(Er bringt verschiedenes Geschirr, teils feines Bunzlauer, teils Porzellan.)
He, he, he he! Na, det muß ick sagen,
Hier sieht et ja sehrken nobel aus.
Ick soll hier det Geschirr herdragen;
Ick bin hier doch recht in's Hochzeitshaus?
(Sieht sich das Brautpaar erst eine Weile an und zeigt dann mit dem Finger darauf hin.)
Ick lasse mir gleich den Kopp abschneiden,
Wenn det nich Braut un Bräutgam is.
Ja, so beschrieb mir mein Meester die Beiden,
Und noch ganz richtig, det is gewiß.
"Du Heinrich," sagte er zu mir ganz sachte,
"Der Bräutjam, der is vom feinsten Ton,
Wo man die bunzlauer Kannen von machte;
Du kennst das Material ja schon.
Na aber die Braut," sagte er zu mir ferner,
"Die seh Dir man recht ordentlich an,
Det is een Töneken, ohne Körner,
Ick sage Dir, reenes Porzellan.
An diese Beiden mußt Du Dir wenden,
Un machst ein Kompliment von mich,
Un sagst, sie möchten aus meinen Händen
Die Kleinigkeit verschmähen nich.
Denn ließ ick bestens gratulieren,
Un wünschen ihnen sehr villes Glück,
Un hätten sie Ofens auszuschmieren
So möchten uf mir sie richten den Blick.
Denn machst Du'n Diener vor alle Beede,
(er verneigt sich linkisch)
Und zeigst Dir dabei recht angenehm,
Un falle nich mit Deine Rede,
So etwa aus'n Ton in'n Lehm.“
So sagte mein Meester, un wie ick globe,
Hab' ick den Uftrag gut verricht't.
Es ist meine erste Rednerprobe.
Da geht es woll so glatt noch nicht
Jetzt aber will ick noch selber wat sagen!
Es möge sich nie Ihr Glück zerschlagen,
Wie etwa so een irdener Topp.
(Er läßt plötzlich einen Topf vor den Füßen der Braut fallen.)
Nu kladderadatsch! da liegen die Scherben,
Det müßte man blos mein Meester sehn,
Oder würde mir woll det Leder gerben,
Oder so sechs Stunden uf die Scheibe rum dreh'n.
I na, er wird et nich erfahren,
Denn ick, ick mache ihm 'nen Zopp.
(Zum Brautpaar.)
Ihnen bring' ick nach fünfundzwanzig Jahren
Davor einen silbernen Kaffeetopp.
(Mit einer Handarbeit.)
Anmutsvoll sich das Gemach zu schmücken,
Ist den griech'schen Frauen wohl bekannt;
Kunstreich, so im Weben wie im Sticken,
Ist der Mädchen dort geübte Hand.
Kunstlos darf kein andres Volk uns schmähen,
Sollst ein Pröbchen meiner Arbeit sehen.
Und gefällt Dir's, nimm es zum Geschenke
Von des fernen Landes Tochter an;
Unsrer Freude oft dabei gedenke,
Daß befreit wir sind vom Türkenbann. -
Und mit ihm, der Dich allein erwählt,
Werde Hochbeglückten zugezählt.
(In grau-leinener Jacke und eben solchen Beinkleidern, eine Sand-Molle in den Händen haltend; Berliner Dialekt.)
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Alle Haajel, Mord und Brand!
Will denn Keener hier wat koofen? -
Muß in alle Häuser loofen;
Lieber wollt' ick immer dreschen,
Wie det ew'ge Rummerpreschen -
Hab' doch eenen schlimmen Stand! -
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Ach mir wird ganz blümerant -
Jar nischt drink' ich, jar nischt ess' ich,
Komme janz von meine Kräfte -
Ne, mit Sand, da is et Essig! -
Nich de Probe von Jeschäfte! -
Morjen lern' ik Eckenstand! -
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand, weißen Saaand!
Heda! - holla! - hört Niemand?
(Sich nach allen Seiten umsehend und mit Erstaunen das Brautpaar und die Gäste gewahrend.)
Dunnerwetter! is nich möchlich?! -
Is ja woll 'n Polterabend?! -
Ach, det freut mir ganz unsäjlich,
Wünsche allerseits ju'n Abend! -
J, det is ja intressant! -
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Nu hat sich mein Jlück gewandt; -
Wie de Braut so nett und zierlich,
Schwerebrett! - ist jar nich ohne! -
Un der Bräutjam so manierlich -
Dunderwetter un Kanone!
Alle beede recht scharmant! -
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Bin so viel heut rumjerannt!
Schönstes Pärken, könnt' ick Ihnen
Woll mit meene Ware dienen? -
Denn im lieben Ehestand
Brauchen Sie ja Allerhand,
Un jewiß am Meesten
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Proben Se man vor der Hand,
Nehmen Se de kleene Molle,
Sehn Se man, wie scheene volle!
