Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Vergangenheit.
Warte nur, du lose Braut! -
Böse bin ich Dir,
Daß Dein Auge nimmer schaut
Jetzt zurück nach mir.
Kaum erkennst Du mich wohl noch
Jetzt vor lauter Freud'?
Bin ja, - o besinn Dich doch! -
Die Vergangenheit.
Weißt Du nicht, wie wir gelacht
Fröhlich manches Mal?
Wie ich, Püppchen, Dir gebracht
Hübsche ohne Zahl?
Wie wir Blumen uns gepflanzt,
Und begossen sie?
Und gejubelt und getanzt,
Frei von Sorg' und Müh'?
Wie wir manchmal bange auch
In der Schul' geschwitzt?
Und im Garten uns am Strauch
Händ' und Kleid zerritzt?
Aber, Bräutchen, hübsch und froh
War's doch immerdar,
Darum mög' die Zukunft so
Sein, wie ich Dir war.
Diese kleinen Schuhe schau, -
Aus vergang'ner Zeit,
Nimm - und denk' auch einst als Frau
Der Vergangenheit.
Die Gegenwart.
O, laß sie nur Bräutchen, die vorigen Tage,
Wie immer sie Herz Dir und Augen erfreut,
Und blicke auf mich her, denn höre, ich sage
Dir ja doch noch tausendmal Schöneres heut.
Was oft Dir geschimmert wie goldene Träume,
Wie selige Ahnung in kindlicher Brust,
Was leise geflüstert durch Blumen und Bäume
Aus Wolken und Sternen von seliger Lust;
Das hat ja durch mich Deine Seele gefunden,
Hat näher und näher durch mich Dir gelacht,
Das hab' ich ja jetzt schon in wonnigen Stunden
Dir, Bräutchen, zum Herzen als Wahrheit gebracht.
Das bring' ich Dir heut, als auf immer Dein eigen,
Schau' her - in dem Kranz für Dein bräutliches Haupt.
Es wird Dich umwehn aus den lieblichen Zweigen;
Daß Dein ist, ja Dein, was Du ahnend geglaubt.
Und nun mit dem Kranz; mit dem freundlichsten Segen
Laß Dir denn den Wunsch an die Zukunft noch weih'n,
Das Glück, das ich bringe mög' immer sie pflegen
Und immer mir rosige Nachbarin sein.
Die Zukunft.
Ja, Bräutchen, ich will Dir erhalten und geben
Das allervergnügteste, lustigste Leben; -
Und sorgsam Dir wehren vom fröhlichen Herzen
Die Leiden und Launen und Schatten und Schmerzen.
Doch da Dir nun einmal, trotz all meinen Mühen,
Ein Zephyr als Sturmwind durch's Leben könnt' ziehen,
So bring', um Dein niedliches Köpfchen zu schützen,
Ich heut' Dir die niedlichste hier aller Mützen.
Die setze Du auf nur, gleich zeitig am Morgen,
Dann bist Du vor Sturm und vor Zugwind geborgen,
Und bliesen sie wirklich um's Haupt Dir mitunter,
Sie krümmen Dir dennoch kein Härchen darunter.
Auch sollte Dein Herr hier einst zanken und brummen,
Darfst Du Dir die Ohren damit nur vermummen,
Und obenein wird sie so herrlich Dich schmücken,
Daß er Dich drin schaun wird nur voller Entzücken. -
Drum, Bräutchen, wär' nun auch nicht jeder Tag wonnig,
Und einst auch des Eheherrn Laune nicht sonnig,
Du weißt, was Dich schützet, drum hoffe und glaube
Nur Glück von der Zukunft, so wie von der Haube! -
Die Vergangenheit.
Und wenn Du Dir Mühe gibst mich zu versöhnen,
So zeig' ich Dir stets nur Erinnrung vom Schönen. -
Die Gegenwart.
Und ich, die Dir heute die Myrte gewunden,
Bring' täglich Dir Rosen, die nie Dich verwunden.
Die Zukunft.
So wird Dich denn, Bräutchen, nur immer das Leben,
Heut, Morgen und gestern
(Alle.)
mit Freude umgeben.