Die Kleinrussen
"Väterchen, gestattet mir, zu heiraten!" fleht in der Ukraine der junge Kosak, indem er vor dem Vater hinkniet, und dieser antwortet gelassen: "Gott gebe dir seinen Segen!" steckt ihm einige kleine Kuchen zu und spricht: "Bitte zu Starosten, wen du kennst und geh', wohin es dir gefällt."
Bei den Kosaken, wie bei den meisten Völkerschaften kleinrussischen Stammes, welche im südlichen und südwestlichen Russland, in Galizien und Ungarn wohnen, werden nämlich die Brautwerber "starosty" genannt. Man wählt gewöhnlich zwei, den "alten" und den "jungen" oder "kleineren", aus den redebegabtesten Männern des Dorfes und verwendet sie auch bei der Hochzeit als Würdenträger.
Der heiratslustige Bursche sucht sich demnach seine Starosten aus, holt ein halbes Quart Branntwein, und Vater, Mutter, Starosten und Sohn trinken erst vergnüglich vom "Worteverleiher", bevor der Freier seinen Werbern ein großes Brot, mitunter auch etwas Salz zum Geschenk für die Eltern des erkorenen Mädchens übergibt und sie zur Wohnung des Letzteren führt.
Die Starosten gehen ohne Weiteres in das Haus, ihr Begleiter bleibt draußen an irgend einem versteckten Platze. Beim Eintritt in das Zimmer verehren sie dem Hausherrn das Brot und legen es auf den Tisch. Er ladet sie zum Sitzen ein, sie nehmen einen Schemel und setzen sich, stehen aber nach einem minutenlangen Schweigen wieder auf und sagen zum Hausherrn: "Eh was, Vetter, wir sind zu dir gekommen, nicht um zu sitzen, sondern um zu reden, und um deine Tochter für den N. N. zu werben."
"Dieses Jahr bin ich nicht gesonnen, sie zu verheiraten, es ist Nichts vorbereitet, was zur Hochzeit nötig ist," antwortet der Vater.
"Eh was, Vetter, du kannst sie nicht ewig bei dir behalten, sondern musst sie verheiraten," erwidern die Starosten und stellen ihm vor, dass die Hochzeit mit diesem Freier "möglich" sei, aber der Hausherr entgegnet: "Eh, ihr guten Leute, euch scheint sie möglich, aber mir nicht. Ich habe jetzt kein Getreide und keinen Branntwein, und auch kein Geld zum Kaufen."
So geht das Gespräch noch eine Weile fort, bis der Vater des Mädchens endlich ausruft: "Eh was, ihr guten Leute, ich weiß ja nicht einmal, ob sie sich lieben. Ruft sie herbei, damit sie darüber Auskunft gebe." Sogleich spricht der alte Starost zum jungen: "Gut; geh, kleinerer Starost und hole sie."
In einigen Gegenden der Ukraine haben die Starosten bei ihrer Ankunft folgende Eintrittsrede zu halten:
"Guten Abend. Wir grüßen Sonne, Mond und Sterne, das Haus, euch und alle hier Anwesende, und erklären, dass unser "kniaź" (Freier) auf die Jagd gegangen und ein Wiesel verfolgt hat. Es lief durch den Wald auf's Feld, vom Feld durch's Dorf in den Garten und aus dem Garten schlüpfte es in eure Hütte. Erlaubt ihr uns, es hier zu suchen? Wollt ihr es unserm "kniaź" gern herausgeben oder soll er es noch bei euch lassen?"
Der Vater antwortet: "Ich weiß es nicht. Findet ihr es, so bringt es, und ist es euer, so nehmt es; ist es aber unser, so bleibt es."
Wenn nun der junge Starost das Mädchen geholt hat, beginnt ein neues Verhör. Der Vater frägt:
"Aber was, Mädchen, liebst du den und den Jüngling?"
Das Mädchen stellt sich alsbald an den Ofen, hält sich verschämt mit einer Hand die Augen zu, während sie mit der andern den Lehm von dem Ofen kratzt, und schweigt. Der Vater wiederholt seine Frage: "Aber Mädchen, warum schabst du da am Ofen, du sollst diesen trefflichen Leuten sagen, ob du liebst oder nicht?"
Ist die Tochter Willens, so antwortet sie: "Ich liebe."
"Aber willst du ihn auch heiraten?"
"Ich liebe ihn und will ihn heiraten."
Sind jedoch die Eltern nicht einverstanden, oder ist sie selbst gegen die Heirat, so sagt sie gewöhnlich: "Ihr mögt mir den Kopf abreißen, ich heirate ihn nicht," worauf die Starosten sich verabschieden und ihr Brot und Salz zurück erhalten. Mitunter reicht ihnen auch das Mädchen statt der Antwort von ihrem Platz hinter dem Ofen her eine ungeheure Wassermelone, und die Werber wissen, woran sie sind und gehen mit ihrem Brot und Salz in eine andere Hütte, wo heiratsfähige Mädchen sind.
An manchen Orten muss der Vater über das Jawort der Tochter noch lange brummen, bis er endlich sagt: "Na ihr guten Leute, da bringt nur euren Burschen her."
Es ist wiederum der junge Starost, der ihn holt, und der Freier verneigt sich vor den künftigen Schwiegereltern und küsst ihnen die Hand, während sich die Braut mit dem Gesicht nach dem Ofen zukehrt und die Hände vorhält, als schämte sie sich. Der Vater spricht zum Bräutigam: "Nun, da du unser Eidam bist, setze dich" und ruft der Tochter zu: "Und du Tochter, da du ihn liebst, so hol' die Handtücher." Noch ehe sie aber geht, nimmt sie der alte Starost an der Hand, führt sie zu ihren Eltern und sagt: "Jetzt bitte um den Segen und knie drei Mal nieder."
Sie tut es mit den Worten: "Segnet mich, Vater und Mutter." - "Gott segne dich!" sprechen Beide. Dann holt die Braut die Handtücher für die Starosten, und ein gesticktes Tuch für den Bräutigam und legt Alles auf einen Teller, den sie auf den Tisch stellt. Die Starosten hängen die Tücher wie Schärpen über die rechte Schulter und befestigen sie unter dem linken Arm, dem Bräutigam steckt die Braut das Tuch an den Leibbund und die Beschenkten bedanken sich, legen einige Groschen auf die Schüssel und stellen ein halbes Quart Branntwein auf den Tisch. Brot, Salz, Fische, Kraut und was sonst im Hause ist, wird herbeigeschleppt, und wenn man fröhlich gegessen und getrunken hat, empfehlen sich die Starosten und gehen mit dem Bräutigam nach Haus. Hier und da ist es jedoch Sitte, dass nach dem Schmaus einer der Starosten in's Haus des Bräutigams geht und dessen Eltern den Gruß der Braut sowie ihrer Eltern bringt. Wohnt der Bräutigam in demselben Dorfe, so begeben sich seine Eltern sogleich in das Haus ihrer künftigen Schwiegertochter, um deren Vater und Mutter zu danken, dass sie ihr Brot und Salz nicht zurückgewiesen haben.
Für gewöhnlich pflegen sie dagegen erst am Tage nachher die Eltern der Braut zu besuchen und mit ihnen bei einem Quart oder halben Maß Branntwein Alles zu verabreden, was sie zur Aussteuer des jungen Paares geben wollen. Beim Abschied laden sie die Eltern der Braut zu sich ein. Diese kommen und werden mit einer guten Mahlzeit und der gehörigen Quantität Branntwein bewirtet. Während ihrer Abwesenheit versammelt die Braut die Mädchen aus dem Dorfe um sich, und der Bräutigam mit den jungen Burschen geht zu ihr, bringt Branntwein mit und holt einige Musikanten herbei, so dass sie einige Stunden lang sehr lustig sind, tanzen, singen und zum Branntwein Blinsen und andere Kuchen schmausen, welche die Braut backt.
