Ein Gärtnermädchen

(Einen Korb mit Blumen und eine gestickte Tischdecke überreichend.)

Das Gärtnermädchen, das Ihr kennt,
So leicht und flink von Füßen,
Das Ihr die muntre Flora nennt,
Will auch die Braut begrüßen,
Den Bräutigam und allzumal
Die Gäste hier im Hochzeitsaal.

Man sieht wohl hübsche Blumen blühn,
Hier überall im Städtchen;
Doch bunter kann sie niemand ziehn,
Als ich, das Gärtnermädchen.
Doch bot ich nimmer sie zu Kauf,
Zog für die schöne Braut sie auf.

So nimm sie denn mit Liebessinn,
Will sie Dir alle schenken;
Und trauern sie und welken hin,
Wirst Du doch mein gedenken;
Denn es wob eine Künstlerhand
Ihr Bild in mein Erinn'rungspfand.





Ein Schustergeselle

(Im Kostüm des "Knieriem" im Lumpacivagabundus.)

(Schlesischer Dialekt.)

Na Goht zum Gruß, Ihr lieben guten Leite,
Nu soat mer ock, eis es denn wirklich woar? -
Se soan, 's wär' hier a Pulterabend heite -
Ja meiner Trei', da sitzt das liebe Poar! -
Na wenn ich ooch a Verschel soagen wellte,
Ich möcht mer'sch werklich nimmermeh erdreisten
Und wenn ich noch su sihr geschickt mich stellte,
Da schrie'n se: "Schuster, bleib' bei Deinem Leisten!"
Ach was! da luß ber doch de Leite reden,
Wenn's ooch a Andrer besser machen tutt,
Da meents doch gleesewull mit Euch zwee Beeden
Gewiß keen Eenz'ger, als wie ich, su gutt.

(Mel. "Denkst Du daran?")

Ich koans Euch meiner Gitte nich genennen,
Wie sihr mei Herze an Euch hängen titt,
Mei Lebtag kann ich mich vun Euch nich trennen,
Ne, ne, wuhin'r geht, da zieh ich mit
Und wenn mer mei Gedanke täte glücken,
Duß' d' Ihr mich nähm't zu Eurem Schuster oan,
:,: Eich süllt Eir Laben nie a Schuh mehr drücken,
Da quämt Ihr groade an den rechten Moan! :,:

Der Bräutigam, doas ies a feiner Kunde
Ja, meiner Sechse, der is goar nie tumm,
Das schmuckste Mädel wull die in de Runde,
Die hat a sich zu seinem Weibel g'numm',
Ich wiel'n dessentwegen nich beneiden,
Ar is a lieber, guder, praver Moan,
:,: Na sitt ock, wie a dasitzt vuller Freiden,
Ma sitt's'n an der Noasenspitze oan! :,:

Na und de Braut - da wiel ich goar nie räden,
Die ies'n oh gewiß vun Harzen gutt,
Ma sitt's'n Oogenblick an die zwee Beden,
Duß Eens das Andre innig lieben tutt,
Drum wull der oh den lieben Herrgoht bitten,
Ar süll Eich recht viel Guttes noch bescher'n,
:,: Ar füll vor Allem Bösen Eich behitten,
Und Eich das Bissel Laeben nich erschwer'n. :,:

At werd gewiß Eich seinen Schutz bewahren
Und seinen Segen noch dazu verleihn,
Dann werd't Ihr ooch noch funfzig frohen Jahren
(Dann werd't Ihr ooch nach 25 Jahren)
Gewiß so glücklich, als wie heite sein,
Dunn kum ber Alle froh, wie heite, wieder,
Wenn Goht su lang uns schenkt das Leben noch,
:,: Und singen noch a Moal Eich Huchzeitslieder;
Dann heeßt's: das Silberpaar (Goldpaar), es lebe hoch! :,:

(Pauken- und Trompetentusch.)


