Schriftlicher Silber-Fest-Wunsch

Dem Jubel-Paare
von einem Freunde des Hauses.

(Auf zwei seidenen blau und rosa Bändern, mit Silber-Fransen, gedruckt überreichen.)

Was tut wohl der, der's nicht vermag
An solchem schönen Freuden-Tag
Sein Wünschlein laut zu sprechen? -
Er nimmt den Federkiel zur Hand
Und schreibt ihn auf ein seid'nes Band;
Das kann den Wunsch nicht schwächen.

Auf Treu'- und Liebes-farb'nes Band
Mit Silber-Franzen schön, am Rand,
Schreibt er den Herzens-Carmen;
Reicht ihn mit treuem Freundes-Sinn,
Als Ordensband dem Pärchen hin,
Und bittet um Erbarmen -

Daß nicht - wie alle Andre - laut,
Dem Silber-Bräut'gam und der Braut
Sein Festlied tönend klinge;
Er meint: "was aus dem Herzen spricht,
Erford're laute Worte nicht
Daß es zum Herzen dringe."

Zu Glück und Leben, Fried' und Freud'
Empfanget ihn am Feste heut,
Den stummen Abgesandten.
Nehmt seinen Wunsch fein freundlich auf.
Und legt bei denen ihn zu Hauf
Von Freunden und Verwandten.


Grüße zur silbernen Hochzeit


Ehestands-Betrachtungen

Humoristisch-musikalischer Deklamations-Vortrag

Ich wend' mich an Euch, die den Eh'stand verehren,
Indeß auch an Euch, die ihn nimmer begehren;
Und hab' ich gesprochen, so sollt Ihr mir sagen,
Ob wirklich der Eh'stand so sehr zu beklagen,
Musik soll mir helfen als Sprache der Seele,
So hoff' ich, daß ich meinen Zweck nicht verfehle.
Doch daß Ihr ihn lernet so recht auch begreifen,
So laßt uns das irdische Leben durchstreifen,
Von da, wo der Mensch in die Welt tritt hinein.
Was ist es, womit wir uns All' führten ein?

Musik:
Macht man ins Leben kaum den ersten Schritt,
Bringt man als Kind schon eine Träne mit -

Die Mutter bringt's Kindlein besorgt zur Ruh'
Sie herzt es und küßt es immerzu.
Und größer wird's und größer dann;
Das Knäblein wird zum jungen Mann,
Er soll nun in die Welt hinaus,
Verlassen jetzt das Vaterhaus -
Wie sehr er auch im Innern ringt,
Der Tag ist da, an dem er singt:

Musik:
So leb' denn wohl, Du stilles Haus usw.

Doch ist er erst ein Weilchen fort,
Gefällt es ihm an jedem Ort,
Wo er ein hübsches Mädchen sieht; -
Gleich in den Sinn kommt ihm das Lied:

Musik:
Die Mädchen in Deutschland sind lieblich und schön,
Zum Küssen laden sie ein.

Doch bald ist's mit dem Bummeln aus,
'S treibt wieder ihn zurück nach Haus,
Die Seinen freun sich gar zu sehr;
Darf sie verlassen nimmermehr.
Die Mutter aber spricht, mein Sohn,
Ich hab' für Dich 'ne Gattin Schon,
Die, mit 'nem reizenden Gesicht,
Klavier spielt und französisch spricht;
Die wirst gewiß Du nicht verschmähn,
Denn das wirst Du doch eingestehn:

Musik:
So'n bisken Französisch, das klingt doch ganz wunderschön.

Da wird sie ihm denn vorgestellt,
Die ihm verschönen soll die Welt.
Doch kaum hat er sie nur erblickt,
Da ruft er aus, von ihr entzückt:

Musik:
Du hast ja die schönsten Augen, hast Alles, was usw.

Und dann, dann faßt er sich ein Herz,
Zu stillen seinen Liebesschmerz,
Neigt er sich heimlich zu ihr hin,
Und bittet mit aufricht'gem Sinn:

Musik:
Reich mir die Hand mein Leben, komm in mein Schloß mit mir.

Und sie, sie hört ihn freudig an,
Fällt um den Hals ihm zärtlich dann,
Die nur geliebt ihr Elternhaus.
Bricht jubelnd in die Worte aus:

Musik:
Dein ist mein Herz, Dein ist mein Herz, und soll es usw.

Nun sind sie Bräutigam und Braut,
Und mit einander so vertraut,
Daß, wenn sie sich mal von ihm wagt
Er eifersüchtig zu ihr sagt:

Musik:
Madel ruck ruck an meine rechte Seite.

Der Hochzeitstag ist endlich da,
Sie kommen All' von fern und nah,
Jedweder seine Wünsche bringt
Und Alles unisono singt:

Musik:
Was ist des Lebens höchste Lust,
Die Liebe und der Wein!

Nun kommt die schöne Flitterzeit,
Welch eine Lieb' und Zärtlichkeit -
Dem Paare Heil, das nun fortan,
Von seiner Ehe sagen kann:

Musik:
So leben wir, so leben wir, so leben wir alle Tage!

Und sind erst gar die Kleinen da,
Und tönt es nun "Papa, Mama!"
Wenn man so etwas hört, nicht wahr,
Denkt man bei sich doch offenbar:

Musik:
Das klinget so herrlich, das klinget so schön!

Versucht auch mal die Frau zu schmollen,
Hat auch der Mann mal Grund zum Grollen,
Sein Herz ihn lang nicht grollen läßt,
Denn das steht doch mal bombenfest:

Musik:
Bei Männern, welche Liebe fühlen,
Fehlt auch ein reines Herze nicht!

