(Zuerst das Brautpaar, dann das Publikum zur Rechten und Linken grüßend, spricht mit heiserer Stimme.)
Ju'n Abend Ihr Herren! - Servitör! - Entschold'gen Sie, bin ick hier recht bei Polterabends?
(Sieht sich nach allen Seiten um.)
Hm! - hm! - - Bräutjam is da - - is richtig, Braut ein düto - Allens in de beste Konfusion! - Polterabend, nu kannste widder fortfahren, - Amüsemang, ick erwarte Dir! - Nante, nu mach' dir fein, zeige, daß de keen Brett vor'n Kopp hast -
(Er räuspert sich, dann mit Pathos zum Brautpaar.)
Hochzuveröhrendes, bevorstöhendes Öhepaar,
Da Sie schonst morgen jöhn zum Altar,
So sahcht' ick zu mich: du, 't is wohl det Beste,
Deß Du Kompagnon bist bei't heutige Feste.
In habe zwarscht noch nie nich de Öhre gehatt, Ihre wörte Bekanntschaft zu machen - bötte, die Öhre is janz uf meune Ecke! - aber Se werden sich woll bereuts mit meuner Kenntnis schmeucheln? - Non? - Bon! - (mit militairischem Gruße) Nante is der Jlückliche - Europa kennt mir - erkund'jen Se Sich gefälligst bei ühm:
(Singt nach der bekannten Melodie.)
Überall bin ick ze Hause,
In de janze Welt bekannt,
Mach' ick 'mal bei Eulners*) ene Pause,
Lacht bei Kröchers*) mir mein Vaterland. -
Kümmel hier, - un Kümmel da,
Schulden hier - un Schulden da!
:,: Ubi böne, übi patria :,:
Des drajische Fach habe ick nu ganz an'n Nagel gehangen, seitdem Böckmann mir als Komiker uf's Theater jebracht hat - wo irgend 'n jroßart'jes Fest losjelassen wird, wo de Freude ihren Drohn ufschläjt, un der Jubel det Zepter führt, da muß Nante bei sind, un aus diesemjönigten Jrunde schmeuchle ick mir mit mein heut'jes Dasind. Nu erloben Se mir ooch, det ick Ihnen meine Wünsche zu Füßen leje, un mir dazu des Jesanges bediene; ick bin zwar noch en Bisken heesch, (mein Ältster hat nöhmlich jestern den Affen in de Zauberflöte jesungen), aber det hat nischt zu sajen.
(singt)
Mel.: "Det beste Leben hab' ick doch" etc.
Ick jratulire heute noch
Zum Polterabendfeste,
Un wünsche Euch vun Herzen noch
Det Aller- - Allerbeste,
Jesundheit un Zufriedenheit,
Uf Erden schon den Himmel,
Un Kümmel bis in Ewigkeit. -
(Nimmt die Schnapsflasche aus der Seitentasche und trinkt daraus.)
Un noch en Bisken Kümmel!
(Nimmt noch einen Schluck und steckt die Flasche wieder ein.)
(Nachspiel.)
Der Kümmel is uf Erden woll
Det allerbeste Pflaster,
Drum trinke ick uf Deibelhol,
't is doch det schennste Laster,
Doch, deß Se sehn, veröhrtes Paar,
Wie jern ick Ihnen diene,
So bring' ick Ihnen heute dar
Von Herzen die Karline.
(Die Schnapsflasche wieder herausnehmend.)
Sie hat die jreeßte Zaubermacht,
Dhun Sie se mal bedrachten,
Wie hübsch se sich bei Lichte macht -
Se is nich zu verachten,
(Mit Wehmut auf die Flasche sehen.)
Karlineken, mein Herzenskind,
Dir soll ick nu verlassen,
Jib mich noch eenen Kuß jeschwind,
Noch eenen lass' mir fassen!
(Trinkt und überreicht die Flasche dem Bräutigam.)
Zieht 'mal bei Euch Jewitter 'ruf
Un drückt der Jram Euch nieder,
Denn nehmt jeschwind 'nen Schluck daruf,
Jleich seid Ihr fröhlich wieder.
(Eine zweite Schnapsflasche aus einer andern Tasche ziehend.)
Ick habe voch noch eene hier
Vor mir - is voch von Stroh nich! -
Der Kümmel is mein Hauptplaisir;
Denn Nante durstern? - jo nich!
(trinkt)
Keen Stand jeht über'n Eckenstand,
Nischt über een Schluck Kümmel,
I doch woll ja, der Ehestand,
Da is man, wie inn'n Himmel,
Mit meine Olle is ooch mir
Det jreeßte Jlück beschieden,
Des andre Monat feiern wir
Den siebenjähr'jen - Frieden.
(trinkt)
Sie liebet mir herzinniglich
Un is mir nich Pomade,
Un brummt sie menchmal ooch uf mich,
So denk ick bei mich: Schade!
Doch bald is sie ooch widder jut,
Et war man so'n Jetue;
Ick saje: "Anton, ruhig Blut!"
Un bal is widder Ruhe.
(trinkt)
Un kummt der Dod un will mir mit
Uf seinen Karren laden;
Denn jeh' ick ohne Zaudern mit
Un denke: Fort mit Schaden!
Dort oben hat et keene Not,
Man immer ruf in'n Himmel!
Un fraje: "Hör'n Se mal, Herr Tod,
"Jiebt's oben juten Kümmel?" -
(trinkt)
Die bösen Sorjen jaj' ick fort,
Verdreibe alle Jrillen,
Man kennet mir an jeden Ort
Von wejen meine Pillen,
Un wenn ick Ihnen dienen kann -
Ick habe viel Bekannte;
Denn frajen Sie bei Eulner's an
Nach - Eckensteher Nante.
