(Ein Whistspiel überreichend.)
(Tritt betrunken auf.)
(Singend.)
Heisa! ich bin Harlekin,
Lustig stets ist mein Gewinn!
Sorgen trag' ich nicht im Sinn,
Wenn ich gleich stets durstig bin!
(Sprechend.)
Apropos! Hier bin ich doch recht?
Polterabend soll's hier sein;
Ja, ja, man sieht's am Kerzenschein.
Und das ist das Brautpaar. Untertän'ger Knecht!
Morbleu diable! Das ist eine Dirn',
Die mochte wohl Manchem den Kopf verwirr'n!
Und der Bräut'gam, wahrlich! ein Bursch wie ein Ast,
Drum hat er ihr Herz auch beim Zipfel gefaßt. -
Nun! um nicht Eins ins Andre zu schwatzen,
Ich such' als Bedienter einen Dienst.
Jetzt privatisier' ich, hab' wenig Batzen,
Das Beste ist doch ein sichrer Verdienst. -
Mein Fach versteh' ich aus'm Fundament,
Ich lese und schreibe trotz einem Student,
Und soll ich zugleich auch die Rechnung führen,
So weiß ich gar trefflich zu subtrahieren!
Ich kann gleich dem ersten Marqueur servieren,
Und à la francaise selbst die Damen frisieren.
Bin flink auf den Beinen bei Tag und Nacht,
Nur werd' ich bisweilen vom Schwindel geplagt,
In der Ehrlichkeit bin ich ein starker Held;
Ist gleich auch die eigne Kass' schlecht stets bestellt,
So kann man mir dreist doch die Börsen vertraun,
Ich werde nicht (bei Seite: wenig) über die Stränge haun
Mich kann man brauchen zu allen Sachen:
Das Krumme, das weiß ich schön gleich zu machen.
Und im Vertrau'n: in Liebesintrigen
Weiß ich mich ganz vorzüglich zu schicken;
Verändrung ergötzt, das Sprichwort sagt.
Wenn Einem ein heimliches Plänchen behagt,
Braucht's mir nur die Briefchen still zuzudrücken,
Dann weiß ich genau, wo Most Barthel holt;
Wenn reichlich nur fällt der Minnesold. -
In allen Spielen bin ich endlich geübt,
Den vierten Mann stell' ich so oft es beliebt,
Und um was zu schenken, wie's hergebracht,
Hab' ich auch ein Whistspiel mitgebracht.
Nun! schlagen Sie ein,
(Die Hand hinreichend.)
Es wird Sie nicht reun.
Frisch gewagt, sagt man, ist halb gewonnen.
(Bei Seite.)
Gedient ist doch besser als gesponnen;
Da sitz' ich doch öfters bei vollen Tonnen.
(Eine Handarbeit überreichend.)
Auch in meine dunkle stille Zelle,
Christlich frommer Einsamkeit geweiht,
Über des verschloss'nen Klosters Schwelle,
Drängte sich die frohe Neuigkeit:
Daß sich Euer Liebesglück gestaltet
Und Ihr Morgen Eure Hochzeit haltet.
Schnell, zu einem innigen Gebete,
Sank die Nonne hin auf ihre Knie,
Um des Himmels reichsten Segen flehte
Aus dem tiefbewegten Herzen sie.
Da ertönten leise fromme Lieder
Und mir schien's, ein Engel ließ sich nieder.
"Blicke auf!" erklang's in meinem Zimmer,
"In die nächste Zukunft sollst Du sehn."
Und in einem magisch ros'gen Schimmer
Sah ich Euch vor einem Altar stehn,
Und beschienen von demselben Glanze
Schwebten um Euch in dem schönsten Kranze:
Liebe, Treue, Freundschaft, langes Leben,
Heitrer Sinn, Glück und Zufriedenheit,
Reichtum, hohe Ehre und daneben
Die Gesundheit und die Häuslichkeit.
Und vom höchsten glanzerfüllten Orte
Schallten, melodienreich, die Worte:
"Wie die Güter dieses Paar umschweben,
In dem schönsten zierlichsten Verein,
Werden sie durch's ganze Erdenleben
Die Begleiter der Vemählten sein.
Dies magst Du den Liebenden verkünden."
Und im Nu sah ich das Bild verschwinden;
Eilte, noch bewegt, mit schnellen Schritten
Zur Erledigung der süßen Pflicht,
Und erstatte, hoffnungsvoll, in Mitten
Eurer Freunde treulichen Bericht,
Überzeugt, was ich im Bild gesehen
Werde sicher in Erfüllung gehen.
Und nun, liebes Bräutchen, nimm die Spende,
Wie die Klosterfrau sie geben kann.
Eine leichte Arbeit ihrer Hände,
Zur Erinnrung an die Freundin an,
Und laß', während heiße Tränen fließen,
Herzlich Dich in meine Arme schließen.
