Die Serben


Unter dem serbischen Stamme werden alle Slaven begriffen, welche zwischen dem schwarzen und dem adriatischen Meere wohnen und daher teils unter türkischer, teils unter österreichischer Herrschaft und Hoheit leben. Auch nennt man sie im Gegensatz zu den nordwestlichen Slawenstämmen die "Südslawen".

Im eigentlichen Serbien wird häufig noch die Heirat durch den Vater des jungen Mannes allein beschlossen und zu Stande gebracht. Teuer ist sie. Die ganze Familie des Mädchens muss beschenkt werden, ja, sogar der ganze Hausstand. Der Braut wird bei Gelegenheit des Ringnehmens ein großer Apfel (jabuka) verehrt, in welchem je nach dem Vermögen des Bräutigams mehr oder weniger Gold oder Silbermünzen stecken, und nach diesem Apfel heißt das Brautgeschenk und jedes Geschenk überhaupt "jabuka".

Beim Ringnehmen selbst ist der Bräutigam nicht nötig, aber nach demselben schildert das Volkslied ihn mit der Braut und zwar in sehr lieblicher Weise. Der "čauš" (Tschausch, Spaßmacher) ladet zwei oder drei Tage, bevor man das Mädchen abholt, zur Hochzeit ein. Er trägt eine hölzerne Flasche ("čutura", Tschutura), welche mit Blumen und Silbermünzen verziert ist, in Städten selbst mit Goldstücken. Diese bietet er Jedem, welchen er als "svat" oder Hochzeitsgast einladet, und Jeder, möge er die Einladung annehmen oder nicht, trinkt aus der Flasche und bindet einen Para oder sonst eine Münze daran.

Der "čauš" ist bei der Hochzeit eine wichtige Personnage. Er treibt die Hochzeitsleute zum Aufbruch an, nötigt zum Essen, teilt die Geschenke aus und redet vor Allem so viel lustigen Unsinn, wie ihm nur immer einfallen will. Dabei hat er hinten an der Kopfbedeckung einige Fuchsschwänze hängen und bisweilen auch einige Löffel stecken, und trägt in den Händen eine Keule (buzdovan), mit welcher er auf Alles losschlägt, was sich in seiner Nähe befindet.

Außer ihm gehören noch eine Menge von Personen zur Feierlichkeit, von welchen die wichtigste der "kum" oder Gevatter ist. Zu diesem Ehrenamt wählt man naturgemäß den Taufpaten; will man es einem Andern übertragen, so muss man vorher die Genehmigung des eigentlichen Gevatters einholen, denn würd' er nicht befragt, könnt' er einen Fluch aussprechen. Wer neu zum "kum" gewählt wird, muss "im Namen Gottes und des heiligen Johannes" die ihm zugedachte Ehre annehmen, und wär' er der Vornehmste, der vom Geringsten aufgefordert wird. Zugleich tritt er mit den Brautleuten in eine ebenso nahe geistliche Verwandtschaft, wie ein Taufpate.

Der "děver" (Djever, Brautführer), auch "ručni", Handgeselle, genannt, ist meistens der Bruder oder der Vetter des Bräutigams. Man kann einen verheirateten Mann dazu nehmen, oder auch einen Knaben von zehn Jahren, am liebsten aber hat man einen jungen Burschen. Er hat am Kopf eine natürliche oder gemachte Rose stecken, und ist der besondere Hüter der Braut, die er von ihrem Bruder in Empfang nimmt und dem "kum" und dem "stari svat" zuführt, damit sie Beiden die Hand küsse. Unterwegs leitet und hält er ihr Pferd, in des Bräutigams Haus bewacht er sie vor wie nach der Trauung so lange, bis sie dem Gatten übergeben wird.

Der "stari svat" (Altsvat oder Oberhochzeitsgast) ist der Beistand des "kum", der "prikumak" (Vicekum) ist des "kums" Vertreter und zugleich der Fahnenträger. Der "gadljar" (Dudelsackpfeifer) darf nicht fehlen, und muss unausgesetzt schändliche Musik liefern. Die übrigen Gäste, die mitziehen,


Hochzeits brauch


ohne eine bestimmte Verrichtung zu haben, werden "pustosvatice" (verlassene Gäste) oder scherzhaft "nabiguzice" (Schmarotzer) genannt.

Der Bräutigam hat, wenn er mit diesem ganzen Gefolge sein Mädchen abholen geht, an der Kopfbedeckung ein weißes Tuch befestigt. Ist er bei der Braut angelangt, hat er neben dem "kum", der obenan sitzt, Platz genommen, so heften die Schwiegermutter und einige Freundinnen ihm noch mehrere Tücher an. Er aber ist so verschämt, dass er sich weder zu essen noch zu reden getraut, sondern immer nur vor sich hin sieht. Die Braut lässt sich unterdessen in der Kammer ankleiden, weint, nimmt Abschied von ihren Gefährtinnen, wird mit einem großen weißen Tuch verhüllt herausgeführt, und küsst nicht nur dem "kum" und dem "starisvat", sondern allen "svati", sowie allen sonst noch anwesenden Männern die Hand.

Unterwegs schenken die "svati", gleichviel ob sie erst "um das Mädchen ziehen" oder es schon heimführen, allen ihnen Begegnenden Wein oder Branntwein. Andererseits erfahren auch sie hier und da Gastfreundschaft, indem in den Dörfern, durch welche sie kommen, die Bewohner ihnen Braten, Brot, Torten, Wein und Branntwein entgegenbringen.

Bevor der Brautzug auf dem Gehöft des Bräutigams anlangt, eilen zwei Männer, häufig Schwiegersöhne, unter dem Abfeuern ihrer Gewehre ihm voraus und melden ihn an. Sie werden, da sie auf ein Hemd oder ein schönes Tuch als "muštulug" (Muschtulug, Botenlohn) Anspruch machen, "muštulugčie" oder Boten genannt.

Langt die Braut vor dem Gehöfte an, so kommt ihr die Brudersfrau des Bräutigams (jeterva) entgegen, unter dem linken Arm eine Rolle Leinwand, welche sie von der Küche her bis zum Pferde der Braut hinter sich niederrollen lässt, auf dem rechten Arm ein männliches Kind (nakonče, nakonjče). Dieses reicht sie der Braut, die es mit einem roten Band oder Faden umgürtet; dann wird der Braut ein Sieb mit allerlei Getreide dargeboten. Sie nimmt einige Hände voll heraus, wirft sie über sich weg, lässt sich vom Pferde herunterheben und schreitet auf der Leinwand in die Küche. An einigen Orten muss sie das Kind in die Küche tragen, überall aber muss sie sich unaufhörlich verneigen.

Den Tag nach dem Einzug des Mädchens reiten die "svati" mit Ausnahme des "kum", des "starisvat" und des "djever", im Orte von Haus zu Haus und laden mit folgenden Worten zur Hochzeit: "Der "kum" und der "starisvat" grüßen euch, auf dass ihr zum fröhlichen Mahl kommet; nehmt aber mit, was ihr essen und worauf ihr sitzen werdet." In jedem Hause gibt man ihnen einen Büschel Flachs oder ein Tuch, Gaben, welche der Braut gehören und nur vorläufig am Zügel festgebunden werden.

Bei der kirchlichen Zeremonie schenkt der "kum" das Stück Zeug, mit welchem die Brautleute bedeckt werden, und steht gemeinsam mit dem "starisvat" als Zeuge hinter ihnen. Die Trauung heißt die "eheliche Krönung". Ehedem bestanden die Kronen der Brautleute nur aus Blumen oder jungen Zweigen, jetzt sind sie aus Silber.

Zum Mahle muss jeder Gast aus dem Dorfe ein Brot und eine "čutura" Wein oder Branntwein mitbringen, außerdem werden noch Lämmer, Hühner, Spanferkel und Torten beigesteuert. Gegen die Mitte des Mahles verkündet der "čauš" auf eine drollige Weise, welches Gericht Der oder Jener gebracht, immer mit den Schlussworten: "Ihm (dem Geber) zum Ruhme und allen Brüdern zur Ehre." Dann werden auf der Fahnenstange oder auf einem andern Stock durch Burschen, die sich stellen, als müssten sie unter der Last erliegen, die Geschenke herbeigetragen. Dem "kum", dem "starisvat" und dem "djever" muss die Braut Hemden schenken, die Übrigen erhalten Tücher, Strümpfe und was ihnen sonst noch zukommt. Der "čauš" teilt die Geschenke aus und macht dabei Flausen wie gewöhnlich. Sein eigenes bindet er an den "buzdovan", während der "gadljar" es an das Brummrohr befestigt.

Den zweiten Tag früh gießt die junge Frau den Gästen Wasser auf die Hände und reicht ihnen das Handtuch zum Abtrocknen. Sie werfen in die Schüssel oder in den Trog, worin sie sich gewaschen, "Begießgeld" (poljevacica). Überhaupt wird alle Welt zu Gunsten der Braut gebrandschatzt. Wer





immer auf die Hochzeit kommt und von ihr einen Handkuss empfängt, muss sie beschenken. Alle die ziemlich handgreiflichen Scherze, welche die "svati" während der mehrtägigen Festlichkeit ausführen, laufen darauf hinaus, dass die Braut beschenkt werden muss. Doch vergessen sie sich selbst nicht ganz, sondern vergnügen sich auf mannigfache Weise: schlagen das Geflügel tot und die Teller entzwei, allenfalls, erlaubt der "kum" es ihnen, auch den Ofen, stehlen Löffel und was ihnen sonst noch unter die Hände kommt, schaffen den Wagen auf's Dach, kurz, treiben es so arg, dass man von allem Wüsten und Wilden zu sagen pflegt: "Wie eine serbische Hochzeit." Dabei dauert sie acht Tage, gerade wie die bulgarische, welche am Mittwoch oder Donnerstag vor der Trauung anfängt. Diese findet gewöhnlich Sonntags statt; die Braut (bulka) bleibt drei Tage lang und oft noch länger verschleiert. Der Schleier, "bulo", ist von dunkelroter Seide mit hellrotem Saum und ein Sträußchen ist darauf genäht.

Die katholischen Städter in Bosnien haben Brautwerber, von denen einer die Eltern des Mädchens also anredet: "Wir sind gekommen, um das und das Mädchen für den und den Jüngling nach den Regeln der heiligen Mutter Kirche zu freien; ist es der Wille Gottes und ist es der rechte Wille des Mädchens und der eure, so möchten wir es noch diesen Abend wissen, damit wir es dem Jüngling aufrichtig sagen können, der uns zu euch mit diesem Auftrag gesandt hat."

Sind die Eltern einverstanden, befragen sie die Tochter: "Ist es dein rechter Wille, so sage es uns jetzt." Das Mädchen antwortet: "Ich will was ich will, es ist mein rechter Wille." Darauf gibt sie Jedem der beiden Werber eine "mahrama", wie jedes zum Geschenk bestimmte Tuch durchgängig heißt, es wird ein wenig getrunken, und dann kehren die Werber mit guter Botschaft zu "dem und dem Jüngling" zurück.

Der Jüngling hat nun zuerst vom Pfarrer den Stempel oder Zettel zu erlangen, welchen der "starisvat" vorweisen muss, wenn er Behufs der feierlich offiziellen Werbung zu dem Mädchen kommt. Dann muss die Zahl der "svati", sowie der Tag ihres Kommens bestimmt werden. Über Beides bespricht der Jüngling sich bei den häufigen Besuchen, die er seiner Braut macht. Sind sie einig geworden, versammelt er seine Verwandten und wählt aus ihrer Mitte zwei ältere Männer zum "kum" und zum "starisvat". Die übrigen "svati" bilden die "Jugend", gleichviel ob sie wirklich noch Junggesellen, oder schon verehelicht sind, und jeder muss einen Knaben von zehn bis zwölf Jahren mit sich führen.

Am bestimmten Tage brechen sie mit großem Pomp auf. Der "djever" trägt die Flasche und bietet sowohl den Gefährten, wie den Vorüberkommenden zu trinken an. Ist die Flasche leer, so gibt es noch welche im Vorrat, die von den Knaben getragen werden.

Im Brauthaus erwartet sie das Mädchen mit ihren Gefährtinnen und Nachbarinnen, die "pirinčlije" (Hochzeitsgäste) heißen und an Zahl den "svati" gleich sind. Auch Essen steht bereit, aber kein Getränk; die "svati" müssen für's Erste noch aus den mitgebrachten Flaschen trinken. Sie tun es und ruhen sich etwas aus.

