Des Zauberers Gaben

Personen:

1. Zauberer.
Später:
2. Gesundheit.
3. Glück.
4. Freude.

Zauberer.

(Greis mit weißem Bart, im langen schwarzen Talare, der am Rand mit rotem Band besetzt und mit den Himmelszeichen, die aus Goldpapier ausgeschnitten sind, geschmückt ist. Ein Gürtel, auf ähnliche Art verziert, hält das Gewand um die Hüften zusammen und ein spitz zulaufendes Barett, mit Hieroglyphen besetzt, vollendet die Erscheinung. In der Hand hält er seinen Zauberstab).

Aus der Näh' und Ferne sind erschienen
Freunde heut', um dich, du holdes Paar,
Hier mit Wunsch und Gaben gern zu dienen,
Da Du morgen trittst zum Festaltar:
Um, für ewig treu und fest verbunden,
Hier zu teilen Deines Lebens Stunden.

Doch was kann des Menschen Hand bescheren,
Sind Euch nicht des Himmels Mächte hold, -
Was sein schwacher Beistand Euch gewähren,
Das ihm höh're Geisterhand nicht zollt; -
Denn es ruhen in der Zukunft Schoße
So die heitern wie die dunkeln Lose.

Gleich der silberklaren Quelle Spiegel
Zeigt sich mir der dunkeln Zukunft Bild,
Und des Schicksals festverschlossnes Siegel
Liegt vor meinem Blicke stets enthüllt;
Denn was ist, was sein wird, was gewesen,
Kann ich aus dem Schicksalsbuche lesen. -

Auch Dein Lebenslauf liegt vor mir offen,
Teures Paar, das mir so lieb und wert:
Ihr habt von der Zukunft viel zu hoffen,
Darum froh den Blick ihr zugekehrt!
Aus dem Bund, den Eure Herzen schließen,
Wird Euch reichlich Heil und Glück entsprießen.

Freundlich führt auf grünumkränzten Wegen
Dich bis jetzt, N. N. (Vorname der Braut) das Geschick;
Naht' dir Leid, so kam auch wieder Segen,
Lacht' Dir manche Freude, manches Glück;
So wirst morgen Du dem Mann verbunden,
Den Du würdig deiner Hand gefunden.

Hier in der Verwandten edlem Kreise,
In dem lieben, teuren Elternhaus',
Schmückte Deiner Mutter milde Weise
Hier Dein Herz mit mancher Tugend aus;
So tratst Du als Jungfrau hold in's Leben,
Von der Anmut Grazie umgeben. -

Du, mein Freund, verehre mit Vertrauen
Stets die Holde, die sich dir geweiht,
Sich an Deiner Hand den Herd zu bauen,
Hier zu teilen mit Dir Lust und Leid.
Zur Gefährtin durch dies Pilgerleben
Hat zum Trost uns Gott das Weib gegeben. -

Euch sei reichlich jedes Glück beschieden
An dem neuen heimatlichen Herd;
Strebet nach des Herzens stillem Frieden,
Dann seid Ihr einander immer wert;
Und so ruf ich denn aus Herzensgrunde,
Heil Dir, teures Paar! Heil Deinem Bunde!

Dieser Wunsch, den laut ich hier verkündet,
Sei erfüllt durch eine höh're Macht,
Die mein Wille fest mir verbündet
Und mein Wissen dienstbar mir gemacht.
Dieser Stab in meinen schwachen Händen
Soll Euch Heil in reicher Fülle spenden.

Was kann neben Lieb' ich Euch noch weihen,
Die jetzt Eure Herzen fest vereint,
Eure Zukunft freundlich zu erfreuen,
Daß sie licht und rosig Euch erscheint? -
O, es gibt noch viele Himmelsgaben,
Die den Sterblichen hier hold erlaben.

Steigt herab aus lichten Himmelssphären
Jetzt zu uns, Gesundheit, Freud' und Glück,
Treulich meine Wünsche zu gewähren
Für des Brautpaars künftiges Geschick.
Was ich hier verhieß, soll sich erfüllen
Durch der Allmacht Euch geneigten Willen.

