(Eine Laterne überreichend.)
Welch ein Spektakel so spät in der Nacht?
In Kaffeehäusern und Tabagien
Sieht man nicht eine Pfeife mehr glühen,
Und alle Schnapsläden sind zugemacht.
Was verführt Ihr noch solch ein Lärmen?
Hört Ihr nicht auf zu poltern und schwärmen,
So werdet Ihr all' in die Wache gebracht.
Potz tausend! was seh' ich? - fein mit Bedacht!
Hier kann man über die Schnur schon hauen,
Hier ist ja ein Polterabendschmaus,
Da geht es bunt über Eck und kraus!
Ich muß das Pärchen jetzt näher beschauen,
Das muß man sagen, schmuck sieht es aus!
Ich muß ihm meine Reverenze machen:
Viel Glück zum Ehestande! - Ich werde das Haus,
Bewaffnet mit Stange und Säbel, bewachen,
Zum Neujahr bitt' ein Geschenk ich mir aus.
Ihr werdet gewiß Erkleckliches machen.
Ein Invalid ist der Nachtwächter Klaus.
Es schlägt! - 's ist Zeit, daß ich mich wieder entferne,
Schlaft wohl!
Ihr könnt auch zu Hause gehn.
Ein Nachtwächter muß auf den Pfiff sich verstehn,
Drum schenk' ich Euch pfiffig meine Laterne! -
(Einen Storch auf dem Arme.)
Ich durch den Wald, den grünen, strich
Lang nach der Jäger Weise,
Doch matt und müde sehn' ich mich
Nach Ruhe, Trank und Speise.
Hier Kerzenglanz sich sehen läßt;
Hier will ich Obdach suchen.
Wohl gar ein Polterabendfest? -
Da gibt es Wein und Kuchen.
Erraten! - denn mein Auge schaut
Euch, vielgeliebte Beide!
Ja, daß Ihr Bräutigam und Braut,
Verkündet Eure Freude!
(Zum Bräutigam.)
Das Jagen machte immer Dir,
O Bräutigam, Vergnügen,
Du schossest, und im Jagdrevier
Sah'st manches Wild Du liegen.
Wer Andern eine Grube gräbt,
Fällt endlich in die Grube,
Das hast durch Amor Du erlebt,
Das ist ein schlauer Bube.
Grad auf Dein Herz hat er gezielt
Mit seinen schärfsten Pfeilen;
Die Wunde hast Du tief gefühlt;
Doch gab's noch Rat, zu heilen.
Die Dir stets vor den Augen stand,
Kam freundlich Dir entgegen,
Und morgen gibt zum schönsten Band
Gott Hymen seinen Segen.
(Zur Braut.)
Viel Glück kann ich Dir prophezeihn
Für künft'ge Lebensstunden:
Du hast zum seligsten Verein
Ein Herz, Dein wert, gefunden.
Unruh' trieb aus dem Forst mich fort,
Das sollst Du ehrlich wissen;
Doch bald werd' ich treufleißig dort
Dir manchen Braten schießen.
Daß es mit meiner Waidmannskunst, -
Ich will mich zwar nicht preisen, -
Nicht Prahlerei und leerer Dunst,
Das will ich Dir beweisen.
Auf einen Vogel drückt ich los,
Er flog nach seinem Neste.
Ich leg ihn Dir jetzt auf den Schoß
Zum Polterabendfeste.
(Er überreicht der Braut einen Storch aus Karton mit einem
Kind im Schnabel.)
(Als alter Mann, ärmlich gekleidet, einen Vogelbauer mit einem
Stieglitz tragend.)
(Im Eintreten, für sich:)
Wie blendet mich der Glanz, die Pracht,
Tret ich so aus des Waldes Nacht
Einmal in reicher Leute Haus;
Kaum find' ich mich noch ein und aus. -
(Sich rings umsehend.)
Ja sieh! - Nun wird mein Auge hell; -
Da wär' ich also schon zur Stell'.
(Zieht den Hut.)
