Vergangenheit
(Mit dem Myrtenkranz.)
Bei des heut'gen Festes Jubelglanze,
Bei der Feier, die Eu'r Herz beglückt,
Blickt noch einmal zu dem Myrtenkranze,
Der als Braut Dir Deine Stirn geschmückt;
Wo der Liebe Rosen sanft erglühten,
Euch der Hoffnung frische Kränze blühten.
(Zur Braut.)
Als Du schiedest aus dem stillen Kreise,
Der begrenzte Deines Hauses Glück;
(Zum Bräutigam.)
Da Du bautest schon in ernster Weise,
An des Hauses künftigem Geschick,
Da Ihr Beide Eurer Lieb' vertrautet,
Froh und glücklich in die Zukunft schautet.
Gegenwart
(Mit dem Silberkranz.)
Und die Hoffnung Eurer Jugendträume
Hat erfüllet Euch die spätre Zeit,
Dankend blickt Ihr in die heiteren Räume
Einer glücklichen Vergangenheit,
Denn der Herr, mit seinem reichen Segen,
War Begleiter Euch auf Euren Wegen.
Ja, noch heut', nach fünfundzwanzig Jahren,
Leuchtet's hell in Euren Augen auf,
Daß die Zeiten froh und glücklich waren,
Die entschwanden Euch in raschem Lauf,
Daß die Liebe, die Euch einst verbunden,
Auch im Leben ist bewährt erfunden.
Was Euch liebet, will Euch heut' umstehen.
Was Euch fern und nahe ist verwandt,
Will Euch froh im Silberkranze sehen,
Den der Kinder Liebe für Euch band,
Die schon heut' mit innigen Gebeten
Vor den Thron des höchsten sind getreten.
Zukunft
(Mit dem goldenen Kranz.)
Wenn der Tag beginnet sich zu neigen,
Und es Abend für Euch werden will,
Wird auch dann sich noch am Himmel zeigen
Eures Glückes Stern, so mild und still?
Wird der Weg, der weiter führt durchs Leben,
Auch so licht sich hinziehn und so eben? -
Fragt nicht also, tragt Ihr Gott im Herzen,
Eint die Liebe Euch noch treu und fest; -
Mögen kommen dann des Lebens Schmerzen,
Die der Herr den Seinen nicht erläßt:
Ruhig könnt Ihr dann und voll Vertrauen
Eurer Zukunft in das Auge schauen.
Und vielleicht nach fünfundzwanzig Jahren
Nahet wieder solchen Tages Glanz,
Und als Schmuck in Euren Silberhaaren
Ruhet festlich dann der goldne Kranz,
Und ermüdet von der Pilgerreise
Ruht Ihr aus in Eurer Kinder Kreise.
(Mit oder ohne Gesang auszuführen.)
Einzugschor.
Rastlos führen wir das Jahr,
Ordnen wir die Zeiten,
Neues Leben immerdar,
Freudig zu bereiten.
Der Frühling.
Der eisige Schnee zerrinnt,
Ein neues Leben beginnt;
Mit frischem Grün schmücket die Natur
Wald und Flur.
Den Tälern, den Höhen entquillt
Das Veilchen, der Unschuld geweihetes Bild.
Mit Blüten umkränzt sich Busch und Baum
Zu füllen mit Balsam den luftigen Raum.
Die Sänger des Waldes, dem feindlichen Drohen
Des Winters entflohen,
Sie kehren der teuren Heimat zurück,
Zu neuer Liebe wonnigem Glück.
Im Busen der Jungfrau. des Jünglings erwacht
Ein unbekannt, zärtliches Regen -
Es ist der Liebe Zaubermacht,
Dies unnennbare Bewegen.
Und die Erstlinge der Natur,
Trauliche Maien-Glocken
Entsprossen verjüngter Flur,
Sammelt der Jüngling liebetraut,
Zu schicken den wallenden Locken
Der freudigen Braut.
(Zur Silberbraut.)
Doch schmück ich heut mit Silber-Myrtenzweigen
Die Stirne Dir
Ihr heitrer Glanz soll für und für
Der Ehe sel'ges Glück bezeugen.
Vergängliches muß untergehn,
Die Liebe, die Treue - soll ewig bestehn!
Der Sommer.
Chor.
