(Aus der "Reise auf gemeinschaftliche Kosten". Sie kommen beide im Reiseanzug mit Schachteln, Vogelbauer und sonstigem Reisegepäck beladen.)
Liborius.
Wir bitten, meine Herrn und Damen,
Bei Ihrer Seel' und Seligkeit,
Wir bitten in des Himmels Namen,
Vergönnen Sie uns ein'ge Zeit,
Daß wir der Ruhe hier genießen,
Wir sind Vergnügungs-Reisende,
Und daraus können Sie schon schließen,
Daß wir ganz fremd sind in der Näh.
(Während er sein Gepäck ablegt, wobei ihm Brennecke sehr unbeholfen behilflich ist, spricht er immer weiter.)
Nein, das soll mir für Lebenszeiten
Wahrhaftig eine Warnung sein!
Nie laß ich wieder mich verleiten,
Und lasse mich mit Weibern ein.
Denn hören Sie nur meine Sache:
Der Doktor rät' mir treulich an,
Daß ich 'ne kleine Reise mache,
Gestärkter käm' zurück ich dann.
Ich bin sogleich auch auf dem Posten,
Und frage in der Zeitung an:
Wer auf gemeinschaftliche Kosten
Mitreisen will, ob Frau, ob Mann?
Da läßt sich eine Dame blicken,
Ein Engel sag' ich, von Gestalt,
Mein altes Herz schwamm in Entzücken;
Verliebter werd ich nie so bald.
Jetzt aber kommt der Tag zur Reise;
O Himmel, diese Packerei!
Den Wagen füllt sie in 'ner Weise,
Als ob ich nur ein Sperling sei.
Ich lasse alles mir gefallen,
Seufz' ich auch in der Ecke schwer;
Vorwürfe läßt sie doch erschallen,
Weil ich ihr noch zu lästig wär'.
So komm' ich denn sehr arg zerstoßen,
Und als ein ganz geschlagener Mann,
Hier in der Näh' in einem großen
Und hübsch gebauten Dorfe an.
Kaum steigt die Schöne aus dem Wagen,
Da kommt ein äußerst nobler Herr,
Der küßt, umarmt sie, so zu sagen,
Als wenn es ihr Verlobter wär'.
Jetzt heißt es : Kellner auf den Posten!
Champagner her und langes Glas.
Und ich bezahl' dafür die Kosten,
Auslegen nannt' die Dame das.
Doch immer nur die Ruh' bewahren,
So dacht' ich; aber heute früh
Da seh ich meine Kutsche fahren,
Und im Galopp geht es heidi!
Sie winkt mir lachend aus dem Wagen,
Und er ruft: leben Sie recht wohl.
Und immer weiter geht das Jagen;
O, daß Euch doch der Teufel hol'!
Ich nehme eiligst alle Schachteln,
Auch Brennecke bepackt sich schwer,
Und so im Takt von sieben Achteln
Geht's hinter unserm Wagen her.
Kaum konnt' ich bis hierher mich tragen,
Mir hing die Zung' zum Hals heraus,
Und die verliebte Braut im Wagen,
Die lachte uns noch schrecklich aus.
Ich halte mir die Weiber ferne
In meinem ganzen Lebenslauf;
Ihr Männer, flieht die bösen Sterne!
Sonst hört bei Euch auch Alles auf.
(Zu Brennecke.)
Was lacht Er denn, Er Einfaltspinsel?
Auch Er will höhnisch auf mich sehn?
Brennecke.
Ich freu' mich über Ihr Gewinsel,
's ist Ihnen nichts als Recht geschehn.
Was braucht denn so ein alter Narre
Sich anzustellen noch verliebt?
Sie haben wahrlich eine Sparre
Wie's nirgend eine dickre gibt.
Und nun erst gar die schlechten Augen,
Sie sind ja wirklich schon halb blind,
Sonst würden sie noch so viel taugen,
(Auf das Brautpaar beutend.)
Zu sehn, wer diese Beiden sind.
Liborius.
(Sie scharf durch die Brille fixierend.)
Wahrhaftig ja, das sind sie Beide!
Herr! augenblicks Satisfaction.
Sie tot zu schießen, wär' 'ne Freude.