Dann bringt der "starisvat" die Werbung beinahe mit denselben Worten an, die wir von den Privatwerbern gehört. Der Hausherr heißt ihn willkommen, verleugnet aber das Mädchen, welches nicht im Hause sei. Der "starisvat" muss mehrere Mädchen, die ihm vorgeführt werden, zurückweisen, bis man ihm endlich das richtige bringt. Da spricht er: "Hier hast du auf dem Tische den Ring und den Zettel des Pfarrers, welchen dir der und der Jüngling sendet. Wenn es jetzt dein rechter Wille ist, so nimm das Zeichen deiner Verlobung mit deiner eigenen Hand." Das Mädchen antwortet: "Ich will, es ist mein rechter Wille," und nimmt vor den Augen der "svati" das Unterpfand. Alles bricht in Jubel aus, die Knaben rennen Hals über Kopf davon, um den Bräutigam zu benachrichtigen und sich so ihren Botenlohn zu verdienen, weshalb hier sie es sind, die "muštulukčije" genannt werden. Von der Braut bekommt jeder ein Tuch, der "kum" erhält sechs Tücher, der "starisvat" ebenso viele, der "djever" vier, die andern "svati" jeder zwei. Die "pirinčlije" stecken diese Tücher mit Nadeln fest und schmücken die "svati"





noch überdies mit Blumen, wofür jeder "svat" sein Mädchen je nach Willen und Vermögen beschenkt. Die Eltern des Mädchens endlich liefern jetzt auch Getränk zum Essen, und die "svati" tun sich gütlich, bis sie, abermals in Staat, nach dem Hause des Bräutigams zurückziehen. Ist in der Stadt das Schießen gestattet, so lösen sie, ebenso wie bei der Ankunft, ihre Gewehre; wo nicht, begnügen sie sich, die Mädchen, welche ihnen das Geleit geben, singen zu lassen. Das folgende Liedchen ist eines der beliebtesten:

Zieht mit Gott, mit Gott, geschmückte "svati"!
Mögt ihr Glück auf euerm Pfade finden,
Eure Feinde unter euern Füssen!
Mögt ihr unterweges euch vergnügen
Und nach Hause kehren in Gesundheit!
Mögen wir, die wir uns jetzt bald trennen,
In Gesundheit wieder uns begegnen!

Dass die dem Zug Begegnenden wieder Wein und etwa vorhandene Bettler Almosen bekommen, versteht sich: die "svati" sollen sich ja unterwegs vergnügen!

Die Verlobung findet einige Zeit später statt, indem der Bräutigam mit dem "kum" und die Braut mit der "kuma" (Taufpate) zum Pfarrer geht, welcher das Paar in der Religion examiniert, zur Treue ermahnt und über seine nächstens anzutretenden Pflichten belehrt. Dann legt die Braut ein Tuch und der Bräutigam einen Ring und eine Goldzechine vor den Pfarrer hin, und dieser heißt den Bräutigam das Tuch, die Braut Ring, Goldstücke und Kirchenzettel zum Zeichen der Verlobung an sich nehmen.

Zur Trauung gehen nach dem dreimaligen Aufgebot die Brautleute, wie zur Verlobung, mit "kum" und "kuma". Diese hat das Ankleiden der Braut überwacht, damit die Braut recht gefalle, wenn sie auf dem Weg nach dem Hochzeitshaus stehen bleiben muss, um sich von den Neugierigen in Augenschein nehmen zu lassen. Die "svati" schenken abermals Wein, geben abermals Almosen und werfen, wo sich Kinder einfinden, auch kleine Münzen aus. Wenn es weit genug nach der Kirche ist, wird hin und her geritten.

Ist die Braut vor dem Hause des Bräutigams angekommen, so muss sie, bevor sie es betreten darf, die Schwelle küssen. Drinnen umarmt sie alle Bewohner, dann wird sie in ein Zimmer geführt und von dem verhüllenden Tuche befreit. Die "svati" setzen sich zum Essen, die "pirinčlije" singen Hochzeitslieder. Singt eine von ihnen einen "svat" an, muss er sie beschenken. Wenn die Köchin den Kuchen hereingebracht und mitten auf den Tisch gesetzt hat, geht auch sie mit einem Löffel sammeln.

Der Bräutigam wird vom "kum", die Braut von der "kuma" zu Bett geleitet. Am andern Morgen singen die "pirinčlije" das Brautpaar "auf", nachdem sie schon frühzeitig das Haus in Ordnung gebracht haben. Die Braut bleibt im Hause, der Bräutigam aber geht mit dem "djever" die Schwiegermutter besuchen und ihr und den Hausgenossen Geschenke bringen. Er für sein Teil empfängt ein geputztes lebendes Hühnchen mit einem Kränzchen auf dem Kopfe, welches er bei der Heimkunft dem "starisvat" übergibt. Ist die Kirche nah genug, begibt man sich dann in die Messe, jedenfalls aber setzt man das Gelage des vergangenen Tages fort. Der "djever" holt mit noch einem "svat" die Lade der Braut aus dem Hause ihrer Eltern in das ihres Gatten.

Am dritten Tage schließt die Hochzeit. Während der ganzen Dauer derselben lag auf dem Tisch ein Brot mit einem Kreuz und drei Äpfeln darauf. Hat man nun nach dem dritten Mittagsmahl den mit Honig bestrichenen Brotkuchen des "kum" (kumova maslenica) verzehrt, so nimmt das Kind des "kum" das Kreuz vom Brot und legt es vor die "svati" hin, die sich unverweilt erheben und aufbrechen. Die Mädchen, die Braut mit inbegriffen, geben ihnen singend das Geleit, der "djever" wartet ihnen noch mit Getränk auf. So ziehen sie eine Strecke lang fröhlich dahin, dann halten sie an, nehmen Abschied von den Mädchen, beschenken sie nochmals und setzen ihren Weg allein fort.

An den "Bocche di Cattaro" ist zuerst Dobrota zu bemerken, ein aristokratischer Ort mit reichen Besitzern, die fast immer nur unter sich heiraten, am liebsten aus ihrer eigenen Verwandtschaft. Die





Geschenke, welche hier nach der feierlichen Werbung zwischen den Verlobten ausgetauscht werden, bestehen in einem Halsband oder andern Schmuckgegenstand für die Braut und für den Bräutigam in einem rotsamtnen mit Gold und Perlen gestickten Tabaksbeutel. Diesen nimmt er nebst der Pfeife mit, wenn er die Braut besucht, denn so orientalisch eingeschlossen die dobrotschaner Mädchen auch gehalten werden, ist es doch während der Verlobungszeit dem Bräutigam gestattet, ungefähr jeden dritten Tag im Hause der Schwiegereltern vorzusprechen. Zur Hochzeit versammeln sich die Verwandten der Braut bei ihr, die des Bräutigams bei ihm. Bevor man in die Kirche geht, tritt man in jedem der beiden Häuser an die sogenannte "weiße Tafel", einen Tisch mit einem reinen Tischtuch, auf welchen Wein und Brot gesetzt wird. Man trinkt die Gesundheit des Brautpaares und der Familie, das Brot lässt man unberührt - es liegt nur als Symbol da - statt seiner nascht man Süßigkeiten. Beim Mahle sind, der dobrotschaner Sitte gemäß, die Frauen von den Männern abgesondert, für die Braut wird im Schlafzimmer gedeckt, wo der "kum" ihr Gesellschaft leistet. Ausnahmsweise währt die Hochzeit hier nur einen Tag, dafür haben die jungen Eheleute das Vorrecht, sechs Monate lang helle Farben tragen zu dürfen, selbst wenn Trauer in der Familie ist, was in Dobrota, der vielen Verschwägerungen halber, als ein bestehender Zustand angesehen werden darf. Leider haben die jungen reicheren Mädchen jetzt ihre malerische Nationaltracht aufgegeben und tragen sich "all' italiana", wie sie auch zur Hochzeit den weißen Rosenkranz aufsetzen. Die Männer verunzieren sich allerdings bei dieser Gelegenheit auch mit dem unglücklichen Zylinder, behalten aber außerdem ihre alte Bräutigamstracht bei, nämlich "gaće" (faltige Kniehosen) von schokoladenfarbenem Seidenstoff, weißseidene Strümpfe, Schuhe von schwarzem Glanzleder, schwarzsamtenen "dolama" (kurzer anschließender Rock), "jačerma" (ärmellose Jacke) von weißem Seidendamast mit Knöpfen und Stickereien von Gold, weißseidene Schärpe, drunter der "čemer", der violettsamtene Halter für die mit Silber ausgelegten Pistolen, an der Seite das silberne Messer, die in Silber getriebene "češe" für die Kartuschen und den golddamaszierten Säbel in grünsamtener Scheide.

Wenn wir uns vom südlichen Ufer des Busens von Cattaro auf das nordöstliche, nach Risan oder Rizano begeben, so finden wir an diesem ältesten Ort der "Boka", wie die Bocche auf slawisch heißen, den Vater des Jünglings als Brautwerber. Früher herrschte, wie jetzt noch in Montenegro, der Gebrauch vor, Kinder in der Wiege, ja, oft sogar noch ehe sie geboren wurden, mit einander zu verloben, wohl verstanden wenn sie zur Welt kamen, wie sie sollten, als Pärchen. Jetzt hat das aufgehört, der Sohn wählt sich das Mädchen, und der Vater geht um dasselbe freien.

Ist des Mädchens Vater dem Freier nicht geneigt, so ist die Tochter noch zu jung. Gefällt ihm die Werbung, erbittet er sich von seinem "Bruder" acht Tage Bedenkzeit.

Sie sind abgelaufen, und der Vater des "Helden", denn jeder junge Mann ist bei den Südslawen ein "junak" oder Held, stellt sich, von einem andern Sohne begleitet, in dem Hause des Mädchens ein, wo der Hausherr seine Brüder und nächste Verwandte versammelt hat. In der rechten Hand den Ring, beginnt nach den üblichen Begrüßungen der Eingetretene: "Da, Brüder, im Namen Gottes fordere ich die Tochter N. unseres Bruders L. für meinen Sohn M., und wenn sie ihn liebt, so gebt sie uns. Hier ist das Heiratspfand als Bürgschaft für euch, mag sie es zur glücklichen Stunde und zum guten Geschick nehmen, so Gott will."

Der Form wegen fragt der Vater des Mädchens die versammelten Verwandten: "Was sagt ihr dazu, meine Brüder?" Sie antworten: "Wir sagen wie du." - "Nun, so gebe ich sie, und Gott gebe seinen Segen," spricht er dann, nimmt den Ring und übergibt ihn seiner Frau zum Aufheben bis zur Hochzeit, die Branntweinflasche wird zum Vorschein gebracht, und die "vjera" oder "vjeridba", die Verlobung, welche anderwärts bei den Serben "prositba" oder "pèrsten" heißt, wird als abgeschlossen betrachtet.

Jetzt beginnt das Schenken. Zuerst kommt der Vater des Verlobten an die Reihe, welcher noch,





bevor er nach der Verlobung das Haus verlässt, die neue Verlobte seines Sohnes aufsuchen und sie mit einem Kleide und einem Seidentuch erfreuen muss. Den übrigen weiblichen Mitgliedern der Familie verehrt er Seife und erhält dafür ein in ein Tuch gewickeltes Hemd. Der Bruder des Bräutigams, der künftige "djever", bekommt ein Paar Strümpfe, die gleichfalls in ein Tuch gewickelt sind. Beim Weggehen bringt die Braut ihnen vor dem Hause gewöhnlich noch eine "mahrama" und einen Tabaksbeutel mit einem Blumenstrauß nach, wofür der Vater ihr eine Zechine, der "djever" einen Taler gibt.

Zwei oder drei Tage später kommt in Begleitung seines Oheims der "vjerenik" (Bräutigam) zur Braut, bringt der Schwiegermutter ein seidenes Tuch und ein Stück Seife, in welchem eine Zechine steckt, dem Schwiegervater ein Paar ungarische Stiefeln, jedem Schwager ein Paar Schuhe, jeder Schwägerin ein seidenes Tuch und auch Schuhe, den andern Hausbewohnern kleinere Geschenke, und wird seinerseits mit Tüchern, Hemden und Strümpfen überhäuft. Die Braut aber muss sehr spröde tun, darf sich nur auf vieles Bitten zeigen und muss sich besonders gegen das Geküsstwerden sträuben. Früher war es, wenn die Verlobungszeit länger dauerte, dem Bräutigam sogar nur zwei Mal jährlich gestattet, seine Braut zu besuchen, und zwar am Christtage und am dritten Tag nach ihrem Namensfeste, doch hatte er schon damals, wie jetzt noch, das Vorrecht, während der ganzen Zeit für ihre Fußbekleidung zu sorgen, wogegen sie ihm jeden Festtag eine vergoldete Drahtblume zuschickte.

Auf den Besuch des Bräutigams folgt der seiner Mutter und seiner Schwestern, die natürlich auch nicht mit leeren Händen weder kommen, noch gehen. Unter ihren Gaben darf ein Strickhaken, eine Nadelbüchse und ein Fingerhut für die Braut nicht fehlen, welche überdies von der Schwiegermutter bei deren Weggehen noch einen Ring erhält.