Überhaupt gibt's für die Mädchen keine schönere Zeit, als die, wo sie verlobt sind und "kniahinia" genannt werden. Einige tragen beständig Blumen aus buntem Papier, Bänder mit bunten schimmernden Blättchen aus Blech und Gefieder im Haare, und haben wohl auch Federbüsche von Pfauenfedern auf dem Kopfe, welche die Blumen überragen, während hinten bunte Bänder lang auf die Schultern
herabfallen. Ihre Gespielinnen folgen ihrem Beispiel, bis die Trauung dem Putz ein Ende macht, indem Frauen weder Blumen, noch Bänder tragen.
Am Tage vor der Hochzeit, in manchen Orten zwei Tage vorher wird unter besonderen Zeremonien im Haus des Bräutigams von den Frauen aus seiner Verwandtschaft der "korowaj" oder Hochzeitskuchen gebacken, der beim Fest unter die Verwandten und Gäste verteilt werden soll. Er wird aus zweierlei Mehl gemacht: der obere Teil aus Weizenmehl und die untere Rinde aus Kornmehl. Tannenzapfen und Vögelchen aus Weizenmehl dienen zur äußeren Zierde, vier ganze Eier und eine Münze kommen mitten hinein. Sowohl beim Teigkneten und Formen der Figuren, wie beim Hineinschieben in den Ofen und beim Herausnehmen sind bestimmte Lieder üblich, welche die Frauen singen. Denn nur zum Hineinschieben in den Ofen wird ein Mann gerufen, alles Übrige wird von Frauen besorgt, die auch, wenn der Kuchen im Ofen ist, den Backtrog singend im Zimmer herumtragen, und ihn drei Mal über ihre Köpfe in die Höhe heben, und später, wenn der "korowaj" aus dem Ofen kommt, ihn mit einem Handtuch bedecken und auf den Tisch stellen. Während er bäckt, bringt die Hausfrau Branntwein und etwas zu essen, Alles setzt sich an den Tisch und lässt sich's schmecken, bis der Kuchen fertig ist.
In derselben Zeit, wo der "korowaj" gebacken wird, geht die Braut im Dorf herum, holt ihre Gefährtinnen ab, die ihr als Brautmädchen dienen sollen, und zieht mit ihnen singend in das Haus des Bräutigams, um ihm die "Maie" zu schmücken. Der Bräutigam haut nämlich eine junge Fichte, Tanne oder einen andern grünen Baum um, ruft einen Freund oder Verwandten zu sich, den er zu seinem "bojarin" machen will, und beauftragt ihn, den Baum in's Haus zu bringen, welcher "wilce" genannt, feierlich in einem großen Brot, das auf dem Tische liegt, aufgepflanzt und unter Gesängen von den Mädchen bekränzt wird, indem dieselben Gewinde oder Sträuße von Sinngrün, Waldholunder oder in Ermangelung natürlicher Blumen aus gemachten Blumen an die Zweige hängen. Am Hochzeitstage werden hier und da auch brennende Lichtchen an die Äste geklebt. Die Braut gibt bei dieser Arbeit Met oder Branntwein zum Besten, und wenn man fertig ist, geht man in's Brauthaus, um auch dort mit den nämlichen Zeremonien eine Maie zu verzieren.
An demselben Tage, welcher der "Mädchenabend" heißt, wird der Bräutigam von seinem Vater gerufen, der ihm einige kleine Buchweizenkuchen in den Busen steckt und spricht:
"Geh, Söhnchen, bitte den und den zu "družki" (Hochzeitsführern)."
Sie kommen, es wird ihnen Branntwein vorgesetzt und vom Vater der Auftrag erteilt, mit dem Schwiegervater des Sohnes zu verabreden, was für's Pferd, für den Platz u.s.w. bezahlt werden solle. Demgemäß bereiten sie sich zu ihrem Wege vor. Die Eltern des Bräutigams setzen sich auf den mit einem umgedrehten Pelz bedeckten Ehrenschemel, und halten ein Brot mit etwas Salz und mit drei Kornähren, die darauf liegen, in der Hand. Dann spricht der "družko": "Starost, Herr Unterstarost! Segnet das Fortgehen des jungen Bräutigams von Vater und Mutter!" und diese Aufforderung wiederholt er neun Mal, und jedes Mal erfolgt die Antwort: "Gott segne es, "družko"!" Dabei hat sich Letzterer ein Tuch um die Hand gewickelt, um den Bräutigam nicht mit bloßer Hand zu berühren, nimmt den Bräutigam am Genick, bringt ihn zu den Eltern, damit er vor ihnen das Haupt beuge, ehe er den Weg zur Braut antrete, und gibt zugleich den Musikanten das Zeichen zum Spielen.
Jetzt beginnt ein ewiges Hin- und Herziehen auf der Straße zwischen dem Haus des Bräutigams und dem der Braut, welches eigentlich erst mit dem Tage nach der Trauung aufhört.
In beiden Häusern liegt stets Brot und Salz auf dem Tische, immer spielt der Branntwein seine Rolle, bei Allem, was geschieht, ertönt der Ruf des "družko", es "drei Mal drei Mal, damit es neun sei" zu segnen, und fast mit jeder Zeremonie ist Gesang verbunden. Hat man gegessen, wird Wasser zum Händewaschen gebracht, und zum Abtrocknen ein Handtuch für Jeden hingelegt, das ihm gewöhnlich als Eigentum verbleibt, wenn er nicht ein anderes Geschenk erhält. Denn Geschenke sind bei der
Hochzeit der Kosaken nicht minder unerlässlich, als das Gläschen mit Branntwein, das bald gefordert, bald freiwillig gegeben wird.
Am Trauungsmorgen erscheint zuerst der "družko" im Zimmer des Bräutigams und fragt, ob Alles bereit sei. Ist das der Fall, segnen die Eltern wiederum den Sohn unter den üblichen Redeformeln, und dasselbe geschieht im Hause der Braut, ehe man zur Trauung aufbricht.
Die Braut nimmt die Brautmutter und die Brautmädchen mit sich, und unter den Klängen der Musik, welche einen Marsch spielt, zieht das Paar mit seinem Gefolge aus der Kirche geraden Wegs in's Haus des Bräutigams. Die Eltern des Letzteren tragen ihm das Brot mit dem Salz und den drei Ähren auf den Hof entgegen und begrüßen es. Die jungen Leute verneigen sich und küssen auf dem Flur dem Vater und der Mutter die Hand. In der Stube setzen sie sich an den Tisch, der Vater bringt Branntwein herbei, die Mutter nötigt zum Frühstück, aber die jungen Leute verneigen sich bloß und "schämen sich", d. h. sie sprechen nicht, sehen Niemand an und nehmen nichts zu sich. Der Mittag kommt, und das junge Paar schämt sich wieder. Alle Andern essen und trinken und danken nach dem Essen, wo Alles aufsteht, für's Brot und Salz. Die Braut küsst den Schwiegereltern die Hand, und geht mit ihren Brautmädchen wieder zu ihrem Vater nach Haus. Der Hochzeitsführer und Bräutigam begleiten sie mit der Musik und kehren dann zurück. Aber kaum sind sie in der Stube, so spricht der "družko": "Nun, Väterchen, es ist auch für uns Zeit, uns zu versammeln!" - "Ja, 's ist Zeit," lautet die Antwort, und der Aufforderung des "družko" gemäß holt der Bräutigam noch einen zweiten "bojarin", sowie zwei andere Burschen und zwei Mädchen seiner Verwandtschaft herbei, welche als "swachi" und "switilki" das Gefolge vergrößern sollen. Alle setzen sich an den Tisch, die "swachi" und "switilki" nehmen Blumen und Bänder und schmücken die Mützen damit. Sind sie fertig, reicht ein "swacha" volle Gläser herum. Jeder trinkt aus, nimmt seine geschmückte Mütze und legt ein Geldgeschenk dafür auf den Teller. Der "swacha" gibt das gesammelte Geld der älteren "switilka", welche es dem Bräutigam mit den Worten über die Schulter in's Hemd wirft: "Mögt ihr reich sein!"
