochen nicht gehört habe. Die Gäste werden in das Empfangszimmer geführt, wo die geputzte Familie ihrer wartet; der Freiwerber übergibt seine Geschenke, nimmt die der Braut für den Bräutigam entgegen, die "paralymphos" bringen die ihrigen dar, welche von der Braut durch kleine Gaben erwidert werden, und dann folgt das Verlobungsmahl.
Bis jetzt hat der Bräutigam sich unsichtbar verhalten müssen, erst acht Tage vor der Hochzeit tritt auch er auf die Bühne des Brautdramas. Oft liegt zwischen Verlobung und Hochzeit eine lange Frist: es hat nicht Alles, was dazu nötig ist, sogleich beschafft werden können. Denn der ganze Hausstand des jungen Paares muss neu sein, wo möglich sogar das Haus selbst, wenigstens muss es völlig in Ordnung gebracht werden. Das ist die Sache des Bräutigams, so gut wie das Ackergerät oder Alles, was er an Handwerkszeug zu seinem Gewerbe braucht; das Mobiliar dagegen wird von der Braut besorgt, und um es abzuholen und nach seiner Wohnung schaffen zu lassen, ist es eben, dass der Bräutigam zum ersten Male offiziell in seinem neuen Charakter erscheint.
Er ist ganz neu gekleidet und reitet das schönste Pferd, welches er auftreiben konnte. Sattel und Zeug sind, wenn gleich häufig nur geliehen, so prächtig, wie man sich nur vorstellen kann. Ebenfalls beritten und im Feststaat umgeben ihn seine Verwandten und Freunde; die Fuhrwerke zum Transport der Sachen werden von weißen Ochsen gezogen, die, mit Schellen behängt, auf den bandumwundenen Hörnern
große Orangen stecken haben. Der Bräutigam sieht Stück fur Stück nach, bevor es aufgepackt wird, und dann setzt er sich mit seiner Schar an die Spitze des Zuges. Vor ihm her werden von Knaben und jungen Burschen die zerbrechlichen Gerätschaften der Einrichtung, als da sind Spiegel, die Bilder der Schutzpatrone, welche zum Schmucke des Brautbettes bestimmt sind, Körbe mit Gläsern und Tassen und ähnliche Gegenstände auf dem Kopfe getragen. Vier bis sechs junge Mädchen tragen auf ähnliche Weise Kissen, die mit Blumen, Myrtenlaub und rosenroten Bändern verziert sind; auf dem Haupt des schönsten Mädchens ruht ein rotsamtener Tragring und auf diesem der irdene oder metallene Krug, in welchem die Braut fortan im Hause des Gatten Wasser schöpfen wird. Er ist von antiker Form, gefüllt mit den duftigsten Blumen, geschmückt mit den farbigsten Bändern.
Von den Karren enthalten die beiden ersten Matratzen, welche in einem Viereck aufgetürmt sind. Die sardinischen Betten zeichnen sich nämlich vor andern Ruhestätten dadurch aus, dass sie viereckig sind. Kein Mensch, es müsste denn ein Zwerg sein, kann sich in ihnen ausstrecken, man schläft mit heraufgezogenen Knien, eine Art, welche trotz der hoch aufgeschichteten Matratzen und der dutzendweise vorhandenen Kissen ein sardinisches Bett zu keinem bequemen Lager macht. Dennoch gilt es als eine soziale Auszeichnung, deren Genuss nur Ehepaaren zukommt. Alle übrigen Bewohner des Hauses: Kinder, Junggesellen, Mädchen, ja, selbst Witwer und Witwen, Fremde und Kranke allein ausgenommen, schlafen ganz einfach auf Pferdedecken, welche Abends auf dem Fußboden ausgebreitet und Morgens wieder zusammengerollt werden.
Diese Ausnahmestellung des Bettes berechtigt die Matratzen vollkommen zu dem Ehrenplatz, welchen sie in der Rangordnung des Zuges einnehmen. Ihnen folgen Bettstellen, Bänke, Tische, Stühle, diese letzteren pyramidalisch geordnet und mit Lorbeer und Myrte durchwunden. Zwei Kommoden dienen, eine für die Wäsche, die andere für die Kleider der künftigen Frau. Auf einem Wagen mit Küchengerät steht aufrecht der mit Flachs versehene Rocken, dann kommen eine Anzahl Getreidekarren, und endlich erscheint, die Ohren in goldgestickten Samtfutteralen, um die Stirn einen Myrtenkranz, der Hausgenosse der jungen Eheleute, der Dritte in ihrem Bunde, der "molente" oder "molenti", der Mühlesel, welcher mit einem langen Strick an die Mühle festgebunden ist, die er von nun an, nachdem ihm die junge Frau das augenblendende Leintuch (facchile, faccili) um das Haupt gebunden hat, jeden Tag siebzehn Stunden lang drehen wird. Vier "tracche", wörtlich Zeltwagen, die mit Matratzen belegt und mit Leinwand überdeckt werden, führen einige Freundinnen der Braut, die beim Auspacken und Einrichten helfen sollen, dem Zuge nach; eröffnet wird er von zwei "Launeddaspielern." "Launedda" heißt nämlich die sardinische Rohrflöte, welche zum Tanz und zu allen Festen ertönt, sie mögen häuslich oder öffentlich sein. Sie besteht aus drei Schilfrohren von ungleicher Länge, welche, zu gleicher Zeit an den Mund gesetzt, ähnlich wie die fünf Rohre der alten Panflöte geblasen werden.
Ist der Zug beim Hause des Bräutigams angelangt, so hebt dieser die erste Matratze vom Wagen, um sie eigenhändig in's Haus zu tragen. Das wird ihm jedoch nicht so ohne Weiteres gestattet/ Seine jungen Begleiter versperren ihm nicht nur den Eingang zum Brautgemach, sondern bemächtigen sich auch der übrigen Matratzen und werfen sie auf ihn. Fällt er, so liegt er unter einem wahren Berge von Matratzen oft wie begraben, bis man ihm zuletzt erlaubt, sich wieder zu erheben, mit seiner bedeutungsvollen Last das Haus zu betreten und den Grund zum Brautbett zu legen. Darauf wird das Haus vollkommen eingerichtet und Alles mit Blumen und Grün umwunden, hauptsächlich die Holzpfeiler der Veranda, welche sich in der ganzen Länge des Hauses an demselben hinzieht. Dieser Blätter- und Blütenschmuck darf, auch wenn er schon gänzlich verwelkt ist, nicht abgerissen werden, sondern muss von selbst abfallen dürfen.
Am Hochzeitstage kommt der Bräutigam in gleich festlichem Putze mit seinem Geistlichen und den "paralymphos", um die Braut abzuholen. Sobald diese seiner ansichtig wird, fällt sie auf die Knie vor ihrer Mutter und bittet mit Tränen um deren Segen. Die Mutter legt ihr die Hände auf
das Haupt und übergibt sie dem Geistlichen, welcher den Bräutigam begleitet. Der Geistliche aus dem Brautdorfe nimmt dafür den Bräutigam in Beschlag, und so begibt man sich in zwei getrennten Zügen in die Kirche.