Acht Tage vor der Hochzeit treffen die beiden Väter mit ihren Verwandten und Bekannten aus der Stadt sich "na plac", auf der Piazza. Eine Flasche mit Branntwein, geliefert vom Vater des Bräutigams, geht von Hand zu Hand; der Apfel mit der darin steckenden Zechine, welcher darauf liegt, ist der Anteil des Brautvaters, weshalb es sprichwörtlich heißt: "Er hat die Tochter für eine Zechine verkauft." In das Brauthaus hat der Bräutigam eine Flasche Branntwein geschickt, die dort geleert, dann neu gefüllt und ihm mit einem Granatapfel und einem Blumenstrauß geschlossen zurückgesendet wird. Auf dem Platze wird unterdessen das Nötige über die Hochzeit verabredet und die Zahl der Gäste bestimmt. Fünf oder sieben junge "Helden", welche zu "svati" gewählt worden sind, ziehen nach der Kirche und holen dort die Fahne ab, um sie nach dem Bräutigamshause zu bringen. Früher wurde statt ihrer ein Ölzweig getragen, was jetzt nur noch stattfindet, wenn im Hause Trauer ist, doch hat die Spur dieser Gewohnheit sich in dem Liede erhalten, welches beim Überbringen der Fahne gesungen wird:

Im Namen Gottes zur guten Stunde geht die Sonne auf;
Glücklich, "domaćine", glücklich sei das Hochzeitshaus!
Flogen aus die grauen Falken, flogen wieder ein,
Bringen dir, dem Herrn des Hauses, hier den Öllaubstrauß.
Glücklich, "domaćine", glücklich sei das Hochzeitshaus!
- "Dank dir, dank dir, grauer Falke, und mit dir sei Glück!" -

Wenn die jungen Männer singend und schießend mit der Fahne ankommen, so finden sie vor dem Hause die jungen Mädchen, welche den "kolo", den nationalen Rundreihen, tanzen. Die jungen Männer treten in den "kolo" ein; ist er beendet, wird die Fahne an einem der höchsten Fenster des Hauses befestigt. Dann beschließt ein Mahl den Tag, mit welchem im Bräutigamshaus die Hochzeitsschmausereien beginnen.

In's Brauthaus begibt sich einige Tage vor dem der Trauung der "djever" mit einer Schwester oder einem andern Mädchen, welches sich auf weiblichen Putz versteht, um der Braut einen Spiegel, einen Kamm, einen Fächer, ihrer Mutter aber ein Paar Schuh zu bringen und zugleich die Ausstattung zu besichtigen, bevor sie in eine Lade gepackt wird. Dann wird, nachdem noch jedes der Anwesenden ein





Geldstück oder irgend einen brauchbaren Gegenstand hineingetan, die Lade verschlossen und der Schlüssel dem "djever" übergeben, welcher die gefüllte Lade in des Bräutigams Haus schaffen lassen will. Der Bruder der Braut indessen setzt sich darauf, und verlässt seinen Platz nicht eher, als bis der "djever" ihm einen Taler oder einen Gulden zahlt. Beim Abschied werden nochmals Geschenke ausgetauscht.

Am Abend vor der Hochzeit schickt, wer eingeladen ist, in das Bräutigamshaus einen abgebalgten Hammel, dem man einen Lorbeerzweig in's Maul steckt, ein großes, mit einer vergoldeten Blume und einigen Fähnchen verziertes Brot und zwei Flaschen Wein, in das Brauthaus eine Flasche Branntwein, ein schönes Brot und ein Tuch. Frauen schicken auch wohl Kleider und Schürzen, welche die Mutter in der Regel der Tochter überlässt. Hat der Bräutigam eine verheiratete Schwester, so wird ihm von ihr ein Hemd gebracht.

Vor seinem Hause versammeln sich beim Dunkelwerden die "svati", von denen jeder sein Gewehr abschießt. Dann treten sie ein, setzen sich an den Tisch, und der Hausherr begrüßt sie mit einer Anrede, in welcher er die Ämter bei der Hochzeit verteilt. Es gibt drei mehr, als bei den bisher geschilderten, das des "pérvijenac", des Ersten, welches gewöhnlich durch den Oheim des Bräutigams versehen wird; das des "domaćin", des Hausherrn oder Wirtschafters, und das des "barjaktar" oder Fahnenträgers. Der "kum" heisst "sretni kum", glücklicher Gevatter, der "muštulugcija" ist ein entfernter Verwandter, der "vojvoda" meistens der Braut Bruder. Sind viel "svati" geladen, so werden diese Ämter doppelt besetzt, und die Obliegenheiten derselben geteilt. Auch im Brauthaus ernennt der Hausherr solche Beamte, die, um sie von denen des Bräutigamshauses zu unterscheiden, speziell "od doma", vom Hause, genannt werden.

Nach der Wahl trinken die "svati" einander zu, schießen abermals ihre Gewehre ab und speisen zu Nacht, während die Mädchen den Kolo tanzen. Sind die "svati" satt und die Mädchen müde, setzen diese sich zu Tisch, und der "starisvat" führt den Kolo der "svati" an. Darauf werden zur "guzla", zur serbischen Geige, Lieder gesungen wie das folgende:

Bat zu Gott die wunderschöne Ane:
"Gib mir, Gott, die Augen eines Falken
Und die weißen Flügel eines Schwanes,
Dass ich hin nach der Stadt Risan fliege,
Dass ich komme auf's Gehöfte Peters,
Dass ich sehe Peter den Verlobten:
Ob so schön er ist, wie sie es sagen,
Ob so gut er ist, wie sie es rühmen;
Ob sie vor dem Hof ihm "kolo" tanzen,
Ob die Mutter ihm den "kolo" führet,
Ihm den "kolo" führt und Lieder machet;
Ob ihm vor dem Hof die Fahne zittert
Und die seidenen Standarten wehen."

So bat Gott die wunderschöne Ane,
So bat Gott sie, hat ihn sich erbeten.
Gott gewährt' ihr eines Falken Augen
Und die weißen Flügel eines Schwanes.
Und nach Risan ist sie hingeflogen,
Ist gekommen auf's Gehöfte Peters,
G'rade auf's Gehöfte des Verlobten:
Er ist schöner, als sie's ihr gesaget,
Er ist besser, als sie's ihr gerühmet;
Vor dem Hofe tanzt man ihm den "kolo",
Und die Mutter ihm den "kolo" führet,
Ihm den "kolo" führt und Lieder machet;
Und es zittert vor dem Hof die Fahne,
Und die seidenen Standarten wehen.

Die Führung des "kolo" durch die Mutter bezieht sich schon auf den nächsten Morgen, wo die Mutter des Bräutigams, möge sie auch noch so alt sein, während der Sohn in der Kirche ist, mit den Töchtern vor dem Hause singen und tanzen muss. Bevor es aber dazu kommt, muss noch viel geschehen. Mit dem Anbruch des Morgens rufen drei Böllerschüsse vom Hause des Bräutigams her die "svati" dort zusammen. Haben sie sich eingefunden, so müssen sie auf Befehl des "starisvat" sich niedersetzen, damit er sie gehörig zählen und mustern könne. Hat er das zu seiner Zufriedenheit getan, so sagt er ihnen: "Ich sehe, meine Herren, gedankt sei's Gott und der Gottesmutter, dass wir jetzt Alle, die wir gestern Abend von unserm Bruder, dem Hausherrn, zur Versammlung berufen wurden, gesund und festlich geschmückt, die Freude im Antlitz und im Herzen, beisammen sind." Alle erheben und verbeugen sich, nehmen Kaffee, Branntwein und Süßigkeiten zu sich, tanzen draußen den "kolo", und reihen sich dann zum Zuge in's Brauthaus,





den ein neuer Böllerschuss verkündigt. Die Folge, in welcher die Würdenträger schreiten, ist aus dem Liede zu ersehen, das beim Aufbruch gesungen wird:

Im Namen Gottes zur guten Stunde geht die Sonne auf:
Aus dem Hofe, "pervijence", denn schon ist es Zeit!
Euch gesattelt sind die Pferde und erwarten euch,
Und gewappnet sind die Helden und seh'n aus nach euch.
Wer euch wollte Schaden bringen, dem vergelt' es Gott!

Dieselbe Strophe wird drei Mal wiederholt, nur dass statt des "Ersten", der "starisvat", der "barjaktar" und der "goldne kum" angeredet werden. Den "svati" Schaden zu bringen, daran denkt übrigens Niemand. Man bringt ihnen aus den Häusern, die an ihrem Wege liegen, lediglich Gesundheiten zu, wobei die große Flasche mit dem Apfel oder Granatapfel darauf, in welchem eine Goldblume steckt, unermüdlich die Runde macht. Bei jedem Toast wird geschossen, aber die Mütze abnehmen darf ein "svat" weder beim Zuge, noch beim Essen.

Nähert man sich dem Brauthaus, so schickt der "starisvat" den Boten an den "starisvat des Hauses", um den Zug ankündigen zu lassen. Der "starisvat des Hauses" dankt dem Boten, ladet ihn zum Sitzen ein und reicht ihm die "Gesundheit". Der Bote darf jedoch weder sitzen, noch die Gesundheit ohne Tuch darüber annehmen. Auch muss er, trotz seines Laufens, singen, sein Gewehr abfeuern, den Vorübergehenden seine hölzerne Flasche anbieten und so zum Zuge zurückkehren.

Ist dieser ganz nahe gekommen, begrüßt ihn ein Böllerschuss. Die "svati" schießen wieder und tanzen "kolo" vor dem Hause. Dann erst treten sie ein. Man nimmt ihnen die Flinten ab, und bringt ihnen Wasser zum Händewaschen. Der "djever" geht, um die Braut zu begrüßen, die Übrigen setzen sich an den Tisch und sprechen den aufgetragenen Süßigkeiten und dem Branntwein zu, nachdem die beiden "starisvati" erst einen langen Dialog gehalten haben. Nach mannigfachen Toasten bringt der Hausherr seine Geschenke. Jedem muss er eine vergoldete Blume geben, welche hinter das Ohr oder vor die Brust gesteckt wird, und Jedem muss er ein Tuch an der linken Schulter befestigen. Während dieser Verteilung singen die Mädchen ein Lied, nach dessen Beendigung der "starisvat" den "djever" auffordert, die Braut aus ihrer Kammer "zum guten Gebet" an den Tisch zu führen. Sie erscheint zwischen dem "djever" und dem Bruder, von Beiden an den Händen geführt. Die "svati" rufen die Eltern und Verwandten herbei, und diese sprechen nach der Reihe Segenssprüche über die Braut aus. Dabei halten sie in den Händen ein Hochzeitsbrot mit einem Silberbecher darauf, aus welchem sie beim Schlusse des Spruches etwas Wein nippen, während der Chor immer singend antwortet und die Braut sich bei jedem Wunsche verneigt.

Ist diese Zeremonie vorüber, so entlässt der "djever" die Braut und nimmt den Becher, um ihn als Andenken für sie aufzuheben. Der Bote nimmt das "Gebetbrot", welches nach der Trauung dem Popen zufällt, der "starisvat" gibt das Zeichen zum Aufbruch, die Gewehre werden herbeigebracht, die Fahne wird geholt, und der Zug stellt sich unter Gesang in Ordnung. Die Braut geleitet der Bruder bis an das Hoftor, wo er sie dem "djever" überlässt und von ihm ein Geschenk erhält, welches er der Schwester gibt. Unter weiteren Böllerschüssen bricht man auf, unter weiteren Flintenschüssen nähert man sich der Kirche. Einige "svati" werden an den Bräutigam abgesandt, damit auch er, nachdem er den Segen seiner Eltern empfangen, sich in die Kirche verfügen möge.

Nach der Trauung befiehlt der Pope den Neuvermählten, sich zu küssen, was sie jedoch häufig aus Verschämtheit nicht tun. Dann wird der Bräutigam nach Hause gebracht, die Braut dagegen bleibt vor der Kirche mit den "svati", welche während der kirchlichen Feierlichkeit dort gesungen und getanzt haben. Glauben sie, dass der Bräutigam zu Hause angelangt sein könne, so schießen sie sämtlich ihre Gewehre auf ein Mal los und führen die Braut nach. Wiederum muss der Bote vorauseilen.





