(Ein beliebiges Geschenk überreichend.)
Platz nur Platz, kaum kann ich schnaufen,
Himmel wie bin ich gelaufen!
Vor dem Tore angekommen,
Habe ich einen Schreck bekommen,
Sagten mir ja alle Leute,
Daß hier Polterabend heute!
Da nun hieß es tapfer eilen,
Wie ward mir die Stirne heiß,
Gargekocht bin ich in Schweiß,
Durft' nicht rasten, durft nicht weilen,
Wollt' ich nicht die Zeit versäumen!
Und vom Schicksal aufgeschreckt,
Komm ich nun, wie Ihr mich schaut,
Todes müd' mit Staub bedeckt,
Meine Botschaft anzubringen,
Und was man mir anvertraut
An Geschenken, Liebeszeichen,
Für die holde Jungfrau Braut, -
Ihr devot zu überreichen!
Kann mir Keiner denn verkünden
Von den Herr'n und Damen allen
Wo das schöne Kind zu finden? -
Tut mir gütig den Gefallen,
Seid mir Fremdem Lenker hier!
Viel von Liebe sollt' ich sagen,
Segen ward mir aufgetragen -
Bitte weiset mich zu ihr.
(Sich mit Verbeugung zur Braut wendend, die man ihm gezeigt.)
Holde Braut, ein Abgesandter
Sonnet sich in Deinen Blicken,
Um im Namen wohlbekannter
Freunde, Vieles auszudrücken,
Was in ihren warmen Herzen,
Die ja für Dein Glück nur schlagen,
Sich an diesen Festestagen
Laut und mächtig für Dich reget.
In den Ehstand willst Du treten? -
Glaub', das ist ein wicht'ger Schritt! -
Heiter blickst Du durch die Pforte,
Siehst ein Paradies Dir offen,
Alles lächelt Dir entgegen;
Glückesblicke, Liebesworte,
Ehefrieden, Himmelssegen,
Läßt der Ehestand Dich hoffen! -
Doch er kann zum Wehstand werden! -
Dann entflieht des Glückes Fächeln,
Sturm und Wolken ziehn zu Hauf'
An dem Ehehimmel auf;
Aus dem Glück und Liebeslächeln
Werden unheilvolle Schmerzen. -
O bewahr Dich Gott vor diesem Stand,
Die Hölle trennt nichts freudiger als Herzen.
Drum möcht' ich Dir ein Mittel raten,
Ein Mittel einfach und natürlich,
Das sticket gleich des Unheils Saaten.
Und macht den Eh'mann fein manierlich!
Wie manchmal wohl passiert's dem Mann,
Daß er von da und dort geplaget,
Vor Unmut kaum sich fassen kann. -
Nun fehlt's nur, daß die Frau noch saget:
"Ach liebster Mann, wie bist Du heut,
So kalt und lieblos gegen mich,
Ist das die Liebe? - O mich reut,
Daß ich mich hab' betören lassen;
So schrecklich elend fühl ich mich."
"O Himmel, nun klagt auch noch sie!
Soll ich denn nirgends Ruhe finden? -
Nachdem mich Mühe, Not und Sorgen,
Im Dienste fast zum Tod gehetzt,
Und ich zu Haus mich dünk' geborgen,
Nun jammert auch die Frau zuletzt!
Da müßte man ein Engel sein,
Um dieses länger zu ertragen,
Nein, das ist mehr als Höllenpein!" -
Und damit sieht man fort ihn jagen, -
Wo eilt er hin? - Sich Ruh' zu suchen,
In's Gasthaus, hin zu Trunk und Spiel.
Nach Mitternacht kömmt er nach Hause,
Und sie, sie schmollt und weint so viel! -
Und ist das einmal erst geschehen,
Kehrt nie der Frieden mehr zurück,
Wer A sagt muß das B auch sehen -
Ade dann Freud' und Eheglück.
So könnt ich hundert Fälle sagen,
Wo Unfried' unvermeidlich ist, -
Sobald das Wort: "daß Trän' und Klagen
Den Mann verstimmt" die Frau vergißt.
Und für die alle hundert Fälle
Gibt's nur ein einzig Surrogat,
Das heilt die Männer auf der Stelle -
Ein Mittelchen gar fein probat.
Du brauchst es nicht erst zu studieren;
Dein Freudenblick, er tut mir kund
Daß Du's verstehst, - o möcht's Dich führen,
Durch Deinen ganzen Ehebund.
Mög's leiten Dich, zu allen Zeiten
Als Engel Dir zur Seite stehn;
Dann fliehen die Verdrießlichkeiten,
Und Du wirst Wunderdinge sehn.
Es stärket Dir den schwachen Glauben,
Der bei der Zeiten Sturm erzittert
Und kräftigt die Zufriedenheit,
Nie läßt es Dir die Hoffnung rauben:
Es kehrt zurück die schöne Zeit.
Die Wetter fliehn, die sie erschüttert
Bald wird die Sonne wieder glänzen,
Wo heute Sturm und Regen toben,
Und Glück und Freude Dich umkränzen. -
Befolg mein Wort, Du wirst es loben!
Die Liebe ist dies schöne Mittel,
Sie mög Dein Führer sein auf Erden -
Und damit schließ ich mein Kapitel,
Adieu, und mögt Ihr glücklich werden.
(Ein mit Rosen geschmücktes Kreuz in der Hand haltend.)
Zurückgekehrt von meiner Wallfahrtsreise,
Begrüß' ich freundlich Bräutigam und Braut.
