Die Skandinavier
Der Norden ist gleichsam eins mit der Sage, darum hat diese auch mit der Hochzeit zu schaffen. In manchem Tal von Norwegen galt die Brautkrone der Gemeinde als Hinterlassenschaft einer Geisterbraut, welche, schon geschmückt mit dem vollen Traustaat, dadurch entzaubert wurde, dass ein kühner Jüngling über ihren Kopf ein Messer schleuderte, denn bekanntlich bricht blanker Stahl jeden Zauber. In Schweden wurde ein Bräutigam seiner Braut, wenn auch von keinem irdischen Mädchen, so doch gewiss von den Elfen beneidet, weshalb der junge Mann noch jetzt an seinem Hochzeitstage Knoblauch oder Valeriana in seine Kleider tut. Der Braut wiederum droht Gefahr vom bösen Feinde, der sich leicht in ein schwarzes Ross verwandelt und sie raubt, wenn sie auf dem Heimweg aus der Kirche über irgend einen Strom muss. In Dänemark sind es die Trolls, die ungeschlachten Gebirgsdämonen, welche in der Nähe gewisser Berge die Bräute aus dem Hochzeitszuge rauben, weshalb solche Berge wo möglich umgangen werden.
Der Aberglaube, der Sohn der Sage, ist bei Gelegenheit der Hochzeit ebenfalls nicht müßig. Am tätigsten dabei finden wir ihn in Schweden.
Der Jüngling darf dem Mädchen, das er liebt, weder Messer noch Nadeln schenken, sonst wird ihre Liebe zerschnitten. Auf Island ist auch die Schere verboten. Strömender Regen am Hochzeitstage bedeutet auf Island gewaltsamen Bruch in der Ehe, ein leichter, milder Schauer dagegen Fruchtbarkeit, Glück in der Wirtschaft und harmonisches Gattenleben. In Schweden wird die Braut reich, der es in die Brautkrone regnet; auch die hat immer Geld, welche in jeden Schuh ein Silberstück legt. Im Kirchspiel Mora in Dalekarlien tragen die Brautleute jedes einen Silberpfennig im linken Strumpfe. Reich sowohl wie gesund werden und bleiben die neuen Gatten, wenn die Hochzeit im Neumond gefeiert wird.
Mit den Pferden hängt Mehreres zusammen. In einigen Gegenden bekommt die Braut, um zur Trauung zu reiten, das schlechteste Pferd, welches aufzutreiben ist; denn da ein Tier, auf welchem eine Braut reitet, von dem Tage an, wo sie es benutzt, nicht mehr gedeiht, wär' es Schade um ein gutes. Kommt sie aus der Kirche zurück, so springt sie rasch von ihrem Pferde herunter, nimmt ihm den Zaum ab, schlägt es auf die Nase und macht ihm die Sattelgurte los, Alles, um ein leichtes Kindbett zu haben. Denselben Zweck erreicht sie, wenn sie durch ein Pferdegeschirr kriecht, aber dann wird das Kind ein Alp. Wenn die Hengste im Brautzuge oft wiehern, so ist die Braut nicht länger Jungfrau, ebenso wenn dem Spielmann die Saiten reißen. Desgleichen pflegt in diesem Falle die Krone nebst dem übrigen Brautschmuck bleifarben trübe zu erscheinen, während sie im entgegengesetzten mit lichtem Glanze schimmert. Den Brautmädchen, die einer Braut mit bleicher Krone folgen, geht das Haar aus, besonders wenn sie es unbedeckt tragen, es wäre denn, sie hätten ein "kupper-rundstykke" (kleine Kupfermünze) drinnen eingebunden.
Soll die Ehe glücklich werden, darf die Braut das Bräutigamshemd nicht nähen. Die eingeladenen Gäste müssen sich zu gleicher Zeit einstellen, sonst würde das neue Paar Mangel an Nahrung haben. Geradezu arm wird es, wenn der Brautzug an einem leeren Grabe vorüber in die Kirche geht; darum lässt man, findet am Tage der Trauung ein Begräbnis statt, diesem den Vortritt. Werden mehrere Paare zugleich getraut, so werden einige unglücklich. Eine Taufe am Trauungstage verheißt viele Kinder. Wenn
der Brautzug in gerader Richtung in die Kirche und aus derselben zieht, wird die Ehe einig, und in Westgöthland soll sie um so glücklicher werden, je schneller die Heimfahrt von Statten geht.
Einiges erinnert an die Zeit, wo die Festlust leicht in Kampfwut ausartete. Man darf am Hochzeitstage nicht mit der Zuberstange rasseln, damit nicht Streit unter den Gästen entstehe. Will man ihn noch sicherer vermeiden, so stellt man auf der Grenze des Gehöftes an einem Gattertor zwei Jungen auf und hetzt sie zum Prügeln aneinander, dann prügeln sich die Gäste nicht. Damit diese aber auch wiederum nicht allzu schweigsam sich verhalten mögen, darf man beim Tischdecken nicht sprechen. Will man sie vor Magenverderben hüten, d. h. wünscht man, dass sie dem Mahle keine Gerechtigkeit widerfahren lassen sollen, dann bläst man unter das Tischtuch, oder streut Flachssamen darunter, oder legt unter den Tisch eine Mistgabel. Doch ist dergleichen nicht wohlgetan, denn wenn man beim Hochzeitsmahle spart, so geht nachher um so mehr auf. Isst die Braut viel bei Tische, wird sie nicht karg; kostet sie von allen Speisen, die aufgetragen werden und beißt dann in's Tischtuch, wird sie nicht lüstern. Viel Milch und Speise wird sie immer haben, wenn sie, bevor sie eintritt, in den Speicher eilt, dort Milch trinkt und von dem, was sie vorfindet, genießt. Auch dadurch wird ihr reichliche Milch gesichert, wenn sie sogleich nach dem Anlegen der Brautschuhe in den Stall geht und eine Kuh melkt, oder wenn bei der Rückkehr aus der Kirche die Mutter ihr ein Glas Milch entgegenbringt. Die Nacht vor der Trauung soll sie einen Knaben im Bette bei sich haben, in ihr Brautbett, als Nahrung bei ihrem ersten Wochenliegen, einen Kuchen und einen Käse mit nehmen.
