Ein Bauermädchen

(Bei Überreichung eines Blumenkörbchens.)

Bis zu meiner kleinen Hütte
Kam die frohe Nachricht mir,
Daß, nach hergebrachter Sitte,
Man in guter Freunde Mitte
Heute Abend poltert hier.
Wie ich dies nun hab' erfahren,
Ei, das möchtet Ihr gewahren?

Nun, ich darf's Euch nicht erst sagen,
Wißt es ja schon ohnehin,
Daß die Dirnen ohne Zagen
Gern nach Neuigkeiten fragen,
Sind sie in dem Städtchen drin.
Neugier ist ja keine Schande!
Man erfährt nichts auf dem Lande.

Heute Morgen auf der Wiese
Schnitt ich eben Futtergras,
Da kam Nachbars flinke Liese,
Sonst 'ne stolze eitle Prise,
Rief mir zu, sie wisse was.
"Ach, was wirst Du wieder wissen,
"Schmucker Bursch wollt' heut Dich küssen!"

Wie ich dies so spöttisch sage,
Sagt sie: "Nein, mein lieber Schatz,
"Das geschieht mir alle Tage,
"Wenn ich Milch zu Markte trage,
"Drinnen auf dem großen Platz!
"Nein, ganz andre Neuigkeiten
"Bring' ich von bekannten Leuten."

Husch, da war ich bei ihr drüben,
Weil ich auch neugierig bin,
Wäre bald auf Vaters Rüben
Von dem Springen liegen blieben,
Denn ich sprang zu schnelle hin.
"Liebes Liesel! mußt's mir sagen,
"Was sich drin hat zugetragen."

Nun, da mußte ich es hören,
Daß schön Bräutchen Hochzeit macht;
Habe schnell dann ohne Stören,
Um Dir etwas zu bescheren,
Dieses Körbchen Dir gebracht.
Nimm die kleine Herzensgabe,
Als das Beste meiner Habe.





Ein Schusterjunge

(Kostüm des Pariser Taugenichts.)

Ha, ha, ha, ha! der Witz war jut!
Nu ärjre Dir man, Du Deibelsbrut! -
Die haben mir jar nich schlecht zugesetzt
Un unten bis an de Düre jehetzt. -
Da stehen die Kerrels da vor det Haus -
Etsch, etsch, etsch, etsch! jetzt lach' ick Euch aus -
Nu fraj' ick bloß jeden vernünftigen Mann,
Wat hab' ick den Eseln zu Leide getan; -
Erlob'n Se man, det ick 'n Bisken verweile,
Sonst setzt et da unten jar jrausame Keile!
Ne sonne jiftige borstige Seelen! -
Wenn Se woll'n, will ick Ihn'n die Jeschichte erzählen:
Ick sitze vorhin so janz ruhig ze Hause
Un mach' mit de Arbeet jrade eene Pause,
Da ruft mer de Meestern: "Du, hier sind 9 Dreier,
"Vor'n Jroschen hol' Sirup, vor det Übrige Eier!
"Aberscht" - sahcht se, "sei man jo nich lange!" -
""Oho!"" - saj' ick, ""dadervor sein Se nich bange!""
Ick renne in eenen Karrjer nu die Strecke
Bis nach dem Materjalisten an die Ecke,
Un wie ick zurückkomm' mit 'n Sirop un de Eier,
Da höre ick Eenen singen zu de Leier
Sonne abgedroschene Melodei -
Et war eene orntliche Winselei.
""Heeren Se mal,"" sahch' ick, ""Herr Virtuose,
""Sie spielen ja wirklich 'n Jott janz famose!
""Sonne Musik macht een'n orntlich verjniegt,
""Haben Se des so alleen wechjekriejt? -
""Wat jäbe ick Ihn'n vor de Stunde Salär?
""Ach heeren Se, det Instrument ist woll schwer?
Herrje war der kupperrot in Jesichte!
Na, ochsig krepierte den die Jeschichte:
"Halts Maul!" schrie er, "Du nichtnutz'je Krabbe
"Verzieh' Dir, oder ick stech' Dir 'ne Flabbe!" -
""Na warte man,"" schrie ick, ""Dir will ick bezahlen,
""Dir wer' ick Deine Krabbe ufmalen;
""Von sonnem Kerl schimpfen laaß ick mir nich!""
Patsch! schmeiß ick ihm ooch alle Eier int Jesicht;
Jeschwind wie der Blitz um de Ecke rum -
Stoß' noch uf'n Wech 'n paar Buden mit um,
Da komm'n mer 'n paar Jungens in de Queere gelaufen -
Plautsch! - renn' ick se alle beede über'n Haufen
Un nu immer weiter in eenem Karrjer,
Des Volk, wie verrückt, immer hinter mir her -
Doch hier dreht' ick um - schwapp!

