(Es ist dieses nicht im reinen Berliner Dialekt zu sprechen, sondern in jener Handwerksburschen-Sprache, die ein weit gereister Handwerksbursche anzunehmen pflegt, und die etwas von jedem Dialekt in Deutschland zu enthalten scheint. - Der Ausdruck konnte nur annäherungsweise erreicht werden und kann je nach spezieller Auffassung umgeändert werden.)
Schneider Zwirn, Schuster Pech und Tischler Leim.
Pech und Leim.
(Singen noch hinter der Szene, während Zwirn ins Zimmer tritt.)
Hahnemann!
Jeh Du voran;
Du hast die jroßen Stiebel an,
Daß Dir der Haas' nicht beißen kann.
Zwirn.
(Für sich.)
Nee, - dit; - dit is doch zu jemein.
(Laut.)
Unsaub're Jeister, ziehet ein.
Pech.
Ih wo? - Wo werd ick! - Nee, det is zu doll!
Der janze Saal, der is jo voll.
Leim.
Da jeh der Deuwel mit hinein;
Det is hier nich vor Unserein.
Zwirn.
Ihr seid mich doch ein sauber Paar,
Ich jlobe fast, Ihr förcht Euch jar.
Pech.
Wo? - Förchten? - Zwirn, ick bitte Dir!
Du kommst mich spanisch bitter für.
Leim.
Nee - Förchten? - Förchten kann man det nich nennen;
Det is man, det wir 'rausgeschmissen werden können!
Zwirn.
In die Jesellschaft 'rausgeschmissen? -
Hier is det nobel, müßt Ihr wissen;
Hier is't mit Bildung un mit feinem Plüh,
Hier hat man Achtung vor't Schenie.
Pech.
Det sagtst Du jestern ooch von Eurer Harmonie,
Un Schläge jab't nich vor de Langeweile;
Du lieber Jott, wat jabt't vor Keile
Leim.
Ja, Bruder Pech, ja det war jut!
Sieh! Erstens haben s' mir den neien Hut
Uf meine Nas herabmanoeseriert,
Un nacher wurd' ick 'rausschpediert.
Pech.
Ja, Bruder Leim, det war jelungen;
Sie hab'n Dir schön da 'rausjebrungen! -
Un det nennt er 'ne richt'ge Keilerei!
Ick seh nichts Regelrechts dabei.
Zwirn.
Na, hört, Ihr könnt Euch nicht beklagen.
Is det ein nobeles Betragen;
Is det denn Bildung, is denn det Manier,
Wenn Eener kommt in ein jebild't Ouartier,
In Käs' und Brot sich zu verschlucken,
Det Jeder sich davor muß eckeln;
Sich mit die Beene us die Bänk zu rekeln
Un in die Harmonie zu spucken? -
Da könnt Ihr fragen, wen Ihr wollt;
Die janzen Herrns hier könnt Ihr fragen.
Wat würden die woll dazu sagen,
Wenn ihnen dat passieren sollt?
Pech.
Du bist ein schlechter Mitkolleg!
Wenn't mal en Bisken regnet Schläg',
Denn sitzt Du immer in dat Trocken;
Du hast noch immer Dir jedocken.
Leim.
Erst rührt er stets den Krempel in,
Un wenn's denn zu 'ner Keilerei jedieh'n,
Denn wird er plötzlich alle sin,
Denn wird er schleunigst sich verziehn.
Zwirn.
Ihr, Schafköpp, Ihr! - Meint Ihr, dat ick den Kopp
Nur dazu hab', det man mir daruf klopp?
Ick dank davor, mir lassen so zu jrüßen
Un mir mit Prügel zu bejießen. -
Det zu verlangen, det wär' nett! -
Ick zieh mir sacht in die Kulissen;
Die höh're Kriegskunst nennt man det. -
Ihr, dummes Volk, is det der Dank davor,
Dat ick Euch täte engagieren,
Mit't janz vereinigt' Schneidercorps
Bejeistrungsvoll herum zu scharmützieren?
Ihr wärt doch reinemang perdüh,
Wenn ick mal den Entschluß tät fassen,
Un mein Talent un meine Phantasie
In and're Spären leuchten lassen;
Wer zog mit Euch die Kreuz un Quer
Durch kleine un durch jroße Städte?
Wo habt Ihr Euren Wohlstand her,
Wenn ick nich vor Euch sorgen täte?
