Von den Kindern

Von Dank erfüllt, geliebte Eltern, treten
Wir Kinder heut vor Euer Angesicht;
Zu feiern diesen Tag mit Dankgebeten
Erscheint uns heut als heil'ge Kinderpflicht,
Uns fehlen Worte, es heraus zu sagen,
Wie viel Ihr schon für uns getan, getragen.

Verbunden schon seit fünfundzwanzig Jahren,
In einer langen schweren Prüfungszeit
Habt Ihr des Schicksals Launen oft erfahren,
Ein steter Wechsel wars von Freud und Leid.
Ihr habt in trüben, wie in frohen Tagen
Gemeinsam jede Schickung treu getragen.

Oft stand des Vaters (der Mutter) Leben auf der Waage,
Wir zitterten mit Recht für sein (ihr) Gedeih'n;
Doch fristete der Höchste seine (ihre) Tage,
Und doppelt dürfen wir uns heute freu'n.
O möge sich die Zukunft schön gestalten
Und uns den Vater (die Mutter) lange noch erhalten!

Dank Dir, o Vater, für die vielen Sorgen,
Die wir seit unsrer Jugend Dir gemacht,
Mit denen Du aufstandest jeden Morgen,
Mit denen Du Dich quältest manche Nacht!
Gott schenke Dir noch lange Zeit zum Leben,
Er möge Dir ein frohes Alter geben!

Dank, liebe Mutter, für die treue Pflege!
Gott lohne Dir einst alle Sorg' und Last,
Die Du, stets munter, tätig, rüstig, rege
Für all die Deinen je getragen hast!
Den Kranz der Tugend wirst Du droben finden,
Den heute Deine Kinder Dankbar winden.

Nun, Heil und Glück zu Eurem Jubeltage!
Wir wollen herzlich dieses Fests uns freu'n.
Vergessen sei des Lebens Müh' und Plage,
Laßt insgesammt uns heute fröhlich sein!
Gott schenk' Euch, Eltern, noch viel frohe Jahre!
Ein Lebehoch dem guten Jubelpaare!





Ein alter Mann

(Überreicht eine Nachtmütze.)

Diese Mütze der Nacht
Will ich überreichen,
Trag sie mit Bedacht,
Der Weisheit Zeichen.

Wenn Zank und Gebrumm
Dich zum Opfer erkoren,
Zieh' die Mütze Dir stumm
Dicht über die Ohren.

Drückt Pantoffels Gewicht
Dir den Schädel mitunter,
Zieh' übers Gesicht
Die Nachtmütze runter.

Stürmt Mama durch's Gemach,
Zorneswort auf der Lippe,
Schmeiß die Mütze ihr nach
Und rufe: Xantippe!

Doch das ist nur Scherz,
Vielmehr sage ich:
Ein zu gutes Herz
Hat Dein Frauchen für Dich.

Sie ging Dir mit Liebe,
Die nimmer verläßt,
Zur Seite bis heute
Zum silbernen Fest.

Ihr halft Euch voll Treue
Durch Sorgen und Not,
Gehorchtet des Herzens
Hochheil'gem Gebot.

Du hast es verstanden,
Bewiesen, bewährt:
Stets liebt man am meisten
Die Frau, die man ehrt.

Zur Tatkraft geboren,
Da seh' ich wohl ein:
Nie konnt'st Du auf Erden
Eine Nachtmütze sein.

Setz' auf drum zur Nacht
Den Helm Dir von Wolle,
Bis zum goldenen Fest
Konserviert er die Tolle.


Ein Briefträger

Heut nahe ich mich Euch als Freudenbote,
Als Postillon d'amour,
Bracht' ich doch manche trüb' und heitre Note
Auf Eurer Lebenstour.

Zwar sind es nun schon fünfundzwanzig Jahre
Seit ich zum letzten mal
Ein Liebesbriefchen bracht im Lockenhaare,
Frei von des Alters Qual.

Seitdem ward unter Euch stets Alles mündlich
Getan ganz unbeirrt,
Ich weiß, daß Mund auf Mund sich oftmals gründlich
Verständigt haben wird.

Doch nun zur Sache und den Scherz bei Seite:
Ich bringe ein Paket,
Und bring' es freudenvoll sogar noch heute,
Obgleich es ziemlich spät.

Ich weiß es ja, 'ne kleine Freundschaftsspende
Kommt immer a propos.
Und zu erfreu'n der Adressaten Hände,
Deswegen eilt' ich so.

Doch nun Adieu! Ich habe das Paketchen
Getreulich expediert,
Drum geh' ich, denn ich darf mich nicht verspät'gen,
Sonst werd' ich abgeführt.

Dem Jubelbrautpaar noch zu gratulieren
Zum Silber-Ehestand.
Erlaubt mir noch: Stets möge Gott Euch führen
An seiner Vaterhand.

Und wenn ihr ohne jede herbe Plage
Durchlebt die künft'ge Zeit,
Dann grüß' ich Euch am goldnen Jubeltage
So froh beglückt, wie heut.

Dann aber tanz' ich auch im Silberhaare
Mit Bräutchen noch.
Stimmt Alle ein auf künft'ge frohe Jahre:
Hoch, dreimal hoch!