Brennecke.
(Zu Liborius.)
Sie sehen ja, er zittert schon.
Sie müssen tun, das ist das Beste,
Als machen Sie sich gar nichts draus,
Sonst lachen uns noch hier die Gäste,
Wie erst das liebe Brautpaar aus.
Liborius.
Ja, ja, es ist mir auch nicht möglich.
Dem holden Kinde bös zu sein.
Ich lieb' noch immer sie unsäglich -
Und möchte wohl ihr Gatte sein.
Brennecke.
Ach mach'n Sie sich doch auf die Socken,
Mit Ihrem rumplichen Gesicht,
Ihr Haar geriet schon längst ins Stocken;
Solch'n alten Esel will sie nicht.
Liborius.
Na, Brennecke, nichts von Injurie,
Sonst klopf' ich auf den Schnabel drauf.
Du weißt, wenn Du mich machst zur Furie,
Dann hört wahrhaftig Alles auf.
(Zum Brautpaar.)
Nun bleiben Sie auf Ihrem Posten,
Für jetzt verlasse ich Ihr Haus;
Doch die "gemeinschaftliche Kosten"
Beide.
Die bitten wir uns später aus!
(Von vier Herren oder Damen in passendem Kostüm.)
Der Frühling.
Geehrtes Brautpaar, eine kleine Bitte
Erlauben wir uns heute alle Vier;
Vergönnet uns, daß wir in Eurer Mitte,
Eins nach dem andern Glück Euch wünschen hier.
So wie Ihr wißt, wir sind die Jahreszeiten,
Wir wechseln immer mit einander ab,
D'rum kommen wir, Euch Freude zu bereiten,
So wie die Götter uns damit begabt.
Ich bin der Frühling, meine Blumen blühen
Nur heute für die holde sanfte Braut.
Sie zu bekränzen, ist nur mein Bemühen;
Seht, wie das Glück aus ihren Augen schaut.
Ich werde meine schönsten Blumen streuen
Auf ihrer neuen freudenreichen Bahn;
Auch ein Vergißmeinnicht werd' ich ihr weihen,
Im schönsten Glücke schauen Sie es an.
Der Sommer.
Ich bin der Sommer, folg' mit raschen Schritten
Dem schon vorangeschickten Frühling nach,
Doch bin ich überall recht gern gelitten,
Weil ich auftrete reich in Männerpracht.
So hab ich hier dem Bräut'gam anzukünden,
Daß er auch jetzt soll männlich sein und fest;
Er wird's auch bald in seiner Rolle finden,
Daß ihn der Jugendtraum sehr rasch verläßt.
Dann wird der schöne Sommer seines Lebens
Ihn in der Ehe jeden Tag erfreun.
Ich sende meinen Glückwunsch nicht vergebens
In seine ganze Zukunft mit hinein.
Der Herbst.
Ich bin der Herbst, und meine besten Früchte
Will ich zum heut'gen frohen Fest Euch weihn;
Der Stern der Ehe soll im hellen Lichte
Euch stets ein liebevoller Glanzpunkt sein.
Ihr wißt, Gott Amor streuete den Samen
Der Liebe tief in Euer Herz hinein,
Bis daß die hoffnungsvollen Stunden kamen,
Wo jetzt das Liebes-Erntefest soll sein.
Gott schenke Euch den besten Ehesegen,
Und halte Eure Eh' von Unkraut rein,
Und Euer schönes, wonnereiches Leben
Soll eine große, volle Scheune sein.
Der Winter.
Ist Eures Lebens Herbst im vollen Segen,
Und Eure Haare schmückt ein Silberkranz,
Dann tret' ich leis' auf Euren Lebenswegen,
Und führ Euch langsam hin zum Wintertanz.
Wo Eure Enkel, alle Eure Lieben,
Im warmen Stübchen traulich um Euch stehn;
Dann mög' kein dunkles Wölkchen Euch betrüben,
Nur freudevolle Tage sollt Ihr sehn:
Und wenn nach fünfzig langen, langen Jahren
Ihr so als Gatten immer treu gelebt;
Dann schmückt ein goldner Kranz die Silberhaare,
Der Euch zum höchsten Thron der Liebe hebt.