Geheiligt sei am Baume
Der Stamm, mit Moos bedeckt,
Der kühn im weiten Raume
Die frischen Zweige streckt!
Wo milde Geister wohnen
Und wo kein Frevel lauscht,
Wo es aus Blätterkronen
So mild herniederrauscht!
Der Stamm, umringt von Schatten,
Wo Friede uns beglückt;
Du bist das Bild der Gatten,
Die heut' der Jubel schmückt.
Ihr ehrenfesten Beiden,
Du treues deutsches Paar!
Ihr, die Ihr Lust und Leiden
Geteilt schon fünfzig Jahr.
Mit Gott ist's Euch gelungen
Im Reich des Ehestands,
Mit Gott habt Ihr errungen
Den goldnen Jubelkranz!
Und frohes Jauchzen dringet
Von Kind zu Kindeskind,
Das volle Herz, es ringet,
Vom Aug' die Perle rinnt.
Von Lieb' und Dank durchdrungen
Sei von der Kinderschar,
Mit Lieb' und Dank umschlungen,
Du goldbekränztes Paar!
O, daß Euch mild begegne,
Des Lebens Abendrot;
Daß Euch die Erde segne
Erst spät! Das wolle Gott!
Gar langsam scheint uns oft zu rollen
Das Rad der Zeit in dieser Welt,
Oft seh'n wir noch nicht was wir wollen,
Wenn schon der Wagen stille hält.
Vorüber flieht ein halb Jahrhundert
Eh' irgend unser Sinn verweilt,
Und plötzlich rufen wir verwundert:
Wie ist die Zeit dahin geeilt!
D'rum glücklich der, den eitles Wagen
Nicht drängte auf der schnellen Fahrt,
Der mit Bewußtsein sich kann sagen:
Ich hab' den rechten Weg bewahrt.
Ich hab' nach Außen nicht gelenket
Mein Hoffen, Streben und mein Sein,
Ich hab' den Meinen mich geschenket,
Nur der kann sich am Ziele freu'n!
Euch führte stets die Elternliebe
Nur Euren Kindern Euch zu weihn;
Ihr blicktet nie nach dem Getriebe
Der großen Welt mit ihrem Schein.
D'rum war Eu'r Wirken nicht vergebens,
Ihr tatet stets, was Ihr gesollt;
D'rum seht am Abend Eures Lebens
Ihr auch erfüllt, was Ihr gewollt.
Eu'r Leben krönte Gottes Segen,
Euch lacht ein friedlich stilles Glück;
Die Kinder jauchzen Euch entgegen,
Von Dank und Lieb' erglänzt ihr Blick.
So unter Euren Kindern allen
Erschein er Euch noch manches Jahr,
Der Tag, dem uns're Lieder schallen,
Der Euch verband einst am Altar;
Der mit der grünen Blumenkrone
Im Jugendschimmer Euch geschmückt,
Und fünfzigjähr'ger Treu zum Lohne,
Den goldnen Kranz auf's Haupt jetzt drückt.
Viele sind der Festestage,
Die des Menschen Herz erfreu'n,
Dann vergißt er Schmerz und Plage,
Sich dem Frohsinn ganz zu weih'n.
Doch uns kümmern nicht die Feste,
Die das Jahr wohl bringen mag;
Eines ist für uns das Beste,
Ist das Fest am heut'gen Tag.
Elternliebe war Eu'r Sorgen
Elternliebe war Eu'r Tun,
Darum nach des Lebens Morgen
Glänzt Euch heit'rer Abend nun!
Darum seht Ihr Euch umgeben
Heut' von froher Kinderschar,
Und von Enkeln, deren Streben
Eure Liebe immer war.
Fröhlich seht Ihr sie vereinen
Sich an Eurem Jubeltag;
Freudentränen die sie weinen,
Sagen, was kein Wort vermag.
Schön und herrlich muß sichs wohnen,
Wenn Geschwister fromm und traut;
Doch am schönsten muß sichs lohnen,
Wenn der Eltern Aug' sie schaut.
Unter Euren Kindern allen,
Fröhlich und gesund wie heut,
Mögt Ihr lang vereint noch wallen,
Beglückt durch Altersheiterkeit!
Dann noch in den spätsten Zeiten
Denken wir des Tages gern,
Wo wir Eurer uns erfreuten,
Uns'res Hauses Doppelstern!
Wo Ihr beid' im Jubelglanze
Eurer Kinder Kreis verschönt,
Die vereint mit golnem Kranze
Froh Eu'r teures Haupt gekrönt!
Verehrtes Paar, das fünfzig Jahre
Der Freude und des Leids geteilt,
Das liebreich noch im Silberhaare
Gern in der Jugend Kreise weilt;
Das edlen Kindern edles Denken
Hat eingeflößt durch seine Lehren,
Das edle Enkel als ein Vorbild
In allem Gutem hoch verehren!
Dir bringe ich im Namen Aller,
Die dieses Tag's sich innig freu'n,
Die Wünsche dar, die Aller Herzen
Voll tiefer Ehrfurcht heut Dir weih'n;
Dir bring' ich, und es teilen Alle
Des schönen Augenblickes Lust
Mit hochgeschwungenem Pokale
Ein Lebehoch aus voller Brust!