Am Gehöfte des Bräutigams werden die Herannahenden mit Böllerschüssen und dem Gesang der draußen tanzenden Mädchen begrüßt und antworten durch Flintenschüsse. Die Braut muss auf einem vor ihr ausgebreiteten Teppich über ein Hosenband und ein kleines Messer in schwarzer Scheide schreiten, damit sie Mutter von Knaben werde. Auf der Schwelle tritt ihr die Schwiegermutter entgegen und lässt sie aus einem Löffel drei Mal Honig kosten. Dann reicht sie ihr einen kleinen Knaben, welchen die Braut drei Mal in die Höhe heben, küssen und mit einem Tuche beschenken muss, und zuletzt in einer Schüssel Weizenkörner, welche die Braut nach allen Seiten hin auszuwerfen hat, bevor sie mit dem rechten Fuß über die Schwelle des Hauses treten und sich mit dem "djever" in ihre Kammer begeben darf, um dort ihre neuen weiblichen Verwandten zu begrüßen und zu küssen. Die "svati" setzen sich inzwischen an den Tisch, trinken Branntwein und unterhalten sich bis zum Mittagessen, welches aus "Risotto" (italienisch bereitetem Reis), gesottenem Rindfleisch und Huhn, rohem und gekochtem Schinken, Hammelbraten und Käse besteht. Zu den gewöhnlichen Toasten kommt noch einer zum Preise Gottes. Um die Mitte der Mahlzeit treten die Mädchen ein und singen, mit dem Popen beginnend, die "svati" an. Beim Auftragen des Bratens gebietet der "starisvat" dem "djever", die Braut "zum guten Gebet" hereinzuholen. Der "djever" tut es und führt sie zu einem Sitz obenan neben dem Gatten und hängt über beider Köpfe eine "mahrama", welche so lange liegen bleibt, bis alle Anwesende ihre Segenssprüche hergesagt haben. Dann nimmt der "djever" die Braut wieder bei der Hand, die "svati" erheben sich singend, und die Braut wäscht ihnen die Hände, wozu der "djever" das Handtuch hält. Auch hier werfen Alle Geld in das Becken, und zünden darauf ihre Pfeifen an.

Die Mädchen essen jetzt und tanzen von Neuem ihren "kolo", an welchem Teil zu nehmen der "djever" genötigt ist. Die "svati" tragen währenddem auf Befehl des "starisvat" die Fahne nach der Kirche zurück, worauf sie vor dieser tanzen und den Wein austrinken, welchen der Bräutigam für sie und die Zuschauer hinschickt. Bei der Rückkehr ist es der "barjaktar", welcher sie mit Wein oder Branntwein regaliren muss. Gegen das Ende der Abendmahlzeit teilt die Braut die Hemden, Tücher und Strümpfe aus, die sie in ihrer Truhe mitgebracht hat. Sie erhält als Gegengaben Geld und Ringe. Nachdem noch getanzt und gespielt worden ist, entfernen sich um Mitternacht unter fleißigem Schießen die "svati". Mit dem "kum" tauscht beim Weggang die Braut noch besondere Geschenke aus. Ist sie zu Bett gebracht worden, bleiben Schwiegermutter und Schwägerin so lange bei ihr, bis sie einschläft.

Am nächsten Morgen muss die Braut noch vor Tagesanbruch allen ihrigen guten Morgen wünschen, Waschwasser hinstellen, mit Hilfe der Schwägerin alle Betten machen, außer ihrem eigenen, welches die Schwiegermutter in Ordnung bringt, den Kaffee kochen, und, ihren Mann ausgenommen, ihn Allen einschenken. Wer von den "svati" im Hause übernachtet hat, geht am Morgen mit der Braut, den Mädchen und den Brautführern nach dem besten Quellwasser. Unterweges wird gesungen und geschossen, bei der Quelle bietet die Braut Allen Wasser zum Trinken an, und der "djever" bespritzt ihr drei Mal die Brust, dann wird der mitgebrachte Branntwein getrunken und die Braut muss Alle küssen. Bei der Rückkehr trägt sie das volle Wassergefäß, und die Mädchen singen. Später empfängt sie den Besuch ihrer Familie, den sie am folgenden Tage mit dem "djever" und ihrer neuen Verwandtschaft erwidert. Auch diese Besuche geben Veranlassung zu Geschenken und Freudenschüssen. Am folgenden Sonntag oder Festtage besucht die Braut mit ihren sämtlichen weiblichen Verwandten die Kirche und legt dann am Tage darauf den bisher getragenen Kranz ab. Ebenso hört sie auf, sich vor allen Männern, denen sie begegnet, zu verneigen, den Namen "nevěsta" (Braut) aber behält sie noch ein ganzes Jahr.

In Canali, einem großen Tale zwischen Castelnuovo und Ragusa, waren früher die Entführungen sehr beliebt, und noch jetzt schließt man aus ökonomischen Rücksichten gern heimliche Heiraten. Doch gibt es auch feierliche Hochzeiten, bei denen, wie in Montenegro, im Brauthaus vor jeden "svat" eine "mahrama" auf den Esstisch gelegt wird. Die "děveri" tragen einen mit Kränzen geschmückten Wein-





krug, welcher "molitva" oder "nevjestina čaša" (Gebet- oder Brautbecher) genannt wird. Auf der Dreschtenne (gumno) wird getanzt. Allerlei Böses kann dem Brautpaar angetan werden. So bleibt z. B. die Ehe kinderlos, wenn man in das Haus des Bräutigams einen Knäuel wirft, der aus Kleiderfetzen, Bandenden und Bindfaden dermaßen in einander gewirrt ist, dass er nicht aufgewickelt werden kann, sondern in's Feuer geworfen werden muss. Und wird die Braut aus dem Hause des Vaters in das des Bräutigams geführt und es legt Jemand auf den Weg neben dem Kreuz eine offene Schere hin, so muss unfehlbar eines von den Brautleuten bald sterben.

Doch geschieht dergleichen natürlich nur ausnahmsweise. Im Allgemeinen wird die Braut von lauter guten Wünschen begleitet, und die Mädchen singen ihr zum Abschied aus dem Elternhaus ein reizendes Lied:

Uns're Braut, mit Gott du gehe, schaue nicht zurück
Nach des Vaters weißem Hofe;
Auch dein Held hat einen Vater,
Ihm auch ward der Hof erbauet,
Besser noch, als deinem Vater.

Uns're Braut, mit Gott du gehe, schaue nicht zurück
Nach dem weisen Rat der Mutter;
Auch dein Held hat eine Mutter,
Und sie wird dir weiser raten,
Weiser noch, als deine Mutter.

Uns're Braut, mit Gott du gehe, schaue nicht zurück
Nach der Brüder schwarzen Pferden;
Auch dein Held hat liebe Brüder,
Und sie haben schwarze Pferde,
Bess're noch, als deine Brüder.

Uns're Braut, mit Gott du gehe, schaue nicht zurück
Nach der Schwester süßem Lieben;
Auch dein Held hat eine Schwester,
Und sie Schwester wird dich lieben
Treuer noch, als deine Schwester.

Am nächsten Morgen dagegen wird Alarm geschlagen, da heißt es:

"Aufgestanden, unser Bräutchen, Morgen ist es längst,
Und es harrt dein der "domácin", dass du ihn beschenkst."

Weiter harrt ihrer der "prvijenač", der "starisvat", der "kum věnčani" (Kranzgevatter), wie der "kum" nach dem Worte "věnčanje" heißt, welches zugleich Trauung und Krönung bedeutet. Auch die "děveri" und die "svatovi" harren - worauf? Nun, auf was Anderes, als auf's Schenken, denn, sagt das Lied:

Deiner harren alle Gäste,
Alle Männer, alle Frauen, dass du sie beschenkst.

An der Primorje, d. h. dem Littoral von Stagno im alten Gebiet von Ragusa, heißt der Verlobungstag "dan prstenovanja", Tag des Ringansteckens. Der, welcher den Ring überbringt, ist, wie zu Rizano, der Vater des Bräutigams; die Anrede aber ist verschieden und lautet: "Als ich mit meinen Begleitern des Weges kam, erblickte ich hier eine wunderschöne rote Blume, welche ich gern in meinen Garten verpflanzen möchte. Ich bitte dich daher, wenn es möglich ist, so schenke sie mir." - "Sehr gern, teurer Freund, da ich genug schöne Blumen habe," gibt des Mädchens Vater zur Antwort, führt eine Tochter heraus und sagt: "Hier ist eine schöne Blume." Der Freiwerber entgegnet: "Sie ist sehr schön, aber es ist nicht die, welche ich gesehen habe;" und damit schenkt er ihr einen Apfel und dankt für sie. Eine zweite wird auf dieselbe Weise zurückgewiesen, erst der dritten, der wirklichen Braut, wird der Ring angesteckt, und ist sie auch noch beschenkt, folgt ein lustiges Frühstück.

Wenn die "svati" am Hochzeitsmorgen in die Nähe des Mädchenhauses gelangen, machen sie Halt und schicken den "barjaktar" voraus, um sie anzukündigen. Kommt er zurück, so hat er eine "mahrama" und ein rundes Brot (kolač) an der Fahne befestigt und meldet: "Gute Kunde, Brüder; sie werden uns mit großer Liebe empfangen."
Diese Liebe äußert sich zunächst durch die Verse:

Vor's Gehöft die "svati" kommen,
Sprecht, was sollen sie bekommen?

Jeder "svat" ein Blumensträußchen,
Und der Bräutigam das Bräutchen.


Hochzeits brauch Serbien


Dann redet der "starisvat" den Hausherrn an: "Geehrter Hausherr, ich bin nicht gekommen, um mit dir zu essen und zu trinken, sondern um den Apfel, der in diesem Hause gewachsen ist, fortzutragen. Du hast dich genug damit gerühmt, ich möchte mich auch gern damit rühmen, so es Gottes Wille ist." Der Hausherr versetzt: "Es ist wahr, ich habe ihn dir versprochen und muss dir ihn schenken," und er holt dem "starisvat" das Mädchen, welches schleunigst nach der Kirche geführt wird.

Die Neuvermählte übergibt der "starisvat" vor der Mahlzeit der Mutter, welche sie in einer Stube verwahren, ihm aber als Pfand für sie einen Apfel geben muss. Ebenso wird vor dem Essen der Schrein der Braut, in welchem ihre Ausstattung liegt, "versilbert", indem die Mädchen ihn unter bittendem Gesang öffnen und Alle, der Vater zuerst, herantreten und Geld hineinwerfen. Beim Mahle werden, wie zu Rizano, Gesundheiten getrunken und von den Mädchen die "svati" angesungen. Noch bevor es ganz zu Ende ist, schreitet man zum Fortschaffen des Schreines. Der Bräutigam steigt hinauf, begießt ihn auf allen vier Seiten mit Wein aus einem Glase und zerschmettert dieses an der Wand, worauf die Träger des Schreines denselben aufheben und forttragen.

Nach dem Mahle tritt, die Braut an der Hand, die Mutter zum "starisvat", welcher mit den Worten: "Hochzeitsmutter, gib du mir meinen Apfel wieder - hier hast du deinen," die Braut von ihr in Empfang nimmt und sie mitten unter den "svati" niedersitzen lässt. Die "svati" erheben sich, der "starisvat" legt sein Gewehr auf einen Stuhl und die beiden rechten Hände des Brautpaares auf das Gewehr. Dann spricht er: "Meine Tochter, du hast dieses Haus genug bedient; du warst in ihm gern gesehen von "kum" und Freund; Niemand hat sich über dich beschwert. Jetzt, mein Apfel, gehst du aus dieser Wohnung in eine andere. Du musst zuerst Gott angenehm sein, dann einem Jeden, der in jenem Hause und in der Nachbarschaft geboren ist, damit sie nicht über dich klagen. Mögest du lange leben und wenig sündigen, möge Gott dir geben, dass du frühe Töchter und späte Söhne zur Welt bringst und die Töchter verheiratest und die Söhne erhältst, um ihrer zu genießen." Hierauf rufen Alle: "Amen! Amen!", dann trinken sie noch einmal und machen sich auf den Weg, während die Mädchen aus voller Kehle ihnen nachsingen:

Geht mit Gott, o ihr "svatovi"!

An der Primorje von Makarska wird dem Mädchen als Zeichen der Verlobung ein Ring und ein Apfel überreicht und ihr Annehmen dieser Pfänder durch Schießen und Jauchzen bezeichnet. Der, welcher Ring und Apfel gibt, muss, laut vorhergegangener Verabredung, auch die Mutter des Mädchens beschenken und dient bei der Hochzeit gewöhnlich als "kum".

Wie in Bosnien, begibt das Brautpaar sich zum Pfarrer, doch nur, um examiniert zu werden und das Aufgebot zu bestellen. Am Tage vor der Hochzeit, die meistens Montags stattfindet, geht es zur Beichte und Kommunion. Am Abend dieses Tages werden auch hier und zwar durch das Familienhaupt die hochzeitlichen Würdenträger ernannt: "prvenac", "domácin", "kum" und "Beikum", "starisvat", zwei "djeveri", "barjaktar" und "dauš" (dausch), hier der Flaschenträger.

