Es heißt: wo eine Braut sich fand,
Da flechte ihr der Freundin Hand
Den grünen Kranz vom Myrtenreis,
Und flechte ihn mit Wünschen heiß,
Mit Wünschen jugendwarm und gut,
Mit Jugendhoffnung, Jugendmut, -
Dann wird er sie für's ganze Leben,
Ein magisch Diadem, umgeben
Und läßt ihr nimmer Gram und Pein
Noch Zweifel in das Herz hinein.
Nein, was er jetzt bedeutet ihr -
Der Reinheit und der Unschuld Zier,
Das hält er fest mit Gottes Segen
An ihrem Herzen allerwegen.
So flocht ich ihn denn, Reis an Reis,
Mit ernstem Sinn und treuem Fleiß;
Doch wie ich saß und flocht und sann,
Trat leise zu mir es heran
Und mahnt' mich, daß auch wir nun leiden,
Mein liebes Herz, ein langes - schweres Scheiden -
Wir, die wir Eins! -
Mein Herz durchbebt
Das Leben, wie wir's treu vereint gelebt:
Der frohen Kinder unbewußtes Glück,
Ein scherzend Wort - ein lächelnd heitrer Blick -
Wo wir gespielt, all die bekannten Räume! -
Der Jugend Prahlen und die goldnen Träume,
Die uns durchwogt mit voller Seligkeit! -
Es steigt empor in aller Herrlichkeit. -
Und ob sich dunkler dann die Tage färben,
Ob ernstere Gedanken in uns tagen, -
Ob frohe Stunden wechseln auch mit herben,
Und mit der Freude mischt sich auch Beklagen -
Traum und Gedanke blieben uns gemeinsam,
Nie war das Leid und nie die Freude einsam. -
Mein teures Herz, du wirst mir niemals nehmen
Aus meiner Brust dies heimlich leise Grämen,
Daß Du mir nun auf immer bald entrissen.
Ich seh' mich um - ich weiß es! - überall,
Ach überall - wie werd' ich Dich vermissen!
O Gott - hier hört' ich ihrer Stimme Schall,
Den leisen Schritt! - Dort haben wir
Wie oft gelacht und froh geschwärmt wie gerne! -
Horch! - Horch! - Man kommt - es öffnet sich die Tür -
Sie ist's! - O nein! - Sie zog ja in die Ferne! - - -
So trauert' ich still - Doch aus der Not
Stieg leis' auch, was mir Tröstung bot.
Wir sind vereint so gut und fest,
Daß Eins nicht von dem Andern läßt;
Und dieser Kranz - ich fühl' es klar, -
Ist auch ein Band, das immerdar
Durch Berg und Tal, durch Wald und Feld
Das Eine an dem Andern hält.
Denn was ich fromm in dieser Stund'
Erfleht von Gott aus Herzensgrund -
Das spricht zu Dir in leisen Worten
Von Deiner Freundin aller Orten,
Und wird, wie Zeit und Ferne walten,
Dich fest an meinem Herzen halten.
Nicht fehlen darf am schönsten Feste
Der Braut des Kranzes edle Zier;
Ihn, der Dich weih't zu ernsten Pflichten
Ihn reicht die Freundin liebend Dir.
Aus seiner grünen Blätterkrone
Stets lächle Dir der Hoffnung Blick
Und ob auch seine Farben schwinden,
Nicht schwinde Deiner Tage Glück! -
Nur wenn dereinst zur gold'nen Feier
Sich sammelt Deiner Lieben Reih'n,
Dann magst Du ihm die erste Träne -
Die Träne frommen Dankes weih'n!
Nun senkt der Abend seinen dunklen Schleier,
Und wenn er wieder ros'gem Lichte weicht, -
Dann kommt der Tag der bangen, frohen Feier,
Der Euch den Kranz erfüllten Sehnens reicht.
Ihr stehet ahnend an der Zukunft Pforte,
Doch eh' sie ihre Tore Euch erschließt,
Vergönnet noch der Schwesterliebe Worte,
Aus denen die Vergangenheit Euch grüßt.
Gedenk', o Schwester, all der sel'gen Stunden,
Wo wir des Lebens innig uns gefreut,
Wo wir so treu, so schwesterlich verbunden,
Zusammen manche Träne heiß geweint!
Die Zeit entschwand - manch Bild sah'n wir erblassen,
Und manches bunte, heitre Traumgesicht, -
Doch Ein Gefühl - es wollt' uns nimmer lassen -
Die Liebe starb in unsren Herzen nicht!
Und tagt ein Morgen Dir des neuen Lebens,
Bringt er Dir manche neue heil'ge Pflicht -
Ich fleh' auch heut - und flehe ich vergebens? -
Vergiß auch dann die treue Schwester nicht!
Auch Dir, der Du die Teure hast erlesen,
Laß mich ein Wort aus tiefster Seele weih'n:
Wie sie mir treue Schwester stets gewesen,
So wird sie Dir nun treue Gattin sein! -
Vergilt's durch Treue, o vergilt's durch Liebe
Weich' nie von ihr in Freuden, nie im Schmerz!
