Kinder ihren Eltern

(Denen sie eine silberdurchwirkte Nachtmütze und eine ähnliche Haube überreichen.)

Friedlich beschattet am Ufer, silbern ist Euer Lebensbach,
Der in lautern Wellen ein halbes Jahrhundert vereinigt Euch rann'.
Drum nehmt, um zu ruhen unter des Friedens schattigem Dach.
Diesen glänzenden Nachtschmuck freundlich von uns an:
Eine silberne Spille dem jubilierenden Herrn Papa,
Ein silbernes Häubchen der jubilierenden Frau Mama!
So silbern gekrönt, bietet den Stürmen Trutz,
Noch lange unter des Friedens gesegnetem Schutz,
Bis man, habt Ihr das höchste Ziel erstrebt,
Euch Spill und Häubchen mit goldenen Fäden durchwebt.





Blumenmädchen

Da wär ich nach der kurzen Reise
Denn angelangt zur rechten Zeit;
Hier in der Freunde frohem Kreise
Herrscht fröhliche Gemütlichkeit.

Ob auch mein Körbchen wohl gelitten?
Nein, meine Blumen sind noch frisch!
Und werden freundlich sich erbitten
Ein Plätzchen auf dem Hochzeitstisch.

Als ich mich heut zur Reise schickte,
Da sahen sie mich freundlich an,
Und als ich winkend ihnen nickte,
Da drängten Alle sich heran.

Die Myrte sprach von schönen Tagen,
Von einer längst vergang'nen Zeit,
Als noch die Braut den Kranz getragen
In stiller Herzensseligkeit.

Ich bin die Liebe, sprach die Rose,
Flicht mich in Deinen Kranz hinein,
Ich bin die ewig Wandellose,
Und muß hier heut' zur Stelle sein.

Das Immergrün wollt' gern umschlingen
Mit einem Kranz das Jubelpaar,
Und Alle wollten Grüße bringen
Und reichten ihre Blüten dar.

Mit ihren klugen Augen schauten
Stiefmütterchen mich freundlich an,
Und die Reseda hier vertrauten
Mir flüsternd ihre Wünsche dann.

Die Immortelle denkt schon weiter,
Und weis't auf Fünfzig Jahre hin;
Dann komm ich wieder, spricht sie heiter,
Weil ich ja unverwelklich bin.

Sie litten nicht vom Herbsteswetter,
Und sehen Alle lustig drein,
Und diese hellen Silberblätter
Verleihen ihnen Festesschein!

Daß auch im Herbst noch Blumen blühen,
Muß Euch ein schönes Zeichen sein.
So: ob die Jahre auch entfliehen,
Die Liebe bleibet treu und rein.

Sie gibt am festlichen Altare
Der Myrte erst den Weiheglanz,
Und drückt einst in die Silberhaare
Den schönsten Schmuck, den gold'nen Kranz.


Anrede an das Jubelpaar, von einem Freunde

"Bis hierher hat der Herr geholfen,"
So sprechen heute gläubig wir mit Dir,
Geliebtes Paar, und treten froh herzu,
Dein Hochzeitsfest zum zweiten Mal zu feiern.
Welch eine Zeit liegt zwischen jenem Tage,
Da wir den Jüngling zum Altar geleitet,
Und dieser gegenwärt'gen frohen Stunde!
Laßt noch ein Mal der Jahre lange Reihe
An Eurem Blicke heut vorüberziehn;
Ja, laßt uns Gottes wunderbare Wege
Mit dankerfülltem Herzen überdenken!
O, welche Tage, was für Taten Gottes,
Wie manche unvergeßliche Erfahrung,
Wie viel Gebete, wie viel Lobgesänge,
Wie manche schwere, kummervolle Nacht,
Wie viele Freuden tauchen heute nicht,
Aus der Vergangenheit vor Euch empor,
Und jedes Bild, das die Erinn'rung bringt,
Gibt neuen Anlaß, Gottes Huld zu preisen!
Ja, Fünf und Zwanzig Jahre sind es nun,
Seit ihr den eignen Herd Euch durftet bauen.
Da galt, es wohl, die Hände fleißig regen,
Im Schweiß des Angesichts das Brot zu essen,
Und Sorg' und Müh' des Lebens nicht zu scheu'n,
Doch nur von Oben kam Euch das Gedeih'n!
Gott hat nicht aufgehört, mit vollen Händen,
Die Ströme seines Segens Euch zu spenden,
Und alles Erdenglück und Seelenheil,
Das Euch im Lauf der Zeiten ward zu Teil,
Ja, Alles, was Ihr jemals habt empfangen,
Von Seiner Gnade ist es ausgegangen!
Darum, so rühmet denn auch froh und gern
Euch heute einzig und allein des Herrn!
Und wem mit uns, von Lieb' und Dank bewegt,
Ein volles Herz heut in dem Busen schlägt,
Den ford'r ich auf, zu uns'res Gottes Preise
Mit einzustimmen in die alte Weise:
Lobe den Herrn, den usw.