Wer hat mit sein Talent in't Fechten
Euch in Behaglichkeit versetzt? -
Und Ihr wollt jetzund mit mich rechten
Und wollt mir schikanieren jetzt? -
Mein Standpunkt is mich klar jeworden.
(Pathetisch.)
Adjees! Mer sind geschied'ne Brüder;
Ick jeh' nach Süden, Ihr nach Norden.
Adjees! Mer sehn uns nimmer wieder!
Pech.
Na, Zwirn, Du hast Dir doch man so?
Det is doch Spaß uf allen Fällen?
Leim.
Un Spaß muß sind, sagt Cicero;
Du wirst Dir doch man blos verstellen?
Zwirn.
Mit die Verstellung is det aus.
Die Wahrheit muß doch mal heraus.
Schon längst hab' ick darnach jetracht',
Mir den Jedanken klar jemacht,
Mit mein Talent un meine Phantasien,
Mir seitwärts in die Büsche zu verziehn,
Ick steh, Jottlob, noch uf die eig'nen Beene;
Ick haß in Dich den Schmutz un dat Gemeene.
Adjees! Schieb' ab, Du undankbares Pack!
Ick lieb' die Freiheit un den blauen Himmel! ...
Pech.
Un ick, ick lieb' den Schnupptoback.
Leim.
Un ick, ick lobe mir den Kümmel. -
Doch aberst, Pech, det muß man Zwirnen lassen,
Die Worte weeß er abzufassen,
Re große Rednerjabe hat er.
Pech.
Un vor uns fechten? - Ja, det tat er!
In jedes Bauerhaus, da trat er,
Un manchen Dreiling uns erbat er;
Er hat jesorgt vor uns als Vater;
Er hat jesorgt vor uns als Mutter;
Was hat er nich vor Käs' un Butter
So aus die Bauerhäuser ausjeführt!
Leim.
Wo hat er uns nich deffendiert,
Wenn uns die Polezei tät fassen?
Ja, Bruder Pech, det muß man Zwirnen lassen!
Pech.
Un nu! - Wo würd' uns det woll jehn,
Wenn er uns ließ hier mutterseelen stehn,
Wenn er sich jetzt verabsentiert,
Nachdem er uns hier 'rein geführt.
Det Eenz'ge wat uns rettet heit,
Det is noch die Talentigkeit.
Zwirn.
Ihr jammert mir! Ick will Euch ferner schützen,
Doch wenn Ihr kommt mit Eure schlechte Witzen,
Denn laß ick Euch mal in die Patsche sitzen.
(Zum Brautpaar sehr geziert berlinisch.)
Erlauben Sie, verzeihen Sie,
Een junger Mensch, en wanderndet Schenie,
Von zwee verdrau'te Freund bejlitten,
Wollt Euer Jnaden freundschaftlichstens bitten,
Sich mit die Jroßmut zu bedecken
Un uns 'ne Anleih vorzustrecken.
Denn sehn S' de Arbeit is sehr rar.
Mer sein jetzt "feirig", wie mer's nennt, ...
Pech.
Ja, det sein mer schon an sieben Jahr.
Leim.
Un allerwärts sein mer bekannt:
Man kennet uns in jeder Stadt,
Un nennet uns det "Klewerblatt"
Sie setzen freilich wat dazu;
Indessen dat ......
Zwirn.
(Einfallend.)
Indessen dat verschweijest Du!
Sowat jehöret hier nicht her.
Ick weeß nich, wat Du dir erkühnst! -
Na jut! Es sind de Taschen leer,
Denn det Verdienst un der Verdienst,
Det sind zwee janz verschiedn'e Dinge,
Un is det erst're noch so jroß,
So is der letzt're man jeringe. -
Sehn Sie uns an! Mer sein nich blos,
Wie sonst de Us-Herr-Jees tun sein,
Mer sein wat Höhers, müssen S' wissen:
Mer haben uns ein Jederein
Us wat Besonderes geschmissen.
Zum Beispiel: Ick studier Anatomie
Un nebenbei Musculatur,
Ick arbeit blos nach die Natur
Un folje blos die Phantasie.
Mein Freund, der Schuster hier, is so 'ne Art Commis
Un trägt den Probenkasten Huckepack.
Pech.
Ja, meine Herrns, ick mach in Schnupptoback
Un nebenbei in Malz un Hoppen.
Leim.
Un ick beschäft'ge mir mit Dische kloppen.
Zwirn.
Det heeßt, jeehrte Herrns, verzeihn S',
Wenn Jeld er hat, denn kloppt er munter
Un mit Bejeistrung uf den Tisch, un hat er keins,
Denn kloppt er sich mit Pechen d'runter.
