Jude Itzig Bärmann

(Kommt mit einem Kasten auf dem Rücken; an ihm hängen mehrere Handelsgeräte.)

O Mei! grauß Wunder, was kraih ich ßu ßaihn?
E Brautpaar, wohrhostig wie Engel so schain!
Un so ville reptirlige schaine Gäste,
Alle vergnüget uffen Polt'rabend-Feste.
Ei nu merk's - mir hoot's Glück geführt
Bei ßau ville raiche Perschonen,
Is mir doch so eppes lang nich pessiert,
Hier wird sich's Auskramen wohl schaunst verlohnen,
Aberst ßo ßain Se ßuvor gratuliert!
Sie saihn, der alte Jtzig ist bis ßu Tränen gerührt.
Will ich Se wünschen im Ehestand
Ville Segen und Glück, un glaich vor der Hand
En graußen Beitel met die Ludgedore.
Jetzt koof'n Se mer ab von meiner Woore,
Jtzig Bärmann hat allerhand schaine Sachen,
Na schaun's, werde glaich das Kästel ufmachen,
Alles ganz nai vun de Laipßiger, Meß'.
Schau'n Se Gotts Wunder, echte Spitzen und Tress'.
Ohrringe, Armband vun lauter Gold,
Dächt' mer doch, 's hätt vorn Kaiser gesollt.
Ketten mit Staine vun de echten Demanten,
Hier schaine Schnallen, Brabanter Spitzen und Kanten,
Doch von den Fraischütz de Arienbücher,
Schaine Hosenträger und Umschlagetücher,
Seifenkugeln kahr roor vun Geruch,
Brüchbänder un ooch ä Hülfs-Dokter-Buch;
Saidne Locken aus de Wiener Febriken,
Haarbesen, schaine Flachs-Perrücken,
Auch ne Schächtel met Räucherkerzen,
Hilft vor de Gicht un de Lungenschmerzen,
Scheinste Maißner Pfeifenköpfe,
Auch Probescherben von de eisernen Töpfe,
Eau de Cologne direct aus Cöln,
Pfeffermünzkuchen, vor Laibanschwell'n,
Feinste Brillen und Stiebelwichsen,
ßu haben flüssig, auch trocken in Büchsen;
Lampendochte, romanische Saiten,
Sperfective ßu ßaihn in die Weiten.
Auch Stiebelblöcke von allen Sorten,
Zuckerpapier, gewesen um Torten;
Hemdenknöpse vun ollen Kuleeren,
Engelsche Messer, Nähnadeln und Scheeren;
Unterröcke mit schainen Kanten,
Ein Rehzept vor die Flöh' vun en Ungenannten;
Frische Bicklinge, feinste Haarpomade,
Echten Fischtran, neue Dampfschokolade;
Auch hob' ich, mai denk' eins das grauße Wunder,
Fixfeuerzeuge ohne Stahl und Zunder;
Said'ne und baumwoll'ne Mütz' und Strümpfe,
En Gedicht uf de Karlsbader Brunnennymphe;
Kurz, alle Sachen wohl in die Welt,
Woos nur in unsern Handel fällt;
D'rüm kaufen Se nur, 's wird Kainen gerain!
De Sachen sind alle nai und schain;
Doch, ich sage nichts weiter ßu ihrem Lobe,
Die Hemdeknöpf' geb' ich acht Dage uf Probe,
Auch's Hülfs-Dokter-Buch geb' ich ßu verlaihn,
'S is Alles darin probat un schain;
Nu looßen Se mich nit so lang annemieren,
Kausen Se, 's wird Se gar nimmer gerain;
Der Jtzig will kaine Seele anführen! -
Wie noch immer schwaigt Alles still? -
Nu weiß ich doch was ich machen will.
Werd' wieder Allens in Kasten packen,
Un nehm' maine Woor' widder uf den Nacken.
Doch dem Bräutigam will ich ßum Angedenken,
Noch diesen Baitel mit Knaster schenken;
Un de Braut, Se nehme mit heiterm Sinn,
Vom Jtzig die schainen Armbänder hin!


Gedicht zur Hochzeit


Ein Herr

(Ein Glas-Service überreichend.)

Fenster seh' ich glänzend schimmern,
Jubel, Gläserklang und Wein
Tönt und fließt in allen Zimmern,
Hier muß Polterabend sein! -

Ha dort sitzt ein herrlich Pärchen -
Zärtlich tauscht es Blicke ein,
Sanft wie Herford und sein Klärchen,
Ja, das muß ein Brautpaar sein.