Die Herrschaft bekommt sie, wenn es ihr gelingt, am Hochzeitsmorgen ihren Bräutigam früher zu sehen, als er sie erblickt. Wenn sie sich zuerst im Brautstuhl niederlässt und bei der Zeremonie den Fuß etwas weiter vorsetzt, als der Bräutigam den seinigen. Endlich, wenn sie "zufällig" ihren Schuh verliert oder ihr Schnupftuch, vielleicht auch einen andern Gegenstand fallen lässt und der Bräutigam so artig ist, sich zum Aufheben zu bücken. Er muss dann fortan "den Rücken beugen".
Wer bei der Trauung hinter sich blickt und sich so gleichsam schon nach einem neuen Gatten umsieht, der überlebt den Andern. Früher stirbt, wer in der Kirche schläfrig wird oder am Abend zuerst einschläft. Sollen die Brautleute ganz eines in das andere aufgehen, so müssen sie in der Kirche ein Band oder ein Tuch zugleich anfassen und so dicht wie möglich nebeneinander stehen, damit Niemand je zwischen sie komme.
Wenn wir nun von den Vorbedeutungen, die sich an die Hochzeit knüpfen, zu dieser selbst übergehen, so dünkt uns zuerst auf den Färöern der Freiwerber, welcher in gereimter Rede um die Jungfrau anhalten muss, des Bemerkens wert. Dann am Vorabend der Hochzeit der Färöertanz, zu welchem Männer und Frauen in bunter Reihe sich an den Händen fassen und zum Rhythmus alter oder neuer Lieder langsam in der Runde tanzen. Am Morgen fährt die Hochzeitsgesellschaft gern in Böten zur Kirche. In diese zieht man paarweise, voran die Brautleute. Nach der Trauung opfern zuerst die Männer und dann die Frauen, und Alle verneigen sich beim Zurückkommen vom Altar vor dem Brautpaar. Nach der Rückfahrt beginnt sogleich das Mahl. Bei Reicheren wird eine Kuh geschlachtet und auch Gänsebraten gegeben, bei weniger Bemittelten besteht das ganze Essen aus Lamm: Lammfleischsuppe, gesalzenes und getrocknetes Lammfleisch kalt, Lammbraten mit Sauce. Nur gegen das Ende kommt die Brautgrütze aus Buchweizen, bei Reichen aus Reis, gekocht mit Milch und Sirup. Zwei Schnäpse werden, einer zu Ehren des Bräutigams in ein Glas, einer zu Ehren der Braut in eine Oberteetasse eingeschenkt.
Nach dem Essen tanzt man wieder zum Gesang in der Runde, bis später am Abend der Küchenmeister stark an einen Balken schlägt und dabei ausruft: "Nun erinnere ich die Braut zum ersten Male an das Schlafengehen." Man achtet seiner nicht und tanzt weiter. In einer halben Stunde richtet er auf gleiche Weise die gleiche Erinnerung an den Bräutigam, doch erst nachdem er jedes der Brautleute drei Mal aufgefordert, hört der allgemeine Tanz auf, und die Frauen allein beginnen einen neuen zu einem Liede von des Mannes Oberherrschaft, bei dessen Schluss sie mit der Braut in die Brautkammer tanzen und sie halb entkleidet zu Bette legen. Die Männer haben ihrerseits einen Tanz mit dem Bräutigam begonnen und ihm
gute Ermahnungen vorgesungen, worauf er gleichfalls nach der Brautkammer geführt wird. Eine der Brautjungfrauen, die an der Tür steht, wehrt den Männern den Eintritt, gestattet ihn aber nach kurzer Unterhandlung. Die Männer setzen sich an den Tisch, auf welchem einige Lichter stehen, um ein Abendlied anzustimmen; die "Hochzeitsmänner" entkleiden den Bräutigam. Ist auch er glücklich zu Bette gebracht, wird das Sonntagsabendgebet vorgelesen und noch ein Teil von einem andern Abendliede gesungen. Darauf wünscht man dem Brautpaar Glück, küsst es, verlässt es und kehrt in die Tanzstube zurück, um von Neuem zu essen, zu trinken und zu tanzen. Am Morgen bringen die Gäste der jungen Frau in's Bett die Geschenke, deren jedes der junge Mann durch ein Glas Wein oder Branntwein erwidert. Der Tag wird abermals mit Schmausen und Tanzen begangen.
In Dänemark ist die Jul- oder Weihnachtszeit diejenige, wo bei den vielen Festlichkeiten die meisten Heiraten zu Stande kommen. Als der beste Tag zum Heiraten wurde sonst der Donnerstag betrachtet, jetzt wählt man, besonders in Südjütland gern den Sonnabend oder Sonntag. Acht Tage vorher reitet der "bydemand" (Einlader) auf einem geschmückten Pferde herum. Kommt er in ein Haus, so sagt er: "Guten Tag, Gottesfrieden! Sind alle eure Leute hier?" Ist das nicht der Fall, so geht er hinaus und holt sie, treibt sie wohl auch mit der Reitpeitsche hinein. Dann nimmt er den Hut in die Hand und hebt seinen Einladespruch an; lässt ihn sein Gedächtnis im Stich, so braucht er nur einen Blick in den Hut zu tun, dann kommt er wieder in Fluss, denn im Hut liegt das Konzept der Rede. Ist er mit ihr fertig, so sagt er: "Nun mögt Ihr den Boten nicht verschmähen", und reitet weiter.
