Prolog.
Ein Hanswurst.
In nächster Stadt wird Jahrmarkt sein,
Wir zogen unsrer Straße,
Doch hörten wir hier Vivat schrein,
Und kehren ein zum Spaße.
Was ist denn los? was jubelt hier
So laut im frohen Kreise? -
Man schleppet Fässer Wein und Bier
Herbei und Körbe Speise.
Dort steht ein zartes Frauenbild,
Den Myrtenkranz in Haaren,
Und neben ihr so freundlich mild;
Umringt von frohen Scharen,
Ein junger Mann voll Jugendkraft,
Der kosend sie umfasset,
Sie neckt, und Dies und Jenes schafft,
Wobei sie nicht erblasset.
Potz Blitz, jetzt wird uns Alles klar:
Zur Polterabendfeier
Hat sich geschmückt das schöne Paar.
Hervor mit Harf' und Leier!
Drum wollen wir dem Fest uns nahn,
Wir allerlei Konsorten,
Ein Stückchen Kuchen zu empfahn.
Macht auf des Saales Pforten,
Empfangt, was wir Euch mitgebracht,
Indem wir längst darauf bedacht,
Wie Ihr jetzt werdet sehen,
Die Feier zu begehen!
(Der ganze Schwarm zieht kunterbunt in allerlei Kostümen in's
Gemach. Zuerst tritt auf:)
Eine Schar Krieger.
(Singend.)
(Mel.: "Hat man brav gestritten" usw. Aus dem alten Feldherrn.)
Ausgerüst't auf's Beste,
Ganz nach Kriegsmanier,
Kommen wir als Gäste
Heute in's Quartier.
Alte Veteranen
Auf dem blut'gen Feld,
Wo man Gäns' und Hahnen
Würgt und schlacht't als Held.
Wollen Ordnung halten,
Daß nicht Ungebühr
Böslich sich entfalten
Mag im Hause hier.
Auf dem Markte müssen
In der nächsten Stadt
Wir der Ruh beflissen
Sein, heißt's im Etat.
Drum nicht lang gezaudert,
Rasch zur Tür hinein! -
Nachher wird geplaudert
Bei dem Glase Wein.
Nun dem Ehebunde
Weihn wir Wunsch und Wort,
Und nach froher Stunde
Ziehn wir wieder fort.
Doch jetzt Scherz bei Seite,
Nehmt dies Wünschchen hin,
Daß Euch Wonn' und Freude
Mög' im Eh'stand blühn,
Bis dem Jubelpaare
Prangt ein goldner Kranz
Einst im Silberhaare
Zu des Festes Glanz.
(Die Soldaten verteilen sich im Zimmer.)
Heymann Levi aus Meseritz.
Bin vom Halchnen ganz kapores,
Bring' zum Kaufe Eppes Rores:
Holzpantoffeln, Kindermützen,
Schwarze Seef', Brabanter Spitzen,
Klapperpuppen, Kinderwiegen
Könn'n Se heute bei mir kriegen;
Windeln, aach ä Wickelband,
Un ä Trauring vor de Hand;
Rattengift un Makkaronen,
Köthensche Rezensionen,
Mittel wider Wanz und Floh,
Alter Käs' un Bohnenstroh.
Als Bescheerung zur Bekehrung:
Mulde, Borstewisch un Besen,
Vor de Kall' ä Myrtenkranz,
Sellerieköppe auserlesen,
Kapern mit un ohne Schwanz.
Aach zur Chasne schmucke Bänder,
Ebbers Johr zwee Liebespfänder:
Epps ä Scheiges und ä Schicksche,
Assen se machen soll'n ä Knicksche.
Aach ä Sussim hob' ich feil,
Staiht im Stall bei Martin Teil.
Essig, Eau de mille fleurs zum Riechen,
Wenn Se ne Ohnmacht sollten kriegen.
Allerlei vor Herz und Brust,
Stellt sich etwa ein Gelust;
Klapperstorch, ä Kind im Schnabel,
Saure Gorken, Messer un Gabel.
Gold und Silber un Mesumm
Sollen bei Se liegen h'rum.
Ferne soll Schlamasel bleiben,
Massematten soll'n Se treiben,
Kriegen Se Kies, un warn Se reich,
Bis Se kommen in's Himmelreich.
Leben Se wohl, nach fünfzig Jahren
Tragen Se en goldnen Kranz in Haaren.
Ein Friseur.
(Tritt auf.)
Zu einem Polterabendsfeste
Gesell'n sich wunderliche Gäste.
Ein Jeder treibt's nach eigner Art:
Der Eine scheert den Bräut'gamsbart,
Der Tischler baut den Freudentempel,
Der Bräutgam selbst drückt drauf den Stempel.
Man flicht in's Haar der Braut den Kranz;
Zuletzt nach dem Großvatertanz
Wirft man das unnütze Gepränge
In's Bettstroh, ist nicht mehr so strenge.
Ein Häubchen birgt den Lockenbau,
Die Schöne heißt dann: "Junge Frau!"
Doch eh's dahin kommt, schickt es sich,
Daß auch dabei vonnöten ich,
Das Lockenbollwerk aufzuführen
Wohinter Amor geht spazieren
Und sendet manchen Liebespfeil
I'ns Herz, da hilft kein Gräf, kein Reil,
Bis sich das Uebel selber hebet,
Wenn Hymen ob der Szene schwebet.
