Willkommen! jauchzt mein Herz, jauchzt meine Seele;
Willkommen schallt es mir durch Wald und Flur;
Willkommen! rufen Lerche mir und Philomele!
Ja, überall tönt's mir Willkommen nur.
(Zur Silberbraut.)
Denn wieder soll der Myrtenkranz Dich schmücken -
Der Myrtenkranz! - o Lieddurchdrungner Laut! -
Gespielin meiner Jugend - welch Entzücken!
Gespielin! ja, nun bist Du wieder Braut!
Erinn're Dich der ewig schönen Stunden,
Als Amor Dich begrüßt zum ersten Mal:
Wie Du vor Hochgefühl kein Wort gefunden,
Als wir begegnet uns im Blumental.
Es flatterte um halb erschlossne Rosen -
Die Luft war still und warm - ein Schmetterling;
O sieh, wie Amor dort und Psyche kosen!
Sprach ich - und liebend mich Dein Arm umfing.
"Ha wäre beiden Euch Gesang gegeben
Und das Gefühl, das meine Brust durchweht,
Beschwören würd ich Euch, um den zu schweben,
Der meine Sehnsucht, meinen Schmerz versteht!"
So kam die Sprache Dir - und mildernd netzten
Die Zähren Deiner Augen Wimpernpracht -
Und sieh'! Bald pflückten Blumen wir, und setzten
Uns froh in Buchenhaines Schattennacht.
Da sangen wir der heitern Kindheit Lieder,
Zum Kranze trafen sinnend wir die Wahl -
Dein Händchen stieg die Blumen auf und nieder,
Bis ein Orakel sprach aus ihrer Zahl.
"Er liebt mich treu!" entschlüpfte Deinem Munde -
Wir zogen heim - Du reichtest ihm den Kranz -
Und Er? - Er reichte Dir die Hand zum Bunde,
Und führte jubelnd Dich zum Hochzeittanz.
(Zu Beiden.)
In Eurer Ehe wonnereichen Tagen
Sind lebensfrohe Kinder aufgeblüht;
So könnt Ihr denn mit den Beglückten sagen:
"Zufriedenheit erfüllt mein ganz Gemüt!"
(Sie überreicht der Silberbraut einen silbernen Myrtenkranz.)
Wie will ich Morgen dieses Kränzchen binden
Um Dein noch immer reich gelocktes Haar -
Und einst werd ich im Buchenhaine winden
Die goldnen Blumen für das goldne Paar.
Treulich flocht ich gestern Abend
Euch den schönsten Blumenstrauß,
Und die lieblichsten der Blumen
Wählt ich sinnig für Euch aus.
Und in eine Schale Wassers
Legt ich hin ihn mit Bedacht,
Daß er frisch und grünend bliebe,
Und nicht welke über Nacht.
Und wie Alles lag im Schlummer,
Von der stillen Nacht umhüllt:
Sieh, da stellt sich dar im Traume
Mir ein wunderseltsam Bild.
Angetan mit weißem Kleide
Eine Frau in Schönheit stand,
Und was ihre Lippen sprachen,
Sprech ich nach, wie ich's verstand.
"Immerhin laß ruhig liegen,
Immer welken Deinen Kranz,
Denn zur heut'gen Tagesfeier
Strahlt er nicht genug im Glanz.
Siehe, über diesem Brautpaar
Häuften viele Jahre sich,
Und sie sahn im Lauf der Zeiten
Kaum, wie Jahr um Jahr verstrich.
Und so zog im Zeitenlaufe
Schnell vorüber manches Jahr;
Fünf und zwanzig sind's nun heute,
Die durchlebt das edle Paar.
D'rum ist morgen wieder Hochzeit,
Hochzeit denn zum zweiten Mal;
Doch der Braut gebührt im Haare
Nun ein Kranz von bess'rer Wahl.
Nimm hier diesen, "sprach sie freundlich,
"Sieh, wie strahlt sein heller Schein!
Ja, zu einer solchen Hochzeit
Muß der Kranz von Silber sein."
Sie verschwand; und als der Morgen
Tagte mit der Sonne Glanz,
Lag, zu Meines Bettes Häupten
Mir - ein Wunder - dieser Kranz.
(Einen silbernen Kranz hervorziehend und damit zur Braut tretend.)
Laß Dich denn von mir begrüßen,
Holde Braut; laß Dir mich nahn,
Und den Kranz, den Du verdienest,
Nimm ihn freundlich von mir an.
So wie seine Blätter strahlen
In des Silbers klarem Schein,
Also mög' Dein fernes Leben
Rein und ungetrübt stets sein.
(Zum Bräutigam.)
Und Dir, Teurer, der Du führtest
Sie bisher an Deiner Hand,
Sieh', Dir wünsch' ich, daß noch lange,
Lang' besteh' das schöne Band.
Durch die Liebe Deiner Gattin,
Die so treu, so innig spricht,
Mögst Du täglich Dich verjüngen,
Und das Alter fühlen nicht.
(Zu Beiden.)
Und so wallt' noch lang hienieden,
Bleibt einander treu und wert;
Bis durch mich die Frau im Traume
Euch den goldnen Kranz beschert.
Jubelpaar! In Glück und Segen
Wandle heut und immerdar,
Diese Wünsche, die wir hegen,
Unser Herrgott macht sie wahr.
Er läßt gütig es geschehen,
Rückt das goldne Fest heran,
Daß wir's froh wie heut begehen -
Hurrah! dann bin ich ein Mann!
Wer lange die Pfade der Liebe gewandelt,
Nur Gutes zu üben sich täglich bestrebt,
Und immer nach Pflicht und Gewissen gehandelt,
Verdienet, daß unser Gesang ihn erhebt.
Heil, Heil, Heil! Dreifacher Segen
Strahle den Edlen entgegen!
Und habt Ihr als Edle im Kreise der Brüder
Ein Viertel-Jahrhundert zum Vorbild gedient,
Dann tönen mit Recht Euch der Jubelnden Lieder,
Dann schmücket der Kranz Euch, der ewiglich grünt.
Heil, Heil, Heil! Dreifacher Segen
Strahl' solchem Vorbild entgegen!
Drum feiern wir heute die glückliche Stunde,
Die Euch einstens Beide zur Ehe verband;
Wir drücken Euch Biedern im würdigen Bunde
Mit lauten Gefühlen der Freude die Hand.
Heil, Heil, Heil! Dreifacher Segen
Strahle Euch, Biedern, entgegen!
So lebet zum Vorbild uns Allen zur Wonne,
Von jeglicher Freude des Lebens beglückt,
Bis einstens ein Seraph zur schöneren Sonne
Mit leisem und lieblichem Kuß Euch entzückt!
Heil, Heil, Heil! Dreifacher Segen
Strahl' Euch auch jenseits entgegen!