Das Abholen der Braut geschieht durch die "djeveri" und die "jenghiga" oder "jengia", welche des künftigen Mannes Schwester (zava) oder eine andere nahe Verwandte von ihm ist, die Braut an der Hand in die Kirche führt und ihr den Tag über bei Allem beisteht. Diese Drei begeben sich schweigend nach dem Brauthofe, bleiben an der Haustür stehen und fragen nach dem Apfel, denn auch hier wird unter "jabuka" das Mädchen verstanden. Die Mutter oder eine andere "Verteufelte" d. h. Witzige täuscht sie mit falschen Bräuten so lange, bis die "djeveri" ungeduldig werden. Dann führt man ihnen den rechten "Apfel" heraus, und sie schießen ihre Gewehre los und ziehen nach der Kirche, wo sie den Bräutigam mit den "svati" treffen, welchen ihre Schüsse das Zeichen zum Aufbruch geben.

In der Kirche kniet die Braut zur Linken und gibt dem "kum" den Ring. Der "kum" gibt dem Brautpaar Kerzen in die Hände, den Ring aber dem Geistlichen, welcher ihn segnet und dem Bräuti-





gam überreicht, damit dieser ihn mit seiner rechten Hand der Braut an die linke stecke, während der Geistliche das Kreuz schlägt. Bei der Messe, die nun folgt, schießen die "svati" beim "svet, svet, svet" (Heilig), bei der Konsekration, beim Opfer und beim Segen.

Nach der Messe begleitet der Zug mit der Fahne den Pfarrer in seine Wohnung, wo er vor aller Augen die Heirat in's Buch einträgt, der Hochzeit zu trinken geben lässt und zum Essen in das Brauthaus eingeladen wird. Kommt er, gebührt ihm der Ehrenplatz; kommt er nicht, sitzt der "starisvat" obenan, neben ihm der "kum", der "Beikum", der Fahnenträger und die Braut mit der "jengia" zwischen den "djeveri". Das Mahl besteht oft aus zehn bis zwanzig Schüsseln, und ebenso reichlich ist der Wein vorhanden, indem vom guten, besseren und besten oft drei bis sechs Sorten getrunken werden. Nach jeder Schüssel verschnauft man etwas, erhebt sich und geht ein wenig Pulver verknallen. Vor dem letzten Gericht steht auch die Braut auf, doch nur, um, was sie von alten Sachen noch herumliegen haben könnte, in einen Tragesack zu tun, zum Zeichen, dass sie das Haus ganz verlasse. Ihre guten Kleider sind bereits in eine Kiste gepackt, welche nebst dem Sack von den "djeveri" zwei Trägern übergeben und durch diese fortgeschafft wird, sobald sich nur die Schwester oder irgend eine andere Verwandte der Braut, die sich auf die Lade gesetzt hat, durch Schuhe oder eine seidene Schürze zum Aufstehen bewegen lässt. Wenn das Haus des Bräutigams nahe ist, so begleiten die "djeveri" die Kiste bis hin; bei größerer Entfernung können sie es nicht, da ohne sie der Aufbruch aus dem Brauthaus nicht stattfinden darf, und folglich durch ihre verzögerte Rückkehr die "svati" zu lange aufgehalten würden.

Ist der Augenblick des Abschieds gekommen, so kniet die Braut nach der Reihe vor Vater und Mutter, vor Geschwistern und Schwägerinnen nieder und bittet mit gefalteten Händen und weinender Stimme zuerst um ihre Vergebung für jeden vergangenen Fehl und dann um ihren Segen. Und von Schluchzen unterbrochen vernimmt man die Worte: "Gott vergebe dir! Gott segne dich! Gott stehe dir bei bei Tag und Nacht vom heutigen Tage deiner Vereinigung mit dem Bräutigam an," und wie im Chor fallen die Übrigen ein: "do volje Božije!" (Mit dem Willen Gottes.)

"Barjaktar", erheb' die Fahne! "prvenče", trag' den Schlauch!" ruft, wenn die Rührung glücklich vorüber ist, der "starisvat". Der "prvenac" ladet sich den Schlauch (burača) auf, hinter ihm marschiert der Fahnenträger, ihm folgt die Hochzeit, welche mit den im Hause Zurückbleibenden so lange Zurufe und Schüsse austauscht, wie es eine Möglichkeit ist, sich noch hören zu können. Vor dem Bräutigamshaus singen tanzende Mädchen der Braut entgegen: "Willkommen unsre junge Frau! Oh! Oh!" Die Hochzeit will in's Haus, da steht der Fahnenträger vor der Tür und wehrt den Eingang, bis der Hausherr ein seidenes Tuch herausbringt, und an die Fahne bindet, welche der "barjaktar" nun, zum Zeichen, dass die "svati" da sind, vor der Tür oder über dem Hause aufsteckt. Die "svati" treten einer nach dem andern ein und machen es sich sogleich bequem, die Braut aber muss, nachdem sie kniend die Schwelle geküsst, demütig harren, dass die Schwiegermutter zu ihr komme und ihr den Eingang vergönne.

Der Abend wird durch ein Mahl ausgefüllt; ist es vorüber, fängt der "starisvat" abermals an, zu kommandieren: "Jedermann ist schläfrig; der Bräutigam schläft, die Braut schlummert, es ist Zeit zum Schlafengehen - quält euch nicht! "kum" und "djever", an's Geschäft! Junge Braut, auf die Beine!"

Die junge Braut erhebt sich zwischen "kum" und "djever", erbittet sich kniend den Segen ihrer neuen Eltern, erhält ihn und begibt sich, immer zwischen "kum" und "djever", in das Schlafgemach, wo der Bräutigam sie bereits erwartet und für den Fall von Hunger oder Durst bei Nacht Braten und Wein bereit steht. Das Brautpaar entkleidet sich teilweise, "kum" und "djever" decken es zu, besprengen es mit Weihwasser, und sagen: "Gutes Glück euch, volles Glück euch, zur guten Stunde, leichte Nacht euch!" - das junge Paar erwidert: "Gott helfe euch!" und "kum" und "djever" lassen es allein und schließen hinter sich die Tür zu. Draußen aber schießen und jubeln die "svati", bis endlich auch sie





sich zur Ruhe begeben und zwar im Hochzeitshaus. Wer in seiner Wohnung übernachten will, der darf am nächsten Tage nicht wiederkehren, ohne Kuchen, Schinken, ein gebratenes Lamm, eine Gans, drei bis vier Hühner, einen Hasen oder sonst ein Wild mitzubringen.

Beim Brautpaar schließen "kum" und "djever" auf. Die Braut kleidet sich und ihren Mann an, holt Wasser, räumt mit Hilfe der "jengia" auf und wäscht und küsst, bei dem "starisvat" anfangend, der Reihe nach sämtliche "svati". Dann wird getrunken, gesungen, getanzt, gefrühstückt und darüber ist es Zeit zur Messe geworden, und der "starisvat" erhebt, wie am Tage zuvor, den Ruf: "prvenče, nimm den Schlauch, "barjaktar", schwinge die Fahne! wir wollen gehen und zu Gott beten; unter dem Tollen und Schwatzen wollen wir auch an die Seele denken und uns Gott empfehlen, damit er uns verzeihe, wenn wir zu Ende sind." Trotz dieser eindringlichen Aufforderung indessen hören nur wenige "svati" mit dem Ehepaar und der "jengia" die Messe mit an, die meisten ziehen es vor, draußen einen ganz ungemeinen Lärm mit ihren Gewehren zu verursachen.

Geht die Hochzeit an diesem Tage noch nicht zu Ende, so steht man vom Mittagsmahl gar nicht erst auf, sondern bleibt gleich zum Abendmahl sitzen und stärkt sich dann um Mitternacht noch mit Wein und Feigen. Ist aber der zweite Tag auch der letzte, so erhebt vor der letzten Schüssel sich die, "mlada" (junge Frau) mit der "jengia", um aus ihrer Kiste die Geschenke herauszunehmen und zu verteilen. Darauf ziehen die "svati", jeder nach seiner Wohnung, von dannen, so dass von allen Seiten Gesänge und Schüsse laut werden. Die Hausbewohner haben sich auf der nächsten Anhöhe aufgestellt und rufen und schießen als Antwort. Am darauf folgenden Sonntag versammeln die "svati" sich nochmals und dann wiederholt sich Alles: das Frühstück, der Gang in die Messe, die Mittagsmahlzeit und der geräuschvolle Abschied.

In Lovreć zwischen der Narenta und der Cetina holt der "djever" am Abend vor der Trauung die Lade des Mädchens ab. Ein Knabe von etwa zehn Jahren sitzt darauf und behauptet seinen Sitz trotz aller Schmeichelworte, bis endlich einige Asper (kleine türkische Münze) ihn zum Aufstehen bewegen und er dem "djever" gestattet, die Lade in den Hof hinauszutragen und zwar, wie es seine Verpflichtung ist, allein.

Wenn am Morgen die "svati" mit dem "gjuvegia" (Bräutigam) auf dem Brauthof erscheinen, so müssen sie nach der Braut lange suchen, so lange, bis sie von Entführung sprechen, zu Pferde steigen und ihre Messer ziehen. Dann erst wird ihnen verraten, wo sie mit dem Bruder sich verborgen habe. Der "kum" ruft: "Ist das beringte Mädchen hier?" der Bruder antwortet und liefert für ein Geschenk die Schwester aus. Nach der Trauung wird ein reichliches Frühstück aufgetischt. Der "čauš"oder"topuznjak" schlägt mit seiner Keule alles Geflügel nieder, welches ihm in den Weg läuft.

Beim Zuge nach dem Bräutigamshof entsteht zuletzt ein Wettlauf um den Botenlohn. Wer zuerst kommt, kehrt mit einer Lanze, an welcher "mahrame" befestigt sind, während auf der Spitze ein Apfel steckt, zu den "svati" zurück und meldet, dass man sie erwarte. Der Braut wird bei der Ankunft auf's Pferd ein Kind gehoben, welches sie mit Obst beschenkt und späterhin immer zu bevorzugen verpflichtet ist. Einen Apfel, in welchem ein Asper steckt, zieht sie aus dem Busen und wirft ihn über's Haus, dessen Schwelle sie darauf küsst. Die Schwiegermutter führt sie im Hause herum, übergibt ihr den Mühlstein, Flachs zum Spinnen, Nadeln zum Stricken, den Besen, die Wanne und alles Gerät sonst und sagt ihr dabei: "das erwartet dich jetzt."

Am nächsten Morgen muss sie die "svati" nicht bloß waschen, sondern ihnen auch die Zöpfe, welche hier die Männer tragen, frisch flechten und mit neuen Quasten schmücken. Sie erhält für diese Mühwaltung einige Asper und wird desgleichen am folgenden Sonntag in der Kirche beschenkt, wo sie die "svati", von denen sie hingeleitet worden ist, nach der Messe einen nach dem andern küsst. Auch den Besuch ihrer Familie empfängt sie an diesem Tage.

In der Morlachei, dem Hochland Dalmatiens, war früher die Entführung ebenfalls gebräuchlich.





Auch jetzt mag es wohl noch oft genug vorkommen, dass ein Jüngling sich die Liebste raubt, welche der Vater derselben ihm verweigert. An Kameraden, welche ihm dabei helfen, ist nie Mangel, ein Geistlicher, welcher, um nicht gemisshandelt zu werden, die Trauung vollzieht, lässt sich auftreiben, und wenn schließlich auch die Sache vor das Gericht kommt, so hat das ebenfalls nicht viel zu bedeuten, nur muss das Mädchen erklären, dass es nicht mit Gewalt, sondern mit seinem freien Willen entführt worden sei.

Geht die Heirat regelrecht vor sich, so wird sie in der Morlachei mit ganz besonderer Feierlichkeit betrieben. Die "prosci" (Freiwerber) kommen zwei Mal in das Haus des Mädchens, das erste Mal, um anzufragen, das zweite Mal, am bestimmten Abend, um die Antwort zu empfangen. Beide Male sind sie mit Mundvorrat und Getränk reichlich versehen, um gleich ihre Abendmahlzeit einnehmen zu können. Das zweite Mal leuchtet ihnen dabei das Mädchen mit einem brennenden Kienspan. Wenn sie gegessen und drei Mal getrunken haben, so bietet der erste "prosac" auch der Jungfrau ein Glas Wein. Nimmt sie es an, so willigt sie ein; der "prosac" überreicht ihr den Apfel mit der Goldzechine, sie gibt beides dem Vater oder Bruder, und der Preis für sie, in zehn oder zwölf Zechinen bestehend, wird ausgemacht.

