Blumenmädchen.
Mit meinem höchsten Schmuck der Jugend
Nah' ich Dir heut, o teures Paar,
Begeistert nur für wahre Tugend,
Die uns beglücket immerdar.
Ich tret' vor Dich mit Rosenblüten,
Gehüllet in der Myrte Grün;
Du mußt sie ja recht sorgsam hüten,
Damit sie nicht zu rasch verblühn.
Wahrsagerin.
Dir aus des Blumenmädchens Spenden
Die Zukunft heut zu prophezeihn
Komm ich, doch sonst mit leeren Händen,
Dir meine Künste nur zu weihn,
(Sie nimmt eine Rose.)
Sieh' diese Rose, reizend blühend,
Neigt sich zu Dir mit ihrem Blick;
Sie, wie 'ne Mädchenwange glühend,
Verkündet Dir der Liebe Glück.
Du wirst zeitlebens nur erfahren
Des Ehestandes Sonnenschein
Und noch bei wirklich hohen Jahren
Ein liebeglücklich Pärchen sein.
Blumenmädchen.
Schau' diese Myrte! Alle Mädchen
Betrachten sie mit Forscherblick;
Denn ach! im Dorf, in jedem Städtchen
Verschaffet sie das Heiratsglück.
Ich muß es wahrlich auch bekennen,
Daß ich sie zog mir selbst zum Heil;
Doch kann ich jetzt noch Keinen nennen,
Von dem ich spräch: Er ist mein Teil!
Wahrsagerin.
Du magst Dich trösten, lieber Engel!
Dir winkt auch einstens solches Los,
Doch jeder Stand hat seine Mängel, -
Sie heißen kleine Leiden blos!
Dies Paar jedoch vor dem ich stehe,
Zog einen wahren Hauptgewinn;
Denn ach! ich weiß, daß meine Nähe
Es heut nur führ' zum Glücke hin.
Die Myrte, die es ewig bindet.
Gibt ihm die Treue, ew'ge Kraft;
Ich hab' schon ihren Wert ergründet,
D'rum weiß ich, was sie will und schafft,
Der Bräu'gam wird zeitlebens bleiben
Der treuen Liebe zugetan!
Ich könnte es selbst niederschreiben,
Daß er sich paßt zum Ehemann.
Er ist nicht trotzig, eigensinnig,
Und doch in seinem Fach gewandt;
Dann ist er freundlich, lieb und minnig,
Begabt mit reichlichem Verstand.
Das Bräutchen, hold wie eine Rose,
Beglückt mit ihrem Herzensschatz;
Sie ist die einz'ge dornenlose, -
An Bräut'gams Herzen ist ihr Platz.
Blumenmädchen.
In diesem Strauß, den ich gebunden
Für Dich, o edles, teures Paar!
Hab' Liebe, brennend, ich gewunden,
Da gern sie geht zum Traualtar.
Ich fühl' an eig'nen Herzens Schlagen
Der Blume überird'sche Macht
Und möcht' am liebsten sie befragen,
Ob sie mir auch ist zugedacht.
Ein Mädchen hat für wahre Liebe
Stets in der Brust ein Hochgefühl -
O, daß sie immer bei Euch bliebe
In diesem weltlichen Gewühl!
Ihr seid heut' Beide hochbeglücket,
Und morgen steht Ihr am Altar;
Denn Liebe, brennende, Euch schmücket, -
Ich nehm's an Eurem Blicke wahr.
Wahrsagerin.
Still, Engel! Deine Phantasien
Gehören an dem Mädchenglück.
Doch müssen sie von mir entfliehen -
Ich hab' allein den Seherblick!
Wie Mancher pflückt nicht diese Blume,
Die tief auch in dem Herzen brennt,
In diesem schönen Heiligtume,
Das laut fast Nichts bei Namen nennt.
Allein sie gibt auch heiße Schmerzen
Und führt nicht Jeden ein zum Heil!
Denn, ach! wie viele Menschenherzen
Wird Gram durch Liebe nur zu Teil.
Wenn hell die Liebesflamme lodert,
Man mit dem Herzen spielt und rast
Und auch die größten Opfer fordert,
So folgt darauf nur Qual und Last.
Vernünftig sein, heißt's in der Ehe,
Bezähmen heller Flammen Glut,
Um zu verhüten manches Wehe,
Wie's jedes weise Pärchen tut.
Erst kommt die Wirtschaft, dann die Liebe,
Wenn Glück bewirkt der Ehestand -
Ach, Bräutchen! sieh' dabei nicht trübe -
Den Zepter nur führt der Verstand!
Du mußt schon Deinen Gatten lieben,
Ihm öfter geben einen Kuß;
Doch dabei steht's noch nicht geschrieben,
Daß das Gericht verbrennen muß.
Geh' in die Küche, sieh' zum Rechten
Mit einer flinken, tät'gen Hand;
Du mußt im Leben viel verfechten,
Denn Arbeit bringt der Ehestand.
Doch wird Dein Mann dafür Dich lieben,
Und obgleich oft er zu Dir spricht:
Für mich ist Dir nie Zeit geblieben!
So will er trotzdem Trägheit nicht.
Er wird für Deinen Fleiß Dich ehren
Und doppelt schätzen nur fürwahr,
Wenn er des Hauses Schätz' sieht mehren -
Schaff', sorge emsig immerdar!
Blumenmädchen.
Ich gebe Dir in meinen Blüten
Des Ehestandes reiches Glück;
Sie werden, Paar! Dich davor hüten,
Daß trübe je sich Dein Geschick.
Levkoi trägt Dir den Rat entgegen:
Sei sparsam in der besten Zeit!
Reseda duftet zu Dir Segen
Für Deine ganze Häuslichkeit.
Wohin Du wendest Deine Blicke,
So siehst Du nur der Blüten Glanz
Und nirgends Unglück, finstre Tücke -
Dir winket nur ein Freudenkranz.
Wahrsagerin.
Die Sterne sind dem Paar gewogen,
Die Blüten lächeln zu Dir Glück,
Mit meiner Kunst, die nie gelogen,
Zieh' ich mich nun jetzt still zurück.
Blumenmädchen.
Heil Euch für alle künft'ge Zeiten!
Wahrsagerin.
Gedenket an uns immer gern!
Denn trotz der Liebe Seligkeiten
Denkt man an Freundschaft nah' und fern,
Nach fünfzig froh verlebten Jahren,
Wo Euch umgibt ein andrer Kreis,
Wird man Euch wissen zu bewahren
Für treue Lieb' den Ehrenpreis!