Laßt uns näher sie betrachten,
Wein soll mir die Brille leihn.
Seht, es muß ihr süßes Schmachten
Sehnsucht wohl nach morgen sein! -

Wie die Lichter sie umdüstern,
Keiner putzt sie schnuppenrein;
Was sie nur ins Ohr sich flüstern?
Möchte jetzt ein Mäuschen sein!

Nichts von Bachus Hochgenüssen
Schlürft das Liebespärchen ein;
Ihnen muß das Schnäbeln, Küssen
Süßer noch als Nektar sein. -

Seht, wie sie sich sanft umarmen
Bei der Liebe Sonnenschein,
Zärtlich Herz an Herz erwarmen, -
Möchte jetzt ein Maler sein.

Holdes Pärchen, darf ich stören? -
Ja, Ihr werdet's mir verzeihn;
Ein Geschenk Euch zu verehren,
Wag' ich's, ungalant zu sein.

Dies Service Euch darzubringen,
Drängt' ich froh mich hier herein;
Rein wie diese Gläser klingen,
Mög' Eu'r Lebensbecher sein!

Freude, Fried' und Glück vereinet,
Kehre segnend bei Euch ein;
Mög' es, wenn es lächelnd scheinet,
Nie getrübt durch Leiden sein.

Wird seit diesem frohen Feste
Neun Mal sich der Mond erneun,
Mag bei Euch der Storch zu Neste
Auf des Hauses Dache sein!





Ein Herr

(Eine Uhr überreichend.)

Was kühn des Menschen Geist erfand,
Was des erfahrenen Meisters Hand
Vereint zur künstlichen Maschine,
Daß sinnreich es als Zeitmaaß diene,
Das reich' ich Dir, Du holdes Paar,
Damit es bringe treue Kunde
Von Deines Lebens schönster Stunde,
Als Hochzeit-Angebinde dar.

Wenn früh des jungen Tages Licht
Hervor aus dunkeln Wolken bricht,
Wenn hochauf sich die Lerche schwinget,
Ihr Morgenlied zum Himmel dringet,
Dann ruf auch Euch des Zeigers Lauf
Zum regen frischen Leben auf.
Mit Dankgefühl hebt Euren Blick
In jene unermeß'nen Räume;
Gedenkt der Jugend heit'rer Träume,
Genießt der Liebe süßes Glück!

Und wenn dann in der Horen Tanz
Erloschen ist der Sonne Glanz,
Mit sanfter Kühle, mild erlabend,
Sich nahet der ersehnte Abend,
Wenn still die Nacht hernieder sinkt
Und süße Ruh' den Müden winkt,
Dann werdet ihr mit Hochentzücken
Auf die entfloh'nen Stunden blicken,
Blieb Eure Liebe, Eure Treu,
Noch wie am Morgen frisch und neu.

So künde Euch denn diese Uhr
Fortan stets frohe Stunden nur;
Erscheint auch manche ernst und trübe.
So macht sie leicht durch treue Liebe
Gefesselt nicht durch Raum und Zeit
Kann Lieb' nur dauernd Euch beglücken
Und Eure Lebenstage schmücken;
Denn Liebe trotzt der Ewigkeit!





Ein Freund

(Eine oder mehrere Tassen überreichend.)

Froh beim Polterabend-Feste
Herrschet Liebe, Freud' und Wein;
Ungeladen kehren Gäste,
Mit und ohne Maske ein.
Denn hier flieht die Etiquette
Vor der Freude munterm Chor,
Und aus ihrem Rosenbette
Steigen Scherz und Lust hervor.

Freunde nah' und ferne wallen
Her, mit der Gespielen Schar,
Bringen in der Freude Hallen
Opfernd ihre Gaben dar;
Deren Wert gar nicht beachtend
Nimmt sie Freundschaft, Deine Hand
Froh gerühret, sie betrachtend
All' als ein Erinn'rungspfand.

So mehr' ich die Zahl der Gäste,
Bring' Euch liebumkränztem Paar,
Heut zu diesem frohen Feste
Liebend diese Tasse(n) dar.
Nehmet, was die Freundschaft weihet,
Heut' - wo Freude Kränze flicht,
Und wenn Glück Euch Blumen streuet,
Dann vergeßt des Gebers nicht.



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