Christian.
(Allein.)
Wo dit woll wad? Wo dit sich woll regiert?
Ick hew mien Dings all säbenmal probiert,
Ick segg't bald sacht un segg't bald luut
Un krieg't nich 'rut un krieg't nich 'rut -
Marie - Wo blieft sei denn, wo täuwt sei nah? -
Ick liehr mi, wo ick stah un gah;
Bald bün 'ck in Angst, bald bün 'ck in Wut,
Un krieg't nich 'rut un krieg't nich 'rut. -
Marieken!! - Wo sei woll nah täuwt?
Ob sei sich ok ehr Stück inäuwt? -
Dei Brüjam is all doa, doa is dei Bruut,
Ick liehr un liehr un fohr fast ut dei Huut,
Un krieg't nich 'rut un krieg't nich 'rut. -
Marieken! - Mariekeken!! -
Wat luurst Du den, Mariekeken!!
Marie.
(Tritt auf.)
Wat röpst Du denn? - Wat schriegst Du denn?
Du büst woll nich so recht bi Trost?
Kuum dat ick man den Rüggen wenn,
Denn geiht ok gliek Dien Schriegen los.
Christian.
Du leiwer Gott, wo sall dit waren?
Ick sitt nu in 'ne schöne Supp;
Ick war noch heil un deil tau'n Nahren!
Wo kümmt denn uns' Madam doaup?
Velangt, ick sall en Stück upführen
Un sall hüt Abend deklinieren
En Stück so zort, en Stück so säut,
En Stück, so wohr ick Chrischan heit,
Dat rohren möt ein Jeremann,
Dat sich en Hund erbarmen kann.
Marie.
Na, weist Du't denn? Fang' doch mal an.
Christian.
Ih wo weit ick't? Ick bliew jo ümme stecken.
Marie.
Ih, 't is jo nicks, Du bruukst jo man tau spreken,
Dei Oogen bäten tau vekiehren
Un mit dei Arm herüm handtieren.
Christian.
Na, denn man tau, denn paß mal up!
Un wenn ick hacken bliew, denn giw mi'n lütten Schubb.
Marie.
Na, ierst giw dat Gedicht mi man,
Dat ick Dien Lex vehüren kann.
Christian.
(Sucht in allen Taschen und bringt nach einander die aufgeführten Gegenstände zum Vorschein.)
Hier is dat nich. - Dit is 'ne Hand vull Tunne. -
Mang desen Kram is't ok nich unne. -
Dit sünd drei schöne, niege Liere,
Gedrückt in desen Joah. -
Dit is 'ne Reknung von den Schniere,
Dei up den Harst ick em betahl. -
Dit's ok nich, dit's mien Füastahl, -
En Tobacksbüdel un 'ne Tunnebüs. -
Na täuw' in deese is't gewiß. -
Nee Hier is't ok nich. - Täuw', nu föllt mi in,
Dat wad woll in den Stäwel sin. -
Na, sähr ick't nich? - Hier is't; ick hewt!
Un nu kann losgahn dat Geschäft.
Marie.
(Liest.)
Hier sitzt das holde Paar
Auf diesen beiden Stühlen,
Das ich als Kutscher fahr
Mit innigen Gefühlen.
Wer hett dat maakt? Wo hest dat her?
Christian.
Ih, wer hett't maakt? - Wat's dat vör Frag? -
Un kümmt't Di denn so prächtig vör? -
Na, daß ich's Dich's denn doch man sag',
Ich sülwsten habe das gemacht,
Un hab's mich's sülwsten ausgedacht,
Un Zeit hab' ich da naug dazu.
Marie.
Du Klas! Je, Du un maaken! Du! -
Wist Du kein richtig Rehr hier führen,
Denn dauh 'ck Dien Lex Di nich vehüren.
Meinst Du ick sall Dien Lägen glöben?
Christian.
Ih wo? Ick hew in'n Spaß man spraken,
Uns' Schaulmeiste dehr dat Ding mi maaken;
Acht Gröschen müßt 'ck em doavör geben.
Marie.
(Liest weiter.)
Ich sitze auf dem Bock
Mit roter Litz' und Kragen,
In meinem Kutscherrock;
Sie sitzen in dem Wagen.
Er wird denn ganz verliebt
In ihre Augen blicken,
Und ich kann ungetrübt
Auf meinem Bocke nicken
Sie sagt zu ihm: "Mein Herz!"
""O, N. N. (Vorname der Braut)!"" spricht er, ""Liebe!""
Ich seh' nicht hinterwärts
Und stör' nicht ihre Triebe.
So werd' ich Beide nun
Durch's Erdenleben fahren;
Was sie dort hinten tun,
Brauch' ich nicht zu gewahren.
Ich fahr sie still und fromm
Durch alle Schicksalsschläge;
Wohin ich immer komm,
Da find' ich meine Wege.
Nu fang' mal an.
Christian.
Ja! - - Wenn ick kann.
Marie.
Na: Hier ...
Christian.
Hier ...
Marie.
Hier sitzt ...
Christian.
Hier sitzt ...
Marie.
Du weißt jo nicks!
Christian.
So geiht dat noch nich los! Dat is en schweres Wesen.
Du möst den ganzen Vers ierst lesen.
Marie.
(Liest.)
Hier sitzt das holde Paar
Auf diesen beiden Stühlen,
Das ich als Kutscher fahr
Mit innigen Gefühlen.