Ihr jungen Leutchen, also seht,
Wenn man sich drauf nur recht versteht
Und man erfüllt stets seine Pflicht,
Dann ist die Eh' so übel nicht!
Drum keine Angst vor'm Ehestand!
Wollt knüpfen Ihr ein Eheband,
So nehmt ein gutes Beispiel gleich
An unserm Jubel-Brautpaar Euch -
Dem wir heut' wünschen fern'res Glück,
Verschont von jedem Mißgeschick, -
Und dem wir voller Herzlichkeit
Zujauchzen auch für künft'ge Zeit:

Musik:
Freut Euch des Lebens,
So lang' das Lämpchen glüht,
Pflücket die Rose,
Eh' sie verblüht.





Pyramus und Thisbe

(Aus Shakespeare's Sommernachtstraum.)

(Von Kindern und Enkeln des Jubelbrautpaares ausgeführt.)

(Die ganze Schauspielergesellschaft tritt auf.)

Pyramus.

(Als Prolog.)

Sie verzeihen, werte Herren und Damen,
Daß wir hier zu Ihnen kamen,
Eine Tragödie vor Ihnen auf-
zuführen in ihrem ganzen Verlauf.
Aber das kann ich auf Ehre sagen:
Was wir auch mögen versuchen und wagen,
Doch zuletzt es glücklich enden muß,
Und haben einen guten Schluß.
Denn das Stück ist nur ein Teil
Von einer Komödie, die zur Kurzweil,
Einst der Meister in seiner Kunst,
Shakespeare, machte, - mit Eurer Gunst!
Der Titel ist wohl grausig, fürwahr!
"Pyramus und Thisbe" - so lautet er ganz und gar.
Die Liebenden kommen beide darin um:
Das klingt allerdings etwas dumm.
Aber später, - ich kanns schon verkünden,
Sie ihr Leben doch wieder finden.
s täte mir auch von Herzen leid,
Wenn zu einer silbernen Hochzeit
Stürbe das Liebespaar kläglich mir! -
Nein, da sei der liebe Gott für!
Also hört denn: Ich selber bin
Pyramus, stolz, mit 'nem Heldensinn;
Und das ist Thisbe fein, meine Geliebte,
Die mich im Leben nie betrübte.
Dort jenes grimmig wütende Tier
Stellt einen wirklichen Löwen für,
Der muß bei Ninus Grab meine Liebe
Fürchterlich ängsten und sehr betrüben;
Daß sie flüchtet, und ihr Schnupftuch
Dort ich finde, da ich sie such'.
Worauf ich mich denn muß erstechen,
Und der Geliebten Herz tut drüber brechen.
Wand dort, und Mondschein sollt Ihr schon spüren,
Wie sie ihre Rolle werden vollführen.


Aufführung des Stückes.

(Die Szenerie so einfach wie irgend möglich. Die passende Verteilung der Rollen kann nicht schwer sein; natürlich macht die Thisbe am besten ein recht stämmiger Junge.)


(Nach der Aufführung.)

Pyramus.

(An das Brautpaar.)

Gott Lob! Es ist vorbei und glücklich überstanden!
Ich bin für dies Mal frei von Lieb's- und Todesbanden.
Was nun noch übrig bleibt, das ist zu offenbaren
Sehr leicht, und fordert nicht so gräßliche Gefahren.
"Hat das Brautpaar sich erfreut
An der Jugend kind'schen Scherzen, -
Uns're Lieb' im treuen Herzen
Bleibt Ihm Lebenslang wie heut."

Thisbe.

Am Polterabend wird gar manches gern gewaget,
Was sonst Reverenz und Schüchternheit versaget:
So hab' ich, Thisbe fein, geliebt und mich erstochen,
Bin wieder ausgelebt und hab' doch nichts verbrachen,
"Kindlich Lieben gab das Scherzen!
Lang' das teure Paar sich freu'
Uns'rer Liebe, die stets neu
Leben wird im treuen Herzen!"

Löwe.

Hab ich auch nichts getan, als tüchtig losgebrüllet,
Ist die Bestimmung doch von meinem Part erfüllet.
Geschah dies nicht, wo blieb das ganze Stück? - Fürwahr.
Mein Brüllen einzig Schuld an allem Unglück war!
"Aber mehr als dieses Scherzen,
Dir zur Lust, verehrtes Paar!
Teil' ich heut und immerdar
Kindeslieb' in treuem Herzen!"

(Ein Knabe, der nicht mitspielen sollte oder konnte, Wand und
Mondschein an der Hand führend.)

Sie mal lieber Großvater *) und liebe Großmutter!
da bring ich Bruder Wand und Schwester Mondschein.
Ich sollte nicht mitspielen, aber zuletzt muß ich doch dabei sein.
"Ward mir gleich in ihren Scherzen
Nicht ein Plätzchen eingeräumt,
Doch versprech ich ungesäumt
Kindeslieb' in treuem Herzen."

Wand.

"Was am Scherzen Euch erfreut,
Unsrer Kindeslieb' Entzücken
Sprech aus ungetrübten Blicken
Zu Euch lebenslang wie heut!"

Mondschein.

"Ja es soll in unsrer Brust
Kindesliebe kräftig leben,
Leiten unser ganzes Streben,
Euch zur Freude, Euch zur Lust!"


__________
*) Die Ausdrücke (Großvater, Großmutter) ändern sich, wenn das Kind etwa ein Neffe ist, oder sonst nur dem Hause nahe ist.






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