Die Oberpfalz
In keinem deutschen Lande hat sich um die Hochzeit ein so mystischer Kreis von Aberglauben geschlungen, wie in der Oberpfalz. Er beginnt mit dem ersten Liebeswort, er schließt sich erst am Brautbett.
Hat der Bursche die Jungfrau, welche ihm gefällt, nach dem Tanze an seinen Tisch geführt, sich neben sie gesetzt, ihr Bier hingestellt, Semmeln vorgebrockt, hat er dabei mit ihr geplaudert und auch vom Heiraten gesprochen, so darf sie von diesem ersten Antrag Nichts "unter einem Dache" sagen, sonst hat sie ihr Glück beschrieen, und ihre Hoffnung wird zu Wasser.
Wenn "der Leihkauf geraten ist", d. h. wenn in der gemeinschaftlichen Besprechung die Heirat richtig gemacht wurde, so gibt der Bräutigam als "Drangeld" sogenannte "Ehetaler", meist Frauenbildtaler in ungleicher Zahl, also wenigstens drei. Diese Taler darf er nicht von seinem Gelde nehmen, sondern er muss sie einwechseln, aber ja nicht von einer Frauensperson, und ebenso wenig dürfen die Taler, so lange er sie bei sich trägt, von einem weiblichen Auge gesehen werden, damit nicht "das Glück zu Knaben genommen werde." Bei den Geschenken darf ein schönes Gebetbuch nicht fehlen; ein anderes Buch an dessen Stelle "würde die Liebe verblättern."
Während des Brautstandes ist die Braut schlimmen Einflüssen in ganz besonderer Weise ausgesetzt, weshalb sie eine Menge von Schutzmitteln anwendet. Sie muss während der ganzen Zeit die Gegenwart einer Leiche oder eines Sterbenden vermeiden, und wovor sie sich ebenfalls sehr zu hüten hat, das ist: "von ihrem Leibe weg" etwas zu verborgen, oder einen Gegenstand aufzuheben, den sie am Wege findet. Eine Hochzeiterin brachte einst mit zwei gefundenen Hufeisen den Pferdetod in's Haus.
Der "Kammerwagen" fährt auch nicht ohne Vorbedeutungen und Vorsichtsmaßregeln. Bei Velburg werden in die unteren Zipfel des ehelichen Deckbetts Amulette von heiligen Kräutern, Körnern, fünf Kreuzchen eingenäht, "damit die Hexe nichts in's Bett zaubern könne." In den Strohsack darf kein "Schaubband" oder Strohseil zum Binden der Garben kommen, sonst würde den Eheleuten ein Unglück zustoßen. Der Rocken des Spinnrades darf nicht gegen den Wagen gekehrt sein, weil dann die junge Frau im ersten Kindbett stirbt; er muss nach den Pferden sehen, das deutet auf Glück in der Ehe. Das Herabwerfen der "Kücheln" vom Wagen nennt man in Velburg: "Das Unglück herabwerfen."
Die "Heiratskuh" gedeiht selten, sie darf daher während des Brautstandes ihrer künftigen Herrin nicht aus dem Stall kommen, auch kein grünes Futter erhalten, "damit sie den Nutzen nicht verliere." Sobald man kann, gibt man sie weg.
Die Braut muss dem Wagen mit Tränen in den Augen folgen, denn: "Wea niad davoa greind, mous nauchi greina" (wer nicht vorher weint, muss nachher weinen). In Velburg gibt man genau Acht, wer von den Brautleuten beim Ankommen mit dem Wagen zuerst an das Haus und somit zur Herrschaft gelangt.