Christian.
(Nachsprechend.)
Hier sitzt das holde Paar
Mit innigen Gefühlen,
Das ich als Kutscher fahr
Auf diesen beiden Stühlen.
Marie.
Ich sitze auf dem Bock
Mit roter Litz und Kragen,
In meinem Kutscherrock;
Sie sitzen in dem Wagen.
Christian.
Sie sitzen auf dem Bock
Mit roter Litz und Kragen,
In meinem Kutscherrock;
Ich sitze in dem Wagen.
Marie.
Dat is jo dei verkiehrte Welt!
Christian.
Ih wat! Ick hew't man'n bäten anners stellt.
Marie.
Er wird dann ganz verliebt
In ihre Augen blicken,
Und ich kann ungetrübt
Auf meinem Bocke nicken.
Christian.
Er wird dann ganz verliebt
Auf meinem Bocke nicken.
Und ich kann ungetrübt
In ihre Augen blicken.
Marie.
Seggst Du dat so tau'm Brüjam un dei Brut,
Sei krieg'n Di bi'n Kragen un schmieten Di herut.
Christian.
Na, laat man sin! Ick hew mi man vebistert.
Marie.
Sie sagt zu ihm: "Mein Herz!"
""Oh N. N. (Vorname der Braut)!"" spricht er, ""Liebe!""
Ich seh' nicht hinterwärts
Und stör' nicht ihre Triebe.
Christian.
Sie sagt zu mir: "Mein Herz!"
""Oh, N. N. (Vorname der Braut)!"" sag ich, ""Liebe!""
Er sieht nicht hinterwärts
Und stört' nicht uns're Triebe.
Marie.
Dat geiht jo nich! -
Christian.
Laat mi tau Weeg!
Marie.
Wenn Du dat seggst denn krigst Du Schläg'.
(Liest weiter.)
So werd' ich Beide nun
Durch's Erdenleben fahren,
Was sie dort hinten tun,
Brauch' ich nicht zu gewahren.
Christian.
Uns Beide wird er nun
Durch's Erdenleben fahren,
Was wir dort hinten tun,
Braucht er nicht zu gewahren.
Marie.
Ich fahr sie still und fromm
Durch alle Schicksalsschläge,
Und wo ich immer komm,
Da find' ich meine Wege.
Christian.
Ich fahr sie still und fromm
Durch alle Schicksalswege,
Und wo ich immer komm,
Da find ich meine Schläge.
Marie.
Doa hest Du Recht! Du brunkst nich vähl tau sinn'n
Dien Schläg' warst allentwegen sinn'n.
För jeden Vers, för jeden Satz
Hürt Di en rechten dücht'gen Raps,
Denn so'n Gedrähn un so'n Gequatsch! ...
Christian.
Je süh! Kannst Du't denn bäte maaken?
Wenn ick ok nich ganz richtig spraaken,
So gift dach doch en schönen Sinn,
Mit denn'n ick ganz taufrehren bün.
Marie.
Je, wenn 'ck mien Saak nich bäte künn,
Denn würr 'ck mi ganz verfluchten schämen,
So woah ick noch en ihrlich Mäken bün.
Du kannst mal mienen Zettel nehmen
Un mi mien Lex ok mal vehüren.
Nu will ick't ok einmal probieren!
(Gibt ihm den Zettel und deklamiert natürlich und gefühlvoll.)
Noch weilet Ihr in Mitte Eurer Lieben;
Wie lange währt's, dann gibt's ein herbes Scheiden,
Und denn ist uns von Euch Ihr Lieben beiden,
Nur der Erinn'rung Schatten übrig blieben.
Ihr zieht dahin zu neuen, fernen Orten,
Ihr schüttelt hier den Staub von Euren Füßen,
Und fremd empfängt man Euch mit fremden Grüßen,
Ein fremdes Haus eröffnet Euch die Pforten.
Wie lange währt's, dann habt Ihr uns verloren.
Verloren? - Nein! - Wie glücklich Euer Leben,
Wie hoch die Freuden, die Euch hold umschweben,
Ihr denkt an das Haus, das Euch geboren.
Ihr denkt an uns, die bald mit heißen Tränen,
Aus uns'rer Liebe Armen Euch entlassen,
Die Euch zuletzt noch einmal treu umfassen,
Ihr denkt an uns zurück mit stillem Sehnen.
Doch zaget nicht, wie wir auch nicht verzagen!
Die neue Heimat werdet dort Ihr gründen
Statt uns'rer Liebe werd't Ihr Eure finden,
Und durch sie werd't Ihr Trennung leicht ertragen.
Ein neues Wirken wird Euch kräftig regen,
Es folgt die Ruhe nach des Tages Mühen;
An Eurem Herde wird der Frieden blühen,
Und auf dem Felde winken goldner Segen.
Leb't wohl! Leb't wohl! Aus unsern frohen Händen
Wird Euch der letzte Jugendscherz gespendet;
Des Lebens Jugendrausch hat nun geendet,
Zu ernster'n Freuden müsset Ihr Euch wenden.
Leb't wohl! Leb't wohl! Die alten Sterne sinken;
Doch neue ziehn herauf am Himmelsbogen.
Und wenn auch diese einst vorüberzogen,
So soll ein heit'rer Abendstern Euch winken.