Zum Fest zu gehn ist nicht der Pilger Weise;
Mit der Entbehrung nur sind sie vertraut.
"Und doch kommst du zum Fest?" wird mancher denken;
So wißt, ich kam, das Brautpaar zu beschenken.
Ich bringe Euch das Kreuz - dürft nicht erbeben!
Mit jungen Rosen schmückt' es meine Hand.
Es mag in Trübsalstagen Euch erheben,
Es ist der Liebe sich'res Unterpfand.
Die höh're Liebe trug's, lehrt die Geschichte,
Und schwebt' in leichtem Flug mit ihm zum Lichte.
Und wie dem Kreuze Heil und Licht entquillet,
Und Himmlisches mit Irdischem vermählt,
So birgt auch dies, was Eure Wünsche stillet,
In seinem Innern das, was Euch gefehlt:
Der edle Landesfürst hat Dir gegeben,
Was Not Dir tut zum Wirken und zum Leben.
(Die Pilgerin zieht ein Schreiben aus dem Kreuze hervor und gibt es dem Bräutigam.)
(Der Braut das Kreuz überreichend.)
Nimm hin das Kreuz, zum Glück Dir und zur Weihe
Des schönen Bundes, die Dein Mund beschwört!
Es sei der stille Zeuge heil'ger Treue
In Wort und Tat, von Gott und Welt geehrt.
Tragt's, wie's die Liebe trug; vereinet beide
Teilt seine Last und teilet seine Freude.
(Im bekannten Kostüm, blickt durch die halbgeöffnete Tür, steckt das Köpfchen neugierig hin und her, nickt dem Brautpaar freundlich zu und hüpft auf die Bühne.)
Das Pfefferröschen braucht sich nicht zu schämen,
Nein, nein, wenn's auch an Sitte ihr gebricht;
Man nennt sie ja das kluge Pfefferröschen,
Ein kluges Pfefferröschen schämt sich nicht! -
Kauft, kauft Ihr hohen Herren, kauft, kauft, Ihr Damen,
Viel Süßigkeiten kauft um wenig Geld,
Lebkuchen, Pfeffernüßchen, Zuckerdüten,
Wie ich's im Kästchen zierlich aufgestellt.
"Geh', Röschen," sagte mir die Menge draußen,
"Geh' immer dreist und ohne Scheu hinein,"
"Man feiert heut da drinnen Polterabend,"
"Da wird dein Kuchen recht willkommen sein."
Und noch viel Andres, was ich sagen könnte,
Vertrauten sie ganz unverhohlen mir.
Doch schweig ich, mach 'n Knix, tu' fein manierlich
Und gratuliere, schönes Brautpaar, Dir.
(Zum Bräutigam.)
Zum Dank kauft Ihr, mein hoher Herr dies Dämchen,
Von Zucker ist's, gar freundlich von Gesicht!
Seht, seht, wie schön! könnt' ich mir selbst was wünschen,
Nein, so viel Schönheit wünscht' ich wahrlich nicht!
(Zur Braut.)
Du, hohe Dame, nimm das Pfeffermännchen,
Schau, schau; ein feines Bürschchen, schmuck wie der,
Kaufst Du mir's ab, je nun, sodann vertrau' ich
Dir mein Geheimnis:
(geheimnisvoll)
- - - - -'s kommen heut noch mehr!
Zuerst - schweig still, mein loses Plappermäulchen,
Zwar ist ein bischen Plappern Hochgenuß,
Doch allzuviel Gewürz verdirbt die Suppe,
Zu vieles Reden auch den - - - - -.
(Tritt gravitätisch vor und spricht mit komischem Pathos.)
Pro - lo - gus!
Verzeihung! Ein angehendes Ehepaar
Braucht eine perfekte Köchin im Hause,
Für Freund' und Verwandte - und über's Jahr -
Was gilt die Wette? zum Kindtaufsschmause!
Drum stell' ich mich heute Euch Beiden dar.
Ich mag mich nicht rühmen, doch werd' ich Euch klar,
Sobald Ihr mich mieten werdet, beweisen,
Ich koche, nach Noëls Rezepten Euch Speisen,
Selbst wie sie das Wiener Kochbuch nicht lehrt.
Dir, Bräutchen, sei diese Form jetzt verehrt,
Und füll' ich sie einst nach künstlichen Weisen,
So wirst Du, hast Du ihren Inhalt verzehrt,
Mit Deinem Geliebten als Köchin mich preisen.
(Mit Konfekt, etc.)
Ei, wie viel Gäste, bunt und schön,
Muß ich hier nicht versammelt sehn, -
Und Blumen, Kränze, Wünsch' und Gaben
Wohl Alle dargebracht Dir haben.
Doch, daß Dein Eh'stand gut und süß
Dir schmecke, d'ran zu denken,
Vergaßen, Bräutchen, sie gewiß!
Drum laß aus Vorsicht dies Dir schenken:
Baisée's bring ich Dir und Konfekt
Hier aus der fernen Schweiz direkt,
Wo man dergleichen süße Sachen
Gewiß am besten weiß zu machen,
Und will Dir obendrein noch Lehren
Für Deinen Hausstand jetzt bescheren:
Schokolade gib, wenn Gäste nahn -
Sie würzt's Gespräch; hier Marzipan,
Bonbons in rosigem Papier,
Sie geben süße Freuden Dir;
Und will lieb Männchen sauer sehn,
Reich ein Baisée ihm lächelnd dar;
Wie Zuckerschaum wird er zergehn,
So süß, als er erst sauer war.