Und wird einmal der heitre Himmel trübe,
Dann gieße milden Trost in's bange Herz.
Halb ist der Schmerz, den der Geliebte teilet,
Zwiefach das Glück, wenn es zwei Herzen füllt,
Und Mitgefühl vereinter Seelen heilet
Den tiefsten Schmerz, der dunkel uns umhüllt.
Und nun, o Schwester, nimm sie lieb und innig
Zum letzten Gruß, die Myrtenkrone, hin,
Auf daß Dein bräutlich Haupt sie zart und sinnig
Umschlinge nach der Schwester frommem Sinn.
Nur ihre Hand darf Dir das Haupt umkränzen,
Die segenflehend sich mit Deiner eint,
Und siehst Du Tränen auf den Blättern glänzen -
Du weißt, daß sie die Liebe Dir geweint, -
Doch Tränen nicht des Schmerzes, nur der Freude,
Wie es dem heut'gen schönen Tag gebührt!
Ein Dank dem Ew'gen droben, der Euch beide
Mit Vaterhuld zum schönen Ziel geführt.
Der Tag ist hin, der letzte Tag, der Dein,
Und morgen wirst Du eines Andern sein,
Der Dich von Heimat und von Vaterhaus
An seinem Herzen trägt zur Fern' hinaus.
Doch - gehst Du fern, und gehst Du noch so weit,
Treu bleibt die Heimat Dir zu aller Zeit,
Nah bleibt sie Dir und um Dich allerwärts:
Der Frauen Heimat ist des Mannes Herz.
Sieh, Schwester, da! - Den Brautkranz bring' ich Dir,
Die ernste, schlichte, seelenreine Zier!
So still und grün, so rein, so hoffnungsreich,
Dem tiefsten Schlagen Deines Herzens gleich,
Umfaßt er Dich mit seinem weichen Runde,
Dich ganz, mein Herz, mit jeder Lebensstunde,
Mit allem Träumen und mit allem Leben,
Mit allem Jubeln und mit allem Beben -
Und legt Dich ganz, du Liebste, legt Dich ganz
Ans Herz des treuen, treugeliebten Mann's -
Sein Segen Du, und Er Dein Schutz und Frieden,
So lang Ihr geht den Lebenspfad hienieden.
Und in der Stunde, wo er Dich umschlingt,
In jener Stunde, die nicht wieder klingt,
Bewacht der Kranz das heiligste Gebet,
Das je und je aus Deinem Herzen geht,
Und trägt's empor zu Gottes lichten Höhen,
Auf daß Er segne Deines Herzens Flehen.
Und ihn, der Dich so lang und treu geliebt,
Dem Deine Hand sich und Dein Herz ergibt,
Den mahnt der Kranz mit tiefem, ernstem Sinn:
Daß ihm sich gibt ein Menschenleben hin,
Daß ihm vertraut sich eine Seele an,
Die Glück und Weh, die Hut und Pfleg' fortan
Von ihm verlangt, von ihm allein nur will,
Bis einst der Tod sein Herz läßt kalt und still.
So flocht ich ihn, - so flocht ich es hinein,
Daß er ein Segen sei, Du Schwester mein,
Daß er ein Segen für Dein liebes Haupt,
Den keine Zeit Dir, den kein Los Dir raubt!
So nimm ihn hin, des Lebens schönste Gabe,
Daß sich Dein Herz dran stärke bis zum Grabe! -
Freude tönt in diesen Hallen
Zu Gesang und Saitenspiel;
Frohe Jubelhymnen schallen;
Rauschender wird das Gewühl.
Wie zur Sonne Alles strebet
Und sich jede Blume kehrt:
So, von gleichem Trieb belebet,
Einem Ziel sich Jeder näh'rt.
Alles blickt mit Lust und Freude
Auf das glückbeseelte Paar;
Amor, Hymen, führen Beide
Morgen sie zum Weihaltar.
Morgen flackern ihre Kerzen,
Hymens gold'ne Fackel glüht.
Seht - wie der Geliebten Herzen
Süßes Sehnen näher zieht.
Ihres Glückes sich zu freuen,
Nahet die Gespielin heut';
Liebend will ich ihnen weihen
Gaben, die mir Flora beut.
Dieser Kranz, wo Myrt' und Rose
Zum Vergißmeinnicht sich flicht,
Der, ein Sinnbild ihrer Lose,
Meines Herzens Wünsche spricht.
Nimm denn von der Freundin Händen
Was die holde Göttin gab! -
Tränend meine Blicke wenden
Sich von Dir, Beglückte, ab.
Aus der Quelle Deiner Freuden
Rinnt für mich geheimer Schmerz;
Denn, ach denk' ich, daß wir scheiden,
Sinkt mir Kummer tief ins Herz.
Doch, gern will ich Deinem Glücke
Meinen Schmerz zum Opfer weihn;
Ahnung sagt mir: Dein Geschicke
Wird in Zukunft rosig sein.
Von des Gatten Arm umschlungen,
Bringt die Freude Dir den Kranz,
Und das Glück Dir Huldigungen,
Ungetrübten Himmelsglanz.