Zum "sindaco" oder Schultheiß, behufs der jetzt im ganzen Königreich Italien nötigen Ziviltrauung, gehen die Neuvermählten ohne weitere Zeremonie gemeinschaftlich. Sie betrachten diese zweite Trauung noch immer lediglich als eine lästige, ihnen aufgedrängte Formel, welcher sie sich nur unterwerfen, weil sonst ihre Kinder nicht legitim sein würden. Oft verschieben sie dieselbe sogar bis augenscheinliche Aussicht auf Familienvermehrung da ist.
Ob nun die jungen Leute nur einfach kirchlich oder auch zivilrechtlich getraut sein mögen, bei dem Schmause, welcher im Hause der Braut nach der Zeremonie stattfindet, sitzen sie zum ersten Male nebeneinander bei Tische, essen von einem Teller und mit einem Löffel eine Suppe, und gelten als Mann und Weib. Sobald das Mahl vorüber ist, erfolgt die Heimführung. Ein Signal wird gegeben und die junge Gattin aus den Armen der Eltern gerissen und auf ein reich angeschirrtes Pferd gesetzt, welches einer ihrer Verwandten am Zügel führt. So reitet sie, während die "Launeddaspieler" einige Schritte vor ihr herziehen, zur Rechten des neuen Gebieters; hinter ihm kommen in einer langen Reihe die Männer, hinter der Braut in einer zweiten Reihe, parallel mit der ersten, die Frauen, welche, ist die Jahreszeit heiß, sich große mit Federn, Tressen, Bändern und Blumen verzierte Filzhüte geborgt haben, um sich bei dem Ritt vor der Sonne zu schützen.
Bei der Ankunft in der neuen Wohnung sieht die Braut sich am Eingang zum Hofe von der Mutter oder der nächsten Verwandten ihres jungen Ehemannes empfangen, welche "sa grazia", einen Teller mit Weizen, Salz, oft auch Zuckerzeug hält und der neuen Gattin eine Handvoll davon zuwirft. Dann wird die Braut zu einem Tische geleitet, welcher, bedeckt mit einem reichen Teppich, nahe dem Eingang zur Veranda steht. Hier steigt die junge Frau ab, indem ein Fußbänkchen ihr als Tritt dient. Unter die Veranda getreten, küsst sie den neuen Eltern die Hand und wird dann in das Brautgemach geführt, welches gleich allen übrigen Zimmern des Hauses sich auf die Veranda öffnet. In einigen Gegenden gießt die Schwiegermutter ein Glas Wasser vor der Braut aus, wenn diese die Schwelle der Brautkammer überschreitet. Hierauf folgt das Abendmahl und die Brautleute essen wieder gemeinschaftlich. Beschlossen wird der Festtag häufig durch einen Tanz, vielleicht durch den "ballo tondo", den Rundtanz, an welchem so Viele Teil nehmen können, wie da wollen. Nach der Hochzeit darf die junge Frau drei Tage lang ihre Eltern nicht besuchen.
Das Bewerfen mit Weizen ist auf Sizilien ebenfalls üblich, nur dass es da beim Verlassen der Kirche geschieht. Ebenfalls als Sinnbild der Fülle wird den Brautleuten zugleich ein Löffel mit Honig gereicht. Wenn dazu noch die Sonne scheint, kann es dem jungen Hausstand gar nicht fehlen. Jung ist er buchstäblich, weil frühes Verheiraten als Moral befördernd gilt. Doch ist natürlich die Einwilligung der Eltern unerlässlich; ohne dieselbe darf, oder durfte wenigstens ein junger Mann nicht vor dreißig Jahren heiraten. Ebenso wenig indessen darf ein Bischof die Einsegnung einer Ehe verweigern, wenn ein Mädchen trotz des Widerstandes ihrer Eltern entführt worden ist.
Ist die Heirat normal zu Stande gekommen, das heißt, haben die gegenseitigen Angehörigen sie abgeschlossen, so werden die Freunde der Familien durch Karten davon in Kenntnis gesetzt, auf welche man zustimmende und billigende Glückwünsche erwartet. In den mittleren und niederen Klassen werden einige Tage vor der Hochzeit alle Verwandte und Freunde eingeladen, und jeder von ihnen muss der Braut ein Geschenk bringen. Sind alle versammelt, so wird in der Mitte des Zimmers ein weißes Tuch auf den Boden gebreitet, und alle dargebrachte Geschenke werden dort niedergelegt und von einem Handelsmann, dessen Rechtlichkeit allgemein anerkannt ist, ihrem Werte nach abgeschätzt. Bei dem Hochzeitsfeste selbst werden Braut und Bräutigam abermals beworfen, nur dieses Mal mit Nüssen und
Mandeln. In Landstädten wird an jeden Gast der Anspruch gemacht, dass er tanze. Eine Sitte, die sich auch bei den höheren Ständen findet, ist der möglichst frühe Morgenbesuch, den man am nächsten Tage dem jungen Paare abstattet, welches seine Besucher mit Schokolade bewirten muss. Man nennt das "fare la buon levata". Außerdem müssen die Neuvermählten den Verwandten Präsentierteller mit Süßigkeiten anbieten, deren Hauptbestandteil "canellini" (kandierte Zimtstengelchen) ausmachen. Die Unterlassung dieser Höflichkeit würde sehr übel vermerkt werden.
Zu Ancona werden "Konfetti" geworfen, und zwar beim Mahl unmittelbar nach der Suppe und so stark, dass die Braut bisweilen ganz bedeckt damit ist. In die Kirche wird sie durch zwei verheiratete Frauen geleitet, in der Umgegend auf dem Lande von ihrem Bruder oder nächsten männlichen Verwandten, während den Bräutigam seine nächste weibliche Verwandte begleitet. Die Eltern der Braut dürfen nicht mit in die Kirche und auch nicht Teil am Mahl nehmen, weshalb die Tochter ihnen Essen zuschickt. Der Tag für die Hochzeiten ist stets der Donnerstag, doch wird die Braut erst am Sonntag wirklich Frau, indem sie erst dann zu ihrem Ehemanne zieht. Bis dahin wohnt sie bei ihrer Mutter, zu welcher sie nach der Trauung zurückgekehrt ist, und der verwitwete Bräutigam bleibt der alleinige Benutzer des Ehebettes. Dieses Verzögern des Glückes findet man auch noch in vielen anderen Gegenden, z. B. in mehreren piemontesischen Orten, im Valtellin, in Umbrien, bei Fano, bei Teramo. Zu Gallarate in der Lombardei wird die Trennung der neuen Gatten sogar bis auf acht Tage ausgedehnt.
