(Bei Überreichung einer Bibel oder eines andern religiösen Buches an die Braut.)
Von der Heimat weichem Ruhebette
Zu der Andacht stiller, heil'ger Stätte
Fort auf rauhem Pfade wall ich hin:
Bis der Sehnsucht Heimatsland gefunden,
Wo die Seele mag vom Harm gesunden,
Ruhn vom harten Sturm der kranke Sinn.
So, als Pilgrin auf der weiten Reise,
Grüß ich Arm und Reiche gleicher Weise,
Nie erwartet zwar, doch störend nie.
Tröstend red' ich zu den Notbedrückten,
Warn' in Demut herzlich die Beglückten,
Überall zum Himmel weis' ich hin.
Und das ernste Wort, wie sollt' es fehlen,
Wo der Herzen Bündnis edle Seelen
Wohlgeprüft dem Himmel anvertraun;
Jede Hoffnung, jeden Wunsch hienieden,
Ihrer Seele ungetrübten Frieden
Wechselseitig auf die Liebe baun?
Also hat's zu Euch mich hergezogen
Die Ihr auf des Lebens schmalen Wogen
Euch hinaus auf einem Nachen wagt.
Schiffet mutig fort! Des Himmels Segen
Nimmer fehlt er auf gerechten Wegen!
Schifft, auf Gott vertrauend, unverzagt!
Zwar des Trostes nicht, wo Freude winket,
Wo das Herz der Hoffnung Zauber trinket,
Der Ermuntrung nicht bedarf es hier.
Sollt' ich warnen die bescheidne Blüte,
Mahnen vielbewährte Herzensgüte,
Jeder Kindestugend stille Zier?
Nein, o Freundin! Dich wird vor Gefahren
Deines Gatten Ernst, Dein Geist bewahren
Wie im Leid, in jedem Erdenglück.
Dennoch magst Du meinem ernsten Worte
Auch an diesem lustumschwärmten Orte
Willig schenken einen Augenblick.
Eins ist immer Not! Wie Du's erkoren,
Nimmer geh's, o Freundin, Dir verloren!
Dieses Buch, es ist sein Unterpfand.
Gottes heil'ges Wort, es spricht Dir leise,
Aber tief an's Herz in ernster Weise;
An den Himmel knüpft's das ird'sche Band!
(Eine Kokusnuß als Attrappe dem Bräutigam und Federn der
Braut überreichend.)
Es hat vom heimatlichem Lande
Die schnöde Habsucht mich entführt;
Doch als ich dies Gebiet berührt,
Zerriß gerecht man meine Bande,
Denn hier - der Menschheit höchste Schande -
Gibt's keine rohe Sklaverei;
Man machte mich von Fesseln frei.
Ich kann nun ungehindert gehen,
Und da mir Alles hier so neu,
Ermüd' ich nicht, mich umzusehen;
Zufällig kam ich hier vorbei,
Da sprach im fröhlichen Gedränge
Vom Polterabend laut die Menge,
Es war ein jubelndes Geschrei.
Neugierig fragt ich, was es sei?
Doch Keiner ließ sich dadurch stören,
Man strömte rasch hinein in's Haus:
"Geh auch hinein!" rief Einer aus:
"Da kannst Du's selber sehn und hören."
Ich hab's gewagt; bald ward mir's klar,
Es sei allhier ein Fest zu Ehren
Von einem jungen lieben Paar,
Und was ich hörte, mir verkündet,
Daß es sich morgen am Altar
Zum süßen Ehestand verbindet.
Man bringt, das hab ich auch ergründet,
Ihm Wünsch' und Angedenken dar.
Wir kennen nichts von dieser Sitte;
Ein junges Paar in seinem Zelt
Von Häuten, oder in der Hütte
Verbindet es sich, nichts erhält.
Allein die Sache mir gefällt,
Und sollt' ich in die Heimat kehren,
Werd' ich es meine Brüder lehren,
Denn - wie mich dünket, - liegt darin
Ein frommer, liebevoller Sinn.
(Zu dem Brautpaar.)
Mir hat das Glück nicht viel beschieden,
Sonst brächt' ich gern recht viel Dir dar,
Doch bist Du, anspruchsloses Paar!
Auch schon mit einem Wunsch zufrieden,
Kunstlos ist er, doch treu und wahr:
Dein künft'ges Leben sei hienieden
Nur reich an wahrem Glück und Lust,
Und immer herrsch' in Deiner Brust
Ein ungetrübter Seelenfrieden.
Ich will nicht länger Dich ermüden,
Denn Platz man Andern machen muß.
(Zum Bräutigam.)
Nimm Bräut'gam, diese Kokusnuß,
Für uns ist drin, was Eure Reben
Durch ihren Feuersaft Euch geben;
Versuch' auch einmal einen Schluck
Aufs Wohl des Bräutchens, das so eben
Dir freundlich nickt,
(Zur Braut.)