Doch Se müssen ooch verstehn,
Orntlich damit umzejehn. -
Ja, dazu jeheert Verstand!
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Müßt hübsch artig un jalant
Immer sind un treu Euch lieben,
Denn wird nischt Eu'r Jlücke trüben,
Müßt hübsch jrad' un offen sein,
Euch nich Sand in't Ooje streu'n;
Alle Sünden frisch bekannt!
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Saaand! Saaand! weißen Saaand!
Jede Sorje sei verbannt!
Deß sich Euer Sejen mehre,
Zahlreich wie der Sand am Meere,
Deß die innig wahre Liebe
Ewig frisch un jung Euch bliebe!
Vivat hoch der Ehestand!
Saaand! Saaand! kauft Saaand!
Wer wird zum Apotheker laufen?
Das ist der teuerste Restaurateur;
Da rate ich Euch, Ihr Lieben, vielmehr
Die Medizin bei dem Bäcker zu kaufen.
Ich backe vortrefflich, und Salz und Brot,
So lehret ein Sprüchwort, macht die Wangen rot.
Ich bitte die Kundschaft mir zuzuwenden,
Und daß ich als billiger Bäcker bekannt,
Bezeugt in der Zeitung der Polizeiintendant.
Zum Vorschmack empfanget aus meinen Händen
Hier dieses Körbchen, ich schenk es Euch,
Das Brot ist nicht klitschig, die Semmel ist weich,
Ihr möget von Beiden nun selber versuchen,
Auch pfuschen wir Bäcker ein wenig zugleich,
Drum findet Ihr auch dazwischen noch Kuchen.
(Sie trägt einen großen Pompadour. - Kann auch durch einen Herrn dargestellt werden, welcher jedoch durch die Fistel sprechen muß.)
Gehorsamer Diener, verehrte Damen und Herrn,
Das liebe Brautpaar möcht' ich sehen so gern,
Darum bitt' ich gefälligst es mir zu zeigen,
Damit ich gehorsamst mich kann verneigen.
(Sie verbeugt sich sehr tief vor dem Brautpaar, nachdem es ihr gezeigt worden.)
Ich bin in der guten alten Zeit,
Wo man so recht aus Liebe gefreit,
Und bin deshalb wieder auferstanden,
Zu sehn, ob die Liebe noch sei vorhanden.
Ja, ja! hier habe ich sie gefunden, -
Drum laßt Manches Euch sagen für künftige Stunden!
(Zur Braut.)
Ach, mein Schatz! sind vorbei die Flitterwochen,
Tut der Mann auf dieses und Jenes pochen,
Und wir Frauen müssen immer nachgeben
Im ganzen langen Ehestandsleben.
Denn ach, als ich gefreit, -
- Ich weiß es noch wie heut'! -
Wollte ich gern ein Kätzchen nehmen,
Mußte mich zu des Herrn Gemahls Mops bequemen!
Wollt' ich ein Schmätzchen beim Täßchen Kaffee,
Sagt' er beim sechsten Mal schon: "Schatz, ne, ne
Ich habe zu tun, habe Arbeit!"
Das Tabakrauchen machte mir Herzeleid,
Und doch rauchte er zu jeder Zeit. -
D'rum mein Kind nimm an die guten Lehren,
Suche den Herrn Gemahl nach und nach zu bekehren;
Will er zärtlich tun, wehr' mit dem Fächer ihn ab,
Wie ich's gar listig unternommen hab'.
"Loser Schäker, Du zerknitterst meine Fraise,
"Zerdrückst meine Bauschen, vernichtest die Anglaise!"
Ein ander Mal schmunzelnd und zärtlich getan,
Item, es hilft bei jedem Mann.
(Sie zieht eine Tüte Bonbons aus dem Pompadour und überreicht sie der Braut.)
Wirfst Du mit Süßigkeiten um Dich her,
Wird's ihm dann, zu widerstehen Dir, schwer,
"Mon ange! mein Engel! ma vie! mein Leben;
"Woll'n wir nicht morgen Gesellschaft geben?
"Du weißt doch, Revanche tut sich gebühren, -
"Meinen neuen Aufsatz könnt' ich produzieren!" -
Durch Bitten kann man vieles bekommen;
Doch tut er dennoch sich schmollend kund,
(Eine Flasche Eau de Cologne überreichend.)
Dann schnell dieses Wasser zur Hand genommen -
So lange er schmollt, behalt' es im Mund! -
Nun werd' ich mich wieder gehorsamst empfehlen,
Doch bitt' ich noch schließlich, Ihr möchtet nicht schmälen,
Daß ich, zum Gedächtnis guter, alter Zeit,
Euch meinen Pompadour geweiht!
(Sie überreicht den Pompadour und entfernt sich unter steifen Knixen.)