oder
Sie kriegen sich - aber wie!
Tragikomische Polternachts-Phantasie in einem Äktchen.
Personen:
Der Prolog.
Hero.
Leander.
Meer.
Haifisch.
Mond.
Sämtlich von Herren repräsentiert. Der die Hero darstellende Herr in Damentracht.
(Es ist der Phantasie der Darsteller überlassen, durch welcherlei äußere Charaktere sie ihre Rollen versinnlichen wollen. Am besten erscheint der Mond mit einer Laterne, der Haifisch mit einem Fischkopf, das Meer hellgrün gekleidet, als Neptun etc.)
Der Prolog.
(Tritt auf, mit einem Stäbchen, wegen nötiger Hinweisungen. Er verneigt sich nach allen Richtungen hin und beginnt, mit entsprechendem Pathos).
Allsamt den schönsten Gruß - ich meld' Euch ohne Zagen,
Daß auch die Andern bald die Füße hierher tragen,
Und daß wir uns alsdann veranlaßt fühlen,
Ein Lust- und Liebesstück aus Griechenland zu spielen.
Die schöne Wundermähr heißt "Hero und Leander".
Denn just wie diese liebt das Brautpaar sich einander,
Und was sich sonst begeben mit den Jahren,
Das werden Sie im Lauf des Stück's erfahren.
(Stellt sich seitwärts und pfeift auf einer schrillenden Pfeife.)
Hero. Leander. Meer. Haifisch. Mond (treten unter Begleitung einer hinter der Szene spielenden Musik nach einander auf).
Der Prolog.
Pro primo muß ich wohl als Prologus hier sagen,
Wie die Begebenheit sich wirklich zugetragen,
Ingleichen auch wird sich's der Müh verlohnen,
Zu nennen deutlich Euch die Dinge und Personen.
Leander heißet hier der Mann von jungen Jahren,
Und Hero diese da mit wohlgekämmten Haaren,
Leander ganz allein am Dardanellenstrande
Mit vieler Sehnensucht und großer Wehmut stande,
Hingegenüber stund am Ufer auch nunmehro,
Desselben Schmerzes voll die schon benannte Hero.
Es war um Mitternacht; bereits seit vielen Wochen
Hielt jener Mann, der Mond, in Wolken sich verkrochen;
Und bei der Finsternis, wie Kohlen, Pech und Raben,
Leander zu dem Meer nicht konnt' Belieben haben;
Und um so minder noch, da in des Meeres Wogen,
Mit großer Mordlust schwamm ein Haifisch wohl erzogen,
Als welcher dargestellt, wie solches hier gebührlich,
Durch diese Mannsperson, nach Möglichkeit natürlich,
Und was sich weiter hat ereignet und begeben,
Das trete wohlgereimt als Trauerspiel in's Leben.
Meer.
Daß ich das Meer soll sein, nach seiner Tief' und Breiten,
Das will noch näher ich durch dieses Zeichen deuten.
(Er zieht ein ganz durchnäßtes Schnupftuch aus der Tasche und windet es dergestalt aus, daß das Wasser auf den Boden träuft.)
Haifisch.
Ich Haifisch, von der Welt mit Schrecken stets betrachtet,
Derselbe bin, in dem einst Jonas übernachtet
Und den ich, da er Reichardt's Mietskontrakt verletzte,
Nach dreien Tagen schon rasch an die Lüfte setzte.
Wenn dies schon tut ein Hauswirt von Berlin,
Warum soll ich's nicht tun, der ich nur Haifisch bin?
Im Übrigen hab' ich App'tit und suche was und schnaube,
Adieu indes - ich geh' ein bisschen aus auf Raube.
(Sieht schnaubend Hero und Leander an, welche sichtlich erschrecken.)
Mond.
Ich bin der Mond, bekannt in meiner Höhe,
Weil ich, wie Jeder weiß, sehr stille gehe,
Ich gebe meinen Schein der Herrin wie der Zofe,
Das ist mir sehr egal, was ich mir dafür koofe.
Hero.
(Leander spricht jede Zeile nach.)
Ich rufe Dich, o Mond, o laß Dich doch erbeten,
Bescheinige das Meer, dann kann ich es betreten,
Ich weiß, daß mir der Hai, so bös er auch ergrimmet,
Erscheint Dein Schein im Meer, kein Haar im Kopfe krümmet.
Mond.
(Breitet die Arme aus.)
Ich, Mond, geh' jetzt hervor aus Wolkenschloß und Riegel,
Und sende meinen Schein in Dich, Du Meeresspiegel
(Leuchtet mit einer Laterne, die er in der Hand hält, dem Darsteller des Meeres in's Gesicht.)
Haifisch.
(Hält sich die Augen zu.)
O weh - Du blendest mich, viel mehr als Phöbos Schimmer.
Meer.
Der Himmel lichtet sich, der Sturm entfleucht im Flimmer.
Leander.
Nun stürz' ich mich hinein, wie Sehnsucht mir gebietet.
Und wenn der Bosporus und auch der Haifisch wütet.
Meer.
(Duckt sich.)
Ich senke allgemach die hohen Wellen nieder -
Leander.
(Schwingt sich mit einem Satz über das geduckte Meer, und spricht zu ihm.)
Und brauchen sie wieder was, dann kommen sie hübsch wieder.
(Stürzt zu Hero.)
O, meine Hero, Angebetete
Weh' mir, daß ich mich so verspätete -
Hero.
Ha, Trauter, es ist wahrlich spat,
Der Wächter zehn schon tuten tat.
Leander.
So komm an's Herz, geliebtes Mädchen,
Mich für's Versäumte zu endschäd'gen.