Beim Abladen benetzt zu Tiefenbach der Bräutigam jedes Stück mit Weihwasser, und zeichnet mit geweihter Kreide drei Kreuze darauf. In Rötz kommen die Betten zuerst auf den Tisch und dürfen vom Bräutigam nicht berührt werden, "damit er nicht aus der Ehe gehe." Dagegen muss er um Hambach und Ensdorf den Strohsack, welchen die Leute der Braut ihm boshafter Weise mit Holz und Steinen gefüllt haben, vom Wagen abladen, allein in die Bettstatt schaffen und die erste Nacht auf diesem schlechten Lager schlafen, "damit er lerne, das Hauskreuz zu tragen und seine Frau gut zu behandeln." In Velburg muss er auch, gern oder ungern, die Wiege in's Haus tragen, nachdem er bei der Ankunft des Wagens eiligst
den "Asper" von der Rockenspindel gerissen und über das Haus geworfen hat. Den Rocken muss in Neustadt die Braut noch an demselben Abend abspinnen, und weder Rocken noch Garn darf sie je hergeben, sondern muss Beides immer für sich behalten. Sehr hüten muss sich in Neukirchen die Braut, das Kruzifix zuerst in's Haus zu bringen, sonst kommt Kreuz über Kreuz. Ein Tischchen, auf welchem ein Stück Brot und ein Gebetbuch befindlich sind, muss das erste Geräte im Hause sein. Auch als Brautgeschenk sieht man das Kreuz nicht gern.
In der Nacht vor der Hochzeit wird, gewöhnlich durch Angehörige, im Brauthaus mit der flachen Hand ein Fenster eingeschlagen. Zerspringen die Scheiben in recht viele Splitter, so deutet das auf Reichtum, und fliegen sie weit fort, auf ausgebreitete Geschäfte.
Am Hochzeitsmorgen tut man bei Amberg der Braut, um sie vor bösen Leuten zu schützen, in das Täschchen Salz und dazu ein Stückchen Brot, "damit sie nicht verarme." In die Schuhe bekommt sie Mist, "damit es ihr nicht ahnd tue nach heim," und zu demselben Zweck wird sie, bevor sie zum letzten Male über die Schwelle des Hauses tritt, von ihren Freundinnen und den "Platzbuben" an der Hand über die Düngerstätte geführt, und hört dabei folgende nicht gerade tröstliche Prophezeiung:
Woin', Moidl, woin',
Mia firn di nimma hoim,
Mia firn di üba deins Vodarns Mist,
Es gaid da nimma wais da ganga-r ist.
(Wein', Mädel, wein',
Wir führen dich nimmer heim ;
Wir führen dich über deines Vaters Mist,
Es geht dir nie mehr, wie dir's gegangen ist.)
Und gleichsam als Bestätigung dieses Trostliedes reicht man ihr im Falle sie nicht aus dem Dorfe ist und daher zur Trauung in des Bräutigams Haus kommen muss, beim Betreten desselben einen Trunk Wasser, "damit sie nicht übermütig werde."
Zum Zeichen, "dass sie nie in böslicher Weise aus dem Hause gehen werde," muss sie am rechten Fuß den Schuh verkehrt anziehen, damit beim Antreten des Zuges "die Ferse zur Tür hinaussehe." Wie sie das zu Wege bringt, ist uns ein wenig rätselhaft. In die rechte Rocktasche des Bräutigams befördert seine Mutter verstohlen ein "Büschelchen" von allen Feldfrüchten, damit es bei der Trauung mit gesegnet werde, und so lange der Sohn lebt, der Segen des Feldes bei ihm bleibe.
In Fronau und Tiefenbach ist beim Verlobungsmahl das "Spießrecken" üblich. Kinder und arme Leute stecken einen spitzen Stab zum Fenster hinein und sprechen:
Recka, recka, Spies,
A Köychl is ma gwis,
Steckts ma-r oan ań,
Na laf i af und davãn.
(Recke, recke, Spieß,
Ein Küchel ist mir gewiss,
Steckt mir ein's an,
Dann lauf ich auf und davon.)