Dann ruft der "družko": "Nun ist's Zeit, uns auf den Weg zu machen!" Der Vater gibt ihnen noch eine Herzstärkung mit auf die Reise, die Mutter bringt die Geschenke an, die für die Familie der Braut bestimmt sind, wie Strümpfe, Hauben, Bänder, Kolatschen und dergleichen, nimmt Hafer, Nüsse, Kürbiskerne, um das Gefolge damit zu bestreuen, zieht dem Sohne den Pelz an, das Rauchwerk nach außen, und setzt ihm seine Mütze zurecht, während der "družko" einen Schemel vor's Haus trägt, auf den er eine Tonne mit dem Boden nach oben setzt und Brot und Salz darauf legt, damit der Zug mit Musik unter Gesang und Freudenrufen um die Tonne herumziehen könne, ehe er den Hof verlässt.
Naht man sich dem Hause der Braut, so stellt sich die Verwandtschaft derselben an das Tor und lässt den Zug nicht ein. Es entsteht Lärm; die Verwandten fragen: "Was seid ihr für Leute? Unser Väterchen kennt euch nicht. Gebt euren Pass, wir wollen ihn dem Väterchen zeigen, und befiehlt er, euch einzulassen, so lassen wir euch ein."
Der Pass ist bei dieser Gelegenheit ein Fläschchen Branntwein. Der "starosta" zieht den Pass aus dem Busen heraus und überreicht ihn den Verwandten, und diese tragen ihn nicht erst in das Zimmer, sondern öffnen sogleich das Tor und lassen den Bräutigam mit seinem Gefolge ein. Vor dem Zimmer erleidet das Letztere jedoch einen zweiten Aufenthalt, denn der Vater der Braut ist ebenfalls furchtsam, und will die "družki", die allein zu ihm in's Zimmer treten, um den Einlass für ihre Begleiter zu erbitten, nicht kennen. Wenn er indessen hört, dass sie den Pass bereits abgegeben, ladet er sie zum Sitzen ein und setzt sich selbst mit seiner Frau auf die mit Pelzen bedeckten Plätze. Die Braut wird hereingeführt; sie verneigt sich vor den Eltern und lässt sich unter dem Gesang der Anwesenden von ihrem Bruder an den Tisch geleiten. Der Vater bittet, zuzulangen, die "družki" erklären aber: "Was, Vetter, wir können nicht essen, bevor wir uns nicht die Hände gewaschen haben; wir kommen von der Reise." Sogleich stellt
man ihnen ein Gefäß mit Wasser hin, und legt die Handtücher auf einen Teller daneben. Sie waschen sich die Hände, trocknen sie ab, und hängen sich die Handtücher über die Schulter, wogegen Jeder von ihnen einen Groschen auf den Teller wirft. Nun erst essen sie, und kehren dann wieder zurück zu ihrem Gefolge, das inzwischen singt.
In derselben Zeit zieht die Mutter den Pelz verkehrt an, setzt eine Mütze auf, nimmt einen Schöpfeimer voll Wasser mit Hafer und geht hinaus, um den Schwiegersohn zu bewillkommnen. Sie macht ihm eine Verbeugung, küsst ihn auf die Wangen, wofür er ihr die Hand küsst, und gibt ihm den Schöpfeimer, den er nimmt und mitsamt dem Hafer über seinen Stock ausgießt. Dann ergreift der Bruder der Braut den Stock, setzt sich rittlings darauf und verfügt sich so vom Bräutigam zur Braut, während die "swachi" und "switilki" ein dazu passendes Lied singen, und die Mutter mit einer Flasche Branntwein, die man ihr herausgeschickt, den Bräutigam und das ganze Gefolge bewirtet.
Da wendet sich der "družko" mit der Bitte an sie: "Mama, gib uns Flasche und Glas, um das Pferd deines Schwiegersohnes loskaufen zu können," und es erfolgt nun ein scherzhafter Handel um den Stock des Bräutigams, den der Bruder der Braut gegen Empfang der Kaufsumme dem "družko" zurückerstattet, indem er zugleich den ganzen Zug in's Zimmer einladet. In diesem Augenblick zündet der "swacha" der Braut eine bekränzte Kerze an und geht damit den "swachi" des Bräutigams entgegen, welche ebenfalls ihre Kerze anzünden, und sie dann mit den andern zusammenkleben, worauf sich Alles umarmt, und der Eintritt in das Haus erfolgt. Der "družko" will den Bräutigam neben die Braut setzen, aber ihre Brüder haben die Plätze neben ihr eingenommen und lassen sich nur durch ein Geldgeschenk und einen Trunk Branntwein bewegen, aufzustehen und ihre Sitze dem Bräutigam abzutreten. Nicht minder schwer ist ihre Schwester zufrieden zu stellen. Der Aufforderung des "družko" gemäß näht sie nämlich ihrem Schwager ein Band um die Mütze, setzt sie sich auf und ruft den Starosten zu, ihr Werk zu segnen, was unter dem Gesang der Brautmädchen geschieht.
Der "družko" trägt ihr als Belohnung ein Glas Branntwein auf einem Teller hin, sie verlangt aber einen Rubel für ihre Arbeit, und trinkt nicht eher, als bis sie ihn erhalten. Dann nimmt sie die Mütze ab, hält sie drei Mal über die Köpfe der Brautleute und setzt sie zuletzt ihrem Schwager auf, wobei sie diesen und die Schwester küsst.
Hierauf verteilt der "družko" die Geschenke, die ihm mitgegeben wurden, und deren Empfänger alle dem Bräutigam und seinen Eltern dafür danken, und fragt: "Nun, ihr Herren Hochzeitsgäste, seid ihr zufrieden mit den Gaben unseres Väterchens und Mütterchens?" - "Zufrieden!" rufen Alle. - "Nun," fährt der "družko" fort, "so gebt jetzt für unsere Geschenke Gegengeschenke," und wendet sich zuerst an den Vater der Braut. Dieser bringt dem Brautpaar mit vorher umwickelter, den Übrigen mit bloßer Hand ein Gläschen und überreicht dann den "switilki", "swachi" und Bojaren Tücher, den "družki" und Starosten Handtücher, Jedem auf einem Teller, damit der Beschenkte einige Groschen dafür hinlegen könne. Alle danken ihm, seiner Frau und der Braut. Hat er auch seinen Starosten Handtücher gebracht, so fragen diese ihrerseits, ob Alle zufrieden seien, worauf der "družko" bemerkt, dass der Bräutigam leer ausgegangen sei, und auch etwas haben müsse. Sogleich holt die Alte ein Tuch für ihn, das ihm seine Braut am Gürtel befestigt. Er legt zwei Zehnkopekenstücke dafür auf den Teller, und das ältere Brautmädchen nimmt nun das ganze Geld und lässt es der Braut über die Schulter in's Hemd gleiten.
Der "družko" zieht als Dank ein Fläschchen aus dem Busen, bewirtet damit die Eltern und das Gefolge der Braut, sowie das Brautpaar, und überlässt den Rest seiner Begleitung. Dann nimmt er sein Tuch, gibt einen Zipfel dem Bräutigam, der wiederum den Zipfel seines Tuches der Braut reicht, und führt sie unter Musikbegleitung auf den Hof, wo die Brautleute zuerst allein und hierauf mit allen Gästen tanzen, bis die Mutter die Tanzenden in ein anderes Häuschen zu einem Imbiss einladen lässt. Er besteht aus Käsepastetchen, welche bei dem Brautpaar von der Mutter selbst,
bei den übrigen Gästen von der Braut und ihrer Schwester herumgereicht werden. Letztere bringt zum Schluss noch Jedem den nötigen Trunk, worauf die ganze Gesellschaft unter den üblichen Segenssprüchen in das Zimmer zieht, wo der Vater mit einigen seiner Verwandten zurückgeblieben ist, und der " družko ", wenn Alle am Tische Platz genommen, den "korowaj" verlangt.