In Rom spielen die "Konfetti" auch ihre Rolle, doch werden sie nicht länger wie bei den alten Römern bei der Heimführung der Braut über deren Haupt ausgeschüttet, sondern sie ist es, welche sie auf einem Tablett den Gästen der Reihe nach anbietet. Jeder nimmt dann mit der einen Hand ein Stück und legt mit der andern eine Gabe hin. Bei den Vornehmen werden zugleich mit den Erfrischungen elegante Bonbonnieren herumgereicht, welchen auf der einen Seite das Wappen der Familie, auf der andern das der Braut aufgedrückt ist. Sonst ist von der Hochzeit wenig zu spüren. Sie findet des Morgens statt, das Brautpaar, oft schon in Reisekleidern, empfängt seine Freunde und steigt dann in den Wagen. Die eigentliche Festlichkeit ist die Verlobung (capitoli), welche des Abends begangen und den Verwandten und Freunden durch reichgedruckte Einladungskarten angekündigt wird. Der Palast ist prachtvoll erleuchtet, verschwenderisch mit Blumen geschmückt, die Gesellschaft erscheint in großer Toilette. Der Kontrakt wird gelesen und unterzeichnet, das Brautpaar empfängt die Umarmungen seiner Angehörigen und die Glückwünsche aller Übrigen, und alle Welt sieht so glücklich aus wie möglich. Gleich festlich geht es bei dem Verlöbnis (sposalizio) der niederen Klassen, sowie der Landleute in den Umgebungen von Rom zu. Die Liebenden essen, trinken und tanzen dabei in Gesellschaft ihrer Freunde und heißen von nun an "sposo" und "sposa". Und dann wird gesponnen und gewebt, gekauft und gespart. Gespart, um noch immer mehr kaufen zu können, bis endlich die "sposa" genug Gold- und Korallenschmuck zusammen hat, um mit Ehren vor den Altar treten zu können. Der "sposo" hat inzwischen die Wohnung eingerichtet und das Bett angeschafft - es kann geheiratet werden. Es geschieht früh Morgens, weil vorher kommuniziert werden muss, und das Brautpaar nicht Lust hat, so lange zu hungern. Auf Sizilien umgeht man die Verpflichtung des Kommunizierens, indem man die Trauung auf den Abend festsetzt, in Rom jedoch erlaubt man sich das noch nicht, sondern tritt nüchtern in den heiligen Ehestand. Man kann sich denken, wie eifrig das neue Paar dem Mahle im Brauthaus Gerechtigkeit widerfahren lässt.
Die Geschenke, welche dargebracht werden, sind sämtlich für die Braut, welche überhaupt den Mittelpunkt des Festes ausmacht. Der "sposo" ist bloß als unvermeidliche Notwendigkeit da, außerdem eine völlige Nebenperson. Ein einziges Geschenk ist für ihn speziell bestimmt: ein Korb mit Eiern. Ist er etwas zu weit über die Jugend hinaus, so erfreut er sich am Abend einer zarten Aufmerksamkeit seiner Freunde, einer "serenata alla Chiavari", welche zur Begleitung von Kesseln und Pfannen unter seinen Fenstern abgeheult wird. Gut noch, wenn er wenigstens in seiner "sposa" eine Mitzuhörerin hat, nämlich
wenn nicht ihre Mutter ungewöhnlich fromm ist und die Tochter noch für einen Tag bei sich behalten hat, um dem neuen Paare Glück und sich selbst den Beifall der Kirche zu sichern. Doch sind das nur Ausnahmefälle: für gewöhnlich beziehen die neuen Eheleute sogleich gemeinschaftlich ihre Wohnung, in welcher die "sposa" sich die ganze nächste Woche hindurch förmlich verbirgt. Erst am folgenden Sonntag erscheint sie in ihrem bräutlichen Anzug mit ihrem sämtlichen bräutlichen Schmuck und zieht, begleitet von ihrem "sposo", sowie von Freunden und Verwandten, durch die vornehmsten Straßen des Ortes, um sich sehen und beglückwünschen zu lassen. Auf diese Brautschaupromenade, welche auch in den Städten der Toskana stattfindet, folgt im Hause der Neuvermählten ein heiteres Mahl, bei welchem gereimte Toaste ausgebracht und der jungen Frau als höchstes Glück "figli maschi" gewünscht werden, und dann - nun dann beginnt sie das Arbeitsleben für das Haus, den Mann und die gewünschten glückbringenden "männlichen Kinder".
In Neapel begegnen uns diese Brautpromenaden ebenfalls, aber zu Wagen, denn in Neapel fährt, was fahren kann, obgleich das Fahren nicht leicht schwieriger sein dürfte, als in den langen aufsteigenden neapolitanischen Straßen.
Die Handwerkeridylle, welche mit dieser Fahrt schließt, beginnt mit der Serenata in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag. Die Geliebte erfährt da im Gesänge, was der Liebende wünscht, und sitzt "geputzt wie eine Puppe" am Sonntage auf der Schwelle oder am Fenster ihrer Wohnung, während der Liebende, gleichfalls im höchsten Staate, mit silbernen Knöpfen, Uhr und Kette tragend und zeigend, die Finger voll Ringe, vor dem Hause auf- und abspaziert. Nach einigen Monaten kommt es zur Verlobung, und im Karneval gewöhnlich zur Hochzeit. Das ist in ganz Italien eine zum Heiraten sehr beliebte Zeit, während der Mai, "der Monat der Esel", wie die Toscaner sagen, sehr gescheut wird. In der Romagna glaubt man, dass die im Mai Verheirateten verrückt werden; auf Sizilien heißt es:
Zita majulina nun si godi la curtina.
(Maibraut wird der Ehe nicht froh.)
Außerdem fürchtet man auf Sizilien noch den August, in der Terra di Bari in Apulien die heilige Woche, denn, sagt das Sprichwort:
Non t'inziránu di Semana Sant,
Non accettá ciócciere au mese di Masce.
(Nicht kette fest dich in der heil'gen Woche
Und Esel kaufe nicht im Monat Mai.)
In Neapel endlich wird gelehrt:
Per Pasqua e Natale non t'accasare.
(Zu Ostern und Weihnachten verheirate dich nicht.)
Ein anderes Sprichwort, welches man von einem Ende Italiens bis zum andern hören kann, warnt vor Dienstag und Freitag, den Tagen des Mars und der Venus:
Nè di Venere, nè di Marte
Non si sposa, nè si parte.
(Weder am Freitag, noch am Dienstag
Muss man freien oder reisen.)
Endlich haben wir noch zwei schlimme Prophezeiungen gegen Mittwochsheiraten aus den Rebenhügeln oder Langhe von Alba Monferrina:
Sposa mercorina è peggiore della brina,
(Mittwochsbraut ist schlimmer als der Reif)
und:
Sposa mercorina fa andare il marito in rovina.
(Mittwochsbraut bringt den Mann in's Unglück.)
