Hochzeitszeitung
Eine Hochzeitszeitung kennt unterschiedliche Formen. Als Zeitung wird sie am bekanntesten sein, vermutlich auch am ältesten, sicherlich jedoch am ursprünglichsten, da sie von dieser Form ihren Namen haben wird. Der Fantasie sind aber keine Grenzen gesetzt - der Realität hingegen schon: durch das finanzielle Budget und den technischen Möglichkeiten der Zeit.
Hochzeitszeitungen kennen kein einheitliches Format. Selbst dann nicht, wenn sie sich in Form und Faltung an die klassische Zeitung anlehnen. Die zweite Hochzeitszeitung von links hat fast genau das Format unserer modernen Zeitung, wenn diese voll zusammengefaltet ist; oder anders ausgedrückt: unser heutiges halbes Zeitungsformat. Das Bild ist ein einzelnes Foto; d.h. die Hochzeitszeitungen sind maßstabsgerecht zueinander und die Größe kann so direkt verglichen werden. Es gab demnach größere, kleinere, schmalere - und es wird noch beliebige weitere Formate gehabt haben.
Ein Hochzeitsblättchen aus dem Jahre 1929. Im Format ein wenig kleiner als A5. Heißt: ein einfaches ca. A4-Blatt, ein mal gefaltet, beidseitig bedruckt. Nachfolgend Fotos von beiden Seiten. |
Wenn auch nur ein kleines Blättchen, so im Inhalt doch eine ganze, klassische Zeitung. Es gibt einen Titel, Ausgabennummer, Inserate, Histörchen, Bekanntmachungen, Werbung, Angaben zur Redaktion - alles, was eine Zeitung ausmacht; lediglich etwas kürzer formuliert.
Hochzeitszeitungen gab's auch damals schon im Zeitschriftenformat. Hier eine mit Heftklammern geheftete Hochzeitszeitung von 1907. Wenn die Heftung rechts im Bild nicht so deutlich zu sehen ist: unten das Foto zeigt die selbe Zeitung aufgeschlagen. Dort ist die Heftung recht gut zu erkennen. |
Ein Hemd als Hochzeitszeitung. Der Fantasie werden nur durch die technischen Möglichkeiten der Zeit Grenzen gesetzt und dem notwendigen Aufwand die eigene Idee umzusetzen; sowohl finanziell als auch personell - irgend jemand muß dann ja auch Zeit und Muße haben, dem Splien Taten folgen zu lassen. Dieses "Hochzeitshemd" hat einige Lagen und wird durch Bänder (links der Steg, gelocht, gefädelt) zusammengehalten. Eine Heftung wie bspw. auch bei der folgenden Hochzeitszeitung. |
Eigentlich in der Form einer Zeitung - heißt: nicht einzelne Blätter aufeinandergelegt, sondern mittig gefaltete Blätter ineinandergelegt; wie bei einer Zeitung eben. Da sie aber länger halten soll und damit die Braut die inneren Blätter nicht verliert, wurde gelocht und mit Bändern in Schleifen zusammengebunden. |
Oben und unten die Bilder sind von der selben Hochzeitszeitung. Diese kommt als Buch; hat einen stärkeren Einband und Buchbindung - hier sogar als hochwertige Fadenbindung. Es ist die Hochzeitszeitung eines Fabrikanten. Man sieht, daß das Budget hier mehr Spielraum hatte. Auch insgesamt ist hier alles aufwendiger; neben der Buchform: der Inhalt ist gedruckt, die Grafiken wirken professionell, es ist Mehrfarbdruck. Die Hochzeitszeitung ist aus den 1930ern. Zum Inhalt: trotz Buchform lehnt sich der Inhalt und die Struktur stark an die klassische Zeitung an.
Mit der äußeren Form wollen wir es nun gut sein lassen. Inwieweit es eine Entwicklung gab oder ob es zu bestimmten Zeiten vorherrschende Formen gab, können wir nicht beantworten. Dazu ist unsere Sammlung zu klein. Vermutungen anstellen wollen wir nicht, aber zusammenfassend sei gesagt: letztlich ist alles möglich - auch damals schon. Die klassische Zeitungsform wird vermutlich die ursprüngliche Form sein; es gab aber auch Hochzeitszeitungen als Zeitschriften, als einfaches Faltblatt, als Bücher und sogar zurechtgeschnittene in freie, gestalterische Formen (bspw. das Hemd) - sowie alle Kombinationen.