Der Unterbrautführer geht mit der Mutter in die Kammer, wo er steht. Die Mutter nimmt den Deckel vom Backtrog, bedeckt ihn mit zwei Handtüchern, setzt den "korowaj" darauf, und legt auf diesen den Schleier, mit welchem die Braut verhüllt werden soll. So trägt der Brautführer den Deckel auf dem Kopfe in's Häuschen, und setzt ihn, nachdem er sich drei Mal singend im Kreis herumgedreht, auf den Tisch, indem er dabei die Starosten auffordert, das Haar der Braut von ihrem Bruder aufflechten zu lassen und ihren Segen dazu zu sprechen. Sie tun es neun Mal, wie immer, und unter dem üblichen Gesang löst der Bruder die Flechten der Braut, während die Schwester neben ihr steht, ihr die Haare mit Branntwein anfeuchtet und ihr die Haube aufsetzt. Die Braut will es nicht leiden, weint und reißt die Haube herunter, die sie auf die Erde wirft. Dies wiederholt sich drei Mal, bevor sie der Schwester erlaubt, die Haube aufzusetzen, mit einem Tuch zu umwinden und mit dem Schleier zu bedecken. Zum Lohn dafür, dass sie aus dem Mädchen eine junge Frau gemacht, bringt der "družko" der Schwester ein Gläschen Branntwein, dass sie austrinkt, und nun erst geht er an's Verteilen des "korowaj".
Zuerst schneidet er den Haupttannenzapfen, den "alten Tannenzapfen", heraus, wickelt ihn in ein Tuch, das die Mutter dazu gibt, und schickt ihn dem Vater, der sich dafür bedankt. Dann lässt er die Maie auf den Tisch setzen, gibt die Hälfte des "korowaj" der Mutter für die abwesenden Verwandten, zerteilt die andere Hälfte in soviel Stücke, wie Personen zugegen sind, und lässt sie durch seinen Gehilfen auf Tellern herumreichen. Jeder bedankt sich mit einem Glückwunsch für das junge Paar, welches der "družko" unter Musikbegleitung an den Tüchern auf den Flur zum Tanz führt, damit er mit seinem Gehilfen die Lade und die Betten der Braut auf den Wagen schaffen könne. Ist dies geschehen, heißt er die Brautleute Abschied von den Eltern nehmen und den Wagen besteigen, worauf sie unter dem Gesang der "swachi", der "switilki" und des Kutschers von dannen fahren.
Am Hause der Eltern des Bräutigams angelangt, lässt der "družko" die Neuvermählten an der Tür und geht allein in's Zimmer. Die weiblichen Verwandten kommen sogleich singend heraus. Ihnen folgt der Vater mit Brot und Salz, die Mutter mit Getreidekörnern im Rock. Die Brautleute verneigen sich vor den Eltern: der Vater schlägt sie mit dem Brot an den Kopf, die Mutter streut der Braut Korn über die Schulter. Dann treten Alle in's Zimmer, setzen sich an den Tisch und der Vater bringt dem Bräutigam eine Flasche, damit er die Bojaren, "swachi" und "switilki" bewirten könne. Er tut es, indem er Alle küsst, die Bojaren bittet, am nächsten Tag wiederzukommen, und Abschied von ihnen nimmt. Die Bojaren und "switilki" gehen, nur die "swachi" mit den "družki" und "starosty" bleiben.
Der "družko" führt das Brautpaar mitten in die Stube, wo die Eltern auf dem Ehrenschemel sitzen, das Heiligenbild nehmen, mit dem sie das Brot geweiht, und die Neuvermählten segnen, ehe diese mit dem "družko" in die Kammer gehen, wo die "swachi" bereits das Bett zurecht gemacht. Die Eltern setzen sich inzwischen wieder an den Tisch und lassen das Branntweinglas herumgehen, bis der "družko" wiederkommt. Dieser stellt das Heiligenbild, welches die Brautleute von den Eltern mitgenommen, zu Häupten des Bettes, legt das geweihte Brot auf die Lade der Braut und heißt die Neuvermählten sich entkleiden.
Wie bei den Großrussen, muss auch bei den Kosaken die junge Frau ihrem Mann die Stiefeln ausziehen, in deren jedem sie ein Zehnkopekenstück findet. Sie nimmt das Geld und wirft's ins Bett, zieht dann dem Mann die weiten Beinkleider aus, und wird ihrerseits von der Brautmutter entkleidet und mit frischer Wäsche versehen. Dann breitet der "družko" über beide Eheleute eine Decke und verlässt mit der Brautmutter die Kammer, während draußen von den weiblichen Verwandten gesungen wird.
Nach geraumer Zeit erhebt sich das Ehepaar wieder, der "družko" setzt der jungen Frau die Mütze
des Mannes auf und führt sie so in die Stube, wo sie alle ihre Verwandten küsst und unter den üblichen Liedern zuerst am Tische zum Abendbrot Platz nimmt, und dann in die Kammer zurückkehrt. Die ganze Nacht durch wird im Zimmer geschmaust und gezecht.
Am Montag Morgen stellen sich die Bojaren und "družki" wieder bei den Eheleuten ein. Die junge Frau holt ihnen einen Schöpfeimer voll Wasser, gießt ihnen Wasser auf die Hände und gibt Jedem ein Handtuch, das er, sobald er sich abgetrocknet, über die Schultern hängt. Während nun das Ehepaar zu den Eltern geht, um sie zu begrüßen, bringen die "družki" Speck, Blinsen, Buchweizenkuchen und Branntwein herbei und holen dann das junge Paar in die Kammer, wo man isst, trinkt und tanzt. Man trennt sich, nachdem die Braut noch Geschenke ausgeteilt hat, und die Neuvermählten begeben sich zum Vater der Braut, dem sie Kuchen, Tücher und dergleichen mitbringen. Er führt sie zum Einsegnen in die Kirche, aus der man unter dem Gesang der Mädchen in's Haus des Mannes zurückzieht. Die Mutter hat inzwischen den Deckel vom Backtrog mit einem Tuch bedeckt und Brot und Salz darauf gelegt; damit gehen die Eltern dem jungen Paar entgegen, begrüßen es und laden es in das Zimmer ein. Dort führt der Vater es drei Mal im Kreis herum und beschenkt es mit Ochsen oder Pferden, während die Mutter eine Kuh oder Schafe gibt und zur Bewirtung Brot und Met aufträgt. Der "družko" schneidet das Brot, tunkt es in den Met und reicht es so herum. Dann führt er die Eheleute auf den Hof, wo wieder getanzt wird, und geht mit der Mutter in die Kammer, um die Pastetchen zurechtzumachen, welche er in einer Schüssel in's Zimmer trägt und auf den Tisch stellt. Die junge Frau legt zwei Handtücher und zwei schöne Leibbinden dazu, welche der Vater um die Schüssel windet; die Mutter bringt noch kleine Kuchen an, und der Vater Branntwein, und damit zieht man nach den üblichen Segenssprüchen, der "družko" mit der Schüssel, unter Musikbegleitung zum Schwiegervater des Bräutigams.