Pech.
Ja, det is wahr; det is so ein Privatvergnügen,
Wat in Gemeinschaft wir bejeh'n:
Wenn er duht unterm Dische liegen,
Denn kann ich ooch nich widderstehn.
Zwirn.
Ick stör' sie denn ooch nich in dieses Doppel.
Verjnügen. Nein - ick
Hanne.
(Mit Heftigkeit eintretend und aus den Schneider losfahrend.)
Wo Dunnerwetter, wat is dit? -
Wo kümmt dei Hund hier in dei Koppel,
Un't Heck is tau?! - Herut doamit!
So'n Volk! - Nu seih mal Eine blos!
Herut mit Jug, verdammtes Pack!
Zwirn.
(Bei Seite.)
Nu jeht der Polterabend los.
Pech.
(In großer Seelenruhe der Hanne eine Prise offerierend.)
Belieben Sie mal Schnupptoback?
Leim.
(Ihr höflich die Kümmelflasche präsentierend.)
Wo is denn dat mit einen Kümmel?
Hanne.
Bliew mi von'n Liew', entfahmte Lümmel! -
So'n Takel, schnüffelt ümme 'rümme,
Dat drängt sich 'rin in jeden Urt,
Un nahsten sünd dei Läpel furt.
Zwirn.
(Verliebt.)
Oh Jott, wat is det vor 'ne Stimme,
Un wat vor Oogen leuchten mir!
Dieselbe jöttliche Gestalt, -
Mich wird bald heiß, mich wird bald kalt -
Dieselbe Nase seh' ick hier
Un in die Wang' dieselbe Kuhle!
'Tis jrade so, als ständ vor mir
Im Liebesjlanz die Teterower Jule -
Mein süßer Schatz, oh darf ick't wagen,
Mein liebend Herz uf Sie zu überdragen?
Oh, Jott! Wat sind dat doch vor Oogen!
Hanne.
Du Eckel, Du! Na täuw, mien Jochen,
Dei sall Di äwer'n Puckel straken!
Du Eckel, wist Di unnestahn
Mit so'n Schnack, mit so'n verleiwte Saken
Mi unn're Oogen hier tau gahn?
Herut mit Di!
(Treibt ihn vor sich her.)
Zwirn.
Ich bitte Ihnen!
Wenn ich es täte mir erkühnen
Von ehrfurchtsvoller Liebe zu sprechen ...
Hanne.
Herut mit Di, süs raup' dei Knechts herin!
(Drängt ihn zur Tür hin.)
Zwirn.
Is denn Liebe ein Verbrechen?
Darf man denn nich zärtlich sin?
Hanne.
Herut mit Di, süs gift dat Schacht!
(Schiebt ihn zur Tür hinaus.)
Zwirn.
(In der Tür, singt.)
Die Liebe, ach, die Liebe hat mir so weit jebracht!
Pech.
(Sich mit dem Rücken an die Tür stemmend.)
So! Der wär 'raus; dat wär nu abjemacht!
Nu, Bruder Leim, nu mit dem Puckel 'ran!
Mer stehn jetzt Beid' vor einen Mann.
Leim.
(Ebenfalls mit dem Rücken an der Tür.)
Ja, Bruder Pech, det wollen wir:
Ick steh vor Dir und Du vor mir,
Un Beide stehn mer an die Dühr.
Pech.
Geehrte Dams, geehrte Herren,
Sie zu verlassen, det sei fern.
Es soll Sie Keiner hier beleid'jen,
Bis uf den letzten Mann, wolln wir Sie hier verteid'jen.
Leim.
Ja, Pech, Courage verlaß mir nich!
Dit is so wat für mich un Dich. -
Dieweil sie draußen Zwirnen dreschen,
Woll'n wir den Durscht mit Kümmel löschen.
(Trinkt und gibt die Flasche an Pech.)
Ick sage Dir, det kämpft sich nett,
Wenn Eeener steht bejeistrungsvoll
Un Eeenen uf die Lampe hett.
Un 'ne Belaj'rung nennt man det,
Man nennt det ooch Sebastopol.
Pech.
Mit Zwirnen, jlob ick, is dat oberfaul,
Den werd'n sie draußen schön bejrüßen.
Leim.
Laß den man sind, der hat ein jutes Maul,
Der wird sich rauszureden wissen;
Der jeht so leicht nicht vor die Hunde,
Det is ein viel zu feiner Kunde,
Zwirn.
(Draußen.)