Hoffen wir, dass unsere neapolitanischen Arbeiter auf keinen von diesen schlimmen Tagen fallen, sondern sich an den glücklichen: Montag, Donnerstag und Sonntag, verheiraten. An welchem Tage das wichtige
Ereignis auch vor sich gehe, am frühen Morgen schon muss der Coiffeur aus der Stadt kommen, um das schwarze Haar der Braut auf ungewöhnliche Art zu flechten und mit weißen Blumen, manchmal mit einer weißen Feder zu schmücken. Für gewöhnlich sind geschickte Frauenhände gut genug, aber am Brauttag muss von Künstlerhänden "gekämmt" werden, kostet es gleich einen Scudo. Dann fährt man mit zwei großen Wagen, jeder zu sechs Personen, in die Kirche und darauf zum Mahl, das heute kein Ende nehmen will. Den nächsten Sonntag aber wird nochmals der Kutscher bestellt, doch nur mit einem Wagen, in welchen bloß das junge Ehepaar steigt, um sich durch die echten Volksstraßen fahren und von der dort wimmelnden Gassenjugend anpfeifen zu lassen. Pfeift sie nicht, wird die Heirat keine glückliche.
Aristokratischer geht es bei einer Hochzeit auf dem Vomero zu, einer der schönsten von den Höhen, welche das Bergdiadem Neapels bilden. Feiner weißer Musselin und goldene Ketten schmücken die Braut, die Verwandten und andern Gäste sind in den festlichsten Kleidern, die Wagen fahren in vollem Lauf vor. Alles steigt ein, nur die Mutter der Braut nicht. Wahre Wolken von Konfekt werden auf die Zuschauer geworfen. Die Konfetti sind so unerlässlich bei einer neapolitanischen Hochzeit, dass einem jungen Mädchen, im Fall es stirbt, ebenso viele, wie es als Braut bekommen hätte, von der Mutter, den Schwestern und den Freundinnen in den Sarg geworfen werden. Die Braut vom Vomero indessen liegt nicht im Sarge, sondern fährt im Wagen, welchem der des Bräutigams folgt. Im Dome ist die Trauung und nach derselben rasselt man, so schnell es irgend geht, durch die belebtesten Straßen zurück in das Haus des Bräutigams. An sympathischem Geleitslärm hat es nicht gefehlt, die "guagliuni", die Gassenjungen, haben gepfiffen, gejauchzt und in die Hände geklatscht, die Verkäufer an ihre kupfernen Waagschalen geschlagen, die Schuster mit ihren Hammern auf ihre Tische geklopft. Oben in der Villa hat der Herr, dessen Pächter der Bräutigam ist, einige von seinen Zimmern hergegeben, wo man schon Alles zum Mahle hergerichtet sieht. Auf dem groben, aber blendenden Tischzeug glänzen die silbernen Bestecke und die kristallenen Gläser. Die beiden besten Schenkwirte des Vomero liefern die Mahlzeit, d. h. Suppe, gesottenes Huhn, gesalzenes Schweinefleisch, gedämpfte Ochsenbrust in ihrer Sauce von Liebesäpfeln, Makkaroni ellenlang, gerösteten Fisch, die nationalen "braciuole", d. h. Fleischklößchen mit Pinienkernen, enorme Rahmtorten, Früchte, Konfekt, Wein und Liköre. Nach dem Mahl geht man in den Hof hinab, wo die Mädchen der Nachbarschaft sich versammeln, und es wird bis gegen Abend getanzt. Zur Vesper holt der Bräutigam die Braut, welche, schön frisiert, im seidenen Kleide mit ihrer Mutter und ihren Freundinnen vor ihm und den Gästen herschreitet. Im Hofe ist ein Tisch mit einem feinen Tuche bedeckt, auf welchem ein Kaffeebrett mit Konfekt steht. Die Brautleute nehmen oben am Tische Platz, die Gäste im Kreise. Dann tritt zuerst der Vater der Braut nebst ihren Brüdern heran, jeder von ihnen erhält ein Schnupftuch voll Konfekt und legt eine Münze auf das Kaffeebrett. Wenn alle Gäste genommen und gegeben haben, sind bisweilen hundert Dukaten zusammen, eine Summe, die vollständig hinreicht, um die zehn bis zwölf Wagen, das Mahl, die Konfetti und die Musik zu bezahlen, welche bis in die Nacht zur Tarantella aufspielt.
Wenn der Patron vom Vomero seine Zimmer zur Verfügung seines Pächters stellt, so ist das bloß eine soziale Liberalität, die ihm nichts kostet. Teurer kommt es den reichen Gutsbesitzern in Piemont und in der Lombardei, wenn die Töchter ihrer "contadini" heiraten, denn sie geben ihnen die Ausstattung. In einigen Gegenden Piemonts bringt die "sposa" ihren "padroni", so wie den Reichsten im Orte eine Bandrose, welche sie ihre "livrea" nennt: wer sie annimmt, muss sie durch eine "mancia", ein Trinkgeld, erwidern. Zu Riva di Chieri begeben die Eltern eines armen Brautpaares sich in die Häuser der Reichen und sagen: "Wir laden euch für den und den Tag ein, wenn ihr kommen wollt, um die Braut zu beschenken." Die, welche diese Einladung annehmen, kommen zur festgesetzten Stunde, um die Braut in die Kirche und dann in ihre neue Wohnung zu begleiten. Dort setzt sie sich auf die Schwelle, hält mit einer Hand die Schürze auf und in der andern eine Börse hin. In die Schürze legen ihr die Frauen ein Hemd oder ein anderes Kleidungsstück, welches sie bis dahin über dem Arm getragen haben, die Männer geben Geld. Tun
sie es in die Börse, muss die "sposa" es mit der Familie teilen; stecken sie es ihr in den Busen, ist es für sie allein bestimmt. Die Geber haben das Recht, die Braut zu küssen, welches früher zu Vistrono im Canavese in Piemont ebenfalls Jedem freistand, wenn er einiges Geld auf einen Teller warf, den die "sposa impalmata", die verlobte Braut, auf den äußern Stufen der Kirche sitzend der öffentlichen Mildtätigkeit entgegenhielt. In den Abruzzen bei Teramo werden beide Brautleute geküsst, nachdem man auf ein Tuch, welches neben ihnen ausgebreitet ist, Geld getan hat. Im Tal von Susa, bei Civitavecchia, im mittleren und nördlichen Sardinien muss die Braut, wenn sie aus der Kirche kommt, sich von Jedem küssen lassen, der Lust dazu hat, doch wissen wir nicht, ob der Kuss frei ist, oder bezahlt werden muss. Am Lago maggiore beschenkt der Priester die Braut, welche ihn besuchen kommt, mit Geld, während sie von der Ehrenfrau, der "guidazza" oder "pronuba", Leinwand zu Hemden erhält. Zu Monte Crestese fasst eine alte Frau, die "landa" genannt wird, die Schürze der Braut unten an und macht mit der offiziell Weinenden die Runde bei den anwesenden Verwandten und Freunden, die sämtlich Geld in die Schürze werfen müssen. In Genua wird oder wurde wenigstens noch vor dreißig Jahren ein armes Mädchen durch Subskription verheiratet. Die Eltern desselben verschafften sich bei ihrem Pfarrer ein Schreiben, in welchem er die Mittellosigkeit und Sittlichkeit des Mädchens bescheinigte und sie der Barmherzigkeit der Gläubigen empfahl. Die Gläubigen, d. h. die Familien, bei welchen die Bittsteller vorsprachen, zeichneten nun so viel sie konnten oder wollten, und wenn die Summe den Eltern genügend erschien, oder wahrscheinlicher, wenn sie keine Unterzeichner mehr fanden, "machten sie der Tochter das Haus."
