Ein Orgeldreher mit seiner Frau

Der Mann.

(In den Saal tretend.)

Wat Du vor Banje hast, Carline,
Du bist doch noch verdeibelt jriene!
Wenn ick Dich sag', dat duht sich passen,
Denn kannst Du Dir daruf verlassen.

Frau.

(Ihm folgend.)

Oh Jotte doch! Ich bitt' Dich, Mann,
Sieh Dich doch die Jesellschaft an,
Det is nich so, als sing' hier man.

Mann.

Carline, nee Du jammerst mir.
Jlobst Du, dat ick zum erstenmale hier
Mit die bejeisterten Jefühlen
Vor dat vornehme Publikum duh spielen?
Ick heb' vorm Jrafen von Hohennasen
Schon mal die Klarenette jeblasen!
Die Kunst, Carline, geht den jraden Jang,
Sie kennt nich Vornehm und Jering;
Un wenn ick sag', dat ick hier sing',
Denn kohl mir da nich länger mang!

Frau.

Je, aber Mordjeschichten! Nee, det jeht doch nich!
Die kannst Du hier doch heut' nich singen.
Paß Du mal Acht, sie werden sicherlich
Dir schleunigst uf die Strümpe bringen.

Mann.

Na, siehst'e, det verstehst Du nich!
Hab'n wir nich in't Repertowahr,
Jedruckt in dieset neie Jahr,
Die scheensten Stücker von der Welt?

(Singt ohne Orgelbegleitung.)

"Friedericus Guilhelmus, der zog in't Feld",
Un denn dat Stück von Herrn Klinken, -
Doch erst jieb mir mal eins zu trinken. -

(Er trinkt und singt ebenfalls ohne Orgelbegleitung.)

"Herr Klink war sonst ein braver Mann,
Von Amt ein Stadtsoldate,
Nur schade, daß er dann und wann
Ein bischen schnapsen tate,
Und daß er dann ......"

Frau.

(Ihn unterbrechend.)

Oh, Jotte doch! Dit is zu ville
Den Schnaps, den laß hier aus dem Spille,
Der paßt hier nich in diesen Saal,
Hier heeßt't heut Abend: Cardenal.
Un wenn Du denn so jroße Lust,
Un Du durchaus wat singen mußt,
Denn sing dat von dat Liebespaar.

Mann.

Na, siehst'e Schätzken, det is wahr!
Een juter Jeist jab Dich dat in,
Da is sogar Jedanke d'rin.

(Tritt vor.)

Veröhrte Herrns, belieben Sie zu dienen!
Ick bin der Künstleer Semmelmann
Un komme hier mit meiner Frau, Carlinen,
Jeborne Wurscht, zum Feste an.
Wir sind sehr ausjezeichnet worden:
Ick selbst erhielt vom König die Medalje
Vor Kunst un Wissenschaft in Jold un in Emalje,
Un sie, sie führt den Schwanenorden.
Indessen muß ick dat bekennen,
Wir sind een Bisken runter, wie sie't nennen,
Un kommen hier zu dieset Festes Feier,
Zur Großmut sie Jelegenheit zu bieten;
Der Spiretus is jraulich deier,
Weil die Kartoffeln nich jerieten,
Un uns're Kunst ist jraulich schweer -
Carline, jieb die Pulle her!

(Er trinkt.)

Oh Jott, wat is der Durscht doch jroß! -
Nu, Herrschaft, jeht der Krempel los!
Nanu! komm ick, sagt Semmelmann,
Nu, Olle, zieht Rejister an!

(Beide singen zur Orgel.)

Et war eenmal ein junget Paar,
Wie't scheener selten gibt,
Die hatten sich so manchet Jahr
Jefährlichen jeliebt;
Doch endlich kam der Tag heran, -
Oh süße seelje Stund'n! -
Wo Beede sie als Frau un Mann,
Uf ewig sich verbund'n.

Un als zwee Daag verjanjen sind,
Da sagt der junge Mann:
"Carline, höre mal mein Kind.
Oh hör' mir doch mal an!
Die Wirtschaft jeht in jroben Jrund,
So kann't nich länjer jehn,
Die Morjenstund hat Jold im Mund',
Wir müssen früh ufstehn!

Carline kumm! Carline kumm!
Steh uf, mein süßer Schatz!"
Carline dreht sich widder um
Un rührt sich nicht vom Platz,
Sie reibt die Oogen sich un jähnt
Un kommt nich uf die Bein:
"Ick bin an meine Ruh jewöhnt,"
Un sie schlaft widder ein.

Der Mann, der jeht woll uf dat Feld
Bis Morgens halber neun,
Un als er Allens wollbestellt,
Da kommt er widder 'rein!
"Carline, kumm! Carline, kumm!
Wo kann denn det woll sein?"
Doch sie, sie dreht sich widder um
Un schlafet widder ein.

(Zu seiner Frau.)

Carline, höher mit die Quint!
Bedenke, dat wir Künstler sind!

Un als so jejen elf die Klock,
Hebt sie sich aus der Ruh
Un jreift nach ihrem Unterrock
Un zieht sich an die Schuh,
Un stellt sich ihrem Spiegel vor,
In den hinein sie sieht,
Un machet sich ihr seiden Hoor;
Oh Gott, wo war sie müd'!