(Einen Ring überreichend.)
Zu dem längst ersehnten Feste,
Zu dem Polterabend-Strauß,
Strömen zahlreich schon die Gäste
Und es füllt sich schnell das Haus
Freude spricht aus Aller Blicken;
Sie beherrschet Herz und Sinn,
Jeder gibt sich mit Entzücken,
Lauschender Erwartung hin.
Und es trägt zum frohen Feste
Jeglicher sein Scherflein bei,
Wünscht das Gute, wünscht das Beste:
Frauenliebe, Männertreu.
Darum durfte ich nicht fehlen,
Denn ich kenne ja den Brauch,
Und zu Deinen Freunden zählen
Darf Rotkäppchen sich doch auch.
Aber was die lieben Leutchen
Dir auch wünschen, prophezeihn,
Wer von ihnen, holdes Bräutchen,
Steht für den Erfolg Dir ein? -
Darum nimm von Deiner treuen
Freundin diesen Talisman,
(Sie überreicht einen Ring.)
Ihm schließt sich ein froh Gedeihen
Und das Glück der Zukunft an.
Einst ward ihm von einem Weisen
Eine Wunderkraft verliehn;
Denn den Jüngling, wie den Greisen,
Siehst Du gleich in Liebe glühn
Läßt Du sie den Ring erschauen,
An der vollen weißen Hand.
Drum ist auch ein Ring den Frauen
Ein so liebes teures Pfand!
Sollte nun - was hier auf Erden
Bei den Männern oft geschieht -
Auch die Flamme schwächer werden,
Die im Herz des Dein'gen glüht;
Blickt er dann und wann verlegen
Auf die schöne Nachbarin:
Halt ihm flugs den Ring entgegen,
Und geregelt ist der Sinn.
Mit erneutem Liebesfeuer
Sinkt er Dir an Deine Brust,
Und Du bist ihm wieder teuer,
Bist sein Himmel, seine Lust. -
Doch nun laß Dir auch vertrauen,
Was dem Ring die Kraft verleiht.
Merkt mit auf, Ihr junge Frauen:
Eigne Lieb' und Zärtlichkeit!
In der Frauen Busen throne
Nur des eignen Mannes Bild.
Seine Feuerglut belohne
Gleiche Liebe. Sanft und mild
Übe sie des Weibes Pflichten,
Ordne sie die Häuslichkeit
Und - kein Zufall kann vernichten
Diesen Bund zur Ewigkeit.
(Mit einem Paar Pantoffeln.)
Ich, der muntre Schusterjunge,
Bring' Euch meinen Glückwunsch dar,
Schreie mit der besten Lunge:
"Lebt beglückt noch manches Jahr!"
(Zur Braut.)
Wenn Dich seine Grillen plagen,
Wenn er nicht zu Hause bleibt,
Darfst Du gar kein Wörtchen sagen;
(Die Pantoffeln zeigend.)
Dieses Ding zur Ruh' ihn treibt.
Hört er die Pantoffeln schlurren,
Denk' ich, bleibt er gern zu Haus;
Aber will er dennoch murren,
Treib ihm schnell die Grillen aus.
Fang' nur sachte an zu tippen;
Folgt er nicht, schlag' wacker zu.
Glaub's, er wird dann gerne nippen
Deinen Kuß und Du hast Ruh.
(Er gibt die Pantoffeln der Braut, und geht trällernd ab.)
(Einen Schleier überreichend.)
Während dort im Vaterlande
Türken sich mit Türken haun,
Geh' ich, mir in fremdem Lande
Fremde Menschen zu beschaun.
Mir gefallen Eure Sitten,
Die so frei von läst'gem Zwang;
Drum laßt mich in Eurer Mitten
Weilen diesen Abend lang
Und da's Brauch zur Hochzeitfeier,
Angedenken auch zu weihn:
Biet' der Braut ich diesen Schleier,
Wünschend, wert mög' er ihr sein.
Traurig, wo den holden Frauen,
Wie in unsern türkschen Gauen,
Sklav'sche Regel streng gebeut,
Hinter Schleier, dicht und breit -
Eigne, stumme Glut zu schüren,
Und der Seele Grund zu decken,
Holder Züge Reiz verstecken.
Aber wo der freie Wille
Frauen birgt in solcher Hülle,
Da erkennt der Sinn sich leicht,
Ob bescheidne Sittsamkeit,
Oder schnöde Eitelkeit.
Deiner Miene Unschuldspur,
Teure Braut! bürgt sicher mir:
Huld'gen werdest jener nur,
Wahrer Frauenwürde Zier;
Nicht den zarten Teint zu schützen,
Lust'ge Neugier anzuziehn,
Noch untreuer Blicke Blitzen
Freiern Umtrieb zu gestatten,
Werdest Du den Schleier nützen
Hüll' der Tugend nur zu sein,
Bleibt er echter Schmuck allein.