Der Sommer ist da!
Das Erntefest nah!
Tralla! Tralla!
Die rüstigen Schnitter, voll fröhlichem Sinn,
Mit blinkender Sichel, sie ziehen dahin!
Der Sommer ist da!
Hopp heißaßa!
Im Sonnenlichte
Reifen die Früchte.
Zur Ernte neigt sich die schwere
Mit nährenden Körnern belastete Ähre.
Der fleißige Landmann achtet nicht
Die brennend, glühende Hitze,
Noch Wettersturm, noch krachende Blitze,
Und ob der Schweiß aus der Stirn' ihm bricht,
Er sammelt mit rastlosem Streben,
Was Gott ihm gegeben.
Und ist die Arbeit vollbracht,
Sind Speicher und Böden gefüllet,
Dann preiset er die himmlische Macht,
Der solcher Segen entquillet.
Und windet den zierlichen Erntekranz
Und schmückt sich mit festlichem Kleide,
Und feiert den Tag der Freude
Mit Hörnerklang, Gesang und Tanz.
(Zum Silberbräutigam.)
Des Sommers Symbol, den Ährenkranz,
Du wollest ihn heilig bewahren;
(Der Ährenkranz wird überreicht.)
Es blendet nicht mehr der flitternde Glanz
In reiferen Jahren.
Flüchtig ist die Zeit!
Knospen nur und Blüten beut
Stiller Frühlings-Morgen;
Früchte reicht des Sommers Hand;
Fleiß und Häuslichkeit verbannt
Von der Stirn die Sorgen.
Der Herbst.
Chor.
Der Herbst beginnt, die Traube glüht,
Die Blätter fallen ab;
Der Vöglein bunte Schar entflieht;
Die Schöpfung sinkt ins Grab.
Matt und bleich wird der Sonnenstrahl,
Es kürzen sich des Tages Stunden,
Mit Nebeln umwunden
Ist Berg und Tal.
Unheimlich brauset der Sturm,
Die Eiche wankt, der Turm erbebt,
Und in den Tiefen der Erde vergräbt
Sich der zitternde Wurm.
Es fällt nicht mehr belebender Tau,
Ein knisternder Reif deckt starr und rauh
So Feld als Au.
Entwichen ist aus Busch und Wald
Die rege Lebensfülle,
Nur das Blatt, das rauschend niederwallt,
Unterbricht die schaurige Stille.
Doch auch der goldene Apfel fällt,
Und in umrankter Laube
Prunket, die Purpurtraube,
Die den feurigen Saft verschlossen hält,
Geist und Herz zu erlaben -
Das sind des Herbstes köstliche Gaben!
Nehmet hin aus meiner Hand
Den Apfel, die Traube, ein Unterpfand,
Einst glückseliger Stunden,
Sind die schöneren Tage verschwunden
Die nicht mehr des Lebens herbstliche Zeit
Euch entgegen beut.
Der Winter.
Chor.
Der Winter deckt mit eisigen Gewanden
Überall die Flur;
Zu neuem Leben, unter Todes-Banden,
Stärkt sich die schlummernde Natur.
Die Dünste der Wolkenhöh'
Erstarren; der flockige Schnee
Rieselt herab; es kleiden sich die Lande,
In Silbergewande.
Stürme fahren daher;
Die Bäche, die Ströme rinnen nicht mehr,
Verschwunden ist des Lebens Spur;
In Todesnacht schläft die Natur.
Doch unter der Bürde
Eisiger Rinde
In den Tiefen der Erden,
Schlummert nur verjüngendes Werden.
Bald wieder, schöner denn zuvor,
Steigt üppig empor
Des neuen Lebens neuer Flor.
Das ist des Winters Ziel und Bild.
Von deckendem Gewand umhüllt,
Winden die Keime sich vom Schoß
Der Erde los,
Aus der der Lenz bald zaubrisch bricht
Im neuen goldnen Licht.
(Kränzchen von Schneeglöckchen und Immortellen, erstere von Silber, letztere von Goldstoffen künstlich gearbeitet, werden dem Silberbrautpaar überreicht.)
Abgangs-Chor.
Rastlos führen wir das Jahr,
Ordnen wir die Zeiten,
Neues Leben immerdar
Freudig zu bereiten.