Das Personal der Hochzeit ist hier, besonders bei Wohlhabenden, sehr zahlreich. Zwei bis vier "pèrvenči" folgen dem "čauš", welcher mit der Keule voranzieht. Hinter ihnen kommen der Bräutigam, der Fahnenträger, die beiden "diveri", Brüder oder Vettern des Bräutigams, der "stakeo" oder "vojvoda", bisweilen auch zwei "stakjeli", oder Anführer der "svati". "Buklije" heißen die, welche die mit Wein gefüllten Lederflaschen tragen.

Zu Mittag gegessen wird im Hause der Braut. Diese speist getrennt mit den "diveri" und dem "stakeo" oder den "stakjeli". Am großen Tische ernennt der "domaćin" einen Vortrinker, weicher den Titel "dolibaša" führt und Gesundheiten ausbringt. Er tut das auf die den Slawen eigene, liebkosende Weise; "starisvate", "mein lieber Bruder!" sagt er. "Hier bin ich, mein Freund," antwortet der "altsvat", ebenso liebenswürdig, und der "dolibascha" trinkt auf die Gesundheit des "starisvat" und dann auf die jedes einzelnen "svat", und bei jeder Gesundheit müssen sämtliche "svati" Bescheid tun. Man kann sich vorstellen, welche Fähigkeit, Wein zu sich zu nehmen, die "svati" besitzen müssen, um nicht schon vor der Trauung trinkunfähig zu werden. Selten indessen fällt Einer durch Trunkenheit auf, denn meistens sind sie Alle nicht nüchtern, wenn der "čauš" sie mit dem Rufe: "Azur, azur, bigną" zum Zuge in die Kirche auffordert. Diese Worte sind gleich den Ausrufungen: "Breberi, Delio, Davori!" welche die "svati" beim Heranziehen hören lassen, vielfach und doch noch nicht genügend erklärt worden."

Auf den Kasten der Braut setzt sich auch hier die Schwester derselben, und der Träger, welcher den Kasten von ihr auslösen muss, heißt nach dem türkischen "sehsana" (Packpferd) "seksanzia". Die Auslösung geschieht beim Aufbruch der "svati" nach der Kirche.

Der Bräutigam reitet nur eine kleine Strecke mit den Übrigen, dann wendet er sein Pferd, jagt mit dem "kum" zurück nach dem Gehöft seiner Braut, trifft dort seine Schwiegermutter, welche ihn jenseits der Schwelle erwartet, wechselt einen Kuss mit ihr, empfängt von ihr eine "mahrama", verehrt ihr eine halbe Zechine und sprengt dem Zuge nach, um den ihm gebührenden Platz wieder einzunehmen.

Plötzlich ruft der "čauš": "Jap! Jap! Jap!" ein Ausruf, der gleich den früheren aus dem Türkischen stammen soll. Der Zug weiß, dass er anhalten muss. Es geschieht, man steigt ab, und lagert sich am Wege auf Steinen, die sich in der Morlachei überall vorfinden. Ein kleines Nachmahl wird verzehrt, die Verwandten der Braut, welche ihr bis hierher das Geleite gegeben, nehmen Abschied von ihr, die "svati" führen sie weiter nach der Kirche. Ist die Trauung vorüber, bekommt der Priester von der Braut eine "mahrama", vom Bräutigam eine Flasche Wein, einen Kuchen und ein gebratenes Hammelviertel.

Das Ankündigen des Zuges im Bräutigamshaus liegt den "pèrvenči" ob. Der schnellste verdient sich eine "mahrama". Das Kind, welches zur Braut auf's Pferd gehoben wird, reicht ihr ein Sieb mit Mandeln, Nüssen und Feigen, die sie zum Zeichen, sie habe jetzt an ernstere Dinge zu denken, als ans





Naschen, geringschätzig unter die "svati" wirft. Ist sie abgestiegen, empfängt der "starěšina", der Älteste, das Oberhaupt des Hauses, sie mit ermahnenden Worten. Zu Abend speist sie nur noch mit den "diveri", die "stakjeli" essen mit den "svati". Nach dem Mahl führen die "diveri" das Mädchen in die Brautkammer, wohin der Bräutigam, nachdem er des Vaters Segen erhalten, ihr mit dem "kum" folgt. Die "diveri" ziehen sich zurück, der "kum" bleibt, bis die Brautleute sich gegenseitig den Gürtel gelöst haben. Dann verlässt auch er sie und schießt ein Pistol ab zum Zeichen, dass sein Amt vollendet sei.

Kaum ist er zur Gesellschaft zurückgekehrt, so bricht ein Tumult los, "als sollte der Schlaf auf ewig vertrieben werden." Man schreit, man kreischt, man brüllt, man macht einen Höllenlärm mit Klappern und andern ähnlichen Gerätschaften, man wirft das Feuer durcheinander. Der Hausherr lässt Branntwein und Feigen bringen, und ist Beides reichlich genug, so beruhigen die "svati" sich allmählich. Sind sie aber noch nicht befriedigt, so setzen sie den "kum" und den "čauš" auf einen Karren und verbrennen so lange Stroh unter ihnen, bis die Geplagten Geld zu mehr Feigen und mehr Schnaps hergeben. Sie zechen gewöhnlich die ganze Nacht durch, die Wenigsten nur schlafen einige Stunden.

Auch dem Brautpaar wird nur kurze Ruhe gegönnt, denn kaum dass der Tag graut, bringen ihm die "diveri" das aus Kuchen, einem Huhn und Wein bestehende Frühstück. Sobald es verzehrt ist und die Braut sich angekleidet hat, holen die "diveri" sie zur Gesellschaft ab. Ihre erste Aufgabe ist, den Schwiegervater, den "kum", den "starisvat" und darauf sämtliche Anwesende zu küssen. Dann folgt das Zopfflechten und Wasserreichen, Arbeiten, welche sie, so lange die Hochzeit dauert, an jedem Morgen wiederholen muss. Am Abend muss sie noch überdies den "svati" die Füße waschen, nachdem sie ihnen die "Opanken", die aus Riemen geflochtenen Schuhe, ausgezogen hat. Die "diveri" sammeln dieselben in einen Sack und müssen wohl aufpassen, dass kein "svat" ihn stehle, denn sonst müssen sie nebst der Braut ein Lösegeld dafür zahlen. Das gleiche kann die Braut verlangen, wenn die "Opanken" ihr nicht anvertraut werden und ihr die Entwendung derselben glückt.

Während die "svati" bei Tische sitzen, steht die Braut, welche die rote Mütze der Jungfrauen abgelegt und sich den Kopf mit dem weißen Frauentuche verhüllt hat, zwischen den "diveri" und neigt bei jeder Gesundheit, die ausgebracht wird, tief das Haupt. Erst wenn die "svati" mit Speisen fertig sind, darf sie daran denken, ihr Mahl einzunehmen und zwar wiederum mit den "diveri", welche die Hochzeitstage über ihr nicht von der Seite gehen. Der Bräutigam zieht unterdessen mit einigen "svati" im Dorfe umher und schlägt auf den Gehöften der Familien, welche ihm keinen Beitrag zum Hochzeitsmahl geschickt, indische und andere Hühner tot, die er dann ohne Weiteres mitnimmt, freilich erst, wenn er die Gewalttat durch ein Geschenk von Wein und Äpfeln vergütet hat.

Am vorletzten Tage der Festlichkeit wird ein "kadi" gewählt, welcher durch seinen Kanzler einen "svat" nach dem andern vor sich fordern lässt und jedem einzelnen so und so viel Streiche auf die Fußsohlen zuerkennt, die natürlich durch Geld abgekauft werden müssen. Auch der Bräutigam bleibt von dieser Brandschatzung nicht frei und muss außerdem noch einen Verfolgten vorstellen, d. h. aus Leibeskräften laufen, während die Andern mit Pulver hinter ihm her schießen. Plötzlich fällt er hin und bleibt so lange für tot liegen, bis die Braut durch flehentliches Bitten und das Opfer einer Henne den "kadi" dazu bewegt, ihren Mann wieder aufzuerwecken. Zu guter Letzt wird der "kadi" auf dem Karren, der ihm als Sitz diente, ein klein wenig über Strohfeuer geröstet.

Kommt endlich der letzte Tag heran, so bringen nach dem Mittagessen, bei welchem noch einmal so recht mit aller Lust geschmaust und gezecht worden ist, der "kum" und die beiden "diveri" auf entblößten Säbeln die Geschenke für die "svati" herbei. Der älteste "diver" teilt sie aus und sagt bei jedem: "da ist die junge Frau gekommen und hat das Geschenk gebracht - nimm es aus Liebe." Der "svat" nimmt es, trinkt den ihm zugleich gereichten Becher mit Wein leer und wirft etwas Geld oder einen Ring hinein. Das Geld sammelt der "diver", die Ringe steckt er auf den Stiel eines hölzernen Löffels.





Alles ist für die Braut, welche die "svati", die zu Pferde steigen, noch eine Strecke begleitet und vom "kum" mit einem Kuss Abschied nimmt.

In den meisten Orten der Morlachei sind die neuvermählten Frauen bis zur Geburt des ersten Kindes gehalten, alle ihnen begegnenden Männer zu küssen, wenn diese sich sträuben, selbst mit Gewalt. Ebenso lange tragen sie an zwei seidenen Schnüren, die auf den Rücken herabhängen, die Zierraten, welche die rote Mütze geschmückt haben, um den Kopf gebunden und bedecken sie beim Erscheinen in der Kirche mit einem über die Schultern fallenden Schleier.

An der Riviera delle Castella, dem reizenden Küstenstrich zwischen Spalato und Traú, hat die Heirat einen heitern, poetischen Charakter. Der Tag der feierlichen Werbung wird nach geheimen Unterhandlungen festgesetzt. Begleitet vom Vater und den nächsten Verwandten zieht am Morgen der Freier vor das Haus des künftigen Schwiegervaters. Dieser schaut heraus und fragt: "Wer klopft dort unten?"

"Finden bei euch Freunde Aufnahme?" - "Zu jeder Zeit sind sie willkommen." -

Er öffnet, man tritt ein, tauscht Begrüßungen aus und setzt sich an den bereits gedeckten Tisch. Der nächste Verwandte des Freiers spricht zum Hausherrn: "Du fragst uns nicht, und wir sagen dir Nichts davon, was uns eigentlich herführt. Wir wollen nämlich deine Tochter für unsern Vetter zur Frau." Der Vater des Mädchens erwidert: "Jetzt trinken wir - nachher werden wir davon reden." Und man isst und trinkt und schwatzt von Allem, nur nicht von der Hauptsache.

Endlich ist man mit Essen und Trinken fertig, und der Freiwerber wiederholt seinen Antrag. Jetzt sagt der Vater: "Ich für meine Person habe nichts dagegen; wir wollen daher das Mädchen selbst fragen." Dieses hat bisher in einem Winkel des oberen Stockwerkes gehorcht; vom Vater gerufen, kommt es, immer dicht an die Mauer gedrückt, zögernd die Treppe herab. Der Vater fragt es: ob die Heirat ihm annehmbar scheine? Es schlägt die Augen nieder, hält das Auswendige der Hand an die Stirn, um ein Erröten zu verbergen, und antwortet mit der üblichen Formel: "Was meine Eltern tun, ist wohlgetan." Der Vater des Freiers spricht zu diesem: "gib ihr die Hand und überreiche deine Geschenke." Der junge Mann steckt seiner neuen Braut den Ring an und packt vor ihren, hoffentlich geblendeten Augen rote Lederschuhe, gelbwollene Strümpfe, Bänder und Korallen aus. Die "prosnja", das Anhalten, ist geschehen, ein letzter Trunk, gegenseitige Umarmungen, und der Freier mit den Seinigen zieht wieder von dannen.

Vierzehn Tage vor der Hochzeit wird diese den Verwandten und Freunden angekündigt, damit sie die Lebensmittel, die sie dazu schenken wollen, bereit halten mögen. Am Hochzeitstage selbst kommen die allernächsten Verwandten, etwa eine verheiratete Schwester, ein Mutterbruder, eine Vaterschwester des Mädchens, schon ganz früh in das Brauthaus und bringen auf den bunten Tragwülsten, die auf den Kopf gelegt werden, Körbe mit Geschenken. Da sind Schnüre und Bänder, die von allen Seiten herabhängen, Strümpfe und Schuhe, gekörnte Nadeln von Silber und Gold, der lange silberne Rosenkranz mit Paternostern, Kreuz und Medaillon, welcher, am Gürtel befestigt, auf dem Kirchgang zwischen den Händen gedreht wird, und an doppelter Silberkette in silberner ziselierter Scheide das halbmondförmige Messer, die "britva", welche von verheirateten Frauen ebenfalls am Gürtel getragen wird. Auch die Braut macht Geschenke und zwar nicht immer bloß die ewigen Hemden und Strümpfe, sondern auch zierlichere Sachen, wie Bänder und schöne rote Kappen.