(die Pantomime des Ohrfeigengebens machend)

krichte der Eene,
Der Zweite jleich enen Steen in de Beene -
Un Eenen - ha! ha! joß ick übern Kopp
Janz reene aus meinen Siroptopp;
Un eh se sich's versahn, in des Haus und im Nu
Warf ick ihn'n de Dhür vor der Nase ooch zu. -
Da stehn se nu un fluchen un schrein:
Ju'n Morjen Herr Fischer! mir kriecht ihr nich ein: -
Na ick seh' nich hin, wat de Meestern werd' sajen,
Der Sirop is wech und de Eier zerschlagen! -
Na die werd 'mal scheene schimpfen un fluchen -
Da wer' ick mer woll meine Jlieder könn'n suchen -
"Nu!" werd se schreien, "wo haste jewesen?"
Un werd mir n Bisken den Klopstock vorlesen -
""Na!"" - wer' ick denn sajen, ""det hat keene Eile,""
""Laaßen Se sich doch noch Zeit mit de Keile!
""Heeren Se man, wat mich is jeschehn!"" -
Un wer' ihr erzähl'n, wat ick hier hab' jesehn.
De Meestern, die is unjeheuer neujierig -
Na die wird 'mal Oogen machen! - det spür' ich -
Ich mache ihr denn noch en X vor en U
Un lieje 'nen juden Stiebel noch zu. -
Nu sajen Se man - wat soll des bedeiten?
Der Jlanz und der Staat hier von allen den Leiten
Un de wunderschönen Masken von de Jäste -
Et is woll hier 'n Polterabendfeste? -
En himmlisches Pärken! - det muß ick jestehn,
So en Feste hab' ick noch nie nich gesehn. -

(Verlegen zum Brautpaar.)

(Anm.d.R.: Wem diese Rolle zu lang scheinen sollte, der kann auch das Frühere weglassen und nur die Verse von hier bis "beschieden" vortragen.)

Ach heeren Se - werden Se't mich woll verdenken,
Wenn ick Ihnen heute ooch dhäte wat schenken?

(Ein kleines Pantöffelchen von Zucker überreichend.)

Een kleenes Pantöffelchen is et zwar man,
Des aber Wunderdinge dhun kann;
Lieb Bräutken, Dir wird er alleene jebühren,
Du mußt man verstehn, ihn mit Klugheit zu führen;
Du mußt Deinen Jatten mit Liebe behandeln,
Un seine Leiden in Freuden verwandeln,
Tret' ihm immer hübsch sanft un liebreich entjejen;
Denn damit kannst Du ihm zu Allens bewejen;
Deß er aber um Jotteswillen nicht spürt,
Deß Deine Klugheit das Zepter führt;
Nur mit Sanftmut un Milde kannst Du ihn besiegen
Und gern wird er dann Deinem Willen sich fügen -
Des is der Schlüssel zum häuslichen Frieden,
Ohne dem is'n Menschen keen Jlück nich beschieden.

(Verneigt sich.)

Ob se noch da sind möjen die Rangen? -

(Zum Fenster hinaussehend.)

Ne wirklich, se sind doch zehause jejangen,

(Wo es nicht gut angeht, aus dem Fenster zu sehen, kann statt der letzten Zeile gesagt werden:)

Ach ne, die sind lange zehause jejangen:
Nu danke ick Ihnen ooch schön vort Quartier -
Adieu, ick wünsche det beste Plaisir! -