Die Gäste, welche sich im Heim der Braut versammeln, bekommen Warmbier. Dadurch gestärkt fährt man nach der Kirche, doch nur wenn die Braut aus einem andern Orte ist, sonst geht man zu Fuß. Fährt man, so kommen zuerst die Musikanten, dann die Brautjungfern, darauf die Braut mit den Brautführern, welche den Rücksitz einnehmen, während sie den ganzen Weg über nicht zurückblicken darf, endlich der Bräutigam mit den Bräutigamsführern und der Verwandtschaft, und dem Range nach die Gäste. Zwei "legsvendene" (Spielgesellen), einer aus der Familie der Braut, der andere aus der des Bräutigams, reiten zu beiden Seiten des Brautwagens. Die übrigen Berittenen reiten eine Strecke lang voraus, wenden dann um, sprengen an der "Brautschar" vorbei nach dem Brauthause, machen dort abermals Kehrt und reiten an die Spitze der Brautschar zurück und dieser bis zur Kirche voran. Im Gehöft des Bräutigams ist das Mahl, bei welchem die Erbsen mit Speck jetzt durch Fleisch- oder Weinsuppe ersetzt werden. Nach Tische hält der "skaffer" (Schaffner), der aufgewartet hat, eine Rede. Bei großen Hochzeiten sind mehrere Schaffner und außer ihnen noch "ein ganzes Teil Tischmädchen (bordpiger)". Die Braut muss zuerst "aufgetanzt werden", d. h. mit dem Schaffner, dem Bräutigam, mit den Bräutigamsführern und den Spielgesellen tanzen. Nachdem sie ein Paar Stunden getanzt hat, nimmt der Bräutigam ihr die Krone ab, oft keine leichte Aufgabe, da Niemand ihm dabei helfen darf.
In Westjütland erlaubt man es sich sogar am Freitag zu heiraten. Auch werden dort in einer reichen Bauernfamilie nicht nur von dieser selbst die großartigsten Vorbereitungen getroffen, sondern auch die eingeladenen Verwandten und Nachbarn steuern Geflügel, Eier und Butter in Fülle bei, so dass kein Mangel zu befürchten ist. In der "Großstube" des Hochzeithauses versammeln die Gäste sich am Morgen zu Kaffee und andern mehr geistigen Getränken. Wenn alle eingetroffen sind, wird die Braut von der Predigersfrau, die sie angekleidet hat, hereingeführt. Mit dieser, einer zweiten Brautfrau und einigen Brautmädchen fährt sie zur Trauung. Der Bräutigam folgt auch hier. In die Kirche geht der Zug in folgender Ordnung: Die Braut, die Brautfrauen, die Brautmädchen, so viel ihrer sind, paarweise, der Bräutigam, die beiden Brautführer, die Männer, endlich die Frauen, alle ebenfalls paarweise. Zum Opfern geht das Brautpaar mit gutem Beispiel voran, die Brautjungfern ahmen es nach, dann alle Übrigen, die Verheirateten zuerst, darauf die Ledigen. Wollte einer von diesen sich den Vortritt anmaßen, wäre das ein sehr ernstlicher Verstoß gegen die ländliche Etikette. Bei der Rückkehr führt des Bräutigams Wagen den Zug an.
Dieser wird im Hofe des Hochzeitshauses mit Geigenstreichen und einer Gewehrsalve begrüßt. Im Hause selbst ist in allen Zimmern gedeckt, der Haupttisch prangt in der großen Stube. An einem Ende desselben sitzt die Predigersfrau, die Hauptvorschneiderin und Vorlegerin. Die Schaffner sind auch hier üblich; um ihr Amt mit mehr Geschick ausüben zu können, legen sie ihre langen Röcke ab. Fleischsuppe mit Klößchen eröffnet das Mahl: die Terrine wird wieder und wieder gefüllt, denn wenn sie nicht fast so voll weggetragen würde, wie sie aufgetragen worden ist, so gälte das als Schande für die Hausfrau. Große Stücken Rindfleisch und gesottene Hühner mit Meerrettichsoße kommen nach der Suppe, dann mehrere Sorten Süßwasser- und Seefische, Braten verschiedener Art, welche pyramidalisch auf den Schüsseln aufgestapelt werden und daher große Übung im Vorschneiden verlangen, mannigfaltige Kuchen, zum Schluss Mandelgebäck und rote Grütze. Nach Tische bleiben die Männer so lange in den Wirtschaftsgebäuden, die sie besichtigen, bis die Tische weggeräumt sind und der Kaffee bereit steht. An diesen schließt sich der Tee, der Teepunsch und der Ball. Das Brautpaar beginnt ihn mit einem Reel, einem dänischen Matrosentanz, welchen die Braut noch in ihrem vollen Staat ausführt. Erst dann kleidet sie sich um zu der endlosen Reihe der Ehrentänze. Die andern Tänzerinnen müssen jede Aufforderung zu tanzen im Anfange mit einem: "Ah nei, gewiss nicht" zurückweisen, und dürfen nur, wenn der auffordernde Tänzer sie zerrt und eine Freundin sie stößt, ihrer Neigung nachgeben. Hat man sich genug abgemüdet, so spielt man "julelege" (Weihnachtsspiele), um sich bis zum Abendessen auszuruhen. Dieses beginnt oft nicht vor drei Uhr Morgens, besteht aus massenhaftem kaltem Aufschnitt und endet mit einer Riesenschüssel voll "Reisgrütze" (Milchreis). Hierauf wird der Tag als geendet betrachtet, und Gast auf Gast fährt von dannen, doch nicht ohne als Dank für "ae send" (das Gesendete) einen sogenannten "Mundbissen", d. h. einen Korb mit einer Gans, einer "Schafbockkeule," einer Fleischwurst und einigen Kuchen mitzunehmen.