Dem Zug des Bräutigams, der sich jetzt nähert, tanzt singend, eine wehende Fahne in der Hand, der "starisvat" voran, welcher mit einem Pistolenschuss das Zeichen zum Aufbruch gegeben hat. Ist das Brauthaus erreicht, wird höflich daran gepocht, der Brautvater fragt: wer da sei? und öffnet die Tür, weil man ihm antwortet: "Freunde."

Dennoch fragt er den "starisvat": "Warum kommt ihr mit solchem Gefolge?" Der "starisvat"





Hochzeitsbräuche Serbien Hochzeitstracht


antwortet: "Wir wissen, dass innerhalb dieser Mauern etwas ist, das nicht hineingehört, und kommen, es zu suchen." Da spricht der Hausherr: "Wohlan, ist das wahr, so kommt herein und suchet."

Sie treten ein und an den mit Speisen bedeckten Tisch. Wenn sie gegessen und getrunken haben, sagen sie: "Wir wollen unsere Taube suchen, die sich hier im Hause versteckt hält." Damit fangen sie an, in allen Winkeln umherzuspüren.

Der Hausherr stellt ihnen seine allerälteste Verwandte vor. "Ist das die Taube, die ihr suchet?" - "Gott verhüte, dass es die sein sollte!" - Der Scherz wiederholt sich, bis endlich der Vater die Braut ruft. Ihr Rock und ihr Jäckchen sind blau, ihr Mieder ist scharlachrot, ganz wie gewöhnlich. Aber das Mieder ist mit einer Borte eingefasst und vorn mit zwei Reihen goldener oder silberner Knöpfe besetzt, das Jäckchen hat ebenfalls Goldborten und karminsamtene Aufschläge. Das glänzendweiße Halstuch ist reich gestickt, die Flechten des Haares sind unterhalb der Ohren mit goldenen oder silbernen Nadeln in Knoten aufgesteckt. Aus dem roten Rockschlitz hängt die "britva", um den Hals trägt die Braut Goldmünzen, in den Ohren schwere Gehänge von drei Etagen, an den Fingern Ringe, auf dem Kopf das weiße Tuch mit hinten verschlungenen Zipfeln, an den Füssen blaue, grüne oder gelbe Strümpfe und Schuhe von schwarzem Samt mit breiten silbernen Schnallen. Bei dem Anblick dieser glänzenden Erscheinung erhebt sich der laute Ruf: "Das ist die Taube, die uns weggeflogen!" und sie wird vom Vater losgerissen und aus dem Hause geführt. Wenige Schritte vor der Tür indessen versperren Stangen und gekreuzte Waffen den Weg. Es sind die Nachbarn des Brauthauses, welche den Zug aufhalten und das Mädchen, als ihnen gehörig, nicht lassen wollen. Ein heftiger Scheinstreit erfolgt, dann wird ein Zoll erlegt, die Schlagbäume fallen und man zieht, der Bräutigam mit seinen Gästen voran, die Braut mit ihrem Gefolge hinterher, in die Kirche, wo die Brautleute einander die Kerzen auszublasen suchen, die sie in den Händen halten. Wem es gelingt, der lebt am längsten.

In das Bräutigamshaus, wohin man sich nach der Trauung begibt, tritt zuerst singend der "starisvat", nachdem er seine Pistole abgefeuert. Der Bräutigam folgt mit den Seinen; nähert sich aber die Braut mit ihrem Gefolge, so trifft sie auf der Schwelle die Schwiegermutter, die sich an ihren Sohn mit der Frage wendet: "Wer ist die, welche du in deinem Hause aufnehmen willst?" Wenn die Braut sich hierauf zu erkennen gibt, so hält die alte Frau ihr die erste schwiegermütterliche Predigt, breitet dann die Arme aus, schließt die neue Tochter an das Herz und geleitet sie in das Haus.

Während des Hochzeitsmahles erhebt der "starisvat" sich mehrmals, um in Versen das Brautpaar zu beglückwünschen, oder die Taten alter Volkshelden zu feiern. So oft er singt, hält Jeder mit dem Essen inne. Singt er gut, wird er laut gerühmt, bringt er eine Gesundheit aus, muss ein Jeder ihm Bescheid tun.

Plötzlich wird an die Tür gepocht. Wer ist es? - Der Bruder der Braut. Er gebärdet sich kläglich, er weint. "Ich suche meine Taube - ich habe sie verloren - ich bin ihrer Spur bis hierher gefolgt." - "Zu wem kommst du?" wird ihm geantwortet. "Deine Taube ist nicht hier; geh' in Frieden weiter, oder ziehst du es vor, so setze dich zu uns und teile unser Vergnügen." Dazu hat er jedoch gar keine Lust. "Ach, was hilft Stärkung, was Essen, wenn das Herz vor Gram bricht? Ach, sagt mir, sagt mir, ob meine Taube nicht zu euch geflogen ist, damit ich sie wiederfinde, wiedernehme und eile, eile, um den Jammer meiner unglücklichen Mutter zu enden und ihre Tränen abzutrocknen!" Nicht eher endet er seine Klage, als bis ihm ein weißes Tuch geschenkt wird, um damit die Tränen seiner Mutter und seine eignen abzutrocknen.

Die Braut isst an diesem Tage zum ersten und einzigen Male mit den Männern und wird bedient, anstatt zu bedienen. Die nächsten acht Tage fährt sie fort, ihre Hochzeitskleider zu tragen, darf aber weder das Haus der Eltern besuchen, noch einen von den Ihrigen sehen. Am neunten Tage sendet ihre Mutter ihr durch die nächste Verwandte einen geschmückten Korb mit einem schön bemalten Rocken und





einer gleichen Spindel, und nun legt sie das Alltagskleid an und beginnt die häusliche Arbeit. Ein Jahr lang noch trägt sie in ihren Flechten das rote Band der Braut, dann tut sie auch diese letzte Erinnerung an den Tag ab, wo sie die Erste war.

In Slawonien geschieht der erste Schritt durch des jungen Mannes Mutter, welche das Mädchen aufsucht und ihm einen Dukaten, einen Scudo oder doch einige Zwanziger, außerdem aber noch Backwerk und Früchte anbietet. Nimmt das Mädchen diese Gaben an, so ist es geneigt, den Vorschlägen der Besucherin Gehör zu leihen. Im Falle das wünschenswerte Mädchen in einem andern Ort wohnt, wird irgend eine Verwandte als Botin und Überbringerin der ersten Gaben abgesandt.

Zur wirklichen Werbung geht der Vater, Onkel oder Pate des Burschen, begleitet von einem Verwandten oder Freund, in das Haus des Mädchens, oder vielmehr in ein benachbartes Haus, dessen Besitzer sie als "Unterhändler" (kalauz) zu den Eltern des Mädchens begleiten muss. Eine Flasche Wein oder Branntwein wird mitgenommen. Sie treten ein, und der "kalauz" sagt zum Hausherrn: "Gelobt sei Gott, Nachbar! Ist's euch recht, Gäste zu empfangen, Wandersleute aus ferner Welt?" Der Hausherr weiß schon, mit wem er es zu tun hat, und erwidert: "Helf' dir Gott ! Wir haben gern gute Leute." Der Antrag wird angebracht, der Vater ruft die Tochter und befragt sie um ihren Willen. Kennt sie den Burschen noch nicht, so verlangt sie, er solle sich zuvörderst vorstellen und in Augenschein nehmen lassen. Meistens aber kennt sie ihn. Der slawonische Bursche sucht sich häufig selbst seine Lebensgefährtin aus. In der Spinnstube und bei den Sommerversammlungen hat er sie lieben gelernt und es ihr gezeigt. Sie ist zurückhaltender. Selbst wenn er sie fragt: ob seine Eltern bei ihren Eltern um sie bitten dürfen? entgegnet sie ihm höchstens: "Wie du willst - das Bitten stellt frei, aber nicht Jeder, der bittet, führt heim." Indessen sie weist ihn nicht von sich, und das genügt ihm zum berechtigten Hoffen.

Ist nun solch ein stiller Herzenstausch der Bewerbung des Vaters vorhergegangen, oder hat die Mutter eine dem Sohne günstige Stimmung bewirkt, mit einem Worte, will das Mädchen, so macht es vor Aller Augen die mitgebrachte Flasche auf und bindet später ein rotes oder blaues Tuch mit gleichfarbigen Fransen und Quästchen daran. Die Geschenke, welche in Kleidungsstücken bestellen, werden huldvoll entgegengenommen, desgleichen die verschimmelten Taler und Dukaten, welche der Vater des Burschen aus irgend einem alten Gefäß zum Vorschein bringt. Der "kalauz" muss, mit oder ohne Stimme, ein Lied singen, und beim Abschied heftet das Mädchen Jedem von der Freierpartei an die Brust eine schöne "mahrama".

Nach dieser Prozedur, welche "mala buklia" (kleine Flasche) oder "kapariša" (Draufgeld) heißt, gilt das Mädchen als öffentlich verlobt, und der Bräutigam besucht es täglich, oder, wenn er aus einem andern Ort ist, mindestens ein Mal wöchentlich. Man verlobt sich gern im Sommer, um auf den Märkten an Peter und Paul, Laurentii oder Bartholomäi die Sachen zur Hochzeit einkaufen zu können, welche meistens im Herbst von St. Catharinä oder im Winter von Epiphania an stattfindet und zwar an einer Mittwoch. Den Sonntag vorher ist das "Ringgeben" (prstenovanje), auch "velika buklia" (große Flasche) genannt. Dazu kommt nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter des Bräutigams, begleitet vom "starisvat" und einigen künftigen Gästen. Auf ihrem Wagen bringen sie außer den auch jetzt nötigen Geschenken ein gebratenes einjähriges Ferkel, Kuchen, Strudel, Käse, einen halben Eimer Wein und eine gleiche Quantität Branntwein mit. Der "kalauz" führt sie wiederum ein, dieses Mal indessen erwartet die Braut sie vor der Tür, küsst Allen die Hand und wird dafür mit Geld belohnt, von den Schwiegereltern reichlicher als von den Übrigen. Ist man in die Stube getreten, werden die Geschenke auf den Tisch gelegt, während der "starisvat" den Mantel auszieht und auf den Boden breitet. In dem Kleide, welches der Schwiegervater gekauft hat, aber mit bloßen Füssen, wird die Braut hereingeführt und tritt auf den Mantel. Die Schwiegermutter schenkt ihr neue, meistens rote Strümpfe, der Schwiegervater neue Czismen, sie vervollständigt damit ihren Anzug, tritt an den Tisch und küsst den Schwiegereltern abermals die Hand,





worauf Beide sie nochmals, der Vater wieder mit Geld, die Mutter mit Tuch oder Schürze, mit einem Gürtel, einer goldenen "pocelica" (einer Art Kopfbedeckung) oder mit dem Brautschleier beschenken. Sie schenkt ihnen ihrerseits Hemden, Tücher und Kissen mit Überzügen von Leinwand, ihre Mutter gibt dem Schwiegersohn ein besonders feines Hemd, er ihr "Opanken", mitunter auch nur Holzschuhe, dem Schwiegervater Czismen, den Schwestern der Braut Tücher, den Schwägern "Opanken". Dann werden die Hochzeitsbeamten ernannt, von denen wir als neue "kuvači" und "kuvačice" (Köche und Köchinnen) und die "djeveruše", das Femininum von "djever", bemerken. Die "pustosvatice" finden wir wieder, ebenso den "čauš", der an vielen Orten auch "kapetan" heißt. Zum "gaidaš" (Dudelsackspieler) kommen noch ein "Trommler" (bubnjar) und ein "Flöten-" oder "Geigenspieler" (svirač oder guslar).

Die Einladungen zur Hochzeit besorgt der Verlobte, indem er mit der Flasche, welche die Braut bei der ersten Verlobung schmückte, von Haus zu Haus geht, erst einen Trunk anbietet und dann sein Anliegen vorträgt. Er ladet massenhaft ein, und die Verwandtschaft und Nachbarschaft erscheint massenhaft. Oft kommen an hundert Personen auf zwanzig bis dreißig Wagen an. Der "kum", der "starisvat", der "djever" mit den "djeverusche" haben alle ihr eigenes Fuhrwerk. Man kann sich denken, dass nicht wenig Rinder und Schweine, Truthühner und Gänse geschlachtet und nicht kleine Fässer mit Wein, Branntwein und Most angeschafft werden müssen, um diese ganze Schar vom Sonntag bis zum zweiten Montag, ja, oft während voller vierzehn Tage zu speisen und zu tränken.