Der Mann, der looft zum Nachbar hin:
"Herr Nachbar, bitte Sie
Mir is so finsterlich zu Sinn,
Ick weeß nich wo un wie.
Det Weib, det ick mir hab gefriejt,
Det liejt im Bette da,
Un wenn sie stets so lanje liejt,
Geh 'ck nach Amerika."

Un als jemachet sie den Kopp
Un sie sich anjezog'n,
Da frajet sie dat Mädchen, ob
Die Küken schon jesog'n;
Un daruf jeht sie in die Küch'
Un ruft die Viehmagd 'rein.
Un frajt sie und erkundigt sich,
Ob sie jemelkt die Schwein.

(Zu seiner Frau.)

Carline lauter von die Sorte!
Det jeht mich doch zu sehr pianoforte.

Der Mann, der looft zum Nachbar hin:
"Herr Nachbar, nu: Adjes!
In eener halben Stunde bin
Ick fort, und Jott der weeß,
Wo mir mein Schicksal führet hen;
Ick bleib' nich länger da!
Un jrüßen Sie Carlineken;
Jeh nach Amerika!"

Un die Moral von die Jeschicht? -
Ick sag't Euch, liebe Frau'n:
Bis jejen Elfe schlafet nicht,
Müßt nach der Wirtschaft schau'n.
Oh, folgt, un höret uf mein Wort:
Der Mann bleibt sonst nich da,
Er looft Euch, hol's der Kukuk, fort;
Jeht nach Amerika!

(Zu der Gesellschaft.)

Un det, det duht er! - Ja!
Sie kön'n sich druf verlassen!
Ick selbst tät mal Entschlüsse fassen,
Die so nach Bremen 'rüberspielten
Un us Amerika hinzielten.
Im Jeiste sah ick schon den Strand,
Un meine beeden Oogen sahn,
So über'm blauen Ocean
In ihm ein neues Vaterland;
Doch da erfuhr ick, dat de Polezei
Da auch jewaltig jütig sei:
Mit die Entschlüsse war det Kuchen!

Frau.

Ick meent, Du wollt'st det Jlück da suchen?

Mann.

Det Jlück? Carlineken! Hab' ick't denn nich gefunden?
Bist Du mir denn nich angebunden? -
Un wenn ick't außer Dir sollt suchen,
Kann ick det anderswo woll scheener finden,
Als wo zwee Herzen sich verbinden,
En neien Eh'stand zu bejründen,
Sich vor det Leben zu entfalten? -
Sieh dieset Paar im Volljenuß des Jlücks!
Komm her Carline mach' en Knicks,
Ick werr dazu 'ne Rede halten.

(Zu dem Paar.)

Veröhrtes Paar un hochjeliebtes!
Verschiedene Sorten Jlücke jiebt es,
Doch komm'n sie all uf Eens hinaus,
Det is dat Jlück in unser eigen Haus,
Det is dat Jlück in uns're eig'ne Brust. -
Sehn Sie mir an; ick führ ein wandernd Leben,
Die Kunst, die mir ein Jott jejeben,
Sie werre viller Tausend Lust,
Un dennoch stets un doch indessen
Kann ick die Heimat nich vergessen,
Mein Herz nach Haus' zurück sich sehnt,
Dat mir Carlineken verschönt.
Det is de Aufjab' von det scheen Jeschlecht,
Det es von Morjens früh bis Abends spät
Mit Jeist in seine Wirtschaft jeht,
Nach Ordnung sieht un nach det Recht.
Denn bleibt der Mann auch hübsch zu Haus,
Un mit det Schwuddern is det aus,
Er wird een juter Hauspapa
Un looft nich nach Amerika.

(Zu seiner Frau.)

Det hat mir doch sehr angegriffen.
Carline, komm, jeborne Wurscht!
Ick hab'n en jrausam scheenen Durscht.
Doch laß die Pulle lieber stecken.
Ick duh hier bessern Stoff entdecken,
Es riecht darnach det janze Haus;

(Zu einer Dame des Hauses, die vorher Bescheid weiß.)

Mamselleken, ick bitt' mir'n Gläsken aus.

(Zu dem Paar.)

Scherz genug ist jetzt getrieben,
Und Verzeihung von Euch Lieben,
Wenn er ungeziemend war.
Ernst soll an den Scherz sich reihn!
Darum stimmet Alle ein:
Hoch! leb' unser trautes Paar!

(Hoch!)

Noch einmal
Muß erschallen
Von uns Allen
Laut der Saal!

(Hoch!)

Holdes Paar!
Hell und klar
Fließ' Dein Leben,
Wie der gold'ne Saft der Reben,
Den ein milder Himmel zog.
Nun zum drittenmale "Hoch!"

(Hoch!)

(Die Frau des Orgeldrehers kann am zweckmäßigsten von einem verkleideten Herrn vorgestellt werden.)


Grüße zur Hochzeit



Gedichte zur Hochzeit
hochzeits gedichte
Hochzeitssprüche
hochzeits sprüche
Sprüche zur Hochzeit

Hochzeit Sprüche
Hochzeitsreime
Hochzeitsgruß
Hochzeitsspruch
Reime Hochzeit
Hochzeitsgedichte
Hochzeitswünsche
Hochzeitsgrüße
Hochzeitsglückwünsche
Hochzeitsgedicht
Hochzeitstexte
Gedichte zur Hochzeit
Hochzeitssprüche
Glückwünsche zur Hochzeit
Silberhochzeit Glückwünsche
Gedichte zur goldenen Hochzeit
Polterabend