Dieses Heischen wiederholt sich in Tiefenbach beim Frühmahl des Hochzeitsmorgens. Steckt nun die Braut zuerst einem Knaben etwas an, so wird sie, besonders bei Knaben, das Wochenbett gut überstellen. Hat sie von dem, was sie ansteckt, schon abgebrochen oder abgebissen, so wird sie eine freigebige Hausfrau. Gibt sie mit der Linken, so wird sie neidisch, gibt ungern und tut es bloß, um sich sehen zu lassen.
Die liebe Jugend ist auch beim Zuge in die Kirche und aus derselben nicht zu faul zum Betteln; sie trabt um das Paar herum und schreit: "Braiggén, lays di! Brad, lays di! I zreis di!" (Bräut'gam, lös' dich! Braut, lös' dich! Ich zerreiß' dich!) Die Brautleute sind auf diese Brandschatzung schon vorbereitet, haben sich die Taschen voll kleiner Münze gesteckt und werfen sie aus, wodurch sie so lange Ruhe gewinnen, wie die Jugend zu "klauben" hat. Nur müssen sie beim ersten Wurf Acht haben, dass sie eine gerade Zahl Geldstücke fassen, "damit es mit der Wirtschaft nicht zurückgehe," und mit der rechten Hand müssen sie werfen, "damit sie rechte Nachbarn werden."
Wird die Hochzeit angeschossen, und geht der erste Schuss in die Höhe, "so kommen die neuen Eheleute zu Gut und Ehre;" geht der Schuss gerade aus, "bringen sie es zu Nichts;" geht er zur Erde, "tritt der Tod bald zwischen sie."
Auf dem ganzen Zuge darf die Braut sich nicht umsehen, "damit sie nicht beschrieen werde." Der Bräutigam darf es ebenso wenig, sonst sieht er sich "nach einer zweiten Frau um." Je nachdem es am Hochzeitstage am Morgen oder am Abend regnet, werden die Leute früher oder später reich; regnet es aber der Braut in den Kranz, wird sie bestimmt eine reiche Frau. Hängt sich an den Kranz ein Spinnenfaden, so bedeutet das auf dem Wege in die Kirche Glück, auf dem Wege aus der Kirche Unglück. Schwitzen die Brautleute auf dem Gange, "gibt es viel Mühe und Plage, Kreuz und Kummer." Stößt eines der Brautleute an, wird, widerfährt es dem Bräutigam, der erste Knabe - widerfährt es der Braut, das erste Mädchen nicht gedeihen. Lässt Eines der Brautleute etwas aus der Hand fallen, "bedeutet es ihm frühen Witwenstand und noch dazu Verbleiben darin." Ein Zeichen, dass die Ehe bald durch den Tod getrennt werden soll, ist auch das Begegnen eines Totenwagens oder eines Priesters, welcher einem Sterbenden das Allerheiligste bringt. Doch weiß man dann nicht, wer sterben wird.
Um so besser weiß man es bei der Trauung. Wer zuerst niest, wer sich zuerst umsieht, auf wen der Rauch der Kerzen zieht, unter wessen Füssen das Kirchenpflaster feucht wird, stirbt zuerst. Für die Brautleute werden zwei Lichter auf dem Altar angezündet: wessen Licht herunterbrennt, der stirbt zuerst; geht das Licht gar aus, so erfolgt der Tod binnen eines Jahres. Geht während des Hochzeitsamtes ein Licht vor der heiligen Wandlung aus, so stirbt zuerst der Bräutigam - erlischt es nach der Wandlung, ist die Braut die Erste. Muss der Geistliche während der Handlung niesen, "wird er die Brautleute noch in demselben Jahre zum Gottesacker aussegnen."