Als Zeichen der Verlobung dienen in Genua ein Ring und ein Tuch. Nimmt das Mädchen Beides, hat es eingewilligt. Geht trotzdem die Heirat noch auseinander, so muss das Mädchen Tuch und Ring wiedergeben, es sei denn, dass der Geber es nicht zurücknehmen, sondern den Wert in Geld ersetzt haben will. In diesem Falle kauft sein glücklicher Nachfolger ihm das zum Kostenpreise ab, und schenkt es dem Mädchen von Neuem.
Der Ring ist jedenfalls bedeutungsvoller, als das Tuch. Er entscheidet, er bindet. In den ligurischen Apenninen singt man ein reizendes Liedchen, worin seine Bedeutung so recht anschaulich wird. Der Liebste geht an die Tür des Mädchens und will eingelassen sein. Das Mädchen will nicht öffnen:
V'ho mai dovert a st'ora,
Nanca vi vôi dervì.
(Nie tat zu dieser Stunde
Ich auf, tu's heut' auch nicht.)
Der Bewerber wird böse:
La porta di voi, bella,
Mai più la rivedrò.
(Ich werde eure Türe,
Schöne, nie wiederseh'n.)
Sie bittet:
Se vú mì bandonate,
Mi morirò d' magon,
Ma 'm preme il mio onore
Tant com' il vostro amore:
Abbié un po ' compassion.
(Wenn ihr mich wolltet lassen,
Stürb' ich vor Herzenspein.
Doch meine Ehre gilt mir
So viel wie eure Liebe -
Ich bitt', erbarmt euch mein.)
Er ist gerührt und gibt nach:
Vi lass' la bona sìra ;
Diman ritornerò;
Vi porterò ú anello
Tutto dorato e bello;
Con quel vi sposerò.
(Ich sag' euch guten Abend,
Bin morgen wieder da,
Mit einem schönen Ringe
Von Gold, den ich euch bringe,
Und dann sagt ihr mir Ja.)
Nicht immer wird die Werbung so zart ausgedrückt: in Piemont z. B. gibt es unübersetzbare Lieder, so gleich eines aus Riva di Chieri, welches den Liebhaber schildert, wie er den ersten Besuch im Stall abstattet, wo die "bela fia d'l faudal rigä" (das schöne Mädchen mit der Streifenschürze) am Abend sitzt und spinnt. Im Gebiet von Bra gehen die Jünglinge, welche sich zugleich um eine Schöne bewerben, gemeinschaftlich in den Stall, wo sie sitzt, Einer nach dem Andern bringt ihr seine Huldigungen dar, und wenn der oder jener sie zu lange in Anspruch nimmt, so werden als Mahnung, dass er endlich einem Andern den Platz an der Seite des Mädchens gönnen möge, die Joche der Rinder geschüttelt. Im Canavese wird dieselbe Verpflichtung durch das Sprichwort ausgedrückt: "chi ch'a l'a môt ch'ansaca" (wer gemahlen hat, sacke ein). Weigert ein junger Mann sich, dem Gebrauch gemäß seinen Sitz bei der "mariora", dem heiratbaren Mädchen, zu verlassen, so gibt es nicht selten blutige Köpfe.
Wird zu Riva di Chieri der besuchende Jüngling zum Wiederkommen aufgefordert, so weiß er, dass seine Bewerbung günstig aufgenommen ist. Zu Pinerolo zündet das Mädchen, wenn der Bewerber ihm gefällt, das Feuer an und ladet ihn gemeinschaftlich mit ihren Eltern zum Trinken ein. Wird diese Artigkeit (tale onestà) unterlassen, so mag er sich als verabschiedet betrachten. Im Tal von Andorno lässt das Mädchen zum Zeichen ihrer beginnenden Gunst die Spindel fallen, damit der Bewerber sie aufhebe. Steckt sie ihm später Nüsse in die Hand, so darf er ganz sicher sein: er gefällt absolut. In der Gegend von Alba wirft der Jüngling, wenn er in den Stall tritt, dem Mädchen ein Tuch zu; behält sie's, will sie ihn; gibt sie das Tuch wieder, weist sie auch das Herz des Gebers zurück. Bei Turin wirft der Bewerber Abends ein großes Stück Holz, auf welchem er den Namen des Mädchens und darunter den eigenen eingeschnitten, in den "Spinnstall". Kommt das Stück nicht wieder herausgeflogen, so ist die Bewerbung gnädig angenommen.
Im Abruzzo Ulteriore wird die Anfrage des Liebenden ebenfalls durch Holz ausgedrückt. Er trägt nämlich bei Nacht einen Eichenklotz vor den Eingang des Hauses, wo die Begehrte wohnt. Wird der Klotz in's Haus genommen, darf der Jüngling ihm folgen; bleibt der Klotz liegen, hat der arme Mensch den Verdruss und die Mühe, ihn so unbemerkt wie möglich wieder fortzuschleppen.
Bei Pesaro sind wir wieder im Stall. Der Jüngling zieht aus dem Strohhaufen einen Halm, tändelt damit und frägt das Mädchen: "A vlet donca to' marit?" (Wollt Ihr also einen Mann nehmen?) oder: "V' piac'ria la mi' persona?" (Würde Euch meine Person gefallen?) oder endlich: "V' piac'ria chesa nostra?" (Würde Euch unser Haus gefallen?) Und das Mädchen spielt mit den Bändern des "zinnale", der Brustbedeckung, und erwidert: "Magara fussą" (Wollt', es wäre!) oder auch: "Santit mal bab o malla mama" (Hört meinen Vater oder meine Mutter).
Bei Osimo erwartet der junge Bauer das Mädchen, das er sich ausersehen, beim Herauskommen aus der Kirche und gibt ihr dann durch einen Ellbogenstoß seine Gefühle zu verstehen. Sicherlich die prägnanteste Art, eine Liebeserklärung zu machen. In Sorrento geht es bei der Bewerbung nicht so ausschließlich pantomimisch, aber dafür um Vieles merkantilistischer zu. Der junge Mann verfügt sich zuerst zu des Mädchens Mutter, und die fragt: "Was hast du?" Er sagt's und fragt seinerseits: "Was hat sie?" Hat er nun ein Gut oder ein Gütchen, und hat sie hundert bis zweihundert Dukaten, goldene Kette und goldene Ohrringe, so wird die Heirat beschlossen. Um so poetischer ist die Annahme der Liebe auf Sizilien: das Mädchen wirft ihrem Bewerber eine Nelke herab - das ist seines Glückes duftiges Zeichen.