Und zum Schmuck
Will ich hier meine Federn schenken;
Sie stehen Dir, - wie Alles - gut.
Und werden sie auf Deinem Hut
Sich hin und her sanft wallend schwenken,
Magst Du des Negers dann gedenken,
Der heute sich zu Dir gewagt,
Eh' um Erlaubnis er gefragt.
Noch eins! - Man hat mir zwar gesagt:
Die Sklaverei sei hier verschwunden,
Mit allen Fesseln längst vorbei:
Doch hab ich eine Sklaverei
Hier - wo ich hinkam - oft gefunden;
Der Liebe süße Tyrannei.
Sie pflegt in Fesseln oft zu schlagen,
Sie sind von Blumen, von Erz,
Freiwillig wählet sie das Herz,
Und es ist Wonne, sie zu tragen.
Dies scheint mir hier der Fall zu sein.
O, mögen zaub'rische Gewalten,
Euch, um Euch, Teure, zu erfreu'n
In diesen Fesseln immer halten.
(Draußen)
Hecheln kauft! kauft Mausefallen!
Teppiche auch, schön bunt und dicht!
(eintretend)
Kaufens nit Hecheln, nit Mausefallen?
Teppiche auch, schön bunt und dicht?
Setzens mich in Nahrung doch.
Meine Ware muß gefallen,
Und die Preise sind nicht hoch.
Keine Wirtschaft kann sie missen
Wo die Frau was taugt.
Ist der Ordnung sie beflissen,
Meine War sie braucht.
Überall gibt's Staub und Mäuse,
Große mehr als klein';
Hälts sie's Haus mit gutem Fleiße
Nicht von jenen rein:
Fangen näschig an zu kosten
Die Zweibein'gen dann
Endlich auf der Kleinen Kosten
Dreist zu stehlen an.
Will dem Staube gern sie wehren
Von der Möbel Politur:
Besser als dran stets zu kehren
Dient ein Teppich nur,
Gleichwie, wenn der Treue Wandel
Einem Gatten droht. -
Besser bannt der Sanftmut Mantel
Als der Zorn die Not. -
Eine Hechel geb' ich drein,
Wird man karg im Kauf nicht sein.
Besser, daß man in der Kammer
Für den Brauch sie hegt,
Als daß zu des Nächsten Jammer
Weiberzung' sie trägt,
Hecheln Fraun statt Menschen Flachs,
Zeigt sich doppelt Vorteil stracks.
(Im mittelalterlichen Kostüm. Eine Leier, auch als Attrappe, überreichend.)
Die Vögel gern nur wohnen.
Wo Lenz und Freude wallt,
Und ziehn nach wärmern Zonen,
Naht sich der Winter kalt.
Der Minnesänger gleichet
Der Vögel Chor im Hain;
Der Kaltsinn ihn verscheuchet,
Der Mißbrauch macht ihm Pein.
Hier, wo die Liebe waltet,
Wo froher Mut und Scherz
Sich bei Gesang entfaltet,
Hierher zieht ihn sein Herz.
Und wenn vor einer Pforte
Sein Saitenspiel erklingt,
Vernimmt er süße Worte,
Und man hinein ihn winkt.
Es ist der Minnesänger
Kein unwillkommner Gast,
Er ist kein Grillenfänger,
Wird nicht durch Spott zur Last.
Deshalb tret' ich hier heute
Auch ungeladen ein,
Denn hier sind frohe Leute,
Da wünsch ich auch zu sein.
Ein heller Schein mir winkte
Schon aus der dunklen Fern',
Und er mir so schön blinkte,
Als wär's der Venus-Stern.
Nicht hab' ich mich geirret,
Hier Hymens Myrte sprießt,
Und Alles munter schwirret,
Traun, Polterabend ist!
Ich weiß es auf ein Härchen,
Hier Amor Seide spann;
Ich sah' es diesem Pärchen
Beim ersten Blick schon an.
(Zum Brautpaar.)
Heil Euch, Ihr teuren Beide
Mein Saitenspiel erschallt,
Ich sing' der Minne Freude;
Ihr schmecket sie nun bald.
Ich muß es selbst bekennen,
Ihr könnt das Singen schon
Dem Minnesänger gönnen,
Ihr habt den Minnelohn!
Allein Euch zu beneiden
Das wäre ja nicht schön,
Und wenn die andern scheiden,
Werd' ich mit ihnen gehen.
Nur laßt, wenn froh sie singen,
Mein kleines Saitenspiel
Dazwischen auch erklingen;
Ich ford're nicht zu viel.
Der Minne soll ertönen
Ein Lied aus Herzensgrund;
Das Vorfest will ich krönen
Zu einem heil'gen Bund!
Bald tauscht Ihr Wiegenlieder
Für Minnelieder ein.
Doch es sind Zwillingsbrüder;
Euch mögen Beid' erfreu'n!
Gedenkt Ihr dieser Feier
Einst spät, so denket mein,
Und laßt Euch diese Leier
Zum Angedenken weih'n.