Eine Gärtnerin
(Eine Rose und ein sonstiges Geschenk überreichend.)
Hinter einem dichten Rosenstrauche
Wunderschön im duft'gen Blütenflor,
Trat im lichten Frühlingssonnenhauche
Jüngstens keck der kleine Amor vor.
Rasch spannt' er seine Bogensehne;
Unaufhaltsam schwirrt sein Pfeil daher,
Und der Jungfrau Aug' füllt' eine Träne,
Grad' als ob ihr Herz getroffen wär';
Aber auch der Jüngling ist verwundet,
Wie sein Träumen und sein ernster Blick,
Wie sein tiefes Seufzen mir bekundet;
Ei der Amor, dieser lose Strick!
Schlagt nur nicht verschämt die Augen wieder,
Niemand kann dafür was Götter tun,
Und des Herzens Wunde heilet wieder,
Wenn die Herzen an einander ruhn.
Doch wer mir des Amor's Streich entdeckte?
Wißt, daß ich am Rosenstrauche stand,
Hinter dem der kleine Amor steckte,
Und die schönste Rose ihm entwand.
Ich beschloß, die Rose euch zu reichen,
Die als Sinnbild heut Euch sagen soll,
Daß die Rosen unserm Leben gleichen,
Das oft blütenreich, oft dornenvoll.
Aber Dornen möget nie Ihr finden,
Blüten nur voll Duft und Farbenpracht
Mögen schön um Euren Pfad sich winden,
Den die Lieb' zum Paradiese macht.
Wie die Knospe herrlich sich entfaltet,
Mög't erfüllt Ihr alle Wünsche sehn,
Und, daß Glück und Freude bei Euch walte,
Euch Zufriedenheit zur Seite stehn.
Wenn sich dann die Rosen einst entblättern
In des Alters winterlichem Reich,
Trotzt Ihr mutig allen Sturmeswettern
Und erfreut am Schneeenglöckchen Euch.
Und wenn fünfzig Jahr' dahingeschwunden,
Goldne Rosen in das Silberhaar
Euch die Hand der Freundschaft eingewunden,
Euch umringt der Enkel munt're Schar -
O dann sagt es Euch mit heiterm Blicke,
Schaut Ihr rückwärts auf den Pfad bis heut':
Es hat Nichts gefehlt zu unserm Glücke,
Und mit Rosen war der Pfad bestreut!

Ein Schuhmacherbursche
(Im Eintreten vor der Türe stehen bleibend und sich vor den Kopf schlagend.)
Tausend fickerlot! wie fing sich's doch an?
Schlag, ich bin ja doch nicht im Tran?
Vor der Haustür' noch hab' ich's hergebet't
Und meine neue Boxen hätt' ich verwet't
Wie schimmlich Brot müßt's vom Munde gehn,
Wenn ich vor dem Brautpaare würde stehn; -
Und nu - nu stehn die Ochsen am Berge.
Uf der Zunge löft's rum wie ene Latwerge,
Doch will's und will's mer nicht beifallen -
Da muß een Donner und Wetter drin knallen. -
Ei nun, so will ich mir weiter nicht quälen,
Und frank von der Leber weg erzählen,
Was die Gelegenheit mit sich bringt.
Es wird doch klappen, wenn's nicht klingt.
Ein Genie muß sich gleich zu helfen wissen,
Wie bald is en Bischen Witz gerissen.
Die Poeten, heeßt's - sollen die Gurgel erst schmieren,
Woll'n Se was Kluges zu Tage führen.
Nun ich will's ohne Schmieren probieren.
Courage denn! Frisch uf's Brautpaar los
Wer ängstlich ist, bleibt en armer Kloß.
(Mit einem Scharrfuß vor das Paar tretend.)
Guten Abend! ich brauch' mir nicht erst zu nennen,
Die Jungfer Braut tut mir lange schon kennen;
Doch ganz in Ehren,
Drauf kann ich schwören. -
Ja, als ich vor Kurzem vom Meister vernahm,
Der spät, im Trane nach Hause kam,
Daß heute Ihr Polterabendschmauß,
Gleich war ich uf's Spekulieren aus,
Und dachte, den mußt du en Überbein setzen,
Zumal wenn sein wütiger Drache von Weib
Den Pantoffel uf seinen Buckel tut wetzen,
Denn wird mich immer ganz wabb'lich im Leib,
Denn ich hab' nur die Nachwehn davon,
Mein Buckel is bunt, wie 'ne Landkarte schon.
Genug! ich dachte in wenig Jahren
Bist Du auch Meister und brauchst dann Kunden,
Da hätte sich denn schon Ener gefunden.
Drum willst du noch keine Künste sparen
Und der Braut een paar Pantöffelchen nähn,
Daß sich der Pabst drin könnte blähn,
Hier sind sie denn, urteilen Sie selbst!
(Sie der Braut vorhaltend.)
Vom feinsten Korduan die Oberteile,
Man kann sich drin spiegeln ohne Weile,
Werden se nicht zu sehr strapaziert,
(Den einen nach dem Bräutigam zuschwingend.)
Und mit Zartgefühl appliziert.
(Zum Bräutigam halblaut.)
Die Sohlen durchaus mit gutem Bedacht
Hab' ich aus lauter Korke gemacht,
Und die Absätz' gepolstert mit Pferdehaar,
Damit sie hübsch elastisch möchten sein,
Wenn die Braut versucht, sie einzuweihn.
So, können Sie glauben, hat's kene Gefahr,
Daß es möcht' geben schlimme Beulen,
Und wenn selbst der Satan damit tät keilen -
Und en Satan ist die Braut wohl nicht,
Sie wird wohl machen was Christenpflicht. -
"Ein feiner Pantoffel ist so übel nicht,"
Sagt meine Base, die Höckerin,
"Das frömmste Pferd hat manchmal Mucken,
"Und den beßten Mann auch wohl der Kitzel sticht,
"Nach andern Weiberlarven zu gucken;
"Dann fahr' ein Pantöffelchen ihm durch den Sinn."
Das hab' ich mich hinter die Ohren geschrieben,
Und 's ist mich nicht ohne Nutzen geblieben;
Denn diese hab' ich denn so eingericht't,
Daß sie das Ehepaar find' zum Entzücken:
Die Frau für den Fuß, der Mann für den Rücken.
Nun brauchen Sie denn die Ware gesund!
Und braucht's en Paar neue, bin ich hier zur Stund!