Auf daß die Braut jetzt dann und wann
Mit Liebespfeilen hageln kann,
Die aus dem Lockenbollwerk sausen,
Jedoch dem Bräut'gam nicht zum Grausen,
So richt' ich auf hier Wall an Wall.
Dem Aug' entsprüht der Feuerball.
Doch sind's nur lust'ge Brandraketen,
Wonach man höchstens tut erröten.
Wohlan denn, führt mit Amor Krieg,
Und schreibt Euch Beiden zu den Sieg.
Auf Hymens duft'ger Rosenbreite.
Das beste Glück steh' Euch zur Seite,
Fern bleibe jedes Mißgeschick
Und jeder trübe Augenblick.
Ein Kupferschmied.
(Bringt einen Kaffeekessel.)
Dem Brautpaar bring' ich einen Kaffeekessel
An seinem Polterabend zum Präsent,
Tisch, Tässchen, und zum Sitzen einen Sessel
Sind wohl schon da, der Kaffee wird gebrannt.
In jedem Laden kann man Zucker kaufen,
Beim Kochen darf die Milch nicht überlaufen.
Da kann das Brautpaar recht behaglich trinken,
Wenn Morgenrot durchdämmert das Gemach;
Und bis in's spät'ste Alter soll ihm blinken
Des Glückes Stern, fern allem Ungemach.
So schlürft denn fort allmorgentlich behende
Den Bohnentrank bis an der Tage Ende.
Ein Uhrenhändler aus dem Schwarzwalde.
Wenn sich Liebe sehnend regt,
Wenn die Schäferstunde schlägt,
Muß bei kosenden Karessen
Hymen hübsch die Zeit vermessen,
Im verschwiegnen Kämmerlein
Nicht zu karg beim Zählen sein,
Mit Berechnung der Minuten
Nicht etwa zu sehr sich sputen.
Dazu paßt am besten nur
Diese nagelneue Uhr.
Möge sie die Stunden zählen
Keine einzige verfehlen.
Jede der zukünft'gen Zeit
Sei der Freude nur geweiht.
Wird Euch einst die letzte schlagen
An dem spät'sten Eurer Tagen,
Trag' ein Friedensengel Euch
Froh und sanft in's Himmelreich.
Oder auch Folgendes:
Jahre fliehn vor unserm Blick
In das Meer der Zeit zurück,
Und der Zeiger an der Uhr
Tanzt um's Blatt nach Moll und Dur;
Und so ist, wie ich vernommen,
Nun der Hochzeitstag gekommen.
Trautes Paar, die Stunde schlägt,
Die zur Freude Euch bewegt,
Wo des Priesters Wort und Hand
Weiht der Liebe Rosenband.
Ja, es möge Euch beglücken
Mit nie endendem Entzücken.
In Aurora's Rosenhain,
Bei des Mittags Sonnenschein,
Und bei Abendrot und Nacht
Blühe Euch des Daseins Pracht;
Jede Stunde im Hieniden
Bring' Euch Glück, Gesundheit, Frieden!
Und wenn es einst abwärts geht,
Sich des Daseins Uhrwerk dreht,
Urenkel Euch umreihn,
Und Euch goldne Kränze weihn,
Soll Gott Hymen sich bemühen,
Neu des Lebens Uhr aufziehen.
Wenn am Ziel der Tage spät
Ganz und gar das Uhrwerk steht,
Pendel, Räder, Zifferblatt
Abgenutzt das Alter hat,
Mögt Ihr sanft hinüber schweben
In ein noch weit schönres Leben.
Ein Blumenmädchen.
(Überreicht einen Kranz.)
Geliebtes Brautpaar, heut umwindet
Dich treuer Liebe zartes Band,
Mit diesem Blumensträuschen bindet
Dich an des Blumenmädchens Hand.
Seid glücklich, hochverehrte Beide,
Daß bis an's spät'ste Lebensziel,
Ihr froh und fröhlich bleibt wie heute
Und ernten mögt der Freuden viel!
Ein Taubenhändler.
(Mit einem Paar Turteltauben.)
Wir nahen uns, ein Turteltaubenpaar,
Und bringen schnäbelnd unsre Wünsche dar.
So wie einander wir der Lieb' ergeben,
Mög' auch Gott Hymen Euern Bund umschweben.
Wenn girrend sitzen wir im stillen Raum
Des Nestchens, um uns süßer Wonne Traum,
So mögt auch Ihr in Euerm Baue sitzen
Süß kosend, wie's am besten jetzt mag nützen.
Doch kommt auch wohl ein ernster Augenblick,
Es gibt wohl Sorgen und nicht immer Glück,
Das Täubchen fängt ein wenig an zu brommeln,
Dann muß, wie sich's versteht, der Täubrich trommeln.
Allein der Friede kehrt bald wieder ein,
In's Nestchen dringt der süßen Wonne Schein,
Die rauhen Seiten sind bald abgescheuert,
Die traute Liebe wird dadurch erneuert.
Aus alter Praxis ist mir längst bekannt,
Daß ich als Täubrich "Vater" werd' genannt.
Drum kann bei Euch es sich recht wohl auch fügen,
Daß junge Täubchen aus dem Nestchen fliegen.
Nun schließlich wünschen wir, daß Glück und Heil
Bis an der Tage Rest Euch werd' zu Teil.
Bis in des hohen Alters spätsten Tagen
Bescher' Euch Gott Zufriedenheit statt Plagen!