Nicht alle Vorzeichen gehen auf Tod, viele auch auf etwas minder Verhängnisvolles, wenngleich sehr Unangenehmes: eine zänkische Ehe. Sie erfolgt, wenn draußen starker Wind geht, wenn dem Priester die Stola nicht halten will, wenn die Lichter auf dem Altar recht flackern, während ihr ruhiges und gerades Brennen auf Einigkeit in der Ehe deutet. Wenn die Brautleute vom Altar weggehen, soll Niemand zwischen sie treten, sonst gibt es ebenfalls Unfrieden. Überhaupt können während der Trauung böse Leute recht Vieles tun, um das Glück der Ehe zu stören, weshalb die Zeugen sich recht dicht hinter das Brautpaar stellen, "damit Niemand hersehen könne." Auch die Brautleute knien möglichst dicht neben einander, "damit der böse Feind nicht zwischen ihnen Platz finde." Doch können weder Zeugen, noch Brautleute Alles abwehren, was zum Schaden der Ehe ausgesonnen wird. Es gibt einen ganzen Zauberkatalog darüber, in welchem das verhängnisvolle Vorlegeschloss nicht fehlt, welches, zusammengedrückt, während der Priester die Stola über die Hände des Brautpaares legt, die Ehe kinderlos macht.
Ebenfalls stören, selbst trennen kann man die Ehe, wenn man mit einem Hufnagel, den man "unverdanks" gefunden und an drei Karfreitagen bei sich getragen hat, die Hände der Brautleute beim Handschlag damit drückt. Tut man es nur bei dem einen Teile, so verliert dieser allein die Liebe zum andern Teile.
Wenn man in den Absatz eines Brautschuhes einen unversehens gefundenen alten Nagel einschlägt, so wird die Braut dadurch nicht bloß an der Ferse wund, sondern lahm auf immer. Tut man ihr am Hochzeitstage Asche von einem alten, im Frühjahr geschossenen Hasen in den einen ihrer Schuhe, bekommt sie wunde Füße. Reißt man ihr, während sie zur Kirchtür hineingeht, ein Haar aus dem Kopfe, wickelt es um einen Palmzweig und verbrennt es, so wird sie wahnsinnig.
Die Asche von den Hörnern eines am ersten Juni gefangenen Hirschkäfers in die erste Suppe oder den ersten Kaffee getan, wovon das Mädchen als Braut genießt, macht ihre Liebe erkalten und sie selbst in der Ehe untreu. Wird eine gefundene, schon ausgefressene und weiß gewordene Krebsschale zu Pulver gestoßen, und dieses den Brautleuten unter das Essen gemischt, so geht die Wirtschaft den Krebsgang. Reißt man mit einer Schere eines solchen Krebses den Brautleuten eine Wunde, heilt sie nicht wieder, und hat eine Fliege auf dem Krebs gesessen und sticht später eines der Brautleute, so entsteht ein unheilbarer Schaden.
Zur Verschwenderin endlich macht man die Braut, wenn man ihr beim Mahle einen zerbrochenen oder durchlöcherten Pfennig ungesehen unter den Teller legt und ihn dann wieder wegnimmt. Wäre es ein Silberstück, welches man ihr dann schenkte, so würde sie eine gute, reiche Hausfrau, aber böse Leute tun eben nichts Gutes.
Der Ring hat natürlich mystische Bedeutung. Springt er bei der Trauung entzwei, was wohl zu den Seltenheiten gehören mag, verkündet es Tod. Hat ihn die Braut erst, "darf sie ihn nicht mehr heruntertun, oder gar verleihen oder vertauschen, sonst gibt es Streit in der Ehe." Außerdem hat der Ehering "eine eigene Kraft" gegen allen Zauber, gegen Hexen und "Bilmesschnitter", die zauberhaften Getreideschneider, welche in den Ernten solche Verwüstungen anrichten können.