In Schweden werden die Heiraten häufig bei den dreitägigen Versammlungen abgemacht, welche an einigen Orten vor den Fasten, zu Pfingsten und zu Martini in der "gillesstuga" (Bruderschaftshaus) nahe der Kirche abgehalten werden. Pfingsten ist in Wässbo-härad, dem Kirchspiel Wässbo, auch eine zur "förlofning" (Verlobung) beliebte Zeit, doch verlobt man sich nicht minder zu Ostern, Weihnachten und Lichtmess. Die Hochzeit wird in Wässbo am liebsten in der Zeit zwischen Frühlingsende und Johanni, in Herjedalen gern im März oder zu Ostern gefeiert, seltener zu Pfingsten; in Dalekarlien finden die Trauungen meistens Anfang Oktober, zur Kirmes statt, welche auch die Abzugszeit der Dienstboten ist, acht Tage lang währt und die "Freiwoche" heißt.
Wir sagen absichtlich "die Trauungen", denn die Dalekarlier teilen das Vorurteil gegen mehrere Hochzeiten auf ein Mal nicht, sondern lassen sich massenhaft trauen. Es liegt uns die Schilderung eines Trautages in dem Kirchspiel Mora vor. Über den See Silja, welcher "das Auge von Dalekarlien" genannt wird, fuhren die Brautpaare in langen Böten heran, jedes mit seiner Begleitung. Am Pfarrhof ordnete der Zug sich. Der Adjunkt führte ihn an. Die zehn Bräutigame kamen einer hinter dem andern, sämtlich in blauen Röcken, gelben bocksledernen Hosen, weißen Strümpfen, um den rechten Arm ein feines weißes Tuch mit einer Quaste am Zipfel geschlungen. In grünen Kleidern, das Haar mit Perlen und Band durchflochten, folgten die Brautmädchen, größere und kleinere, ihnen die Brautführerinnen, verheiratete Verwandte der Bräute, darauf diese, geteilt in "Kronbräute" und "Grünbräute," in reichere und ärmere. Die ersteren trugen schwarze Bombasinkleider, verziert mit herabhängenden Bändern, kurze Ärmel, weiße Manschetten, gelbe, bunt ausgenähte Handschuh, farbige Schürzen, um Brust und Hals bunte Perlenschnüre und silberne Ketten mit Medaillen und Silbertalern daran, rote Strümpfe, Hackenschuhe, auf dem Kopf eine Silberkrone und einen Kranz, sowie aufrechtstehenden Strauß von bunten Zeugstückchen, die Blumen vorstellen sollten, in den Händen endlich einen Muff, von welchem eine Menge verschiedenfarbiger Tücher herunter flatterten. Die Grünbräute trugen Rock und Spencer von hellgrünem "Chalon", bunte Schürze, um den Hals Silberketten, den bei Frauen gebräuchlichen Kopfputz von weißer holländischer Leinwand und darüber das dreieckige Kopftuch
der Mädchen. Einige Soldaten in voller Uniform schlossen den Zug, welchen der "spögubbe" (der Kirchenknecht, wörtlich "der Stabalte") in Empfang nahm und durch die dichtgedrängte Gemeinde bis in die Nähe des Altares geleitete. Dort setzten die Brautpaare sich auf den Chor und sangen, jedes gemeinschaftlich aus einem Gesangbuch, das Lied mit der Gemeinde. Beim Gebete traten sie vor, knieten, jedes unter seinem "Brauthimmel" nieder und empfingen gemeinschaftlich den Segen, worauf sie sämtlich im Pfarrhofe bewirtet wurden.
Der Brauthimmel (pell) ist eine seidene Decke, welche entweder ledige Standespersonen oder zwei "brudsvenner" (Brautdiener) und zwei "brudpigor" (Brautmädchen), in Wingäker oft zwanzig auf jeder Seite, während der Trauung über dem Brautpaar halten. Der "Brautstuhl" ist in manchen Kirchen zu transportieren, meistens aber nimmt man eine Bank aus dem Chor dazu, und schmückt sie hochzeitlich, indem man zwei Tannen mit Blumen und Goldpapier an die Tür pflanzt und oben eine weiße Decke ausspannt und recht auffallend verziert. Findet die Trauung zu Hause statt, so überzieht man einen gewöhnlichen Stuhl, etwa mit rosenfarbener Seide, stellt ihn auf einen Teppich und legt zwei Kissen davor. Eine Art Nachtrauung im Hochzeitshause heißt "sängledning", eigentlich "Zubettgeleiten". Wahrscheinlich ist die ursprüngliche Zeremonie durch die jetzige religiöse Einführung in das Ehegemach ersetzt worden.
Die Bewirtung im Pfarrhofe ist verschieden. In Herjedalen wird allen Bekannten, welche nicht zur Hochzeit geladen sind, Brot und Branntwein gereicht; ist das Brautpaar reich genug, bewirtet es die ganze Versammlung und erhält dafür von jedem Teilnehmer einige Stüber, welche dem Bräutigam durch seine Angehörige zugeschickt werden und deshalb "Sendegeld" (sändnings-pengar) heißen. Zu Wingäker in Södermanland, sowie zu Delsbo, einem der volksreicheren Pastorate Helsinglands, bekommen ebenfalls nur diejenigen Branntwein und Brot, die sich mit in der Kirche befanden, aber nicht mit in's Hochzeitshaus gehen. Eine zweite Bewirtung von Seiten der Neuvermählten findet am Sonntag nach der Trauung für diejenigen statt, welche, obgleich sie nicht Hochzeitsgäste waren, ihnen doch "sändepenningar" oder Geschenke in's Haus geschickt haben, und zwar wird diese Kollation in der "Kirchstube" eingenommen, dem Gelass unfern der Kirche, wo die Familien sich von dem oft so weiten Kirchgang ausruhen oder bei schlechtem Wetter Schutz suchen.