Dort verteilt, nachdem man sich am Lieblingsgetränk gelabt, der "družko" die Pastetchen und Geschenke, und man nimmt das Mittagsmahl ein. Hat man "für Brot und Salz" gedankt, ladet der Bräutigam die Schwiegereltern, der "družko" sämtliche Gäste in's Haus des Vaters ein; der Bräutigam gibt der Schwiegermutter den Arm, und Alles zieht singend, der "bojarin" mit der Fahne voran, zu den Eltern des Bräutigams zurück. Diese kommen mit Kuchen entgegen, küssen die Eltern der Braut, und bitten sie, mit ihrer Begleitung in's Zimmer einzutreten und am Tische Platz zu nehmen. Der "družko" holt die junge Frau aus ihrer Kammer. Sie umarmt ihre Eltern und Verwandten, während die weiblichen Gäste singen, und wird von ihnen je nach dem Vermögen eines Jeden mit Rindvieh, Schafen, Schweinen, Brot, Geld, Leinwand, Tüchern und dergleichen beschenkt, worauf das Abendbrot in der Kammer der Neuvermählten eingenommen wird. Nach demselben küssen die jungen Eheleute den Eltern die Hand, umarmen und beschenken die Bojaren, danken den "družki" für ihre Mühe, indem sie ihnen je ein Handtuch, eine Leibbinde und eine Flasche Branntwein überreichen, und Alles nimmt Abschied und geht vergnügt nach Haus.
Am nächsten Tage kommen die "družki" und Verwandten nochmals in das Haus des Bräutigams, danken dem Väterchen für den vergnügten Montag, trinken dies Mal aus großen Gläsern, und gehen in die Kammer der Neuvermählten, um den "korowaj" des Bräutigams zu holen, der dann unter den üblichen Zeremonien und Segenssprüchen zerschnitten wird. Ist dies geschehen, setzt man sich auf Einladung des Vaters zum Frühstück nieder, trinkt abermals aus großen Gläsern und geht nachher auf Bitten des "družko" in dessen Haus, um bei ihm Mittag zu essen. Auf gleiche Weise werden die Schmausereien bei den übrigen Gästen bis zum Sonnabend fortgesetzt, und die jungen Leute ziehen in Verkleidungen mit Musik im Dorfe herum, um in den Gehöften Hühner, Lämmer, Ferkel, Fische, Mehl und Speck zu erbitten, was sie Alles dem "Väterchen" in's Haus bringen, der sie dafür bewirtet.
Am Sonnabend gehen Alle zu den Eltern der Braut zum Mittagsmahl, und zu den Schwiegereltern derselben zum Abendessen, und damit endigen die Lustbarkeiten der Hochzeit oder des "fröhlichen Festes" (wesilje) der Kosaken.
Bei den Kleinrussen in Wolhynien lässt der heiratslustige Bursche zuerst durch eine Mittelsperson die Eltern des von ihm erkorenen Mädchens über die Aufnahme seines Antrags ausforschen, bevor er sich mit seinen beiden Starosten und seinem "bojarin" in das Haus des Mädchens begibt. Der Sitte gemäß bleibt er auf dem Hof, während die Werber in die Stube treten, und die Unterhaltung mit der gewohnten Formel anfangen, dass sie aus weiter Ferne kommen, von einem schönen Mann gesandt, welchen der Ruf der Anmut und der trefflichen Eigenschaften des Mädchens verlockt hat. Je besser die Starosten ihr Handwerk verstehen, um so kundiger sind sie im Ausmalen der Schönheit ihres Absenders, zu dessen Vortrefflichkeiten stets der Umstand gehört, dass er am Geburtstag des Mädchens zum ersten Mal zu Pferde saß. Mögen sie auch noch so bekannt, vielleicht selbst verwandt mit den Eltern sein, so war es doch ein leuchtender Stern, der ihre Schritte bis zu dem fremden Hause geleitet hat, in welchem sie das gesuchte Mädchen gefunden haben. Durch solche Reden bewogen, entschließt die Mutter sich nach mancherlei Bedenklichkeiten und unter vielen Tränen, die Tochter wegzugeben. Diese wird hinter dem Ofen vorgeholt, wo sie sich versteckt hat, die Mutter bringt die seit lange bereitgehaltenen Handtücher an, und die Tochter fällt allen anwesenden Verwandten und alten Personen zu Füssen, und gibt den Werbern die Tücher, welche sie ihnen an die rechte Schulter befestigt, da unter der linken schon die Schärpen wehen.
Jetzt erst geht einer der Starosten an die Tür und ruft den Freier mit dem "bojarin" in's Haus. Der Freier wirft sich ebenfalls den Eltern und Alten zu Füssen, das Mädchen muss aber bei seinem Erscheinen von Neuem hinter den Ofen, wo sie, wie in der Ukraine, an der Wand kratzt. Die Eltern setzen sich mit dem Bräutigam, seinen Begleitern und den anwesenden Gästen an den Tisch, und geben ihnen zu essen und zu trinken. Die Braut muss seitwärts stehen, und nur der Bräutigam trinkt ihr, hinter den Tisch tretend, Branntwein zu.
Dann gehen die Starosten mit ihren Handtüchern, die sie als Eigentum behalten, und einem Laib Brot, das ihnen die Eltern des Mädchens mitgeben, in das Haus des Bräutigams zurück, wo sie als Verkündiger des geschlossenen Vertrages von Neuem bewirtet werden. Der Bräutigam aber bleibt mit seinem "bojarin" bei den Eltern seiner Braut zum Abendessen.
Ist das junge Paar vermögend, so lädt es einige Tage später Eltern, Nachbarn und Bekannte persönlich zu sich ein. Die Gäste versammeln sich im Hause des Bräutigams, verfügen sich jedoch bald mit dem Bräutigam in's Haus der Braut, wo sie sich am Tisch niederlassen und das Abendbrot mit der gehörigen Quantität Branntwein zu sich nehmen. Nach dem Essen beschenkt die Braut ihre Schwiegereltern, den Bräutigam und seine nächsten Verwandten mit Tüchern, und erhält ihrerseits Geschenke in Geld, wenn es auch nur einige Groschen sind.
Hierauf laden wiederum die Eltern des Bräutigams die der Braut und deren Verwandtschaft zu sich ein, um mit ihnen den Tag der Trauung, die Art und Zahl der Geschenke zu besprechen, während der Bräutigam diese Zeit benutzt, um mit dem "bojarin" und der Jugend des Dorfes im Haus der Braut sich zu vergnügen.
Die Trauung findet beim Volke stets Sonntags Statt. Am Samstag vorher geht früh Morgens der Bräutigam mit dem "bojarin", die Braut mit ihren Brautmädchen in die Kirche und zur Beichte. Nach dem Essen trägt der Bräutigam mit den Brautführern, von Musikanten begleitet, Kolatschen in das Schloss, zum Pfarrer und zu den Verwandten, und ladet zum "korowaj" ein, und dasselbe tut die Braut mit ihren Brautmädchen, worauf beide Brautleute auch zu den Nachbarn gehen, um sie einzuladen, ihnen aber keine Kolatschen bringen. Der "korowaj" wird bei beiden Brautleuten schon am Morgen von den verheirateten Schwestern und Muhmen eingeteigt, aber erst gebacken, wenn die Gäste da sind. Der "starosta" muss die Schaufel reichen, auf welcher der Hochzeitskuchen in den Ofen geschoben wird, und dann mit den "swati" den Backtrog ergreifen und in die Höhe heben, wobei sie singend wünschen, der "korowaj" möge ebenso hoch aufgehen, wie sie den Trog heben. Ist der Kuchen fertig und aus dem Ofen genommen,
geht die ganze Gesellschaft in das Brauthaus, wo sich dieselben Zeremonien wiederholen. Nach dem Abendessen trennt man sich.
Am Sonntag Morgen spannt der Bräutigam den Wagen an, oder geht, wenn er keine Pferde hat, mit seinen Begleitern, die unterwegs singen, zu Fuß zur Braut. Diese sitzt auf einer Bank, und ihr Bruder, oder, hat sie keinen, ihr nächster unverheirateter Verwandter fängt an, ihr unter dem Gesang der Brautmädchen die Zöpfe aufzulösen, deren Zierrat er an die Sängerinnen verschenkt. Ist der Anzug der Braut vollendet, knien beide Brautleute vor den Eltern, Verwandten und anwesenden Gästen nieder, um ihren Segen zu erflehen, und ziehen dann mit ihrem ganzen Gefolge in die Kirche und nach der Trauung zurück in's Haus der Braut. Unterwegs singen die Mädchen.
