II. Zur Überreichung von Blumen, Kränzen und Früchten.
Bei Darreichung eines Blumenstraußes.
Nimm diese Blumen,
Du Schönste der Bräute;
Liebe und Freundschaft,
Sie weihen sie heute,
Morgen am bräutlichen Busen zu blühn. -
Morgen wird Amor
Mit Myrten Dich kränzen,
Freundlich Dir Hymen
Den Becher kredenzen,
Und seine himmlische Fackel erglühn.
Bild reiner Unschuld
Sei stets Dir die Rose;
Nimm sie als Sinnbild
Der künftigen Lose,
Welche erteilet das dunkle Geschick.
Es wird die Freude
Dich kosend umgeben;
Aber auch Dornen
Dich schmerzen im Leben,
Denn ohne Leid blüht hienieden kein Glück. -
Unschuld und Anmut
Gehn liebend verbunden,
Drum sei zur weißen
Die rote gewunden,
Welche rings sprossende Knospen umblühn.
So wird Dir blühend
Ein Bild dieser Rose,
Bei des Geschickes
Oft wechselndem Lose,
Glücklich als Mutter Dein Leben entfliehn.
Nimm dieses Veilchen,
Ein Sinnbild der Treue,
Trag' es am Tage
Der himmlischen Weihe
Mit der Bescheidenheit fesselndem Wert.
Nimm auch der Hoffnung
Nie welkend Gewinde;
Immer grün blühe
Dein Glück und finde
Nimmer die Sorge den häuslichen Herd.
Und in des Straußes
Süß duftende Mitte
Wind' ich ein Blümchen;
Es nennet die Bitte,
Welche mein liebendes Herz zu Dir spricht.
Blüh'n in des Glückes
Holdlächelnden Tagen
Blumen der Freude,
So mög' es Dir sagen
Bittend und liebend: "Vergiß mein nicht!"
(Während dem Sprechen dieses Gedichtes muß die Freundin die Blumen, welche, sehr passend, in einem schönen Körbchen überreicht werden, nach der Folgereihe zu einem Strauße binden und bei dem letzten Verse denselben der Braut überreichen.)
(Mit einem Tragekorb voll Blumen auf dem Rücken.)
Na hören Se! det wäre meine Passion!
Hier komm ick mit meine Blumengebinder,
Da sagt mir draußen de Ufwartperschon,
So 'ne ord'näre Leute, wie ick, kämen nich rinder.
Ord'när? Ick weer ihr jleich beord'nären!
Mir so zu kommen; det wär' meine Passion!
Ick muß ihr man akkrate belehren
Wat mein Vater war vor'ne wichtje Perschon.
Im siebenjähr'jen Krieje als Proviantführer
Zog er gegen de Türken Kreuz un Quer.
Nachher war er Ober-Hof-Post-Wagen-Schmierer
Nennt se det etwa och noch ord'när?
Wie nun mein Vater dodt gestorben war,
Wickelt ich den Nachlaß in en Schnupduch in
Un jung uf de Wanderschaft sieben Jahr.
Ick hadde mir festgesetzt in meinen Sinn,
Ick müßt wat Großes wie mein Vater werden,
Alle andre Mächens zum Ärger un Hohn.
Eenmal lebt ja der Mensch man uf Erden -
Un det wär nu jerade meine Passion!
Überall haben sie mir gut ufgenommen,
In Straußberg jaben se mich frei Logie.
In de Lehre bin ick dunn jekommen
Bei Seiltänzersch; so recht weeß ick noch nich wie?!
Aberscht det duht mir niederträchtig rühren,
Det diese schöne Zeiten so bald entflohn, -
Denn mir so recht barbarisch ufzuklavieren,
Det wär nu jerade meine Passion.
Da hadd' ich doch den hohen Stand erreicht,
Wie schon Anfangs meine Jedanken waren
Aberscht wer hoch steigt, fällt ooch leicht,
Det hab' ick dabei mit Schmerzen erfahren.
Eenmal danzt ick in en spanischet Griechenkostüm
Uf det Seil 'ne neumo'sche Menuett;
Da plauderierten de Zuschauers mit Ungestüm,
Un schrieen: Na die danzt ochsich nett!
Aberscht mit Stolz sah' ick uf de Menschen runder,
Det macht, ick war so hoch gestellt;
So'n Stolz ist aber ooch keen Wunder,
Es passiert wohl öfter so in de Welt.
Det Sprichwort sagt: Hochmut kommt vor den Fall.
Un davor kriegt ick ooch meinen Lohn,
Denn ick full runder mit jräßlichem Knall -
Berdauz! da lag ick! - det wär' meine Passion!