Die Gäste ohne Amt, die "pustosvatice", junge verheiratete Schwestern, Schwägerinnen, Cousinen und andere Verwandte, kommen zuerst an. Ihnen folgen die "svati", welche mit Gesang begrüßt werden, sich mit Blumen schmücken und frühstücken. Der "gaidaš" bläst was er kann, die "pustosvatice" treiben sich in und außer dem Hause mit dem "čauš" herum und vollführen einen wahren Heidenlärm. Sie haben an den Strumpfbändern Glöckchen, die unaufhörlich läuten, er schlägt mit seiner Keule an Türen und Decken, dass wo möglich das Dach einfällt. Die "pustosvatice" haben ihn zu Verrichtung dieser Heldentaten kriegerisch geschmückt, ihm statt der Quaste ein Fläschchen Branntwein an seinen alten Säbel gebunden, und statt der Befehlshaberkette eine Schnur von trocknen Äpfeln mit einem trocknen Käse daran um den Hals gehängt.

Der Bräutigam hat bereits vor der Ankunft der "svati" den Segen seiner Eltern empfangen und ist von seinen Schwestern oder Schwägerinnen angekleidet worden. Die "udarača" oder Braut hat Brot und Salz in ein Fleckchen gebunden und beides nebst einem kleinen Spiegel und einem kleinen Vorlegeschloß in den Busen gesteckt: Brot und Salz, damit es ihr nie daran mangele; den Spiegel, damit sie schöne Kleider bekomme; das Schloss, damit der Mann sie nicht zu sehr schimpfe. Eine kleine Silbermünze nimmt sie in den Mund und behält sie den ganzen Tag über drinnen, erstens, weil sie, wie alle Welt, gern reich werden will, zweitens, weil sie den neuen Hausgenossen, die sie mit der Münze im Munde küsst, dadurch lieb wird, wie Silber.

Wenn die "svati" nach der Braut fahren, sind sie mit Buchsbaum, Efeu, Rosmarin und Raute geschmückt, die "svatice", die weiblichen Hochzeitsgäste, mit "gekauften" Rosen, weißen Federn, Tannenreisern und vergoldeten Blumen. Der Bräutigam hat auf dem Hut eine breite Schnur und auch weiße Federn. An den Peitschen der Kutscher und den Zügeln der Pferde sind rote und blaue Tücher befestigt, die Pferde selbst mit Laub und Blumen verziert. Der "starisvat" erteilt im Namen des "kum" die Befehle, welche der "Caus" ausführt. An Proviant wird ein Frischling oder ein einjähriger Hammel gebraten, Wein und Branntwein und endlich ein Sack voll trockener Kuchen mitgenommen, welche der "starisvat" auf dem Brauthofe unter die Nachbarskinder werfen muss.

Bei der Abfahrt erwartet sie am Hoftor, durch welches sie herauskommen, eine alte Frau, die Alle der Reihe nach mit einem Basilikum- oder Buchsbaumbüschel aus einer kleinen Schüssel voll Weihwasser besprengt und ihnen unter Gebeten Glück auf den Weg wünscht. Die Richtung der





Fahrt muss gleich der Sonne von Osten nach Westen gehen, selbst wenn dadurch ein bedeutender Umweg veranlasst würde.

Im Brauthaus auf der Schwelle steht ein Trog mit Wasser mit einer Feuerschaufel darinnen und zu beiden Seiten der Tür warten drei bis vier Weiber, die "kuvačice", die jeden Eintretenden unbarmherzig bespritzen, wenn er sich nicht durch einen "gelben Dukaten", d. h. einen Kreuzer, loskauft. "Kum" und "starisvat" müssen sogar drei bis sechs zahlen, und ebenso kann der "starisvat" sich den Eingang in die verschlossene Kammer, in welcher die Braut sich befindet, nur durch Geld verschaffen.

Sind die "svati" zuletzt denn doch in das Zimmer und an den reichlich besetzten Tisch gelangt, so werden dem Bräutigam die Geschenke der Familie von einer Schwägerin überreicht, welche ihm zugleich die empfangenen Tücher an der Brust befestigt und von ihm dafür bei den Gegengeschenken besonders bevorzugt wird. Der "čauš" hebt jedes Geschenk so hoch empor, dass alle Anwesenden es sehen können, und fordert sie auf, es zu bewundern. Vom Hemd z. B. ruft er: "Es ist mehr Gold und Silber daran, als weiße Leinwand, Gott zum Preis, dem Schwiegersohn zur Ehre!"

Auf seine eignen Sachen muss der "čauš", so lange er sich im Brauthaus befindet, wohl Acht geben, denn gelingt es den "kuvačice", sich ihrer zu bemächtigen, so geben sie kein Stück ohne zehn bis zwölf Kreuzer heraus. Dem "starisvat" droht dieselbe Gefahr.

Ehe die "svati" die Braut fortführen, segnen die Eltern die scheidende Tochter unter heißen Tränen und den besten Ermahnungen für das Leben in der neuen Familie. Dann reicht der Bräutigam ihr einen Zipfel seines Tuches, sie fasst ihn an, bedeckt sich das weinende Gesicht und folgt so ihrem künftigen Herrn in den Wagen, wo sie auf der Kiste mit den Mädchenkleidern Platz nehmen. An einigen Orten wird die Braut nach der Trauung, zu welcher nur "djever" und "čauš" sie begleiten, wieder in das elterliche Haus zurückgeführt und erst dann von den "svati" abgeholt.

Bei der Rückkehr in das Gehöft des Bräutigams ist die Alte mit ihrem Basilikumbusch und ihrem Weihwasser wieder am Tor. Im Hofe tanzen die Mädchen "kolo"; der Bräutigam beschenkt sie mit einem Apfel, in welchem an sieben "Hochzeitsdukaten" (Kreuzer) stecken; die Braut, der "kum", die Übrigen belohnen die Tänzerinnen gleichfalls. Der "starisvat" trägt die Braut auf seinen Armen von dem Wagen in das Haus, wo man ihr zuerst eine Feuerschaufel in die Hand gibt, damit sie das Feuer auf dem Herde schlage und sprühen mache. So viel Mal sie es tut, rufen die Umstehenden: "Die Stuten mögen fohlen, die Kühe kälbern, die Schafe lammen, die Schweine werfen, Gänse und Hühner legen!" - "Und die Weiber Knaben gebären!" fügt der "čauš" hinzu. Damit gleich ihr erstes Kind ein Knabe sei, setzt man ihr ein Knäbchen auf den Schoss und sie bindet ihm ein Tuch um den Hals. Dann setzt sie ihrerseits, indem sie einen Teller mit Brot, Salz und einem Becher Wein in der Hand hält, sich dem Schwiegervater auf die Knie, küsst ihm die Hand und wird von ihm beschenkt. Endlich führt man sie in die Kammer, wo das Bett zurecht gemacht ist. Der "djever" und die "djeveruše" suchen sie zu unterhalten und die Schwiegermutter bietet ihr Feigen, Honig und Scherbet an.

Unterdessen wird es Nacht, das Ave Maria läutet, und der "čauš" meint, es dürfe Zeit sein, die jungen Leute zu Bett zu bringen. Die Braut kommt, bedient und küsst den "kum", der Bräutigam fasst sie an der Hand und führt sie zu Bett, nachdem seine Eltern beide gesegnet. Der "gaidaš" bläst, der "čauš" geht voran, "kum" und "djever" geleiten das junge Paar. Es gelangt an sein Lager, findet es jedoch von einer der "pustosvatice" in Beschlag genommen, die einen in Windeln gewickelten Kater in den Armen hält und nur durch mehrere gelbe Dukaten, welche "kum" und "starisvat" ihr verabfolgen, zur Entfernung bewogen werden kann. Nun knien die Brautleute nieder und beten ein Ave, der Bräutigam nimmt der Braut den Mädchenkranz ab, sie zieht ihm die Stiefeln aus, beide entkleiden sich und legen sich nieder, der "kum" deckt sie zu und der "čauš" haut mit dem Säbel in das Gebälk über dem Bette und spricht: "Ein, zwei, drei, vier, zwölf Söhne sollen kommen!" Darauf klopft er noch einige





Male mit dem Säbel an und setzt hinzu: "Hier noch zwei, drei Töchter, damit Vater und Mutter nicht ohne Schwiegersöhne und gute Freunde sind."

Mit der Morgenröte erheben sich die neuen Eheleute. Die junge Frau setzt zum ersten Male die "pocelica" oder "šamija" (Schamija) auf und geht dann mit dem "djever" nach Wasser. Das Händewaschen und Küssen findet wie überall statt; neu ist, dass die Braut auch in die Nachbarhäuser geht, den Bewohnern die Hände wäscht und dafür Geld, Äpfel, gedörrtes Obst und Flachs erhält. "Djever" und "djeveruše" begleiten sie mit Gesang.

Zu Mittag bringt die "kuma", die Frau des "kum", einen Holunderzweig oder "grünes Berglein", an welchem Äpfel, Pflaumen, Küchlein, Haselnüsse, Puppen, Tauben und Ketten aus vergoldetem Papier befestigt sind, zum "kum" und "starisvat", die es am Balken über dem Esstisch aufhängen. Das Mahl beginnt, der Bräutigam nimmt den Mittelplatz an einer der langen Tischseiten ein, zur Rechten sitzt ihm der "kum", zur Linken der "prikumak", gegenüber der "starisvat". Die Braut steht bald beim "kum", bald geht sie hin und her, um die "svati" zu bedienen. Nach der Suppe wird hergezählt, was jeder "svat" beigesteuert hat. Der "čauš" proklamiert es, indem er, was er halten kann, in die Höhe hebt, was ihm zu viel wird, von Andern in die Höhe heben lässt. Das Formular ist dasselbe wie bei dem Vorzeigen der Gaben am Tage der "großen Flasche" und lautet: "Gelobt sei Jesus! "kum", "starisvat" und ihr übrigen "svati" und Eingeladene! Da hat unsere "kuma" dafür gesorgt, dass wir nicht hungrig und durstig bleiben und hat ein wenig Brot, eine gebratene Mücke, einen Tropfen Wein und einen halben Branntwein gebracht. - Was sie gebracht, möchte Niemand vergiften können. Ohne Scherz: sie hat einige Ofen voll Brot, einen gebratenen Ochsen, ein Fass voll Wein und eins voll Schnaps herbeigeschleppt - Gott zum Preis, uns zur Ehre !" Später bringt die Braut mit dem "djever" auf dem Säbel des "čauš" ihre Geschenke angetragen, wobei "čauš" und "gaidaš" sie begleiten und eine Schar Kinder hinterdrein ziehen. Der "čauš" fängt wieder an auszurufen: "Gott helf'! "kum" und "starisvat" und ihr anderes Anhängsel! Da hat unsere junge Hirschkuh ihren "kum" mit einer hübschen Gabe bedacht, mit einem seidenen Hemd, so schwer von Gold, dass es im Wind davon fliegen würde, und die "kuma" mit einem Frauenhemd und einem Tuche von so feiner Leinwand, dass man es durch einen Fingerreif ziehen könnte, wenn der Ring so weit wie ein Fass wäre." Nachdem er in ähnlicher Weise das Signalement jeder einzelnen Gabe geliefert, nimmt er einen Teller und sammelt, indem er mit gutem Beispiel vorangeht, die baren Gegengeschenke für die Braut ein.

Bis Mitternacht schmausen die "svati", dann begleiten sie den "kum" und die "kuma" nach Hause und lassen sich dort bewirten. Vor Sonnenaufgang begeben sie sich zum "starisvat", um bei ihm zu frühstücken, wenn sie nicht, wie in einigen Gegenden, es vorziehen, bei ihm zu Abend zu speisen. Am Freitag besucht der Bräutigam seine Schwiegereltern, lässt sich mit Käse und "cicvara", einem Gericht aus Mehl und Sahne, bewirten, und vom Schwiegervater mit Geld, von der Schwiegermutter mit Leinwand, von Beiden mit einem schönen Gürtel beschenken. Die "svati" kommen, mit Ausnahme des "kum", in's Bräutigamshaus, um weiße Feigen zu essen. Die Braut lässt sich in ihrer neuen Frauenwürde vom Pfarrer in's Gotteshaus einführen.

Am Samstage trifft man die Vorbereitungen zum Sonntagsschmaus, zu welchem sämtliche"svati" und als die liebsten und vornehmsten Gäste die Eltern der Braut geladen werden. Die Versteigerung des "grünen Berges", welche an diesem Tage vorgenommen wird, trägt der Braut oft an zwei- bis dreihundert Svatidukaten ein. Dafür hat die arme Seele aber auch ein ganzes Jahr lang Wasser zu holen, Feuer zu machen, dem Schwiegervater, den Oheimen und Schwägern die Füße zu waschen und abzutrocknen, ihre Fußbekleidung in Ordnung zu halten, sie auch in allem Andern zu bedienen und dabei noch das Haus zu kehren, das Brot zu kneten und die Küche zu besorgen. Es ist nicht leicht, eine südslawische junge Frau zu sein!