Oh Jott doch! Schwinn!
Laßt mir herin!
Pech.
(Heimlich zu Leim.)
Du! Det is Zwirn.
Zwirn.
(Draußen.)
Hat mir doch die verdammte Dirn
Schön in die Patsche 'rinjebracht!
Ick bitt Euch, Brüder, ufjemacht!
Leim.
(Heimlich zu Pech.)
Laß Du ihn man en Bisken draußen sitzen.
Wenn sie ihn ooch en Bisken kloppen;
Ick denk, wir drinken erst en Droppen.
(Trinkt mit Pech.)
Pech.
(Laut.)
In diese Dühr kommt Keener rin,
Det könnten ja Spionerieen sin.
Zwirn.
Oh Bruder Pech! Jeschwin, Jeschwin!
Ick bitt' Dir, laß mir doch herin!
Die Sache is aus allem Spaß.
Leim.
Na, steck mal erst herein die Nas'.
Mer müss'n uns erst doch überzeugen.
Pech.
Ja, laß ihn erst die Nase zeigen.
Zwirn.
(Steckt die Nase durch die Türritze.)
Da seht Ihr mir, da habt Ihr mir;
Nu, Brüder, macht mir uf die Dühr.
Leim.
Ne, juter Freund, nee scheer er sich;
Det's Zwirnen seine Nase nich!
Pech.
Ja, Bruder Leim, mer sein gefoppt,
Det is jo'n Ding, wie 'ne Kartoffel!
Zwirn.
Oh Jotte doch! Die Dirn hat mit dem Toffel
Mir ja die Nase breit jekloppt.
Pech.
(Zu Leim.)
Mir däucht, det könnte möglich sin.
(Zu Zwirn.)
Na steck mal eenen Been herin.
Zwirn.
(Steckt ein Bein durch die Tür.)
Pech.
(Das Bein untersuchend.)
Mir scheint ...
Leim.
Mir ooch.
Pech.
Mir scheint dat vor gewiß,
Det wirklich det sein Beinwerk is.
Ja, Bruder Leim, det muß ick sagen,
Wenn Eener duht mir uf't Gewissen fragen,
Denn halt ick diese propern Waden
Vor dat Jestell von unsern Kameraden.
Leim.
(Beugt sich vor, um sich die Waden anzusehn. Dies benutzt Zwirn und drängt sich in's Zimmer, einen Korb in der Hand.)
Zwirn.
Jottlob! Da wär ick widder in die Stube,
Ick bin jerettet aus die Mörderjrube! -
Doch Ihr, Ihr seid ein saub'res Paar!
Ihr hätt't jewartet bis mit Haut un Haar
Man draußen täte mir verzehren,
Un Ihr, Ihr saßt in juter Ruh.
Pech.
Na, hör', Du kannst Dir nich beschweren,
Wir jlaubten Dir uf Randewuh.
Leim.
Un spielten hier Silistria. -
Na, aber Zwirn, wat hast denn da?
Zwirn.
Dieweil Ihr mir die Tür verrammelt,
Hab' ick mir'n Körbken ufjesammelt.
Pech.
Wat is denn d'rin?
Zwirn.
Det weeß ich nich! -
Als sie mir düchtig hatt verkeilt
Un ihren Toffel ausjeteilt,
Un als die Knecht mir mit die Wagenrungen
Janz höfflich aus die Dühr jebrungen;
Bin ick durch't Fenster widder 'reingesprungen,
Un als dat jlücklich mir jelungen,
Da hat sich't Körbken angehungen.
Leim.
(Der sich mit dem Korb beschäftigt hat, holt verschiedene Tüten, kleine Glashäfen, Töpfchen und Fäßchen heraus.)
(Zum Schuster.)
Paß Acht! was er jeangelt, Fritze:
Det sind gebackte Pflaumen, det is Jrütze,
Det Reis, det Pfeffer un det Salz,
Det is een Pöttken Jänseschmalz,
Det is 'ne Wurscht, det Schweinefett -
'Ne janze Aussteu'r nennt man det!
Pech.
Ick denk, mit diese Viktualigen
Woll'n wir uns lieber nicht befassen.
Es wär' ein Streich, ein recht fataligen,
Wenn uns dabei die Polizei tät fassen.
Zwirn.
Ick denke, mir der Jroßmut hinzujeben
Un diesen Korb, der sich so eben
Erjebungsvoll an meinen Arm tät henken,
Un dieses junge Paar hier zu verschenken.