In Delsbo wird die junge Frau, wenn sie sich an diesem Sonntage zum ersten Male in der Frauentracht zeigt, "hofvera", von "Stolzieren" oder "Prangen", genannt. In Jemtland sitzt die Braut, geschmückt mit Blumen und silbernen Ketten, am Sonntage vor der Hochzeit in der Kirche zur Schau neben der Predigersfrau und heißt "lillebrud" (kleine Braut).
Die Predigersfrau kleidet auch in Schweden meistenteils die Braut an und hat als "brudsäta" (Brautputzerin) einen Ehrenplatz im Zuge und beim Mahle. Oft wird die Braut im Pfarrhaus selbst geschmückt und hauptsächlich gekrönt, und dann geht der Zug auch von dort aus, wie in Ångermanland, wo der Braut bereits am Abend vorher im Pfarrhofe das Haar gebrannt wird. Ist es ihr dann am Hochzeitsmorgen gemacht worden, und ist sie überhaupt fertig, so zieht die Musik voraus, die Brautmädchen folgen, oft vierzig an der Zahl, der Brautvater führt die Braut, dann kommen sämtliche Frauen, Bräutigam und Prediger und zuletzt die Männer. Nach der Zeremonie muss die Braut auf dem Kirchhof stehen bleiben, um sich besehen zu lassen und kleine Kuchen unter die Kinder auszuwerfen. Das Besehen ist ein allgemeines Recht des Publikums. In Städten, z. B. in Stockholm, kommen ganz fremde Leute sogar in's Haus, wo eine Hochzeit gefeiert wird, und verlangen ohne Weiteres, die Braut zu sehen, oder diese muss, sind viele Neugierige auf der Straße, sich an einem Fenster zeigen, welches zu diesem Behuf besonders erleuchtet wird.
Wenn auf dem Lande die "Brautschar" vom Brauthofe ausziehen soll, kommt die "brudsäta" den Abend vorher in's Haus. Dieser Vorabend heißt in Delsbo "möqvällen" (der Jungfernabend), an welchem "mövalling" (Jungfernbrei) gegessen und wohl auch getanzt wird, eine Vorfeier, deren Kosten die beiderseitigen Eltern bestreiten. Um das Zubereiten und Anrichten der Speisen zu besorgen, welche, dem allgemeinen Gebrauch nach, die Eingeladenen zur Hochzeit gebracht oder geschickt haben, werden an diesem Abend zwei gefällige und dienstbereite Hausfrauen als "matstillgummor" (Frauen, die zu essen geben) erwählt. Ihrer
Anordnung gemäß kommen während der Dauer der Hochzeit die Speisen auf den Tisch und Jeder isst, unbekümmert, ob es von seinem Mitgebrachten oder dem eines Anderen sei, so lange man zusammenbleibt, d. h. so lange das Getränk vorhält, welches der Hausherr angeschafft. Ist das letzte Fass "öl" (Bier) angezapft und der Branntwein getrunken, so hat auch die Hochzeit ein Ende und Alles nimmt Abschied, doch nicht ohne dass die "matstillgummor" jeder Hausfrau etwas Brot, Fleisch, Braten und Käse in ein Tuch einbinden und mitgeben.
In Bohuslän hält man eine förmliche Vorhochzeit, indem man sich am Abend vor der ersten Abkündigung versammelt, am Sonntag gemeinschaftlich, doch ohne Prozession in die Kirche zieht, und dann nach dem Hofe zurückkehrt, wo man oft bis zum Mittwoch von den Vorräten zehrt, welche auch hier die Gäste mitgebracht haben.
In Wingäker erscheint keine eingeladene Familie zum Hochzeitsmahl ohne einen Topf voll dicker süßer Grütze. Jeder Grütztopf macht bei Tische die Runde, und jeder Gast muss von jedem kosten. Wer in Dalekarlien zur Hochzeit geladen wird, muss vollständig für sich selbst sorgen, nur der Geistliche, die "brudsäta" und derjenige Brautdiener, welcher während der Trauung den Hut des Bräutigams in Verwahrung gehabt hat, werden freigehalten. Am ersten Tage gibt der Bräutigam den Branntwein, und damit er am zweiten dieser löblichen Großmut nicht untreu werde, nimmt man ihn auf die Schultern und tanzt so lange mit ihm herum, bis er mit der Kreide, welche jeder Dalekarlier bei sich trägt, um damit auf seinem ledernen Schurzfell rechnen zu können, den Betrag des Branntweins aufschreibt, den er noch herzugeben beabsichtigt.
In Delsbo werden die Verwandten zur Hochzeit, die gewöhnlich auf dem Hofe gehalten wird, wo das Brautpaar wohnen soll, nur unter der Bedingung eingeladen, dass sie für so viel Personen, wie sich aus ihrem Hofe einfinden wollen, hinreichende Lebensmittel mitbringen. Die Einladung für einen Bauern, der einen Rotesoldaten hat, d. h. einen Mann, welchen er, anstatt Steuern zu zahlen, zum Heere stellt und während dasselbe nicht zusammengezogen ist, unterhält, gilt für den Soldaten mit, wie wir ja schon bei den Trauungen in Dalekarlien die Gegenwart der Uniformen bemerkt haben. Der Bauer muss dann für sich und seinen Rotesoldaten mit Proviant versehen sein; will aber die Frau des letzteren mitkommen, so muss sie sich selbst beköstigen. Im wirklichen Sinne Gäste des Bräutigams, d. h. zechfrei sind nur zwei Burschen, die seine vertrautesten Kameraden waren. Kann einer von ihnen diese Ehre nicht annehmen, so darf er statt seiner einen andern Burschen schicken, welcher jedoch dem Eingeladenen das Recht, auf die Hochzeit zu kommen, mit drei Taler in Kupfergeld bezahlen muss.