Beim Nahen des Zuges treten Vater und Mutter mit Brot und Salz aus der Tür, um die Neuvermählten zu empfangen, die sich ihnen zu Füssen werfen und um den Segen bitten. Dann setzt man sich zu Tisch, das Brautpaar oben an, die Braut zur Linken ihres Mannes, und nach dem Essen tanzt man lange.
Inzwischen schmückt man im Haus des Bräutigams ein Laib Brot und einen Tannen- oder Fichtenzweig mit Waldholunder, weißen Blüten und Ähren von Korn und Hafer. Der "bojarin" nimmt die Tanne, ein Starost das Brot und so ziehen Beide in's Haus der Braut.
Beim Erscheinen der Tanne muss die Braut ihr Haupt auf den Tisch legen und es sorgfältig verbergen. Der Bräutigam geht drei Mal um den Tisch, nimmt ein Tuch, richtet den Kopf der Braut gewaltsam auf, küsst sie und setzt sich wieder neben sie. Der "bojarin" stellt die Tanne, der Starost das Brot in die Mitte des Tisches, dem Brautpaar gegenüber. Die Mutter der Braut beschüttet den Schwiegersohn mit Nüssen und Hafer und besprengt ihn mit Weihwasser. Auch der erste Strauss von Kornähren gehört dem Bräutigam, worauf die Brautjungfern allen Anwesenden dergleichen Sträußchen anstecken. Dann trinkt der Vater der Braut dieser zu, und der Becher geht im Kreis herum.
Kommt der Abend heran, werden die Geschenke hereingebracht, welche der "bojarin" auf Tellern zuerst den Eltern, nachher den älteren Personen und zuletzt den Geschwistern und übrigen Gästen überreicht. Ist dies geschehen, nehmen die Mutter und die verheiratete Schwester oder die Schwägerin der Braut die Bänder vom Kopf, und verteilen sie an die Brautmädchen, welche die Hochzeitsgesellschaft bewirten müssen. Denn sobald das Mützeaufsetzen vorüber ist, bleibt nur das Brautpaar mit den Eltern und Frauen aus der Verwandtschaft der Braut im Haus der Letzteren zurück, alle Übrigen ziehen mit Musik in's Haus der ältesten Brautjungfer, welche sie gastlich aufnimmt. Nach einem Imbiss und Trunk wird getanzt, und zuletzt trinkt die Wirtin der Reihe nach Allen zu, wofür diese sie je nach ihrem Vermögen mit Geld beschenken. Die Brautjungfern und Mädchen bleiben bei ihr, die Männer aber kehren in's Haus der Braut zurück.
Dort erfolgt ein neues Segnen: Die Braut kniet zuerst vor Vater und Mutter, dann der Reihe nach vor allen Anwesenden, während man singt, und erhält hierauf die Geschenke in die Lade, welche sie mit in ihre neue Heimat nimmt, wohin sich nun, mit Ausnahme der Mädchen, die ganze Hochzeitsgesellschaft unter Musikbegleitung begibt. Die Braut fährt oder geht mit den Frauen aus ihrer Verwandtschaft, und muss, wenn sie im Wagen sitzt, mitten durch ein kleines Feuer fahren, das vor dem Tore angezündet wird. Im Hause des jungen Mannes setzt man sich zu Tisch, kehrt aber später, wenn das Ehepaar zu Bett gebracht worden, in das Haus der Braut zurück, um der Mutter Glück zur Tugend ihrer Tochter zu wünschen, ehe man auseinandergeht.
Am nächsten Morgen begibt sich die Schwester der Braut mit den Schwägerinnen zu den Neuvermählten, um die junge Frau, welche sie mit Haube und Schleier schmücken, zum Einsegnen in die Kirche zu begleiten. Nach der Zurückkunft muss die junge Frau zwei kleine Pastetchen auf ein Mal einteigen und backen, welche man nachher mit rotem Garn umwindet und mit einem Zweig roten Waldholunders verziert. Dann werden sie von den Bojaren und "swati" in's Haus der Eltern der Braut getragen, und nachdem man der Mutter abermals Glück zur Tugendhaftigkeit der Tochter gewünscht, unter die Verwandten der Braut verteilt.
Hierauf zieht die ganze Hochzeit auf das Schloss und in's Pfarrhaus, um Hühner und Kolatschen als Geschenk zu überreichen: in der Regel wird sie dafür gut bewirtet und tanzt dort eine Zeit lang, ehe sie sich in's Haus des Bräutigams verfügt. Hier setzt man sich sogleich an den Tisch, der schon gedeckt ist. Die Neuvermählten trinken zuerst den Eltern des Mannes, dann denen der Braut zu, und diese bedanken sich, indem sie nach den üblichen Glückwünschen dem jungen Paar entweder Vieh, Getreide, oder Geld schenken. Den Rest des Tages, so wie den Dienstag über wird geschmaust, gespielt und getanzt, bis mit dem herkömmlichen "Wegfangen der Musik" am Dienstag Abend oder Mittwoch früh die Festlichkeiten schließen.
In Podlachien wird der Abgesandte eines Freiers von den Eltern, welche nicht Willens sind, ihre Tochter zu geben, gar nicht in's Haus gelassen. Wird ihm aber der Eintritt gestattet, so verbeugt er sich und spricht:
"Unser Öchslein sehnte sich nach eurer jungen Färse, möchtet ihr so gütig sein, dieses Öchslein und die junge Färse zu segnen!"
Die Eltern bitten ihn, Platz zu nehmen, die Tochter, welche hinter dem Ofen sitzt, tut, als ob sie nichts höre und sehe. Hat er die Antwort der Eltern erhalten, geht er fort, um einige Tage später mit dem Freier wiederzukommen und Brot und Branntwein mitzubringen. In manchen Kreisen bleibt das Mädchen auch bei diesem Besuch hinter dem Ofen, und kommt trotz der Bitten des Werbers und Freiers nicht hervor, sondern muss gewaltsam dazu genötigt werden, worauf die Eltern fragen: "Willst du mit ihm gehen, oder dableiben?" Das Mädchen, mit dem Daumen an der Wand schabend, antwortet schüchtern: "Das möge nicht sein."
An anderen Orten verlässt sie zwar freiwillig ihren Platz hinter dem Ofen, tut aber, als ob der Besuch sie nicht anginge. Wenn sie jedoch das Gläschen holt, um welches der Werber sie bittet, so ist das ein günstiges Zeichen.
Erst beim dritten Besuch bringt der Freier seine Geschenke mit, zu denen ein Verlobungsring und ein Band gehört, und wird nun "kniaz" genannt, während das Mädchen den Titel "kniahini" erhält. Gefallen Letzterer die Geschenke nicht, indem ihr vielleicht die Leinwand zu grob, das Band nicht hellfarbig genug ist, so schickt man sie dem Freiwerber zu, der den Verlobten sofort benachrichtigt und ihn veranlasst, andere zu senden.
Sind sie aber der Braut recht, so schenkt diese ihrerseits dem Vater des Bräutigams ein Tuch, seiner Mutter feine Leinwand, und sitzt nun mit den Brautmädchen, die sie sich auserwählt, und welche sie fortwährend umgeben, zu Hause, mit den Vorbereitungen zur Hochzeit beschäftigt, während die Mädchen Lieder singen, in denen der Anfang der Liebe, die Zurüstungen des Bräutigams, und die Trauer des Mädchens beim Abschied aus dem Elternhaus geschildert werden.