Nun, Waidmannsgruß, Ihr Herrn und Fraun!
Mögt nicht so gar verwundert schaun;
Der arme Vogelfänger ist
Von altem Schlage, wie Ihr wißt,
Und geht allwegs geradezu! -
Es ließ mir heute keine Ruh,
Die mir als Kind so manchen Fang
Abkaufte schon mein Lebelang,
Als Braut noch einmal anzusehn. -
Doch, - müde bin ich schon vom Gehn, -
Drum gönnt dem altersschwachen Mann,
Daß er sich niedersetzen kann.
(Setzt sich.)
Da dacht ich denn in meinem Sinn,
Mit leerer Hand gehst Du nicht hin,
Ein Jeder bringt an diesem Tag,
Was eine Braut erfreuen mag;
Und ist die Gabe noch so klein,
Der Geber wird willkommen sein. -
Gedacht, getan! Ich wählte mir
Aus meinen Vögeln diesen hier,
Den schönsten Stieglitz, den ich fing,
Der auch im schmucksten Käfig hing, -
Und trug ihn frohen Mutes her,
Just eingedenk der alten Mär
Von seiner Schöpfung, die ich wohl
Noch tausend Mal gern wiederhol': -
"Als Gott der Herr die Vöglein schuf,
Ich denk, am fünften Schöpfungstag,
Da standen sie so Stuf' zu Stuf',
Wie man sie jetzt noch sehen mag:
Der Dompfaff, Rotschwanz, Meis' und Fink',
Kurz, Adler bis zum Zitscherling,
Doch all' noch erdfahl, tot und stumm,
Um seinen Arbeitsstuhl herum;
Wie wohl ein Gipsmann sie zum Kauf
Jetzt stellt in seiner Werkstatt auf."
"Da nahm der Schöpfer Scherb' und Topf,
Und mengte bunte Farben ein,
Bemalte dem den Hals und Kropf,
Und jenem Brust und Flügelein;
Die Tauben malt' er weiß und blau,
Setzt' Augen in den Schweif dem Pfau;
Den Gimpel und den Goldfasan
Strich er fein rot und goldgelb an;
Bald waren all' die Töpfe leer,
Und nichts gab's für den Stieglitz mehr."
"Drauf blies der Herr den Vögelein
Alsbald lebend'gen Odem ein,
Und sieh! mit fein' und grobem Sang
Purrt' Alles auf zum Bergeshang,
Wie wohl, wenn Deine Hand es scheucht,
Das Spatzenvolk vom Futter fleugt."
"Der Stieglitz nur blieb still zurück,
Erhob zum Herrn gar trüb den Blick,
Reckt' auf das Hälslein und die Zeh'n,
In jede leere Scherb' zu sehn,
Und sprach: "Ja, die sind grün und blau,
"Ich armes Tier ganz aschengrau;
"So viel, als not zu meiner Zier,
"Wär' wohl noch in den Töpfen hier;
"Schau, Herr! hier ist noch Rot im Topf," -
Gleich kleckst ihm Gott es auf den Kopf; -
"Hier gibt's noch etwas Weiß vom Schwan;" -
Gleich strich's ihm Gott am Flügel an; -
"Auch was Zitronengelb ist hier, -
""Du Bettler, nun so nimm es Dir!"" -
"Da gibt's auch Ruß noch, schwarz wie Nacht,
"Womit Du Raben hast gemacht," -
""Du närr'scher Kerl,"" spricht Gott und lacht, -
""Nun, wenn Du mußt von Allem ha'n,
""So kleb' ich Dir auch das noch an."" -
So ward der Stieglitz denn gemacht:
Ein Musterbild an Farbenpracht;
Was Schönes bietet die Natur,
Er trägt von Jedem eine Spur. -
Drum bring' ich aus der Vögel Schar
Just ihn zum Angebinde dar,
Daß er der Braut, - ich sag' es frei, -
In meinem Sinn ein Gleichnis sei,
Die Alles das in sich vereint,
Was uns am Weibe reizend scheint. -
(Überreicht das Bauer.)