(Auf einen Wink mit dem Zauberstab öffnet sich der Hintergrund, in welchem ein Altar mit der transparenten Inschrift: "Heil dem lieben Brautpaar!" erscheint; denselben umgeben die Genien der Gesundheit, des Glücks und der Freude mit ihren Attributen. In der Mitte die Gesundheit, rechts und links am Altare Glück und Freude; der Zauberer tritt in den Hintergrund.)

Gesundheit (Hygiea).

(Kostüm. Ein weißes, faltiges Gewand, wie wir sie bei den Antiken finden, das durch einen Gürtel zusammengehalten wird, und um die Schulter eine blaue Schärpe. Um die Stirne trägt sie eine Binde. Sie hält in der Hand eine Kristallschale und in der andern einen Stab, um welchen sich eine Schlange windet. Fußbekleidung: Sandalen.)

Gern folg' ich deinem mächt'gen Rufe,
Hoher Greis, und finde mich hier ein,
Trete segnend an des Altars Stufe,
Um dem Brautpaar meine Gunst zu weihn. -
Seid gegrüßt! - Ihr bald vermählten Beide,
Doch Du ganz besonders, holde Braut,
Und empfanget, eh' ich von Euch scheide,
Das, was meiner Macht hier anvertraut:
Seid stets von Gesundheit mild umschwebt,
Die des Lebens Lust und Mut erhebt!
Nicht verächtlich ist die Gabe, die ich spende;
Denn was nützt dem Herrscher Macht und Gold?
Wenn ich mich nicht freundlich zu ihm wende
Und ihm nicht hab' meine Gunst gezollt? -
Seht! - die Welt mit ihren tausend Freuden
Ist dem Kranken nur ein Jammertal;
Er wird Reichtum selbst und Größe meiden
Dafür, daß ich löse seine Qual.
Reiche ich dem Kranken meine Schale,
Lindre segnend seiner Schmerzen Pein,
Tauscht er nicht mit königlichem Mahle,
Zieht bei Reich und Arm die Freude ein.
So will ich aus dieser Schale reichen
Euch des Lebens ungetrübten Quell:
Trinkt! - Laßt jede Sorge schnell entweichen;
Seht! er perlet hier so rein und hell.

(Gibt beiden aus der Schale, die mit einer angenehm schmeckenden Flüssigkeit gefüllt ist, zu kosten.)

Jetzt ist Euch Gesundheit, lange Lebenszeit,
Durch des Zaubertrankes Kraft geweiht.

Das Glück.

(Im reichen, strahlenden Gewand; auch dies muß, wie vorher, von antikem Schnitt sein. In der Hand ein Füllhorn, mit Goldmünzen und Kostbarkeiten gefüllt, oder auch wohl ein doppeltes goldenes Ruder haltend; auf dem Haupt eine Krone oder ein Diadem. An den Füßen Sandalen, welche leicht dadurch gebildet werden, daß man den Fuß mit weißen Atlasschuhen mit Goldband kreuzweise überschnürt.)

