(Mit martialischem Schnurrbart und Zopfperücke, tritt mit Heftigkeit ein.)
Da soll ja das Donnerwetter drein schlagen,
Ich will doch den Deserteur erjagen.
Beim Regiment der Junggesellen
Muß er sogleich sich wieder stellen!
(Blickt im Kreise rings herum und läßt seine Blicke auf dem Bräutigam haften.)
Ha, ha, mein Bürschchen, hab' ich Dich endlich?
Du zeigst meinen Lehren Dich sehr erkenntlich!
Wir geben Dir nächstens den Hagestolz-Orden,
Wärst Junggesell erster Klasse geworden;
Doch jetzt entziehn wir Dir unsre Gunst -
Davon zu laufen, ist das eine Kunst?
(Blickt auf die Braut, betrachtet sie eine Weile schmunzelnd, und sich den Bart streichend.)
Allein was Wetter, wen seh' ich da sitzen?
So sah ich noch nie zwei Augen blitzen,
Das ist ja ein Feuer aus tausend Geschützen,
Ich fühle wahrhaftig mein Herz sich erhitzen.
Ja, ja, mein Inneres, es brennt, es brennt;
Zum Henker das Hagestolz-Regiment!
Dem Orden entsag' ich auf der Stelle,
Da bleibe der Teufel Junggeselle!
(Zum Bräutigam.)
Nein, nein, mein Junge jetzt ist Dir verziehen,
Du brauchst Dich nicht weiter zu bemühen;
Hier geb' ich Dir feierlich die Hand:
Von heut' ab entsag' ich dem ledigen Stand.
Das muß eine Wonne sein zum Entzücken,
Solch' Weibchen an seine Brust zu drücken,
Und sie so jederzeit küssen zu dürfen,
Den Honig von ihren Lippen zu schlürfen,
Sie streichelt die Wang' und glättet die Falten,
Wir sehn sie als Wirtin im Hause walten,
Uns reicht sie bei Tische die schönsten Bissen;
Uns nur zu gefallen ist stets sie beflissen,
Sie nennt unsern Namen mit Schmeicheltönen,
Sie schmollt nur, damit wir sie wieder versöhnen,
Und wie sie dann blickt, so entzückt und beglückt. -
(Stampft mit dem Fuße.)
O, Hölle und Teufel! Ich werde verrückt!
(Zur Braut, auf den Bräutigam deutend.)
O, Lieblichste, lassen Sie den da laufen,
Sonst stech' ich wahrhaftig ihn über den Haufen,
Befehlen Sie nur und ich mache ihn kalt!
(Sich plötzlich besinnend.)
Doch nein - für Sie bin ich wohl zu alt.
Vielleicht, wenn ich früher wäre gekommen
Als der da, hätten Sie mich wohl genommen.
Nun also nichts mehr davon parlando,
Nehmen Sie tüchtig ihn in's Kommando,
Sie können ihn so einexerzieren,
Daß sie ihn bloß durch Blicke regieren;
Denn schicken Sie solchen Feuerstrahl
Auf Ihren widerspenst'gen Gemahl,
So wird er gleich um Pardon Sie bitten
Und sich ergeben, unbestritten.
Nun führt eine glückliche und friedliche Ehe,
Der Krieg, das wißt ihr, bringt immer Wehe.
Hier geb' ich den Kommandostab
An Sie, mein süßestes Bräutchen, ab.
(Er überreicht der Braut eine Rolle in Form eines Kommandostabes, worin das Geschenk enthalten ist.)
Nach fünfundzwanzig Jahren der Eh
Bring' ich das silberne Port-épée.
Nix zu schachern! Alte Kleider,
Wäsche, Schuhwerk und Gerill;
Bringen kann man, was man will,
Boor bezohl' ich's. - Wai mir, leider!
Schweigt hier Jeder mäuschenstill.
Ich bin so hier angekommen.
Wie - ich sprech' nicht gern es aus;
Hier ist Polterabendschmaus,
Hätt' ich's früher doch vernommen,
Hätt' ich unbemerkt und sacht
Auf die Strümpfe mich gemacht.
Dieweil ich mich aber so verlaufen,
So will ich, gibt es auch nichts zu kaufen,
Doch mir das junge Pärchen beschaun.
(Sich an solches wendend.)
Heilwünschend heg' ich zu Euch das Vertraun
Wir werden in Zukunft ein Schacherchen machen;
Ich lasse mich handeln, in meine Hand
Kommt Manches als ein verfallenes Pfand;
Hier hab' ich just in der Tasche dergleichen,
Drum laßt es zur Ansicht Euch überreichen,
Und wenn es Euch, wie ich es wünsche, gefällt,
So hol' ich gelegentlich dofür mir's Geld.
(Er trägt einen Frack mit kurzer Taille und sehr langen Schößen, eine bunte Weste, Nankinghose und Stulpstiefel und einen sehr abgeschabten Hut. Vor sich einen Korb mit allerhand Seifen, Pomaden, Zahnbürsten, Kinderspielzeug usw.)
(Jedesmal bei der Zeile: "Mein Name ist Meyer," nimmt er mit einer komischen Verbeugung den Hut ab.)
Verzeihn Se, ich bitt' Ihnen um Entschuldigung,
Ich wollt' Sie nur darbringen meine Huldigung,
Und wollt' mer empfehlen mit meinen Sachen,
Als Sie doch können Gebrauch davon machen,
's is Alles vorzüglich und gar nicht teuer,
Und - mit Erlaubnis mein Nam' is Meyer*)!
