(Im alten Kostüm.)
A.
Will hier ein Mädchen zu der Ehe schreiten,
So muß sie sich gar weislich vorbereiten;
Es raten dann die Eltern, Freunde und Verwandte,
Und wer die liebe Braut verehrte und kannte;
Sie bringen Wünsche, Bitten dar und Lehren,
Um sie der Braut als Mitgift zu bescheren.
Da spricht Louise dann und Lottchen und Brigitte -
So fordert es des Polterabends Sitte -
Mein liebes Kind, tu' dies! - Mein Herzchen, tue das,
Damit nicht Reue folgt auf Wonne, Lust und Spaß;
Damit nicht der Tyrann sich zeigt in dem Gemahl
Zu seines lieben Weibchens Schmerz und Qual;
Damit Du glücklich lebst im neuen Ehestande
Und Dir der neue Bund zeigt holde Rosenbande;
Drum sind auch wir am heut'gen Tag erschienen,
Um, liebe N. N. (Vorname der Braut) Dir mit Rat und Tat zu dienen.
B.
Ja, liebes Kind, erkenn' in uns hier Deine Basen,
Die Manches schon erlebt und noch viel Bess'res lasen,
Die tief geschöpft einst aus der Weisheit Born
Und kennen wohl der Männer Schrot und Korn.
Wir waren auch einst jung und schön von Jahren
Und haben Manches in der Zeit erfahren,
Das Dir zum Nutzen dienen kann und Heil,
Drum wird Dir uns're Lehre hier zu Teil. -
Den Männern ist im Ganzen nicht zu trauen
Und auf ihr Liebeswort nicht viel zu bauen.
Oft spricht ihr Mund: Du bist mein Trost, mein Leben!
Doch denken sie: Es kann wohl Bess're geben.
Der oft als Bräutigam gar zärtlich spricht,
Zeigt als Gemahl ein grämliches Gesicht;
Drum ist es schwer die Männer zu ergründen,
Und selten wird man einen wahrhaft finden.
A.
Wohl spricht die Base recht; ich hab' in jungen Jahren
Von ihrer Tücke Manches einst erfahren;
Doch jetzo ist mein Herz wohl auf der Hut,
Daß solches Feuer ihm nicht Schaden tut. -
Du wirst schon morgen dem (zeigt auf den Bräutigam) die Hand darreichen,
Zwar sieht er treulich aus, doch kennt man Seinesgleichen;
Drum schlage guten Rat nicht in den Wind,
Und glaub', er bleibt nicht stets wie jetzt gesinnt.
Ein Lied im "unterbrochnen Opferfeste"
Sagt von dem Männervolk das Treffendste und Beste,
Was noch geschrieben steht von ihnen,
Und mag Dir stets zur Warnung dienen,
Es heißt:
(Der folgende Vers wird entweder gesprochen, besser aber nach der Melodie aus der angeführten Oper von Winter gesungen.)
"Kind, willst Du ruhig schlafen,
Folge meinem Brauch,
Tändle wie mit Affen
Mit den Männern auch;
Keiner tauget was."
Zwar ohne Ausnahm' gibt es keine Regel,
Dies steht schon fest bei Leibnitz, Kant und Hegel,
So gibt es Väter, Brüder und Verwandte,
Die man als Muster guter Männer kannte,
Doch wenn
B.
(Sie unterbrechend.)
Ei, Schwester, mach' dem Kinde nicht zu bange,
Du siehst, die Hochzeit ist ja schon im Gange,
Sie sagt sonst "Nein!" und futsch! geht uns der Schmaus,
Wir trollen ohne Kuchen uns nach Haus'.
Der Schritt, der schwere Schritt ist nun geschehn,
Drum laß als treue Muhmen uns nun daraus sehn,
Daß Alles wir durch guten Rat verhüten,
Was stören kann der Liebe Rosenblüten.
A.
Ja, N'chen (Vorname der Braut), von der Kindheit heitern Stunden,
Die harmlos schwanden Dir in N. N. (Wohnort der Braut) hin,
Und mancher Freudenkranz Dir ward gewunden,
Denn leicht und fröhlich ist der Jugend Sinn,
Kenn' ich Dich schon und kenn' Dein gutes Herz,
Und wünsche: ferne blieb Dir jeder Schmerz.
Bleib' selbst Dir treu! - dann wirst Du Deine Pflichten
Als Muster braver Frauen stets verrichten.
B.
Es sind uns Jahre rasch dahingegangen,
Wir dürfen Dich als holde Braut umfangen;
Der Kindheit goldne Zeit entfloh Dir schnell,
Jetzt glänzt ein neuer Stern Dir licht und hell,
Der Stern der Liebe ist Dir aufgegangen
Und stillt des Herzens sehnsuchtsvolles Bangen,
Führt zu der Ehe Bund Dich morgen ein
Und möge stets Dir leuchten klar und rein.
A.
Kannst Du durch Sanftmut nicht allein regieren,
So mußt Du auch schon den Pantoffel führen,
Dies Regiment stammt schon von Eva her;
Und bringt es auch nicht äußern Ruhm und Ehr',
So wirkt es mehr oft als ein Heer Soldaten
Und hochberühmte Waffentaten.
B.
Nicht gar zu streng mußt Du der Base Lehre nehmen,
Und Dich zu Rosenfesseln nur bequemen,
Sie wirken mehr als Schmollen oder Keifen,
Aus Liebe tanzt der Mann so wie wir pfeifen.
A.
(Zum Bräutigam.)
Zum Schluß ein Wörtchen noch zum Freiersmann,
Der jetzt voll Liebe schaut sein Bräutchen an!
Halt Du die Frau in Würden und in Ehren,
So wird sich jährlich Deine Freude mehren,
Denn da, wo Liebe sich mit Liebe teilt,
Des Glückes und des Friedens Engel weilt.
B.
Schon "Sirach" sagt: Ein Weibchen, brav und hold
Gilt mehr als Schätze, Edelstein und Gold;
Merkt dies, Herr Bräutigam, für's ganze Leben,
Dann wird der Himmel seinen Segen geben.
Beide.
Leb' glücklich, holdes Paar! - so sprechen wir von Herzen,
Das Glück erschein' Euch hell, gleich lichten Himmelskerzen.