Seltsam genug ist es, dass der Braut, "welche hereinheiratet," Hexenkraft zugetraut wird, vor welcher man sich in Waldmünchen dadurch zu schützen sucht, dass die Nachbarn während der Trauung zum Fenster oder zum Dach in das Haus des Bräutigams hineinsteigen und dort, gleichviel ob es Sommer oder Winter ist, den Ofen entzwei schlagen. Auch kann die Braut weder den Neugeborenen, noch dem Vieh schaden, wenn man ihr beim Einzug in die Kirche unter den bräutlichen Kopfschmuck den "Bendl", ein Kätzchen von einem geweihten Palmzweige, schiebt. Tut man das Gleiche mit einem Stück von der Schwungfeder einer Eule, so "hat sie unverschuldete Gewalt, Menschen und Vieh zu beschädigen."
Die Trauung darf nicht stattfinden bei abnehmendem Monde, oder in der Kreuzwoche, "sonst missrät die Ehe;" nicht, so lange ein Grab offen steht, "weil sonst Eines der Brautleute alsbald sterben muss;" nicht an einem Freitag, denn "am Freitag heiraten die Lausigen." Sie muss am "Irdda", am Irtag oder Dienstag sein, es sei denn, dass der "Unschuldige Kindleinstag" auf einen Dienstag falle. Dann werden, weil der Dienstag ein Unglückstag geworden ist, an vielen Orten alle Hochzeiten im ganzen Jahre auf den Montag verlegt.
Kommt der Zug aus der Kirche, so wirft die Braut wieder etwas "auf die Rapp", um Glück in der Ehe zu haben. Das Gleiche wird durch das Wegwerfen des Trinkgeschirrs bezweckt. In Rötz und Neukirchen wartet vor der Tür des Hauses, wo die Hochzeit gehalten werden soll, der Wirt oder Hausvater mit einer Flasche Wein und bietet dem Bräutigam den Ehrentrunk. Von diesem geht das Glas durch die Männer, kommt zur Braut, wandert durch die Frauen und die zuletzt trinkt, wirft es weg. Um Naabburg ist das Haus verschlossen, aus dem Fenster wird ein Krug Bier gereicht, und der letzte Trinker, gewöhnlich der Brautführer, wirft den Krug mit der Neige über's Hausdach. An der Wondreb bleibt die Braut mit den weiblichen Gästen vor der Schwelle des Hauses stehen, bis ihr der Ehrentrunk hinausgereicht wird. Sie trinkt das Glas bis auf die Neige leer und wirft es rücklings über den Kopf. Zerbricht es, ist es ein günstiges Zeichen; bleibt es ganz, wird es gewaltsam zerschlagen, damit es nicht Unglück bedeute. In der Gaststube bringen die Brautleute sich gegenseitig den Trunk zu: wer es zuerst tut, bekommt das Regiment.
Diese wichtige Frage bleibt während des ganzen Verlaufs der Hochzeit offen, obgleich der Bräutigam, indem er sich bei der Trauung rechts stellt, sie a priori zu entscheiden versucht. Die Braut hat Chancen, selbst bei der Trauung. Kann sie bei der Einsegnung die Hand über die des Bräutigams legen, steht sie zuerst vom "Schämmel" auf, bleibt die Herrschaft ihr. In Tiefenbach muss sie beim Eintreten in die Wirtsstube schnell ein Laibchen Brot anbrechen; ist die Hochzeit in des Bräutigams Haus, vor dem Bräutigam hineinzukommen suchen. Endlich bleibt ihr noch ein letztes Mittel: zuerst das Bett zu besteigen.
