Fortuna

(In einem altmodischen Anzuge, wo möglich aus Lotterie-Kollekten, zarte Flügeln an den Schultern, in der einen Hand ein Füllhorn in Form eines Pantoffels, mit harten Talern gefüllt, in der andern Hand eine Kugel. Sie trägt eine große Brille auf der Nase, durch welche sie die Braut neugierig betrachtet.)

Ah bon soir! mein liebliches Kind: -
Also dies zarte, sterbliche Wesen
Hat mein Verehrer sich auserlesen? -
Nein! wie doch aber die Männer sind!
Fortuna war ihm zu alt geworden,
Weil künstliches rouge ihre Wangen schmückt. -
Flugs begibt er sich in den Ehestandsorden.
Und meint, nun sei er erst recht beglückt. -
Zu Anfang hat mich die Sache verdrossen,
Wie Merkur im Olymp es uns erzählt;
Doch als Frau Venus darüber riß Glossen,
Und meinte. daß Eifersucht mich quält:
So bin ich verzeihend nun hier erschienen
Und hoffe: Du, Freund, wirst uns Beiden dienen!
Denn im Vertrauen, Du liebliche Kleine
Mir hat er gehuldigt, gewaltig sehr!
Und nur mit mir, im engen Vereine,
Geht es im Hause nach Deinem Begehr.
Drum leihe Dein Ohr mir: ich habe zum Feste,
Wo Jeder der Braut ein Anderken beut,
Dir, als das praktische Allerbeste,
Mein Füllhorn mit Talern blanken geweiht.
Will er als Ehemann nicht parieren,
Lock' ihn damit! doch wenn er nicht hört,
Darfst Du Dich wahrlich nicht länger genieren
Zeig' ihm Fortuna's Füllhorn verkehrt;
Wird er den Scepter geschwungen erschauen,
Denkt er an mich und verstummt in Grauen! -
Doch Herr Bräut'gam, mit finst'rem Gesicht
So gewinnt man Fortuna nicht!
Weg die Grillen, den finsteren Blick,
Denn Dir lächelt als Freundin das Glück
Und wie mein Füllhorn Dein Bräutchen wird laben,
Sollst Du Fortuna's Kugel nun haben! -
Nützet vereint die flüchtige Minute,
Haschet die Freude am rosigen Saum
Haltet Euch an das Wahre, das Gute,
Und glaubet fest, das Glück ist kein Traum!


Hochzeit Gedichte


Eine Fischerin

(Sie trägt die Fischerkleidung aus: "Die Stumme von Portici."
Sie tritt ein mit Angel, Netz und Käscher. In dem Netze die
Attrappe eines Fisches, und in dem Fische ein beliebiges Geschenk.)

Mit Angel, Käscher und mit Netzen,
Tret' ich in diesen Saal hinein,
Denn immer macht es mir Ergötzen
Hör' ich, es soll 'ne Hochzeit sein.
Warum? das kann man leicht erraten;
Die Liebe hatte jederzeit
Mit Fischern und mit Fischertaten
Die allergrößte Ähnlichkeit.

Zum Beispiel denkt ein Junggeselle:
"Allein lebt schlecht sich's auf der Welt."
So wirft die Angel auf der Stelle
Er in den Strom der Damenwelt.
Er fischt so lange, wie wir wissen,
Bis er gemacht den rechten Fang.
Und hat sich's Fischchen festgebissen,
Ist glücklich er sein Lebelang.

So ging mit Angeln und mit Netzen
Auch einstmals unser Bräut'gam aus,
Den herrlichsten von allen Schätzen
Ein Lieb' zu fischen für sein Haus.
Er stand wohl manchmal auf der Lauer,
Um zu erhaschen einen Blick,
Erhielt er ihn war jede Trauer
Besiegt und jedes Mißgeschick.

Und daß er sich verstand auf's Fangen,
Zeigt uns der heut'ge Abend an,
Seht nur, was ihm in's Netz gegangen,
Den schönsten Fang hat er getan.
Dem Fischer und dem Fischchen, beiden,
Wie wohlig ihnen heute ist.
Sie ahnen, daß ein Meer von Freuden
Vor ihren Blicken sich ergießt.

Es bleibt in diesem Erdenleben
Das Schönste solch ein Ehestand.
Da sagt man, nimmt das Weibchen eben
Das Netz auch oftmals selbst zur Hand.
So wird das holde Bräutchen halten
Im Garn den Bräut'gam immerdar.
Nie wird der Beiden Lieb' erkalten
Wird glüh'n wie heut von Jahr zu Jahr.

Wohl Mancher denkt im Ehestande:
Im Trüben fischt sich's auch ganz gut.
Doch dieses Paar, mein Wort zum Pfande,
Fischt immer in der klaren Flut.
Nie wird das Oberwasser fehlen,
Euch lächelt steter Sonnenschein.
Ja, zwei so gleichgestimmte Seelen
Sie müssen immer glücklich sein.

Mein Netz, ich leg' es Euch zu Füßen,
O, fischt damit im Ehebund
Nach Allem was Euch kann versüßen
Das Leben auf dem Erdenrund.
Ich komm' nach fünfundzwanzig Jahren
Und spreche wieder bei Euch ein.
Was ich dann bringe vorgefahren,
Das muß ein Silberfischchen sein!