Es läßt sich schlecht von lauter Liebe leben;
Der ed'le Mensch, er will daneben
So ab und an an Jrütze sich erlaben,
Die dugend will Kartoffeln haben.
Pech.
Det nenn ick jroß! Nenn't ausverschämten jroß!
Det übersteiget jede Schranke
Jeliebter Zwirn, ich bitt Dir blos,
Wie konnt' so'n nobeler Jedanke,
Sich Dir erzeujen im Jehirn?
Daran erkenn ich meinen Zwirn.
Leim.
Ick ooch. Ick stimm Euch Beiden bei;
Laßt uns're Dugend sich entfalten!
Un wär' det ooch nur um die Polizei.
(Heimlich zu Zwirn.)
Doch höre, Zwirn, die Wurscht, die wollen wir behalten.
Zwirn.
(Laut.)
Wie det doch janz jemeene denkt!
Nee, Dischler, hör! Wen Zwirn wat schenkt,
Schenkt er im Ernst und nicht im Scherz,
Berschenkt sich selbst, sein janzes Herz
Mit seiner Lust, mit seiner Qual.
Oh, Dischler, wat bist Du jesunken!
Pech.
Det sag ick ooch. Ick hab' ein Dutzendmal
Mir nu mein Herze schon verschunken
Un dachte nie nich an 'ne Wurscht.
Leim.
Nu! An die Wurscht hab' ick ooch nich jedacht;
Ick dacht' nur an den jrausam scheenen Durscht,
Den sie mir immer anjefacht.
Wenn Ihr durchaus denn wollt, denn meinetwegen!
Schenkt Ihr man zu; ick habe nicks dajejen.
Zwirn.
(Zum Brautpaar.)
Jeliebtes Paar! Durch Schicksals Junst,
Durch eig'ne Kunst
Bin ick zu't jroße Jlück jelangt,
Det sich an mir wat anjehangt.
Ick, Pech un Leim, wir haben unverdrossen
In den jeheimen Rat beschlossen,
Dir, liebendes, jeliebtes Paar, mit diesen
Verhängnißvollen Körbken zu bejrüßen
Un Deinen Eh'stand det zu weihn.
Det liegt 'ne janze Aussteu'r d'rein;
Die mag zu Euren Kram sich passen.
Mer könn'n uns nich damit befassen.
Mer kenn'n die Liebe woll, den Zug der Herzen,
Mit ihrer Lust mit ihren Schmerzen,
Mer sind auf Liebe sehr erpicht;
Den Ehestand, den kenn'n mer nicht.
Leim.
Die Liebe is uns wohlbekannt;
Doch kenn'n mer nicht den Ehestand.
Pech.
Mer lieben innig, treu un wahr;
Doch immer nur uf't halbe Jahr.
Zwirn. *)
Un hab'n mer man uf't halbe Jahr
Det liebend Herze wegjejeben;
So hoff'n mer doch, du deures Paar,
Dat Du Dir liebst uf't janze Leben.
Leim.
Mer lieben uf den Aujenblick,
In jedem Städtchen eine Neue.
Zu Deiner Liebe, Deinem Jlück
Jeselle sich ooch noch die Dreue.
Pech.
Un wenn jebauet Euer Haus,
Jejründet is der Wohlstand Beider,
Denn nehmt uns auf, denn schmeißt nich 'raus
Den Schuster, Dischler un den Schneider! **)
__________
*) Es würde sich gut machen, wenn diese drei letzten Verse gesungen würden; dann müßten die beiden Schlußstrophen im Chor wiederholt werden.
**) Ich erlaube mir einige Worte über das Kostüm hinzuzufügen. - Der Schneider wäre sehr gut in gelbem Nanking, weißem Hut und heruntergetretenen Schuhen darzustellen. Ein Leibrock (gelb, Nanking) ist notwendig. Ein Felleisen trägt er nicht, sondern ein ganz kleines, in ein buntes Schnupftuch geschlagenes Paketchen; dies trägt er auf einem Spazierstöckchen über der Schulter. - Der Tischler (blaue Bluse, blaue Beinkleider, wachstaffetner Hut; wohlgepacktes Felleisen, Kümmelflasche und derber Knittel) sieht am anständigsten aus. - Der Schuster (Hauptfarbe: ein verblichenes Olivgrün, abgetragene Manchester-Hosen, ein reduzierter Seidenhut, ein mächtiges Felleisen, in welchem augenscheinlich nichts befindlich, ein Wacholderstock, der zur Kategorie der Knittel gehört, mit großer eiserner Zwinge.)