(In stark geflickter Jacke, mit einer Nummer auf dem linken Arme.)
Sie werden doch nicht ungehalten sein,
Dat ich im Arbeitszeuge hier erschein?
Et ist noch Alles ganz von Flicken bunt,
Dat hat jedoch ooch seinen guten Grund;
Det liegt darin, weil ich nichts and'res habe; -
Denn et is meine ganze Habe;
Kurz, ich bin Sonnenbruder Nellen,
Und habe bloß wat zu bestellen. -
Zwei Tage lag ich in der Sonne,
Und rekelte uf einer Tonne;
Dat war nun freilich eine Wonne;
Allein ich mußte bei dem Lungern
Auch gar zu sehr im Magen hungern.
Ein Glück war's, dat ich mit den Lippen
Aus dieser Pulle konnte nippen;
(Er trinkt aus einer Flasche.)
Denn für den letzten Silberling
Da ließ ich füllen dieses Ding.
Is ooch mein Magen immer leer,
Dat Hungern wird mir gar nicht schwer,
Hab' ich man Schnaps, is Alles gut,
Der gibt mir immer frischen Mut. -
Je, wat ich doch man sagen wollte. -
Als ich da rekelte, da trollte
Des Weg's bei mir vorbei ein Mann,
Der stand dann still und sah mich an;
Besah mich hier, besah mich dort,
Und sagte Anfangs gar kein Wort.
Ich dachte: Wat mag der man wollen,
Der mag sich man bald wieder trollen,
Sonst redest Du ihn selber an.
Doch endlich sprach er: "Guter Mann,
Will er ein Trinkgeld sich verdienen?" -
Sehr gern, sagt' ich, is et von Ihnen?
Dann darf et nicht zu wenig sein,
Denn sonst bleib ich im Sonnenschein;
Es is hier in der Sonn' so schön,
Und bald wird sie doch untergehn.
"Nehm er nur dieses Päckchen hier,"
Sprach nun der Mann, "und folg' er mir;
Er soll ein gutes Trinkgeld haben;
Ich bin nicht karg mit meinen Gaben." -
Da hab dies Päckchen ich genommen,
Und bin mit ihm hierher gekommen,
Doch vor dem Hause an der Tür,
Da stand er still und sprach zu mir
"Es sind im Haus' sehr viele Leute,
Denn dort ist Polterabend heute;
Nun bringe er dies Päckchen hier
Der Braut und sage er dabei:
Ein fremder Mann, der wär' so frei,
Ihr dieses hier zu überschicken;
Daß dessen Wunsch sie stets umschwebe,
Daß Segen ihr der Himmel gebe,
Und Alles, was sie könnt' beglücken. -
Dat wäre also abgemacht,
Und meine Sache angebracht.
Nun wünsch ich noch dem jungen Paare
Ein glücklich Leben viele Jahre!
Und haben Sie mal mit der Zeit
'nen Weg zu schicken, noch so weit,
Und sonst noch mal wat zu bestellen,
So denken Sie an Sonnenbruder Nellen.
(Überreicht dem Bräutigam und der Braut ein Schächtelchen
oder Gläschen.)
Heran! Heran!
Ich bin der Mann,
Dem tiefe Weisheit offenbart!
Heran mit Euch, wer kein Philister!
Ich bin der Doktor Eisenbart,
Bin aller freien Künst' Magister;
Mir gegenüber sind die Professoren
Nur Eselsvolk mit langen Ohren.
Hab' manchen Doktor 'rumgehetzt,
In Not und Angst und Pein versetzt,
Und dann zuletzt
Ihn matt und auf den Sand gesetzt,
Als veritabeln Schafskopp.
Heran! Heran!
Ich bin der Mann,
Der Alles kann,
Ich bin fürwahr der wahre, rare Jakob!
Ich, Kinder, bin der Finder aller Wahrheit,
Ich, Kinder, bin der Gründer aller Weisheit,
Ich, Kinder, bin der Schinder aller Dummheit,
Ich, Kinder, mach nicht minder Euch gesünder;
Bin aller Krankheit Überwinder;
Ich, Kinder, lindere geschwinder,
Als zu der Hölle fährt ein armer Sünder,
Euch alle Pein, Euch alle Not,
Ich banne selbst den bittern Tod. -
Doch das ist Nichts! Die Konsultation
Zu der man mich gezogen in Gewissenssachen,
Der Rat, den ich erteilt den Schwachen,
Die brachten mir die Reputation,
Die setzten mich gebührend allerwegen
Bei'm hohen Publikum in Gunst
Und mit Verlaub will ich von meiner Kunst
Dem holden Paar hier Prob' ablegen. -
(Zum Brautpaar.)