Der "korowaj", dieses speziell kleinrussische Hochzeits-Backwerk, wird erst am Sonntag während der Frühmesse unter den üblichen Zeremonien gebacken, und mit Gesang und Musik in das Zimmer getragen, in welchem der Hochzeitsschmaus Statt findet. Er steht auf dem Deckel des Troges, in welchem das "Kwas", das Lieblingsgetränk der Russinnen, bereitet wird, und der Deckel ist mit Hafer gefüllt, um den sich die Begleiter des Bräutigams eifrig reißen, weil sie glauben, dass die Pferde davon gesund und kräftig werden. Ein Brautführer ist besonders damit beauftragt, den "korowaj" nach dem Hochzeitsmahl zu schneiden und zu verteilen, und muss seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, Niemanden zu vergessen, weil dies für die größte Beleidigung gilt, und sogar für alle Verwandten, welche nicht bei der Hochzeit anwesend sind, die nötigen Stücke übrig zu behalten.
Am Tag vor der Trauung kommt der "kniaź" mit seinen Eltern und seinem Gefolge in's Haus der Braut. Kaum hat man sich an den Tisch gesetzt, so schlagen die von beiden Parteien gewählten "Hochzeitsmarschälle" mit ihren Hetzpeitschen an die Balken der Decke und rufen drei Mal:
"Herr Vater und Frau Mutter! Brüder und Schwestern! Verwandte und Freunde! Wir bitten euch, ihr möget so gut sein, und diese beiden Kinder von ganzem Herzen segnen!"
Auf diese Aufforderung nimmt Jedes den ihm bezeichneten Platz ein, und die Braut, von ihrer ältesten Brautjungfer an der Hand geführt, geht zu den Eltern und Verwandten, dankt für die Liebe, Pflege und Erziehung, und kniet vor Allen nieder, um unter dem Gesang eines dabei üblichen Liedes gesegnet zu werden. Dann kehrt sie an den Tisch zurück, und ihr Bruder setzt sich neben sie. Ist der Schmaus zu Ende, geht der Bräutigam mit seiner Verwandtschaft und Begleitung hinaus auf den Flur, und nur einer seiner Brautführer bleibt am Tisch, um den Handel über die Haarflechten der Braut abzuschließen. Die Verwandten der Braut stacheln den Bruder derselben an, recht teuer beim Verkauf zu sein, und wenn die Unterhandlung lange währt, lachen die Mädchen den Bräutigam aus, der während dieser Zeit im Flur hinter der Türe steht, und fordern ihn singend auf, er möge das Geld nicht bereuen, das ihm den Platz neben der Braut verschaffe.
Sobald der Handel fertig ist und der Brautführer der Braut die verabredete Summe gezahlt hat, wird der Bruder gebeten, seinen Platz dem Bräutigam abzutreten, der mit seinem Gefolge wieder in die Stube kommt, in vollem Lauf über den Tisch springt, sich neben die Braut setzt und diese mit beiden Händen umhalst, um ihr einen Kuss zu geben. Jetzt fängt der eigentliche Schmaus erst an, Gesundheiten werden getrunken, und Tanz bis spät in die Nacht beschließt den Tag.
Am Morgen des Trauungstages wird der Braut nach alter Weise unter dem Gesang der Mädchen vom Bruder und der Mutter das Haar aufgeflochten und neu geordnet.
Der "kniaź" kommt mit den Bojaren zu Pferd an, fasst nach den üblichen Begrüßungen und Segnungen die Braut an der Hand und geht drei Mal um den Tisch herum, indem er jedes Mal im Winkel eine tiefe Verbeugung macht. Es ist dies ein Überrest aus altheidnischer Zeit, wo dort der Schutzgott des Hauses stand, den man auf diese Weise zu ehren pflegte.
Dann verlässt man das Haus, um sich in die Kirche zu begeben. Fährt man, so besteigt die Braut mit den Brautjungfern und der Musik den Wagen. Die Mutter kommt mit Brot und Salz heraus, legt das Brot den Pferden hin und streut das Salz auf das Brautpaar, um es vor Zauber zu schützen. Der Vater besprengt es aus demselben Grunde mit Weihwasser.
Vor dem Weggang schenkt die Braut dem Bräutigam ein Halstuch, den Bojaren eigens gearbeitete Handtücher, welche sie sich am Gürtel befestigen, und beide Brautleute tragen Kränze, welche der Geistliche zugleich mit den Ringen weiht und bei der Trauung wechselt. Der "kniaź" und die Bojaren begleiten den Wagen zu Pferde und singen unter Wegs zum Klang der Musik verschiedene Lieder.
Bei der Rückkehr aus der Kirche empfängt die Mutter die Neuvermählten auf der Schwelle des Hauses mit Branntwein und mit Brot, das in ein großes Stück Leinwand eingewickelt ist, und geleitet sie in's Zimmer, wo das Mittagsmahl schon bereit steht.
Über dem Tische stecken einige Handvoll Kornähren an der Wand und darunter sind die Plätze, auf welchen das Brautpaar sitzt, mit einem weißen Handtuch bedeckt, das die Braut später nimmt, um damit den Hals des Pferdes, der Kuh oder der Schafe, die sie als Mitgift erhält, zu umwickeln, und die Tiere so in's Gehöft ihres Mannes zu führen.
Zu den Gerichten des Hochzeitsmahles, die nie fehlen dürfen, gehört ein auf ganz besondere Weise zubereiteter Hahn, welcher "bažant" genannt wird. Man bindet ihn nämlich an einer Leiter fest, und lässt ihn auf derselben über einem brennenden Scheiterhaufen, den man zu diesem Zwecke auf einer Höhe hinter dem Dorfe errichtet hat, hin und herlaufen, ehe man ihn wirklich brät.
Nach dem Mahle entfernt sich der Bräutigam aus dem Hause der Braut, und kommt erst gegen Abend mit seinem Gefolge wieder, findet aber die Türen des Hauses verschlossen. Vergebens klopft er, vergebens ruft er, man solle ihm öffnen, es herrscht die tiefste Stille im Hause. Endlich stimmt man vor der
Tür ein Lied an, auf welches die im Hause Befindlichen antworten, und wenn dieser Wechselgesang eine Weile gedauert, wird plötzlich mit Geräusch die Tür geöffnet, und heraus tritt die Mutter der Braut mit Brot, Bier und Branntwein in den Händen. Von letzterem trinkt sie dem Schwiegersohn ein Gläschen zu. Er leert es, nimmt das Brot, und bringt ihr seinerseits ein Glas zu, worauf er mit seinem Gefolge in's Haus tritt und sich neben seine Frau setzt. Hat er sich aber verspätet, und sich nicht zur festgesetzten Zeit wieder eingefunden, so muss er länger vor der Türe warten, und wird noch überdies unter lautem Gelächter mit einem Spottlied empfangen.
Nach dieser Zeremonie stellt sich von einer Seite der Bruder der Braut, von der anderen der des Bräutigams neben die Braut, und Jeder sucht ihr seine Mütze auf den Kopf zu setzen. Gelingt es dem Bruder des Bräutigams, ist es ein günstiges Zeichen; kommt ihm aber der Bruder der Braut zuvor, so gilt dies für eine schlimme Vorbedeutung, und der Bruder des Bräutigams muss seine Mütze loskaufen. Nicht selten entsteht bei diesem Wettstreit Zank und Feindschaft, und mitunter kommen auch so energische Kundgebungen vor, sich gegenseitig den Rang abzulaufen, dass namentlich das Haar der Braut nicht wenig darunter zu leiden hat. Dennoch muss die Letztere sich auch gegen das Haubenaufsetzen noch sträuben, und, wenn sie auf dem Backtrog sitzt, um von der Brautmutter mit der Haube geschmückt zu werden, die Haube wiederholt zu Boden werfen, ehe sie dieselbe auf dem Kopf duldet. Kaum ist das geschehen, so entfernen sich die Mädchen von ihr, und nur der Bruder bleibt, um ihre Befehle auszuführen. Da es bereits dunkel wird, fahren die Wagen vor. Auf einen legt man das Bett, auf welches sich das Brautpaar setzt, auf den andern die Lade, welche der Bruder der Braut packt. Bei der Ankunft im Haus des Mannes empfangen dessen Eltern die junge Frau und laden ihre Mitgift ab, während im Haus der Braut Lieder ertönen, welche die Trauer der Eltern über den Verlust der Tochter schildern.