Das Aufheben des Bräutigams fand früher auch in Wässbo statt. Man nannte es "hyssa", und die ledigen Burschen führten es aus. Da die verheirateten Männer ihnen ihre Last zu entreißen suchten, kam es oft zu gefährlichen Schlägereien und die Sitte dadurch außer Gebrauch. Jetzt steigt der Bräutigam auf einen im Hofe hingestellten Tisch und trinkt erst den Burschen allesamt und dann noch besonders dem vornehmsten unter ihnen zu. Dieser besteigt dann seinerseits den Tisch, dankt dem Bräutigam und trinkt einem andern Burschen zu, und so geht es fort, bis kein Bursche mehr übrig ist und die Reihe an die verheirateten Männer kommt, welche den Bräutigam durch das Zutrinken in ihre Gesellschaft aufnehmen. Man nennt das "hyssöl", etwa "Hebebier".
Die Hochzeit in Wässbo ist überhaupt reich an Zeremonien. Schon die Verlobung geht mit großer Feierlichkeit vor sich. Der Freier erscheint mit Angehörigen und Freunden und oft sogar mit dem Priester. Keiner von ihnen nimmt den Hut ab, setzt sich oder genießt das Geringste, bevor nicht der Wortführer in wohlgesetzter Rede das Anliegen des Freiers vorgetragen hat. Dann geben die jungen Leute sich die Hände, man liest das Vaterunser und den Segen, alle Angehörige und Zeugen legen ihre Hände auf die der Verlobten und fassen sie zuletzt bei der Hand, um ihnen Glück zu wünschen. Hierauf wird Branntwein angeboten, und dann folgt das "friare-gillet" (Freiersmahl), welches in Schonen "ja-öl", Ja-Bier, heißt. Nur hat vor demselben noch der Bräutigam seine "begåfningare" (Beschenkungen) zu verteilen. Die Braut bekommt am meisten: einen vergoldeten Silberring, silberne Ketten, Schnallen, Becher, Seidentücher, Hand-
schuhe, Kleiderstoffe, Strümpfe, Pantoffeln und Schuh, Hauben und Haubenbänder, eine bunte Schürze und ein vergoldetes Psalmbuch. Die Schwiegermutter wird mit Ausnahme von einigen Gegenständen fast ebenso reich beschenkt, der Schwiegervater dagegen erhält nur Hut, Nachtmütze und Handschuh, jeder Bruder nur Handschuh und Nachtmütze, von den Schwestern jede auch Handschuh, Seidenzeug zu einer Mütze und Kattun zur Schürze. Die Braut erwidert bei der Verlobung, die mehrere Tage dauert, diese Geschenke nicht; erst später begibt sie sich mit ihren Angehörigen an einem bestimmten Tage auf den Hof des Bräutigams und beschenkt ihn und die Seinen, wobei Handschuhe und Nachtmützen wieder eine große Rolle spielen. Die gegenseitigen Geschenke werden von dem Bräutigam unmittelbar in Gebrauch genommen, von der Braut hingegen erst nach einem Vierteljahre oder noch später, und auch dann nur bei großen Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, Kindtaufen und Abendmahl.
Im Herbst vor ihrer eigenen Hochzeit geht die Braut, begleitet von einer anständigen alten Frau, in dem Kirchspiel, wo sie auferzogen wurde, so wie in den anstoßenden Kirchspielen, wo sie Bekannte hat, von Gehöft zu Gehöft, indem sie, durch den Mund ihrer Begleiterin, als Beitrag zu ihrem künftigen Hausstand, überall um etwas Hanf, Leinen oder Wolle bittet. In gleicher Weise zieht zu Weihnachten der Bräutigam aus, um Hafer, das gewöhnliche Brotgetreide des Bauernstandes, zur Aussaat einzusammeln. "Tona-tiggerska" (Hanfbettlerin) und "hafra-tiggare" (Haferbettler) sind die Bezeichnungen für diese beiden Wanderungen. Das Empfangene muss von den Bittenden bei ähnlicher Gelegenheit wiedererstattet werden.
"Brudmän" (Brautmänner) heißen sämtliche vom Bräutigam eingeladene Personen männlichen Geschlechtes, welche sich am Abend vor der Hochzeit in seinem Gehöft versammeln und ihn am nächsten Morgen nach dem Brauthofe begleiten sollen. Dort werden an allen Türen, Pforten und Gattertoren Tannen gesetzt, eine zu jeder Seite, während man die Brautstube und die Hochzeitsstube mit weißen Laken bekleidet, auf welche, ist es Sommer, grüne Maiblumenblätter bandschleifenartig angebracht werden. Alle mit der Brautmutter sich in "byteslag" (Tauschrecht) befindenden Hausfrauen liefern zu den Hochzeitsschmäusen Beiträge, welche "förningar" oder "matsäckar" heißen und aus großen Roggenkuchen, Waffeln, Kringeln, Pfannkuchen, Buttergebackenem und Blattkuchen bestehen. Diese letzteren werden aus feinem Gersten- oder Weizenmehl gemacht und auf großen Blaukohlblättern gebacken. Dazu kommen noch für den Brautvater ein Roggenkuchen und ein zehnpfündiger Käse, und für das Brautpaar ein gleicher Kuchen und eine Speckseite oder Hammelkeule. Der Braut ledige Schwestern, die Mägde und die Köchin erhalten jede einen kleineren Kuchen.