Auch ich bin freundlich hier erschienen,
Ich, das Glück, der Erde Königin;
Um dir, trautes Brautpaar, gern zu dienen,
Geb' ich meine besten Gaben hin:
Aber nicht in schimmernden Palästen,
Nicht bei Königen und ihren Festen,
Nicht bei Schätzen, Gold und Edelstein
Wohn' ich wahrhaft, zieh' beglückend ein. -
Geht nur zu den Mächtigen und Reichen,
In der Herrscher goldgeschmückten Saal;
Zu dem Thron erbaut von blut'gen Leichen.
Zu der Schwelger leckerm Freudenmahl;
Könnt Ihr in der Reichen Herzen schauen,
Würdet Ihr dem äußern Glanz nicht trauen;
Denn der Bettler ist oft mehr beneidenswert.
Als der Mächtige, den Jeder ehrt. -
Wer von Glanz und Hoheit hier geschieden
Lebt in anspruchloser Häuslichkeit,
Mit dem Lose, das ihm ward, zufrieden,
Dem nur hab' ich wahrhaft mich geweiht.
Wem Gesundheit lacht, den Liebe freundlich hält,
Daß er im Lebenssturm nicht fällt,
Und wer fich freut der schönen Welt:
Dem fließen froh des Lebens Stunden,
Der hat mich hier - das wahre Glück - gefunden.
Drum will ich Euch nicht Schätze bieten,
Glaubt, ihr Besitz schafft selten wahres Glück,
Doch will ich segnend Eu'r Geschick behüten,
Daß dankbar Ihr zu mir erhebt den Blick,
Nur so viel will mit segensreichen Händen
Ich Dir, Du trautes, liebenswertes Paar,
Zu Deines neuen Hauses Wirtschaft spenden,
Es weihen auf des Hauses Festaltar;
Daß Ihr sollt ohne Nahrungssorgen leben
Und Dürftigen auch könnt ein Scherflein geben.
Nicht nehm' von Euch ich jeden Harm und Sorgen.
Davon nimmt jeder Mensch sein Teilchen hin,
Doch bringe jeder neu geborne Morgen
Euch frische Kränze und zufriednen Sinn;
Nur so viel Wölkchen will ich Euch bescheren,
Als hier zum schönen Abendrot gehören.

Die Freude.

(Im rosigen mit Blumen geschmückten Gewand; auf dem Haupt einen Blumenkranz, in der Hand eine brennende Fackel. Fußbekleidung wie bei den beiden andern: Sandalen.)

Es wäre die liebliche Erde
So traurig und still wie das Grab,
Stillt' ich nicht die Not und Beschwerde
Und stieg' zu den Sterblichen tröstend hinab.
Denn fehl' ich, die Freude, beim Feste und Mahl,
Behagt nicht die Speise und nicht der Pokal.
Drum durft' ich auch hier heut nicht fehlen,
Wo lange schon heimisch ich bin,
Ihr wollt Euch ja morgen vermählen,
Da braucht man wohl fröhlichen Sinn. -
Wie würd' es um Euch und die Gäste hier stehn,
Ließ' ich nicht zum Feste der Hochzeit mich sehn.
Wohin auch die Flüchtigen Schritte ich wende
Trägt Blumen der Garten und Früchte das Land,
Das Leid und der Kummer neigt schnell sich zu Ende.
Ich schling' um die Menschheit ein himmlisches Band;
Denn überall, rings in der weiten Natur,
Da zeiget von mir sich die deutlichste Spur. -
Es steiget im Lenze auf flüchtigen Schwingen
Die Lerche froh jubelnd zum Himmelsgezelt,
Dem Schöpfer der Freude ihr Loblied zu bringen;
Froh summet der Käfer durch Fluren und Feld;
Wo leben ist, wohnt auch die Freude und Lust,
Der Mensch und der Wurm sind sich ihrer bewußt.
Euch reiche die Hand ich zum feftlichen Bunde,
Will gerne hier Blumen und Kränze Euch weihn,
Fern sei Euch des Kummers tief schmerzende Wunde,
Ihr sollt dieses Lebens herzinnig Euch freun;
So wie meine Fackel verscheuchet die Nacht,
Sei stets Euch nur Freude, nie Kummer gebracht.

Zauberer.

(Indem er mit der Fackel der Freude eine auf dem Altar stehende Opferschale mit Spiritus anzündet.)

An der Freude Fackel will entzünden
Ich auch hier des Lichtes heil'gen Strahl,
Daß des Opfers Flamme mög' erhellen,
Hellauflodernd, hier den Festaltar;
Laßt im Kreis' uns segnend ihn umstellen;
Was wir weihten, bleibe ewig wahr,
Und der Vater über Sternenhöhen
Schenk Erhörung unserm heißen Flehen.

(Alle 4 bilben in segnender Stellung, so daß der Zauberer in der Mitte der Gruppe die 3 Göttinnen überragt, ein anmutiges Bild und sprechen zusammen.)

Ja, was segnend wir Euch hier geloben,
Werd' beschieden Euch vom Vater droben.

(Vorhang fällt.)


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