III. Teil
Zu goldenen Hochzeiten
(In altem Kostüm, in welchem (fingiert) vor fünfzig Jahren ihre Großmutter dem Jubelpaare den Myrtenkranz brachte.)
Ja, seht mich nur verwundert an,
Ich bin gar seltsam angetan,
Ein Bild aus der vergang'nen Zeit,
In diesem alten, alten Kleid.
Das Kleid gehört der Großmama!
Ob wohl Eu'r Aug' es einst schon sah? -
Heut' sind es grade fünfzig Jahre;
Ihr standet an dem Traualtare,
Da brachte Euch, im Hochzeitsglanz,
Die Großmama den Myrtenkranz;
Und damals, grade zu der Zeit,
Da trug sie dieses blaue Kleid.
Und Großmama hat oft erzählt,
Sie hätte dieses Kleid erwählt,
Weil es ihr so vortrefflich stand,
Und man sie reizend darin fand.
Drum hielt auch ich es wohl geschickt,
Daß ich mich heut' damit geschmückt.
Doch ist's schon lange, lange her,
Und mancher Tropfen fiel ins Meer,
Und manches Körnlein Sand verrann,
Und mancher neue Lenz begann.
Ja, damals in so trauter Weise,
Begann't Ihr Eure Eh'standsreise
Und zoget frohen Muts bergan;
Die Hoffnung hüpfte Euch voran,
Die Liebe gab Euch das Geleite,
Die Treue blieb Euch still zur Seite.
Bald ging't Ihr durch ein schönes Tal,
Wo Blumen standen ohne Zahl;
Bald zogen Wolken trüb herauf
Und hemmten Euren raschen Lauf;
Doch Arbeitskraft und Arbeitslust
Bewegten freudig Euch die Brust,
Und kaum, daß Ihr es noch gedacht,
Da war die Reise schon vollbracht;
Ihr standet auf der Höhe droben,
Und dankend blicktet Ihr nach Oben,
Daß diese fünfundzwanzig Jahr,
Der Herr so freundlich mit Euch war.
Der Mittagssonne heller Schein
Fiel leuchtend in den Pfad hinein,
Den Ihr durchwandert, Hand in Hand,
Bis oben an des Berges Rand;
Und ihres Lichtes Strahlenglanz
Versilberte den Myrtenkranz,
den Großmama Euch einst gebracht,
Als damals Hochzeit Ihr gemacht.
Und leise wieder ging's bergab
Von Neuem in das Tal hinab.
Wohl war so rüstig noch der Schritt,
Wohl zog noch das Geleite mit,
Doch ward es stiller hier und dort
Und einsam schien Euch mancher Ort;
Und mancher Freund, den ihr gekannt,
Er ging schon in ein bess'res Land.
Es pochte Freude wohl und Schmerz
Im bunten Wechsel Euch an's Herz,
Doch Eu'r geprüfter Mut erkannte
Die Hand des Vaters, der es sandte.
Noch ging der Weg durch sonn'ge Matten,
Doch immer länger ward der Schatten
Und leise neigte sich der Tag,
Es sank die Sonne allgemach
Und festlich kam am Himmelsbogen
Das gold'ne Abendrot gezogen,
Und webte seinen Purpurschein
In Euren Lebensabend ein,
Und seines Lichtes Strahlenglanz
Vergoldete den Silberkranz.
Wie Großmama's so liebe Hand
Euch einst die Myrtenkrone wand,
So bring ich Euch nach fünfzig Jahren,
Als Schmuck in Euren Silberhaaren,
An dieses Festes Jubelglanz
Den selt'nen Schmuck, den gold'nen Kranz.
O, mög' er Euch noch lange schmücken,
Noch lang' Eu'r Leben uns beglücken;
Und möge Gott nach seinem Willen
Die stille Bitte uns erfüllen:
Daß noch als vierter Eurer Kränze
Die diamant'ne Krone glänze.
(Eine Person spricht.)
Vereint hat uns der Freundschaft goldne Kette,
Um Euch, geliebtes Jubelpaar, zu grüßen.
Wir finden hier an dieser schönen Stätte
Die gold'nen Blüten, die nur selten sprießen;
D'rum höret heute in der frohen Stunde
Den Wunsch, den ehrfurchtsvoll wir Euch geweiht
Wir wissen, daß der Herr mit Euch im Bunde,
Daß er dem Wunsch für Euch Erhörung leiht.
Ein halb Jahrhundert! denkt es nach, Ihr Lieben,
Umschwebt Euch schon das reine Erdenglück,
Das Wort der Treue ist so fest geblieben,
Und keine Macht trieb es von Euch zurück.
Seht, Eure Enkel, wie sie Euch umringen,
Wie Groß und Klein so froh um Euch vereint,
Seht, wie sie Alle Segenwünsche bringen,
Seht, wie man Tränenfreuden um Euch weint.
Ihr seid die Günstlinge des schönen Glückes!
Denn selten windet nur im Festesglanz,
Um zu erhöh'n die Lust des edlen Blickes,
Gott um die Stirne uns den goldnen Kranz.