Bevor sie jedoch so weit gelangt, hat sie noch viel zu tun. Zuallererst muss sie entsetzlich viel weinen. Sie hat es getreu dem Sprichwort:
Lachende Braut, weinendes Weib -
Weinende Braut, freudiges Weib -
schon während des Trauaktes unaufhörlich getan, sie muss es bei der Mahlzeit wieder tun, so dass sie fast gar nicht essen kann. Von der Suppe gibt ihr die "rechte Prangerin" drei Löffel voll in den Mund, "damit sie sich jetzt schon das Maul verbrenne ;" dann wird der hölzerne Löffel zerbrochen und zum Fenster hinausgeworfen, "damit sie das Heimweh verliere." Vom Kalbsbraten reicht ihr der Brautführer das Schweifchen, "damit sie Glück zu Knaben habe." Vom Kraut muss sie einige Gabeln voll nehmen, "damit ihr das Gewand schön stehe, und sie eine reinliche Hausfrau werde, denn es ist Nichts reinlicher, als Sauerkraut." Trinken darf sie gar nicht, denn sonst würde sie durch Trinken die Wirtschaft zu Grunde richten. In Falkenstein sollen die Brautleute beide kein Fleisch essen, "damit sie mit dem Viehstande kein Unglück haben." An andern Orten ist es wesentlich, dass die Braut, in ihrem neuen Hause angelangt, noch im Hochzeitsstaat sich nach dem Stall begebe, dem Vieh vorwerfe und dazu sage: "Viel Glück zu einem Rind," dann bleibt das Glück im Stall.
Im Rotthaie sucht sie sich zugleich Glück und Brot zu sichern, indem sie beim Bäcker mit geborgtem Sauerteig mehrere Körbe voll Weckenbrot backen lässt, um es dann während der Mahlzeit den Armen zuzuwerfen, welche dem Zuge aus der Kirche gefolgt sind und vor den Fenstern stehen. Geraten die Brote, und ergibt sich, wenn sie vor dem Auswerfen gezählt werden, die gleiche Zahl, so sind das Glückszeichen. Der letzte Wecken, der herabfällt, muss der größte sein, "damit es der Braut am Brotbacken nicht fehle." In Schönthal hat die Hochzeiterin es gern, wenn sie beim Tanz recht hoch geschwungen wird, damit sie Glück mit dem Flachs habe.
Wo das "Backofenschüssel-Laufen" gebräuchlich ist, ziehen alle Gäste, sobald sie nach dem Hochzeitsamt aus der Kirchtür treten, den Rock, die Schuhe und Strümpfe aus, natürlich bloß die, welche zum Laufen befähigt sind. Der Brautführer geht einige hundert Schritte weit, wirft seinen Hut in die Höhe, fängt ihn und hängt ihn auf seinen Stock. Sobald der Hut in die Luft fliegt, beginnt das Laufen, dessen Ziel der Brautführer oder vielmehr sein Hut ist. Wer ihn zuerst erreicht und sich des Hutes bemächtigt, hat sich vom Hochzeiter Geld und die Mahlfreiheit verdient. Aber es muss ein guter und unbescholtener Mensch sein, der den Preis gewinnt, denn jede Untugend, die er an sich hat, geht auf das erste Kind der jungen Frau über.
Beim Schenken passt man auf, wie das erste Geldstück zu liegen kommt. Liegt der Kopf obenauf und sieht er weg von den Brautleuten, so haben sie wenig mit dem Gerichte zu tun; sieht er dagegen den Hochzeiter an, muss der sich viel streiten, und ist's die Hochzeiterin, welcher der Kopf sich zuwendet, macht die Nachbarin ihr zu schaffen. Fällt endlich das Geldstück auf's Gesicht, wird die Ehe zwar glücklich, dauert aber nicht lange. Ein ganz besonderes Geschenk ist ein vier Fuß langer und zwei Schuh breiter "Spieß" oder "Spitzwecken", vom feinsten Mehl, mit brennenden Lichtchen besteckt, welchen zu Velburg die "Taufdod" oder eine Verwandte der Braut darbringt. Jeder Gast bekommt seinen Anteil, was übrig bleibt, gehört dem Brautpaare; vor Allen muss "zur Bewahrung der Nachbarschaft" die junge Frau davon essen.
Der Folge nach gleicht die oberpfälzer Hochzeit so ziemlich der oberbayrischen, aber die Einzelheiten sind mannigfach verschieden und die Benennungen sind es durchgängig.