Am nächsten Morgen geht die junge Frau in Begleitung ihres Bruders nach Wasser und nimmt, wenn der Brunnen sich auf fremdem Grund befindet, ein Handtuch mit, um es als Geschenk für den Eigentümer hinzulegen. Den ersten Eimer, den sie nach Hause trägt, gießt sie zum Kwas, worauf sie nochmals geht und einen zweiten Eimer holt, in welchem die Bojaren sich waschen. Die junge Frau ist ihnen dabei behilflich und erhält von Jedem ein Geschenk. Die Schmausereien werden nun noch mehrere Tage, oft eine Woche lang fortgesetzt, weshalb es im Sprichwort heißt: Was ist das für eine Hochzeit, welche nur zwei Tage währt? Wär' es eine ganze Woche, wär' es noch der Mühe wert!
Die Ruthenen in Ungarn pflegen ihre Ehen sehr zeitig zu schließen, und es ist nichts Seltenes, Mädchen von 12 Jahren heiraten zu sehen. Früher wurden dieselben sogar schon mit 5 bis 6 Jahren verlobt, und in die Wohnung des ihnen zugedachten Knabens gebracht, wo sie unter der Obhut der künftigen Schwiegermutter blieben, bis die Hochzeit stattfinden konnte.
Auch Entführungen erwachsener Mädchen kamen häufig vor, und drei Mal des Jahres wurden bei dem Basiliterkloster zu Kraszni Brod sogenannte "Mädchen-Märkte" abgehalten, welche von Tausenden von Ruthenen besucht wurden.
Die Mädchen erschienen dabei mit fliegendem Haar und mit Kränzen geziert, die Witwen, welche sich ebenfalls einzufinden pflegten, mit grünen auf die Kopfbinde befestigten Blättern, und die Männer liefen, sobald sie ihre Wahl getroffen, schnell auf den Gegenstand derselben los, und zogen ihn mit den Worten: "Pod do Popa, kdi ti treba hlopa" (Komm zum Popen, wenn du einen Mann brauchst), ohne auf Widerstand zu achten, in das Kloster, wo die Mönche sie ohne weitere Formalitäten trauten.
Da aber das Mädchen nicht immer Willens war, dem Mann zu folgen, dem es gefallen, sondern im Gegenteil sich manchmal aus Leibeskräften ihm widersetzte, und die Angehörigen Beider leicht Partei für die Kämpfenden nahmen, so entstanden zuweilen solche Raufereien, dass im Anfang vorigen Jahrhunderts diese Art zu heiraten "verboten" wurde. Seitdem spielt auch hier der "starosta" die ihm anderwärts zuge-
wiesene Rolle, und begleitet den Burschen zu dem Mädchen, welches die Eltern für ihn bestimmt haben. Er erklärt der Familie der Auserwählten unter allerlei bildlichen Redensarten den Zweck des Besuchs, fragt nach der Tochter und bittet, sie möge ihm Wasser zum Trinken bringen. Wie gewöhnlich hat sie sich bei der Ankunft des Freiers versteckt, muss im ganzen Hause gesucht, und endlich aus ihrem Schlupfwinkel hervorgezogen werden. Sie bequemt sich nun, das Wasser zu holen, reicht es dem "starosta" aus Schamhaftigkeit mit abgewandtem Gesicht, und bietet so die Gelegenheit, sie vom Kopf bis zu den Füssen zu beschauen und ihr Gesicht, ihren Wuchs und ihren Anzug einer scharfen Kritik zu unterwerfen. Dabei versucht es der "starosta", die künftige Braut durch Fragen in Verlegenheit zu setzen, um ihren Verstand zu prüfen, wird aber nicht selten selbst verblüfft durch ihre Antworten, welche die Eltern ihr im Voraus eingelernt haben. Dann besichtigt man das Haus und die Wirtschaft, um sich von der darin herrschenden Reinlichkeit, Einrichtung und Ordnung zu überzeugen, und diese Zeit benutzen wohl die beiden Hauptbeteiligten, um sich gegenseitig verstohlen anzublicken, wechseln aber kein Wort miteinander, und die Besucher entfernen sich, indem sie die Eltern des Mädchens höflich zum Gegenbesuch (obzori) einladen.
Diese verfehlen nicht, der Einladung bald Folge zu leisten, um das Haus des Freiers von Oben bis Unten in Augenschein zu nehmen. Sind sie nicht zufrieden mit der Musterung, rühren sie nicht das Geringste von den angebotenen Speisen an, sondern empfehlen sich unter allerlei Vorwänden so rasch als möglich. Gefällt ihnen aber das Haus, so nehmen sie die Bewirtung an und bringen mit den Eltern des Burschen Alles in's Reine.
An dem zum "Versprechen" (svatunki) bestimmten Tage begibt sich der Freier beim Dunkelwerden mit seinem "starosta" und seinen Eltern in das Haus des Mädchens, wo man sich sogleich an den Tisch setzt, auf dem ein Laib Brot steht. Die Tochter wird herbeigeholt, von den Eltern an den Tisch geführt, und dort von ihnen aufgefordert, ihre Hand über den Brotlaib hinweg dem jungen Mann zu reichen und ihm zugleich das Brautgeschenk zu geben, das in einem Tuch besteht, in welches etwas Geld gewickelt ist. Der Pfarrer, den man dazu eingeladen, segnet sogleich den Händebund, worauf man die Ringe und Geschenke wechselt und zur Mahlzeit schreitet.
Ein oder zwei Wochen nach der Verlobung sendet der Bräutigam durch einen zuverlässigen Menschen der Braut Geschenke, unter denen ein großes rundes Kolatschbrot nicht fehlen darf, welches der Bote auf einen Stock gespießt trägt.
Die Eltern der Braut erwidern diese Höflichkeit, und treffen alle Anstalten zur Hochzeit, welche meist im Herbste nach der Weinlese oder im Fasching gefeiert wird. Auster dieser Zeit heiraten gewöhnlich bloß Verwitwete, deren Heiratszeremoniell ein anderes ist.
Am Tage vor der Hochzeit pflegt man in beiden Häusern unter Musikbegleitung Kränze zu winden und nachher zu tanzen, und am Morgen der Trauung wird im Haus der Braut die sogenannte "Brautfahne" angefertigt, indem man ein weißes, rotes oder buntes Tuch an eine Stange bindet, die ringsherum mit Kränzen und Blumensträußen geziert wird und oben an der Spitze in einem großen Blumenstrauß eine Schelle befestigt, welche dazu dient, dass der Brautführer dem Hochzeitszuge, wenn er's nötig hat, damit ein Zeichen geben könne.
Bei den Huculen, einem ruthenischen Stamme an der Nordseite der Karpaten, besteht die wichtigste Zeremonie des Hochzeitsfestes in dem Abhauen der Haarflechte der Braut. Unmittelbar nach der Trauung beginnt nämlich der Jubel und Tanz, und während desselben muss der Bräutigam, mit der ersten Brautführerin tanzend, zum Zeichen seiner Gewandtheit und Kraft den Zopf der Braut, dessen Ende die Eltern des Bräutigams an einen eigens hierzu in die Wand geschlagenen Nagel gebunden haben, mit einem Hiebe seiner Axt abhauen. Erst wenn er dies getan, nehmen ihn die Männer in ihre Gemeinschaft auf. Gelingt es ihm aber nicht, so weissagen die Frauen der Braut alles mögliche Unglück aus dieser Ehe und die Männer begießen den Bräutigam mit Wasser, um ihn von dem Zauber zu erlösen.