Ein reisender Handlungsdiener

Ich darf doch nicht hoffen, daß ich hier störe!
Ich habe Zeit - allein, wie ich höre,
Gibt's hier ja Hochzeit - ich könnte Ihnen
So wahr ich lebe, vortrefflich dienen -
Doch bin ich ein andermal auch bereit,
Und komme dann zu gelegener Zeit.
Zwar offenherzig muß ich gesteh'n,
Ich würde es freilich viel lieber seh'n,
(Ihr Ort ist ja weitläufig sonder Gleichen,
Man kann seinen Zweck nur sehr langsam erreichen,)
Wenn Sie geneigtest mich jetzt empfingen,
Und nun mit allen den schönen Dingen,
Die ich, im Stande, höchst wohlfeil zu lassen,
Ein wenig sich wollten betrachtend befassen.
Ich reise für London, Paris und Wien,
Für Hamburg und Leipzig und selbst für Berlin,
Hab Kommissionen und Agenturen,
Und wenn Sie's nicht etwa schon erfuhren,
Besitze Prokura von jedem Chef,
Woraus Sie erkennen, daß im Betreff
Des baren Geldes kein Unglück geschieht,
Wenn mich irgend Einer mit Kassa versieht.
Ich habe Vollmacht, zu konsignieren,
En gros zu verkaufen, zu detaillieren,
Geld habe ich stets in Menge, wie Häcksel
Und nehme von Ihnen girierte Wechsel.
Mein Auge trifft immer den rechten Mann,
Ich weiß, wo ich sicher Kredit geben kann. -
Ja, à propos, von Ihrem Feste,
Hierzu bedürfen Sie immer das Beste,
Von London schicke ich Austern und Hummern,
Sie verdauen sich schon bei den ersten Schlummern.
Champagner send' ich von Rheims direkt,
Pasteten, wonach man die Finger leckt,
Von Straßburg über Frankfurt am Main;
Auf gleichem Weg roten und weißen Wein.
Von Hamburg lass' ich das Rauchfleisch kommen,
Von Leipzig werden die Lerchen genommen;
Die Salami gehen ganz gut über Wien,
Die Teltower Rüben über Berlin;
Paris sendet uns, wie ich sicher hoffe,
Die neuesten Moden und Kleiderstoffe,
Und wollen Sie wegen gewisser Sachen
Vielleicht eine kleine Anleihe machen,
So kann ich auch dienen, ich kenne selber
Persönlich die meisten goldenen Kälber;
Auf Rothschild in London, Paris oder Wien
Kann ich zu jeder Zeit Wechsel zieh'n. -
Betrachten Sie nur, welche Exzellenz
Von inhaltsmäßiger Korrespondenz,
Sie müssen sich wirklich mit ihr verständ'gen,
Sie fein studieren und fein beend'gen;
Hier ist das Pack; ich werde indessen
Nach bester Erfahrung das Beste ermessen,
Was Sie bedürfen in Ihren vier Pfählen,
Um sich zu honetten Leuten zu zählen,
Ich besorge Alles ganz unverdrossen,
Punktum, das Geschäft ist abgeschlossen;
Zur schnellsten Besorgung will ich mich bequemen,
Das Nötigste vom hiesigen Lager nehmen,
Adieu - doch halt! in Geschäftseil'
Vergeß' ich beinah' den verbindlichen Teil:
Ich gratuliere von ganzem Herzen -
Wie steht es mit Palmwachs und Stearinkerzen? -
Empfehlen Sie mich bestens dem Vater und Mutter -
- Jetzt hab' ich auch herrliche Stoppelbutter -
Die ganze Verwandtschaft bitt' ich zu grüßen -
- Wollen Sie Tee oder Kaffee sich süßen -
Die feinsten Zucker halt' ich bereit.
Allein von größester Wichtigkeit,
Das sind die neuen Buckskins von Aachen,
Wovon wir neulich, Herr Bräutigam, sprachen. -
- Ach, Ihrem Herrn Oheim auch einen Gruß -
Fräulein Braut, ich gebe Ihnen unter den Fuß.
Ich habe die schönsten Valencienner Kanten -
Ich bitte, sie grüßen auch Dero Tanten -
O weh, wo sind meine Musterkarten?
Sie wollen nur fünf Minuten noch warten,
Ich komme gleich wieder, ja sicherlich,
Indessen, Verehrte, empfehle ich mich.