Ein jedes Ding auf dieser Erden
Von zweien Seiten betrachtet kann werden;
Doch meistens ist der Mensch zu dumm,
Er kehrt das Ding nicht einmal um,
Die andre Seite auch zu beschauen. -
Ob man der Sache könne trauen. -
Wer meine Apotheke sieht,
Von ferne schon das Maul verzieht.
Nicht Heilsamkeit die Arzenei,
Nein! nur ihr Bitt'res fällt ihm bei. -
Wer ein verliebtes Pärchen sieht
Des Abends auf dem Sofa sitzen,
Der auch sogleich sein Maul verzieht,
Doch ist's kein Rümpfen, 's ist ein Spitzen,
'S ist ein Schmunzeln um die Lippen,
Um auch vom Liebeskelch zu nippen. -
Dort denkt er nur des Ungeschmacks.
Des Salmiaks und Theriaks. -
Und darin irrt er sehr. -
Hier denkt er nur der Süßigkeiten,
Von Liebesfreuden und von Hochzeiten. -
Und irrt darin noch mehr. -
Kein Weihnachtsbaum zum heil'gen Christ,
Ein Erkenntnisbaum der Eh'stand ist;
Nicht goldne Äpfel blos sieht man prangen,
Auch Galläpfel sieht man d'ran runterhangen,
Uns winken nicht blos Zuckernüsse,
Auch Ärgernis' und Bekümmernisse. -
Drum gegen diese bösen Sachen,
Hab' ich Remedia lassen machen,
Und diese Pillen, die ihr seht,
Hab' eigenhändig ich gedreht.
(Zum Bräutigam.)
Wenn einst Dein Weibchen mit Dir schmollt,
Weil Du nicht so, wie sie, gewollt;
Wenn sie auf Deinen Gruß nicht dankt
Und sich schon heiser hat gezankt;
Nimm ein Entreebillet zum Ball,
D'rin wickle diese Pille fein,
Leg' alles auf'n neuen Shawl
Und gib ihr dieses Mittel ein,
Dann wird sie wohl kurieret sein.
(Zur Braut.)
Wenn einst Dein Eh'gemahl in seinem Zorn,
Das ganze Haus mit Lärm durchwettert;
Wenn ihm die Fliege an der Wand ein Dorn
Und er die Tür' fast aus den Angeln schmettert;
Wenn ihm die Suppe schmeckt versalzen,
Ihm angebrannt der Braten riecht,
Dann mußt dies Pulver Du entfalzen;
Gib ihm davon, Du hast gesiegt.
In eine volle Flasche Wein. -
Doch ja vom besten muß es sein. -
Tu ihm ein Körnlein nur hinein,
So wird er bei dem edlen Wein
Recht bald ganz still und fügsam sein.
(Zu Beiden.)
Doch nun das Köstlichste von meinen Schätzen!
Ich tät es in mancher durchwachten Nacht
Mit vielem Fleiß und tiefem Bedacht
Aus tausend Dingen zusammensetzen,
Und hab' mich dabei fast von Sinnen studiert,
Doch endlich glücklich es präpariert.
Ein Pulver ist's von Kräutern und Sträuchern,
Den Eheteufel auszuräuchern;
Der Junker Tobias hat ihn gekannt,
Asmodi ward er sonst genannt,
Die Bibel seinen Namen kennt,
Jetzt man ihn Eifersucht benennt.
Die Mittel sind probat;
Und öfters hat man sie schon angewendet,
Und stets hat sich die Kur mit Glück geendet. -
Doch besser ist's, Ihr mögt sie nie berühren;
Eu'r Lebenspfad sei frei von jenen Leiden!
Und diesen Weg wird Euch das Schicksal führen,
Wenn Eure Hoffnung ist bescheiden,
Wenn Euer Leben liebumkränzt,
Und Euer Glaube unbegränzt;
Dann werd't Ihr nie in späten Jahren
Die Wahrheit jenes Spruchs erfahren:
Es ist nicht Alles Gold, was glänzt.