Wo der Mut zum Selbstwerben, wenigstens zur entscheidenden letzten Frage, fehlt, da beauftragt man einen Freiwerber, der eine Menge Namen hat. Ein hübsches Kinderspiel in Piemont bezeichnet ihn als "sur imbasciatur", Herr Abgesandter. Außerdem heißt er noch in Piemont an vielen Orten "bacelliere", im Canavese "bacialer", zu Riva di Chieri und Gallarate "camerata", bei Voghera "malossè", am Lago maggiore "marussè", im Pesaresischen und Fanesischen "ruffiano", in der römischen Campagna "bracco" und endlich allgemein noch "mezzano" und "sensale". Bisweilen ist's auch, wie in Palermo, die Mutter, oder hier und da eine Gevatterin, welche die Sache vermittelt.
Ist diese, gleichviel wie, vermittelt, so wird das D'raufgeld, die "caparra", oder wie man im Canavese und bei Biella sagt, die "strenna", gegeben und zwar am Tage der Verlobung, wie man abermals im Canavese sagt, am Tage, an welchem man "die Braut küssen" geht, weil dann die Verwandten des Verlobten sie durch einen Kuss in ihre Familiengemeinschaft aufnehmen. In Piemont übersteigt die "caparra" nie fünfzig Lire. Geht nach Bezahlung derselben die Heirat durch die Schuld des Bräutigams zurück, so verliert er die "caparra"; im entgegengesetzten Falle muss die Braut sie wiedererstatten, in der Gegend von Pinerolo, sowie im Osimanischen im doppelten Betrage. In den Abruzzen wird das Geldstück, welches das D'rangeld ausmacht, durchlöchert und als Schmuck am Halse getragen.
Die ausgetauschten Geschenke sind sehr mannigfaltig. Oft schenkt der "sposo" der "sposa" einen ganz neuen Anzug, und in einigen tarentinischen Ortschaften, in Palermo, zu Gallarate und Turbigo in der Lombardei vorzüglich die Schuhe, bei Pesaro, wenn er arm ist, einen schön gearbeiteten und geschmückten Rocken. In Ligurien, in Piemont, im Mailändischen, bei Perugia und bei Pesaro näht das Mädchen dem "sposo" mit aller Sorgfalt ein Hemd, bei Arpino, bei Teramo und am Lago maggiore verschenkt die Braut so viele Hemden, wie männliche Verwandte im Hause des Bräutigams sind, bei Pistoja endlich bekommen außer dem Bräutigam noch die beiden, "scozzoni" genannten Brautführer Hemden.
In Massa di Sorrento wurde früher ein Kistchen mit den Geschenken des Liebhabers auf ein Maultier geladen, welches, behängen mit Glöckchen und Bändern und geschmückt mit einer "pettinatura" (Kopfschmuck) von Rosen und einer Schabracke aus rosa Tuch, die mit silbernen Litzen eingefasst war, in das Haus der Braut gebracht und vom Maultiertreiber überreicht wurde. Einen Monat später war die Hochzeit.
In Sorrento ist es gebräuchlich, den Kindern zu Weihnachten ein halbes Mass "nocciolini" (Haselnüsse) zu schenken. Auch der "sposo" schickt sie der Braut, aber er tut sie in ein zierliches "canestrino" (Körbchen) und legt darauf einen Ring, ein Paar "focchiolini" (Ohrgehänge) oder andere Schmuckgegenstände.
In Piemont empfängt die Geliebte vom jungen Manne am ersten Mai ein Sträusschen aus "pensieri" (Gedenkemein, Stiefmütterchen). Zu Recanati im Kirchenstaat schenken die Liebhaber zu Johanni und Sankt Peter und Paul Blumen und sagen wohl dazu: "La mazza piccola, l'amore grande" (der Strauss klein, die Liebe groß). Bei Arpino bringt der Anbeter seinem Mädchen am Palmsonntag einen Ölzweig mit, und das Band, welches er darum schlingt, zeigt den Zustand seiner Gefühle an. Ist es gelb, hält er das Mädchen zum Narren; Grün bedeutet, dass er es blos mit Hoffnung hinhalten will; Rot Zwistigkeit, Weiß Einigkeit, Blau endlich Liebe. Zu Quarata und zu Foggia schicken "sposo" und "sposa" einander am Palmtag Geschenke, welche "palme" heißen.
In Lovere am Iseosee verehrt die Braut, ist sie eine "Signora", das heißt von der reichen oder vornehmen Klasse, dem Verlobten eine goldene Kette; "l'artigiana", die Arbeiterin, schenkt eine gestickte Weste, die Bäuerin zwei Hemden. Gekleidet sind die Bräute gewöhnlich schwarz, die Signora trägt den Schleier, die "artigiana" das große Tuch, welches "düplicato", das heißt doppelt gelegt ist, die "contadina" das rote Kopftuch. Wer irgend etwas vorstellen will, macht eine, wenn auch nur ganz kurze Hochzeitsreise; wer noch nicht von diesem Bedürfnis geplagt wird, gibt seinen Verwandten und Freunden gut zu essen. Im Gebirge wird auch noch geschossen. Von einem Manne, der in's Haus der Braut hineinheiratet, sagt man nicht: "si sposa", sondern "si marita".
Im Friaul nennt man einen solchen "ilcuc", was bei der Neigung des Kuckucks für fertige Nester leicht zu erklären ist. Will dort ein junger Mann sich einem Mädchen nähern, so bittet er um die Erlaubnis, "di camminare per casa" (im Hause aus- und eingehen zu dürfen). Wird ihm das gewährt und nimmt das Mädchen "il mazzolino della promessa", den Verlobungsstrauß an, den er ihr an's Herz in den Gürtel steckt, so ist er glücklicher Bräutigam. Am Tage vor der Hochzeit schickt er, wohlverstanden, wenn er kein "cuc" ist, einen Karren, um die "arca nuziale" holen zu lassen, denn obwohl die altherkömmliche Lade sich in den neumodischen Schrank umgewandelt hat, so ist doch der frühere Name geblieben. Eine
Verwandte der Braut fährt mit der "hochzeitlichen Lade", um sie dem Bräutigam zu übergeben. Noch bevor diese Frau vom Karren absteigt, bringt man ihr eine Schichtsemmel und eine Henne.
Am Hochzeitstage kommen die Freundinnen der Braut, um sie anzukleiden. Sie trägt ein hellblaues Seidenkleid, ein gelbes mit Scharlach getüpfeltes Halstuch, eine zwischen Grün und Hellrot schillernde Schürze, silberne Zitternadeln in den Haarflechten, auf dem Kopfe ein großes gesticktes Tulltuch und in der Hand einen mächtigen Blumenstrauß, in welchen sie ein Reis von dem Ölzweige steckt, der am Palmsonntag gesegnet worden ist. Ihre männlichen Verwandten haben sich inzwischen unten im Hause eingefunden, wo sie mit Brot und Wein bewirtet werden. Mit Flintenschüssen kommt der Zug des Bräutigams an, mit Flintenschüssen wird aus dem Brauthaus geantwortet. Dann zieht man gemeinschaftlich in die Pfarrkirche, voraus die Braut mit einem Verwandten, dann der Bräutigam mit einer Verwandten, beide von Seiten der Braut, darauf die "donzelli di scambio", zwei Verwandte des Bräutigams, ebenfalls männlichen und weiblichen Geschlechtes, welche nach vollendeter Zeremonie die Stelle der früheren "paranimfi" einnehmen. So kommt man an das Haus des Bräutigams, die "paranimfi" der "sposa" treten vor, und der Mann pocht zuerst leise, dann stärker und endlich sehr geräuschvoll an die verschlossene Tür. Von Innen wird gefragt: "Wer seid ihr?" - "Freunde," lautet die einstimmige Antwort. Wieder wird gefragt: "Was bringt ihr?" - Dieses Mal antwortet zuerst die Braut allein: "Den Frieden," und dann wiederholen Alle drei Mal: "Den Frieden."