Im Gehöft des Bräutigams hat inzwischen dieser nach einer Ansprache des Geistlichen Abschied von seinen Eltern genommen und sich dann mit seinem Gefolge aufgemacht. Alle sind beritten, die Pferde und die Hüte der Reiter geschmückt. Eröffnet wird der Zug auch hier von vier bis sechs Paar Vorreitern; die Spielleute, welche nun folgen, binden sich nicht streng an die Zugordnung, sondern sprengen bald diese, bald jene Höhe hinan, um auf Trompeten und Hautbois lustig ins Land hineinzublasen. Der Bräutigam reitet mit dem Geistlichen: hinter ihnen kommen ihre beiden Knechte. Ganz zuletzt reiten die Mädchen aus der Verwandtschaft des Bräutigams, die zu Brautmädchen bestimmt sind. So ziehen sie einher, bis plötzlich das erste Paar der Vorreiter davon und bis auf den Brauthof jagt, und dort mit Grüßen vom Bräutigam fragt: ob die Braut fertig sei? Dann lassen beide sich Bier und Branntwein auf's Pferd reichen und kehren zurück, um dem Bräutigam zu melden: die Braut sei fertig und der Bräutigam willkommen. Mit oder gleich nach ihnen erscheint, ebenfalls zu Ross, der Spielmann der Braut nebst den Gästen, welche im Brauthofe übernachtet haben und sich nun dem Bräutigamszug anschließen. Kaum dass sie es getan, bricht ein zweites Paar Vorreiter los, bringt dieselbe Botschaft in's Brauthaus und dieselbe Antwort zurück, und so geht es fort, bis sämtliche Vorreiter dort gewesen und wiedergekommen sind.
Im Brauthofe begeben sich die Brautmänner in die Hochzeitsstube, Bräutigam, Prediger und Standespersonen in die Brautstube, wo die Braut angekleidet worden ist. Nach kurzer Frist kommen Bräutigam und Priester wieder heraus, hinter ihnen sämtliche Brautmädchen und zwar die vornehmeren
zuletzt, weil es nicht für ehrenhaft gilt, voran zu gehen. Die geringeren Mädchen, die es tun, lassen sich dafür bezahlen. Die Spielleute trennen die Brautmädchen von der Braut, welche von zwei Standespersonen als Brautführern geleitet wird. Sind es Angehörige von ihr, die sie führen, so werden sie nach der Trauung durch zwei Verwandte des Bräutigams ersetzt. Die Brautputzerin geht hinter der Braut, den Schluss machen ihre und der Braut Dienstmagd. Ist in dieser Ordnung der Zug aus der Brautstube in die Hochzeitsstube gelangt, so setzt das Brautpaar sich nieder, und die "Brautrede" wird gehalten. Im Fall der Bräutigam aus einer andern Gemeinde ist, so tut es sein Prediger, welchem dann der Geistliche der Braut antwortet.
Der Zug nach der Kirche geht in derselben Folge vor sich. Sämtliche Vorreiter bilden in der Vorhalle der Kirche ein Spalier für den Hochzeitszug. Beim Opfern folgen sie auf den Bräutigam und die Standespersonen, auf sie die Brautmänner und wer sonst vom männlichen Geschlechte dem Bräutigam zu Ehren noch opfern will: dann erst ist es den Brautmädchen, der Braut und den Frauen gestattet. Bei dem Zug aus der Kirche gehen die Vorreiter paarweise dem Bräutigam voran, bei der Rückkehr in den Brauthof sprengen sie wiederum zwischen diesem und der Brautschar hin und her. Finden sie auf ihrer Straße ein Gattertor, welches der Eigentümer nicht hochzeitlich mit grünen Zweigen geschmückt hat, so nehmen sie sich die Freiheit, es umzuwerfen.
Nachdem eine kleine Erfrischung gereicht worden, schreitet man in der Hochzeitsstube zur "säng-ledning". Ein Psalm wird gesungen, das Brautpaar kniet auf zwei Kissen, der Priester spricht den Segen. Der Hausvater bringt zwei kleine Becher, schenkt sie voll Bier und reicht sie den Brautleuten, die sie einander zutrinkend zwei Mal leeren. Diese Gesundheiten, über deren Bedeutung der Priester noch eine Rede hält, heißen "dannemans-" und "danneqvinnans-skål" (Hausvater- und Hausfrauen-Toast).
Nun geht es endlich zu Tische. Das Brautpaar sitzt zusammen, neben der Braut die "brutsäta", neben dem Bräutigam der Prediger. Während der Mahlzeit darf die Braut den Teller nicht wechseln, muss etwas von jedem Gerichte darauf behalten und das Gesammelte dann irgend einem armen Kranken schicken. Nach der Mahlzeit, dem Tischgebet und einem Tischliede, welches mit Musik gesungen wird, fordert der Prediger sämtliche Anwesende zu Geschenken für das Brautpaar auf, die er zu Protokoll nimmt, und Alle geben "in die Brautschale", so wie für die Spielleute und die Armen des Kirchspiels. Der Schluck Branntwein, welcher dabei gereicht wird, heißt "Quittung", und die ganze Prozedur geht nicht ohne starken Lärm ab, da für jedes Geschenk von sämtlichen Brautmännern einstimmig gedankt werden muss.
Das Schenken findet nicht überall auf dieselbe Weise statt: in Herjedalen schenken am ersten Tage hauptsächlich die Familienmitglieder und die Verheirateten, am zweiten, wo man "in die Wiege" oder "das Wiegengeld" (vagg-pengar) zahlt, beteiligt sich die Jugend ebenfalls und auch die Gaben der Abwesenden laufen ein, so dass der Ertrag höher ausfällt, als am eigentlichen Hochzeitstage. Da was an diesem einkommt, von den Eltern, welche die Hochzeit ausgerichtet haben, in Beschlag genommen wird, so ist es dem jungen Paare wohl zu gönnen, dass die Gaben am zweiten Tage reichlicher fließen. In Delsbo wird nur das Armengeld am zweiten Tage gezahlt und verlesen, im mittleren Schweden beim Hochzeitsmahl erst für die Braut und dann gleich für die Wirtschaft gesammelt. In Ångermanland treten die Eltern zuerst an den Tisch, wo das Brautpaar unter einem Thronhimmel sitzt, während zuletzt die Knechte und Mägde kommen. In Wingåker sammeln die "Hofritter" (Brautritter oder Brautdiener) die Geschenke, in Dalekarlien tut es der nächste Verwandte der Braut, welche dabei umhergeht und in einem silbernen Becher den Gästen zu trinken reicht. In Småland geschieht das Einsammeln erst am zweiten Tage, in Westerbotten desgleichen, oder beim "Kronabtanzen".