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*) Eulner und Kröcher sind die Besitzer der beiden frequentesten Destillations-Anstalten in Berlin.
Leicht durch die Felder eil' ich dahin,
Frei durch die Wälder streifet mein Sinn,
Heiter und fröhlich, wett mit dem Wind,
Bin ja ein lustig Zigeunerkind!
Wurzeln und Beeren sind auf der Reise
Öfter für wochenlang einzige Speise,
Da bin ich glücklich, fröhlich, geschwind,
Bin ja ein lustig Zigeunerkind!
Ach, wo hab' ich mich da hin verirret,
Von der Lichter Glanz verlocket,
O entschuldiget, bin ganz verwirret,
Habe so lange im Walde gehocket; -
Da erblickt' ich der Lichter Glanz,
Bin ihm gefolget, ahnungslos ganz.
Streife sonst nur vergnügt durch die Weite,
Lausche den Vögeln, und denke die Leute,
Sag' ihnen aus den Händen wahr -
Doch da fällt mir ein, fürwahr,
Habet Ihr Muße zum Hören und Lachen
Kann ich mich doch noch nützlich machen.
Als uns der Herr genommen
Das schöne Paradies,
Sprach er zu meiner Ahne
Du sollst dahier bekommen,
Die schönste Gabe - lies
In allen Menschen Händen
Wie's Schicksal sich wird wenden.
Verleih' mir drum die Gunst,
Zu proben meine Kunst!
(Zu Braut und Bräutigam, beider Hände ergreifend.)
Gib Du mir die Hand, und Du mir die Deine,
Ihr scheint mir heut' hier die Ersten zu sein, -
Doch schauet - was steht in den Linien fein,
Da kam ich wahrhaftig zu einem Brautpaar herein!
Das wimmelt von Liebe, das lächelt von Glück,
Im ganzen Geweb' auch nicht ein trüber Blick;
O glaube mir (Name der Braut) und (Name des Bräutigams) auch Du
Es strahlet die Sonne des Glückes Euch zu;
Nur Freude erblick' ich, mit Wonne verschlungen,
Die Geister des Hasses sie liegen zu Boden,
Vom Geiste des Segens, von Liebe bezwungen.
Und bleibt Ihr wie heute der Eine zum Andern,
So wird Euch auch nimmer der Segen entschwinden,
Und stets wird der Eine im Glücke des Andern
Den Gipfel des eigenen Wohlseins erst finden,
Der Schritt, den Ihr tuet, ist wichtig und schwer,
Beherziget drum der Zigeunerin Lehr: -
"Seid einig in Lieb', die nicht rechnet noch zählt,
Dann habet Ihr das beste Teil erwählt.
Dir Bräutigam rat ich vor allen Dingen,
Halt ferne Dich der Leidenschaften Glut,
Dem Glücklichen legt stets das Böse Schlingen
Und fängt ihn meist mit seinem eig'nen Blut.
Dies, Bräutigam woll' sorgsam ja ermessen,
Denn messen ist des Lebens erste Kunst -
Das darfst Du in der Ehe nie vergessen,
Damit Du bleibst in ihres Glückes Gunst:
Halt Maß o Mann, in allen, allen Dingen,
In Freud und Schmerz, in Lieb und Lust halt Maß
Und deine Tage werden Freud Dir bringen, -
Du wirst des Lebens höchstes Glück erreichen!
Und Du (Name der Braut), einer Hausfrau Sorgen
Von denen Du bis heute kaum geahnt,
Begrüßen Dich schon mit dem nächsten Morgen,
Glück auf! die Liebe hält den Weg gebahnt!
Die Männer sind ja leicht und gut zu leiten,
Du mußt die Kunst dazu nur recht verstehn,
Dann wirst Du selber Dir hoch Glück bereiten,
Und Deinen Gatten stets zufriedenen sehn.
Die Kunst ist leicht, und schwer doch auch zu fassen,
Sie ganz umschlingen mit der Liebe Ketten
Und niemals, nie sie wieder loszulassen; -
Dies Eine lern' und Du wirst weich Dich betten!
Des Lebens schönstes Glück wirst Du erreichen,
Und nimmer wird der Stern, der heut Dir lacht,
Selbst in des Lebens finstrer Trübsalsnacht,
Wenn's stürmt und wettert, nimmer Dir erbleichen,
Denn wo das Starke mit dem Zarten,
Wo Manneskraft und Mild sich paarten, *)
Da gibt es einen guten Klang,
Da wird es eine Ehe werden:
Ein Paradies schon hier auf Erden,
Belebt von Kinder Lustgesang.
Und Ihr, Ihr Alten, hoch an Jahren
Und an Erfahrung wohlbelaubte,
Ihr wißt aus Zeiten, die da waren,
Ob ich zu scherzen mir erlaubte.
Du Greisenpaar, - Ihr habt in Händen
Das Glück der Euren, wahrt es recht,
Wollt Ihr Euer Leben schön beenden,
Müßt Ihr die Kinder glücklich sehn,
An Segen reich das künftige Geschlecht!
Es gibt ein einzig Zaubermittel nur
Im ganzen, großen Reiche der Natur,
Ein einziges ist wirklich nur vorhanden -
Ich nannt' es schon, - Geb' Gott, daß Ihr's verstanden!
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*) Kann, wo es zum Verhältnis passend ist, besser noch heißen: "Wo Kleines sich und Großes paarten".