Die Köchin

(Mit Kaffeegeschirr und einem eisernen Kochtopf.)
(Plattdeutsch.)

Ick sall dat Brutpaar schöne grüßen von unser Fruhen,
Unnet leig öhr sau im Gemüte,
As leiten sei beie sick morgen truen,
Un de Polterabend wörre hüte.
Drum schickt se dörg mick, öhre treue Hanne,
En Melkpott un ne Kaffeikanne.

Ok en Klapppott schickt se; awer von Isen is hei;
Sei künt drinne brahen un koken.
Doch lah't sei en fallen, sau geite entwei,
Un de Katte nimmtet Fleisch mit ten Knocken
Nehmt sei ne in Acht, un schürt ne recht blank,
Sau künt sei ne bruken öhr Lewelang.

Un kummt use Fruhe ok nig taun Smuß,
Sau will se de Fründschop doch hohlen;
Se wünscht sei Glück un Segen int Hus,
Un vollub, dat Niee bien Ohlen;
Ok möchten sei flietig an se denken. -
Dat Dringgeld, Herr Bräddegam, willek sei schenken.


Eine Putzmacherin

(Mit einem Häubchen, als Geschenk für die Braut.)

Gottedoch, ich komme trabend,
In 'ne Droschke hergerollt,
Weil ich doch den Polterabend
Gar zu gerne sehen wollt.

Ach was muß das für 'ne Freude,
Für 'ne hohe Wonne sein,
Wenn man so im Hochzeitskleide
Strahlt wie heller Sonnenschein.

Auf dem Kopf die Myrtenkrone,
Mit den weißen Blüten d'ran,
Allen Jungfern, wie zum Hohne
Schreit dies laut: "sie hat'n Mann!"

Vor'm Altar wird man bewundert,
Voll die Kirche, wie gedrückt.
Wie ein Wunder von's Jahrhundert
Wird man üb'rall angeblickt.

O, da fühlt man sich so selig,
So beglückt und hoch entzückt,
Den Bekannten wird allmälig
Rechts und links mal zugenickt.

Ach, wenn ich man bloß d'ran denke,
Werde ich ganz ärgerlich.
Nein, ich krieg' auch noch die Kränke,
Einen Liebsten hab' ich nich.

Dreizehn hatt' ich schon im Netze
Alle sind sie mir entwischt.
Is denn davor kein Gesetze?
O, dann taugt der Staat ooch nischt.

A propos, vom Staat zu reden,
Darum eben kam ich her.
Fragen Sie gefälligst Jeden
Ob auf Putz geschickt ich wär'.

Lassen Sie mir den besorgen
Auch bei Ihnen, o, ich bitt'!
Für den ersten Ehstandsmorgen
Bring' ich gleich 'ne Probe mit.

(Sie übergibt das Häubchen und entfernt sich knixend.)





Die Fischerin

(Ein Netz mit Fischen tragend.)

Ich stellte mein Netzchen dem Ufer entlang,
Die stürmischen Winde die ruhten;
Da setz' ich geräuschlos mich nieder und sang,
Und schaut' in den Spiegel der Fluten.
Rings um mich her herrscht' eine heilige Ruh,
Und die Fischlein die schwammen und hörten mir zu.

Und als sie nun nah'ten so still und vertraut,
Da fühlt ich ein mächtig Verlangen:
Zum Hochzeitgeschenke der glücklichen Braut
Die silbernen Fischlein zu fangen.
Die Neugier verlockt sie; was groß ist, was klein,
Schlüpft alles ins trügende Netzlein hinein.

Laut jauchzt' ich auf! Behende nun zog
Ich das Netzlein mit freudigem Bangen
Ans Uferland, und erfreute mich hoch
Ob der Menge, die ich gefangen.
Die großen behielt ich und rühmte mein Glück,
Die kleinen, die gab ich den Fluten zurück.

Der Braut bring' ich zum Geschenk sie dar!
Sie liebt ja die silbernen Fische,
Sieht gern sie spielen im Wasser so klar,
Sieht lieber sie noch auf dem Tische.
Drum, liebende Braut, nimm freundlich sie hin,
Und gedenk' oft der fröhlichen Fischerin.





Ein Fischer

(Singend.)

Als Fischer komm' ich fröhlich her
Zum Polterabend-Fest;
Geplagt hab' ich mich wahrlich sehr!
Dies ist der ganze Rest. -
Nimm, holdes Paar, ihn freundlich hin,
Dein sei der spärliche Gewinn.

Ein Sinnbild sei Euch stets der Fisch;
Seid munter, gleich wie er
Im Wasser schwimmt so klar und frisch;
Dies stärk' Euch immer mehr
Zu des Geschäfts Betriebsamkeit,
Daß es sich regen Fortgangs freut!

Doch findet Ihr der Gräten viel,
So denkt: der Rose Pracht,
Entsproß dem reich bedornten Stiel;
Das Glück nicht immer lacht;
Auf Regen folgt ja Sonnenschein,
Drum müssen Ros' und Dornen sein!

Nun endigt sich mein Festgesang,
Doch spät erst Scherz und Spiel;
Und morgen schallt Euch Saitenklang
Am froh errung'nen Ziel;
Ruht sanft! - Das letzte Sternchen blinkt;
Der Hochzeit schöner Morgen winkt!



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