"Den Frieden werdet ihr finden," heißt es nun, die Tür geht auf, Flintenschüsse, Musik und Jauchzen tönen zusammen, und auf der Schwelle zeigt sich die Mutter oder die älteste Verwandte des Bräutigams. Zwei Mädchen bringen auf einem Kaffeebrett einen Pokal mit Wein, die Braut reicht der Alten den Hochzeitsstrauß, diese zieht das Ölreis heraus, stellt es in den Wein, trinkt einige Tropfen und reicht den Pokal der Braut, die ebenfalls daraus trinkt und ihn dann weitergibt, damit er von Hand zu Hand gehe. Hierauf bringen die Mädchen einen Besen und einen Rührlöffel, beides neu und mit bunten Bändern geschmückt. Die Alte reicht beide Gegenstände der Braut, die sie küsst, dann wird die Braut von der Alten umarmt und in die Hochzeitskammer geführt, und Schmauserei und Tanz endigen den Tag.
Besen und Rührlöffel spielen auch in andern Provinzen eine Rolle bei der Ankunft der Braut im neuen Hause. Im Tal von Susa, wo die ankommende Hochzeitsgesellschaft es ebenfalls verschlossen findet, muss die Braut drei Mal anpochen. Beim dritten Male wird geöffnet und auf der Schwelle zeigt sich - mit dem traditionellen Schwiegermuttergesicht, d. h. äußerst grämlich, am Gürtel den Rührlöffel, die bisherige Herrin des Hauses und frägt in strengem Tone: "Was wollt ihr?" Die Braut antwortet: "In euer Haus kommen und euch in Allem gehorchen, was ihr mir befehlt."-"Eh, ihr jungen, grilligen Mädchen habt andere Sachen im Kopfe als die Ordnung im Hause." - "Versucht's, und ihr werdet sehen." - "Hier heißt's das Vieh füttern und melken, Gras schneiden und im Felde arbeiten." - "Und ich werde Gras schneiden und im Felde arbeiten." - "Die Erste beim Aufstehen und die Letzte beim Niederlegen sein, damit die arme alte Schwiegermutter die Erste beim Niederlegen und die Letzte beim Aufstehen sein könne." - "Ich werde auch das tun." - "Aber ihr werdet so viele Anstrengungen nicht aushalten." - "Gott und euer Sohn werden mir beistehen." - Diese letzte Antwort entwaffnet die Mutter, sie umarmt die Schwiegertochter und übergibt ihr als Zeichen der künftigen Herrschaft im Hause den Rührlöffel, den sie vom Gürtel nimmt, worauf die junge Frau sogleich von ihrer neuen Stellung Gebrauch macht und die ganze Gesellschaft zum Mahle einladet.
Auch zu Riva di Chieri, zu Pinerolo und zu Lugnacco im oberen Canavese wird der jungen Frau der Rührlöffel überreicht, sowie an manchen Orten der Rocken. Der Besen wird ebenfalls zu Pinerolo, dann zu Pernate im Novaresischen und endlich zu Gallarate in der Lombardei von der
Schwiegermutter quer vor die Tür gelegt, und die Schwiegertochter muss ihn aufheben und an seinen Platz stellen. Schreitet sie über ihn hinweg, wird sie eine schlechte Haushälterin.
Anderswo, in der Lunigiana, in Umbrien, bei Arpino fragt die Schwiegermutter die neue Tochter: ob sie Krieg oder Frieden bringe. Antwortet diese: "Frieden", so erfolgt die Umarmung und der Segen: "colla palma dell' ulia" (mit der Palme des Ölbaumes), wie ein umbrisches Volkslied so lieblich sagt. In Kalabrien wirft die Schwiegermutter beim Eintritt der Brautleute um die Schultern derselben ein langes rosenrotes Band und zieht mit beiden Enden das Paar zu sich heran. Zu Castelnuovo di Magra in der Lunigiana hat die Braut, wenn sie das Haus betritt, zwei Schürzen um, von denen die Schwiegermutter ihr eine abbindet, um sie auf das hochzeitliche Lager zu legen. Die Schürze wird nämlich häufig an der Stelle des bräutlichen Gürtels vom "sposo" geschenkt und von der "sposa" getragen, und "sciogliere" oder "far cadere il grembiale" (die Schürze lösen oder fallen machen) hat dieselbe Bedeutung, wie das Lösen des Gürtels.
Im Fanesischen reicht die Schwiegermutter der Braut einen Topf mit Asche und Unkraut, welchen die Braut auf den Boden wirft. In je mehr Scherben er zerbricht, je mehr Glück bedeutet es in der Ehe. Zu Gallarate und Turbigo schleicht der keckeste der Nachbarn sich in das Gemach, wo die Hochzeitsgesellschaft tafelt, und wirft mitten unter sie eine irdene Schüssel, die natürlich mit großem Geräusch zerbricht, einem Geräusch, welchem auf der Straße die Evviva's der Gassenjugend als Echos dienen. In ganz Italien gilt es für glückverheißend, wenn am Hochzeitstage etwas zerbrochen wird.
Andere Vorbedeutungen sind folgende: Zu Mineo in Sizilien müssen die am Altar knienden Brautleute sich zu gleicher Zeit erheben, indem dasjenige, welches zuerst aufsteht, zuerst stirbt. In Umbrien, in Novi Ligure, in Lomello und in den Langhe von Alba Monferrina betreten die Neuvermählten, jedes mit einem Licht in der Hand, die Brautkammer, und blasen die Lichter entweder selbst aus, oder lassen sie, sei es von der Mutter der Braut, sei es von der des Bräutigams, ausblasen, indem dasjenige zuerst sterben muss, dessen Licht zuerst ausgeht. In Novi Ligure haben die neuen Gatten noch besonders Acht auf die Person, welche sie am Tage nach der Hochzeit zuerst besucht. Ist es ein Alter oder ein Priester, bedeutet der Besuch Schlimmes.