Seitdem hab' ick mir nicht mehr so hoch gestellt.
(Zum Brautpaare.)
Un sollt' et Ihnen Beeden ooch jut jehn,
So brauchen Se nich immer in de Lüfte zu fliegen,
Der untere Stand is jar zu schön.
(Überreicht einen Rosen-und Veilchenstrauß.)
Um nich ganz aus de Luft zu leben,
Hab ick mir en Blumenhandel ingericht,
Un will Ihnen hier ein Sträußken jeben,
Det mir ganz aus de Seele spricht.
Rose un Veilchen is da drin -
Hab ick det nich fein rausjespekuliert? -
Weil Liebe un Bescheidenheit (so is der Sinn)
Jede jlückliche Ehe ziert.
Lieben müssen Sie zwee Beede sich klipp un klar
Un dabei ooch de Sanftmut nicht vergessen;
Denn so bleiben fünfzig Jahr
Neu un zärtlich die Karessen.
Nachher kommen denn noch andre Sachen -
Ick meene - nu - Sie verstehen mir schon -
I kieck' mal, wie Se Beede lachen!
Na, det wäre jrade meine Passion.
(Geht ab.)
Bringt, Freunde, zu des Festes Glanz,
Der Freude Lieder dar,
Froh windet Myrten heut' zum Kranz
Und schmücket den Altar.
Auf! pflückt die schönsten Blumen ab,
Den Holden sie zu weih'n!
Ich will, was mir die Muse gab,
Dem jungen Paare weih'n.
Und nehmt denn, nehmt dies Liedchen an,
Das Freundes Hand Euch gibt,
Und das aus einem Herzen rann,
Das wahr und treu Euch liebt,
Das, Eures Glückes sich zu freun,
Froh jene Stunde grüßt,
Wo Ihr, zum seligsten Verein,
Den Bund der Liebe schließt.
O, jene Stunde sei für Euch
Ein Quell, dem Freud' entfließt;
Der nie versiegend, segenreich
Sich über Euch ergießt.
Nie mag ein trübes Mißgeschick
Sich an Eu'r Leben reihn,
Nur Rosen möge stets das Glück
Auf Eure Wege streun.
So mögt Ihr froh, mit heiterm Blick
Vereint durchs Leben gehn,
Und Elternfreud' mög' Euer Glück
Mit jedem Tag' erhöhn.
Doch wenn das Glück Euch Kränze flicht
Und seine Rosen streut,
O dann vergeßt des Freundes nicht,
Der Euch dies Lied geweiht. -
(Dieses Gedicht ist, auf Band gedruckt, auf einem mit Blumen umkränzten Teller zu überreichen.)
Was ich für Dich, Holdselige, empfinde,
Was sich in freudevollem Herzen regt,
Dies dieser Strauß von Blumen Dir verkünde,
Die sorglich Dir der Freundschaft Hand gepflegt,
Und ihre Sprache heute Dir verkünde,
Was diese Brust in ihrem Innern hegt;
Sieh'! Dich begrüßet jede Knosp' und jede Blume
Heut' an der Schwell' von Hymens Heiligtume.
Die Rosenknospe kündet lange Freude,
Getreuer Liebe Glück das Myrtenreis,
Und in der Unschuld köstlichem Geschmeide
Prangt hier der hohen Lilie zartes Weiß;
Die Hoffnung glänzt im grünen Blätterkleide,
Sie ist der anspruchlosen Tugend Preis;
Wo diese drei sich schwesterlich vereinen,
Wird stets das Leben wie ein Lenz erscheinen.
Doch aus der Dir geweihten Blumen Mitte,
Hebt eine noch ihr blaues Aug' empor!
Sie huldiget nur der bescheidnen Sitte,
Und dränget nicht sich ungestüm hervor!
Ein leiser Hauch ist ihre fromme Bitte,
Vergönn' ihr liebevoll ein günstig Ohr,
O! was sie spricht mag ihr Dein Herz gewähren,
Ihr Name sagt ihr inniges Begehren.
(Mit Sommerfrüchten in einem Rosenkranze.)
Wie die würzigen Früchte farbig erglühen,
Die ich mit Liebe für Euch gepflückt:
Also sei Euer Los beglückt,
Frei von Sorg' und Lebensmühen.
Spärlich zwar sind die Blumen der Freude
Dem kurzen Dasein eingewebt,
Denn wo die Göttin die Schwingen nur hebt,
Zeigt auch der Schmerz sich im düstern Kleide.
Drum hab' ich Euch Rosen zum Kranze gewunden,
Ein Sinnbild Eurer künftigen Zeit,
Und wie um die Früchte er duftend sich reiht:
Sei immer Euch Liebe und Segen verbunden!