Dieses geht folgendermaßen vor sich. Die Mädchen umtanzen die Braut, welche eine Binde vor den Augen hat und so aufs Geratewohl einem der Mädchen, welches dadurch als die nächste Braut bezeichnet wird, ihre Krone aufsetzt. Seinerseits geblendet und umtanzt setzt das gekrönte Mädchen einem zweiten und dieses wiederum einem dritten Mädchen die Krone auf. Sind auf diese Weise drei Bräute
verkündigt worden, so suchen die verheirateten Frauen die Braut den Mädchen zu entführen und umtanzen sie dann ihrerseits. Die Prophezeiung geschieht auch dadurch, dass die Mädchen die Braut auf einem Stuhl emporheben und sie einen Becher, den sie eben geleert, auf das Haupt eines Mädchens setzt.
Der zweite Tag wird, erlauben es Wetter und Jahreszeit, mit Tänzen und Spielen im Freien zugebracht. Ist die Hochzeit vorüber, so wird das junge Paar von den Brautmännern in seine neue Heimat geleitet, und dort gibt es seinen Hochzeitsgästen, meistens am folgenden Sonntag, eine Nachhochzeit, die "hemkomst-öl" (Heimkunftbier) genannt wird.
Einer Sitte müssen wir noch Erwähnung tun, hauptsächlich weil wir ihr später häufig begegnen werden: der Sitte oder Unsitte der Nachtbesuche, bei welchen Jünglinge und Mädchen angekleidet neben einander ruhen und je nach ihrer Neigung schwatzen oder schlafen. Sie finden vom Sonnabend zum Sonntag und von diesem zum Montag statt, und der Brauch wird: "gå ut på" (drauf ausgehen) genannt. Ein Mädchen, welches nicht so besucht wird, gilt wenig, obgleich Verlobung oder Ehe nicht notwendige Folgen sind. Nur in Delsbo ist es ein sicheres Zeichen des Verlobtseins, wenn ein junges Paar die Nacht "auf Ehre und Treu" mit einander zubringt. Ist der Bursche noch nicht ganz fest zum Werben entschlossen, so kommt er nicht allein, sondern mit Kameraden. Will er aber ernstlich freien, so erscheint er Abends mit Kringeln und einer Flasche Branntwein, und bringt, indem er seine Auserwählte und ihre Eltern bewirtet, sein Anliegen vor. Wird es günstig aufgenommen, so gibt er dem Mädchen sogleich den Ring.
Zu Hardanger in Norwegen herrscht ein ähnlicher Gebrauch. Der junge Mann begibt sich gemeinschaftlich mit einem "belagut" (Freiersgehilfen) Abends nach der Wohnung der Auserkorenen und wartet vor der Tür, bis der "belagut" das Mädchen geweckt hat. Dieses nötigt dem Herkommen gemäß Beide in die Vorratskammer und bietet ihnen Bier oder Branntwein an. Nachdem der "belagut" getrunken hat, stellt er sich, als ob er sich entfernen wolle, ein Beispiel, welchem die Schöne augenblicklich zu folgen sucht. Freier und "belagut" bemühen sich, sie zurückzuhalten; steht ihr der erstere nicht ganz an, so hat das Zurückhalten große Schwierigkeiten. Aber auch in dem Falle, dass die Fluchtversuche des Mädchens nur gespielt wären, müssen diese Zusammenkünfte mehrere Monate lang wiederholt werden, ehe der Bursche auf die Verlobung Anspruch machen darf. An anderen Orten wird das Begehren des Freiers durch einen geachteten Mann dem Vater oder Vormund des Mädchens, ist die Begehrte eine Witwe, dem gesetzlichen Pfleger derselben vorgetragen. So willkommen indessen der Antrag auch sein möge, gleich ohne Weiteres angenommen darf er nicht werden. "Tio laera" (die Zeit wird's lehren), ist die unabänderliche Antwort, und der Freier wartet so lange, bis es schicklich ist, noch ein Mal und zwar definitiv anzufragen. Ist der Bescheid günstig, so lässt man ihn mit der Geliebten allein reden. Sagt auch sie ja, wird Hand in Hand der Bund geschlossen.
Hand in Hand geht auch das Brautpaar zur Kirche, wenn erst, wie z. B. zu Vald in Valders, die beiden Brautgesellen bei Tische mit dem Bräutigam über die "Brautgabe" verhandelt haben. Sie finden "hundert Taler mit Pferd und Schlitten" einen unbeschreiblich billigen Preis für eine so schöne Braut. Die Sprecher für den Bräutigam (paasetmaendene) ihrerseits meinen, dass ein so stattlicher Bräutigam eine Braut wohl auch noch wohlfeiler finden könne. Der Streit wird lustig geführt; ist er zu Ende, und hat man die Einigung durch einen Trunk besiegelt, zieht man in die Kirche. Am Abend gibt es einen neuen Streit zwischen den Brautgesellen und dem Bräutigam und seinen Sprechern. Die Brautgesellen bewachen das Brautbett, die Sprecher helfen dem Bräutigam, mit List in dasselbe zu gelangen. Im nördlichen und westlichen Norwegen ziehen die Brautmädchen dem Bräutigam, die Brautführer der Braut die Oberkleider aus. An andern Orten wird die Braut versteckt und von dem Bräutigam und seinen Gehilfen tief im Heu aufgefunden. Im südlichen Teile des Landes haben die Brautmädchen und die übrigen "Beamten" der Hochzeit keine andere Aufgabe, als der Braut während der oft acht Tage währenden Feierlichkeiten möglichst an die Hand zu gehen.