Die verschlossene Tür findet der Bräutigam nicht bloß, wenn er seine Neuvermählte in das Haus seiner Eltern führen will, sondern hier und da auch, wenn er an das ihrige pocht, um sie von ihren Eltern als die Seinige zu begehren. Zu Casalvieri bei Arpino wird sogar trotz allen Pochens nicht geöffnet, und der Bräutigam muss zuletzt auf einer zerbrochenen Leiter, die er irgendwo im Graben findet, durch ein Fenster in das Haus einsteigen, wo er nach langem Suchen in irgend welchem Winkel die Braut entdeckt. Wenn er nun mit ihr triumphierend herabkommt, um das Hans aufzuschließen, so sagen ihm ihre Eltern: "Nun du sie gefunden, hast du sie verdient." Sein Vater bietet vor der Tür des Hauses ihren Eltern eine Schafkeule mit den Worten: "Hier ist das tote Fleisch, gebt uns das lebendige," und nachdem der elterliche Segen erteilt ist, wird die Braut feierlich dem "sposo" übergeben, der sie in seine Wohnung führt.
Geweint wird von der "sposa" ganz unermesslich, und immer pflichtmäßig und zeremoniell. Bei Osimo hat der "sposo" die Verpflichtung, sie zu trösten. "Was habt ihr, dass ihr so weint?" fragt er. "Habt ihr Furcht, kein Brot zu finden? Seid ruhig: ihr werdet essen, trinken und in heiligem Frieden leben."
Der Gebrauch des Straßensperrens, "fare il serraglio" (den Verschluss, Wall machen), dem wir später noch unter den mannigfachsten Modifikationen wieder begegnen werden, findet in den verschiedensten Provinzen Italiens statt, und heißt speziell im Valtellin "far la serra", in Piemont "far la. barricata", bei Pistoja "far la parata", im Tarentinischen "fare lo staccatu" oder "apparatu", in der Romagna "far il laccio". Wie schon alle diese Namen andeuten, besteht der "serraglio" in einer Vorrichtung, durch welche die Braut aufgehalten wird, wenn sie in die Kirche zieht, oder als junge Frau ihren Heimatort verlässt, um dem Manne nach dem seinigen zu folgen. Oft geschieht es durch ein Band allein, dann genügt die Hand der Braut, um mit der Schere den "serraglio" durchzuschneiden. Steht dagegen das Brautpaar vor
einem ordentlichen Verhau, so müssen die Arme der jungen Männer das Hindernis hinwegräumen. Ein Lösegeld ist selbstverständlich, bisweilen aber sind es auch die aufhaltenden Jünglinge, welche das Brautpaar bewirten, nachdem sie der Form wegen eine kleine Münze angenommen haben.
In Piemont ist es an einigen Orten noch Sitte, dass die Hochzeitsgesellschaft, wenn sie aus der Kirche kommt, zu den Häusern der nächsten Verwandten und Freunde herumzieht und sich dort mit Speise und Trank labt. Zu Riva di Chieri wird dabei vor den Häusern getanzt. In Kalabrien fassen die Brautleute und die Gäste sich nach der Heimkehr von der Zeremonie bei den Händen und tanzen auf dem ebenen Platz vor dem Hochzeitshaus zur Begleitung der Musik einen lustigen Ringeltanz, während dessen die Braut in munteren Reimen gute Ratschläge und heilsame Belehrungen empfängt.
Wenn in Kalabrien ein Mädchen in ein anderes Dorf heiratet, so wird es in einer "lettiga" oder Sänfte abgeholt, d. h. in jenem wunderbaren Transportmittel, welches die Form einer ovalen Wiege hat und mit gefirnisstem Blech beschlagen ist, auf welchem die Messingzwecken, mit denen es festgenagelt wird, bald Arabesken, bald den Namen des Eigentümers bilden. Dieses Gefährt, welches auf zwei Stangen ruht, zwischen denen, eines vorn, eines dahinter, zwei Maultiere gehen, ist für die Kalabreserinnen ein Gegenstand leidenschaftlicher Bewunderung, und man sagt, dass sie gern nach auswärts heiraten, nur um in einer "lettiga" geholt zu werden, und in den Dörfern, durch welche der Zug kommt, Alles auf die Straße zu locken. Die Maultiere, welche rot ausgeputzt und mit vielen Schellen behangen sind, haben in diesem Falle am Kopfe eine Menge Tücher und Bänder, welche den Maultiertreibern gehören, diese guten Leute jedoch nicht abhalten, bevor die Braut aussteigen darf, ihren Verwandten noch ein ganz bedeutendes Trinkgeld abzuverlangen.
In den Abruzzen wird der feierliche Hochzeitszug durch zwei "suonatori" (Spieler) eröffnet und durch zwei andere geschlossen.Öfter schickt auch die Braut ihren "corredo" voraus, und erst dann kommen die vordersten "suonatori".
Im Ferraresischen ziehen vor den Brautleuten ebenfalls einige "suonatori" her, bisweilen noch Jünglinge mit Blumen und Olivenzweigen. Glocken und Orgel begleiten die Zeremonie, Flintenschüsse den Zug. Beim Hochzeitsmahl werden in großer Menge Hühner und Süßigkeiten verzehrt, die guten Weine nicht gespart, gegen Ende lustig boshafte Poesien rezitiert und der Braut Überraschungen bereitet und kleine Possen gespielt. Beim Ball des Abends darf sie nur mit dem Bräutigam tanzen.
In der Umgebung von Alba Monferrina und zu Riva di Chieri wird drei Tage lang getafelt und am dritten die Mahlzeit durch einen Truthahn verherrlicht, der mit roten Bändern geziert ist und mit großen Ehrenbezeigungen empfangen wird. Die Braut muss bei seinem Erscheinen sogleich aufstehen, sonst setzt man ihr eine Wärmflasche unter den Stuhl und sagt: die "sposa" sei kalt und müsse erwärmt werden. Bevor das geehrte Federvieh aber verzehrt wird, sagt der Spaßmacher oder "torotottela" mit Knittelreimen dessen Testament her. Der Truthahn äußert sich darin weitläufig über die große Ehre und das besondere Vergnügen, dass er, so prächtig herausstaffiert, von einer so "schönen Gesellschaft" (bela cumpagnia) verzehrt werden solle, hinterlässt sein Fleisch der Köchin, seine Knochen einem recht großen Hunde; kurz, macht einen Speech im besten Style eines edlen Opfers. Zu Ende des Banketts erscheinen zwei Individuen, von denen eines die Geige spielt und das andere ein Präsentierbrett mit Blumensträußen trägt, die es auf Kosten des Bräutigams verteilt. Die Verse, welche dabei gesprochen werden, sind etwas besser, als die des Truthahns. Vom Bräutigam heißt es:
Oh! vui, signur spus, chi sei tant bin vestì,
I smie nost persi, quand l'è si bin fiurì;
O ihr, Herr Bräutigam, der ihr so prächtig geht,
Gleicht unserm Pfirsichbaum, wenn er in Blüte steht;
von der Braut:
Oh, vui, signura spusa, chi sei tant bin vestìa,
Ne smie la nostra mándula, quand l'è si bin fiurìa.
O ihr, Signora Braut, die so geschmückt ihr geht,
Gleicht unserm Mandelbaum, wenn er in Blüte steht.