Was Ihr an Leid und Freuden habt erfahren,
Bringt die Erinn'rung heute Euch zurück,
Nach allen diesen wechselvollen Jahren
Erwartet Euch heut' so ein großes Glück.
Schaut nur zurück auf die entfloh'nen Zeiten,
Die Gegenwart liegt heute hell und klar,
Blickt in die Bücher der Vergangenheiten,
Seht, wie der Herr Euch immer freundlich war;
War auch die Eh' oftmals mit Flor umzogen,
Bald schien die Sonne wieder hell und rein.
Dann war das Glück auch wieder Euch gewogen
Und Eure Hoffnung war kein matter Schein.
So führe Euch die Hoffnung nun auch weiter,
Sie leitete Euch jetzt schon fünfzig Jahr,
Sie zeige Euch die Zukunft froh und heiter;
Hoch ehre Euch die liebe Enkelschar!
Und wandelt Hand in Hand so Beide weiter,
Gesundheit sei der Euch geschenkte Schatz.
Wir senden uns're Wünsche als Begleiter,
Der Frohsinn bleibe stets bei Euch am Platz,
Dann werden wir Euch immer glücklich sehen
Und unser Wunsch wird in Erfüllung gehen.
Plattdeutsch.
Wo is det olle jülden Paar
Met silwergruen Haaren,
Wat hüt en halfes hunnert Joahr
Sick Leewe hät geschworen?
Em mot ick graioleren hüt
Un hollen ene Rede,
O sägd et mie, wo sinn de Lüd'? ...
(Tut, als wenn er sie erst jetzt erblickte.)
Kots Schlag! da sinn se Beede!
Ick gratoler tom Joubelfest,
Jü leewen, goden Lüden,
De fufzig Joahr biesommen west.
Dät will hüt oäl bedüden!
Lewt noch in leewen Ehestand
Recht väle, väle Joahren,
De Harrjott müg met siene Hand
Jü vör't Malör bewoahren!
Nie har ick dacht, dät so 'ne Eh
So lang tosammen bleewe -
Denn Väle blarren Ach un Weh
Un schworen erscht sick Leewe.
Wie't mie met miene Leewe ging,
Dät mot ick jü vertellen,
Dät was en janz korjoset Ding,
As Moster uptostellen:
As Junge har ick ungefähr
To schnütern angefangen;
Doch föhlt ick, det mie ewel wär,
Et kniept mie, wie met Zangen;
Mie satt' de Düwel inne Quer,
Ick kunn' mie goar nich retten,
Vör Quoal in Liewe up de Er
Har ick mie rümmer smäten.
Mien Voader merkt et, spräkt: mien Söhn,
Hätt die de Soatan bie dät Fell?
Wat heste doahn, wat is geschehn?
Du bist vörwoahr half grien, half gäl.
"Ach, Voader!" brüllt ick armer Wicht,
"Ick kann dät nich ergründen,
"Mie schmeckt dät Eten, Drinken nicht -
"Ick sterw' in miene Sünden!"
"In Liewe sett' et mie - ümt Hert,
"Ook kullert' mie in Moagen -
"De Grete hät mie dät beschert,
"Drup wett' ick Kopp un Kroagen!"
Jung', bist du dull? sägd he geschwind,
Gott süll mie hoch bewoahren!
Du wist all frie'n, du Düwelskind,
In diene junge Joahren!!
De Unducht un det Liewes-Weh
Sind Gretens Koboltsschwänke -
Vom Hecksen-Schot krägt Mensch und Vöh
Oft vör Gewalt de Kränke.
Glieck, Junge, lop bie'n Boader moal,
Froag, ob he'n Middel hädde,
Wodörch to lindern diene Quoal,
Die die im Herten sätte.
De Boader hät den Broaden räkt,
Vörschrew mie en Rezepken,
He merkte, dät he Gröschens krägt,
Un gawf mie Branwiensdröppken.
"Nimm du dät Buddel, sup darut,
"Brukst die nich to besinnen -
"Sup düchtig", sägd he, "sup et ut,
"Du sast Gesundheit finnen."
Ick was dobie dörchut nich ful,
Supt flietig von de Droppen,
Supt ordentlich, dät mie Hals und Mul
Schier was tom öberschwoppen.
En Buddel up dät ännre - Schwupp!
Got ick mie up de Klinke,
Bis Grete rep: "Sup, Düwel, sup!
"Goah, du versop'ne Finke!"
Mien Buddel word mien Jumfer Brut,
Mie schmeckte Eten, Drinken,
Un miene Näse, rot wie Blout
Blüht noch von't Brannwiendrinken.
Jitzt möcht' ick as en ollen Wicht
De Buddel von mie schmieten,
Nu is to spät - en oll Gesicht
Gefällt nich Fruenslüden.
Jü aber hebben jung gefriet,
Un kunn' se sich gefallen,
Denn jung gefriet, hät nie gerüt,
Denn blewt et ook biem Ollen.
Nu reekt mie Beide noch de Hand:
Du Joubelpaar sast lewen!
Väl dusend Lust noch in in den Stand
De leewe Gott müg't gewen!