Sie werden morgen in den Eh'stand treten,
Da wird von mir werden der Himmel gebeten,
Daß er Sie soll behüten und soll Sie bewahren,
Daß Sie niemals was Böses erfahren,
Sondern immer brennen im Freudenfeuer,
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer.
Nun wollen Sie meine Waren besehen,
Hier is'n Fächer zum Kühlung wehen;
Wenn mal das Männchen gerät in Hitze,
Is so'n Fächer von graußer Nütze;
Das Fächeln und Jächeln kühlt ungeheuer,
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer.
Hier ist auch ein sehr saubres Kämmchen,
Fär das schaine junge Mädämchen,
Womit Sie könn' staigen den Mann auf'n Kopf,
Wenn er wollt' machen Ihr einen Zopf.
Das Kämmchen is billig, kost't nur sechs Dreier,
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer.
Hier ist dar berühmte Tausendschönspiegel,
Was in sich trägt der Wahrhaftigkeit Siegel,
Wo Jeder, wenn er hinein tut sehen,
Selbst wider Willen muß die Wahrheit gestehen,
's wünscht' mancher Eh'mann, ,s holt' den Spiegel der Geier,
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer.
Was ich jetzi zeige wird Sie machen Vergnügen,
Gott soll doch hüten - zwei kleine Wiegen,
Und sind darin zwei kleine Püppchen,
Die schreien nach 'nem Wassersüppchen.
Nü - wie gefall'n die kleinen Schreier?
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer.
Ein kleines, feines goldenes Ührchen,
Das geht so richtig wie am Schnürchen,
Und jede Stunde, die der Weiser tut zeigen,
Da hängt der Himmel voller Geigen.
Ich schenk' es Ihnen, ohne Gesaier,
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer.
Nun will ich noch bestens gratulieren,
Und will mich Ihnen rekümmendieren,
Und sollten in fünfundzwanzig Jahren
Sie eppes gebrauchen von silberne Waren,
So werd' ich's besorgen zur Jubelfeier,
Und - mit Erlaubnis, mein Nam' is Meyer,
(Mit der Pritsche.)
Ei, welch' ein bunter, lustiger Schwarm
Von geschmückten Damen und Herrn!
Nun, Harlekin ist ja stets ohne Harm,
Und deshalb sieht man ihn überall gern.
Seht, ich schlenderte durch die Straße
So recht toll und voll Übermut,
Sah Kerzen leuchten hier hinterm Glase,
Und ich dachte: Je nun, zum Spaße
Siehst du, was man dort oben tut. -
So bin ich denn hier herauf gestiegen, -
Puh - der Atem ging mir fast zu Ende, -
Und gibt es hier nicht recht großes Vergnügen,
So klatsch' ich Euch sämtlich derb auf die Hände.
Doch ei, was seh' ich! ein Liebespärchen,
Das gar gewaltig sich herzt und küßt!
Und ich errate just auf ein Härchen,
Daß heute Polterabend hier ist;
Denn Hochzeit guckt schon aus allen Ecken.
Da will ich nun meinen Scharfsinn wecken,
Ich will meiner Taschen Inn'res ergründen
Und sehen, ob ein Präsent zu finden. -
(Er zieht eine Brille aus der Tasche.)
Ei sieh, da treff' ich gerade das Rechte!
Herr Bräutigam, wenn aus dem schönen Geschlechte
Ein Lärvchen ihn mehr, als es soll, gefällt,
So nehm' er die Brille flugs zur Hand,
Und das schöne Gesicht ist wie umgewandt,
Erscheinet häßlich, abscheulich, entstellt!
Doch will er nach seiner lieben Frauen
Nur durch die Vergrößerungs-Brille schauen:
Erscheint sie, wenn sie mit Recht auch schilt,
Doch stets als ein freundliches Engelsbild.
(Er zieht ein Brummeisen und einen Pantoffel aus der Tasche.)
Musik darf nie im Hauswesen fehlen,
Drum hab' ich ein Brummeisen mitgebracht;
Und weil bei jeder Musik man muß zählen,
Auch gleich das Taktschlagen noch bedacht.
Das Instrument soll das Männchen spielen,
Wenn das Wetter im Hause nicht freundlich ist;
Doch wollt' er zu arg sein Mütchen kühlen,
Daß er musikalische Ordnung vergißt:
Dann schlage, mein Bräutchen, in guter Ruh,
Auf seinem Rücken den Takt dazu;
Pantöffelchen ist dann der beste Freund,
Der Dir mit Rat und Trost erscheint.
Doch ei! man will sich wohl gar ennuyieren
Bei meiner Rede, so trefflich und schön?
Nun ich bitte sich nicht zu genieren,
Ich werde sogleich von dannen gehen, -
Harlekin dringt ja überall ein,
Drum laßt ihn Euch bestens empfohlen sein! -
(Mit einem Kochbuch.)
So wie das Leben sich neigt bald zu der kälteren Prosa,
Bald zu dem himmlischen Kind, zur Poesie sich bekennt,
Und unter Lächeln und Ernst sich drehet im ewigen Wechsel:
So auch mit Ruh' und Bedacht wechs'le des Mahles Genuß!
Prosa, der kräftigen Kost, gibt Poesie erst die Würze,
Und so fehle auch nie Würze dem kräftigen Mahl,
Welches liebend nun bald der treue Freund mit Dir teilet,
Nie nahe störend sich Euch des Lebens kältender Ernst! -
Nimm nun freundlich von mir das Buch, daß ich freundlich Dir weihte,
Und ein ratender Freund sei Dir's am häuslichen Herd.