Hero.
(Ihn umarmend.)
Wenn Dir entsagen, Bester, soll' ich,
So tötet mich ein spitzer Dollich.
Leander.
Was auch das Schicksal Böses mag verhängen,
Man tut nie gut, sich selber umzubrengen.
(Umarmen sich zärtlich.)
Der Prolog.
Was hier geschah so schön in Scherz- und Spiel-Manieren
Läßt sich auf dieses Paar -
(Zeigt auf's Brautpaar.)
als Gleichnis inhibieren.
Er schwamm zwar nicht durch's Meer, wie Hero und Leander
In ihrer Liebesglut sehr mutig zu einander,
Doch wenn sie sich mal sah'n mit hellen Liebesblicken -
Zumal beim Mondenschein - so schwammen sie in Entzücken.
Und wie Leander hat die Hero hier gefunden,
So wird auch dieses Paar zum Segen nun verbunden.
Haifisch.
Ich hab' ein schlecht Gemüt, und kann solch Glück nicht sehn,
Der Hai tat seine Schuldigkeit, der Hai kann gehn.
(Geht mit Schwimmgebärden ab.)
Mond.
Ich geh' in's Wolkenbett, und wenn ich wieder schein',
So leucht' ich diesem Paar
(Auf's Brautpaar zeigend.)
In's Eheglück hinein. (ab)
Meer.
Ich, Meer, geh auch nach Haus - jedoch nach fünfzig
Jahren
(Zum Brautpaar.)
Sollt Ihr des Lebens Meer mit gold'nem Schiff befahren (ab).
Der Prolog.
(Zu Hero und Leander, die er zur Rechten und Linken nimmt.)
So kommt, das Spiel ist aus -
(Zur Gesellschaft.)
mögt schwachen Musensöhnen
Ihr das gewagte Spiel mit holder Nachsicht krönen.
(Verbeugung der drei Personen, die unter feierlichem Tusch abgehen.)
(Melodie: "Auf, Matrosen, die Anker.")
Auf Schwestern! In fröhlicher Weise
Wir begrüßen im festlichen Kreise
Bräut'gam und Braut
Lieb uns und traut!
:,: Glückliche Liebe, wir preisen sie laut! :,:
Hat das Herz sich zum Herzen gefunden,
Sind beide in Liebe verbunden:
Preisen wir laut
Bräut'gam und Braut!
:,: Innige Liebe dem Himmel vertraut! :,:
Ja drohen auch Sturm und Gefahren,
Wenn sie Lieb' sich und Treue bewahren,
Bräut'gam und Braut,
Froh aufgeschaut!
:,: Treue Liebe auf Gott nur baut. :,:
Und es segnen in Freuden und Schmerzen
Die Eltern das Bündnis der Herzen.
Drum fest vertraut,
Bräut'gam und Braut!
:,: Segen der Eltern den Himmel baut. :,:
Und scheidet Ihr, - auch in der Ferne
Euch glänzen des Glückes Sterne
Bräut'gam und Braut,
Wenn Ihr vertraut,
:,: Dort auch der Vater vom Himmel schaut! :,:
So begrüßen in fröhlicher Weise
Wir die Lieben in festlichem Kreise
Bräut'gam und Braut
Lieb uns und traut!
:,: Selige Liebe, wir preisen sie laut. :,:
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Die Vergangenheit.
Warte nur, Du lose Braut! -
Böse bin ich Dir,
Daß Dein Auge nimmer schaut
Jetzt zurück nach mir.
Kaum erkennst Du mich wohl noch
Jetzt vor lauter Freud'?
Bin ja, - o besinn' Dich doch! -
Die Vergangenheit.
Weißt Du nicht, wie wir gelacht
Fröhlich manches Mal?
Wie ich Püppchen Dir gebracht,
Hübsche, ohne Zahl?
Wie wir Blumen uns gepflanzt,
Und begossen sie?
Und gejubelt und getanzt,
Frei von Sorg' und Müh'? -
Wie wir manchmal bange auch
In der Schul' geschwitzt?
Und im Garten uns am Strauch
Händ' und Kleid zerritzt?
Aber, Bräutchen, hübsch und froh
War's doch immerdar,
Darum mög' die Zukunft so
Sein, wie ich Dir war.
Diese kleinen Schuhe schau, -
Aus vergang'ner Zeit,
Nimm - und denk' auch einst als Frau
Der Vergangenheit.
Die Gegenwart.
O, laß sie nur, Bräutchen, die vorigen Tage
Wie immer sie Herz Dir und Augen erfreut,
Und blicke auf mich her, denn höre, ich sage
Dir ja doch noch tausendmal Schöneres heut.
Was oft Dir geschimmert, wie goldene Träume,
Wie selige Ahndung in kindlicher Brust,
Was leise geflüstert durch Blumen und Bäume,
Aus Wolken und Sternen von seliger Lust;
Das hat ja durch mich Deine Seele gefunden,
Hat näher und näher durch mich Dir gelacht,
Das hab' ich ja jetzt schon in wonnigen Stunden
Dir, Bräutchen, zum Herzen als Wahrheit gebracht.
Das bring' ich Dir heut, als auf immer Dein eigen,
Schau her - in dem Kranz für Dein bräutliches Haupt.
Es wird Dich umwehn aus den lieblichen Zweigen;
Daß Dein ist, ja Dein, was Du ahnend geglaubt.
Und nun mit dem Kranz, mit dem freundlichsten Segen,
Laß Dir denn den Wunsch an die Zukunft noch weihn:
Das Glück, das ich bringe, mög' immer sie pflegen
Und immer mir rosige Nachbarin sein.
Die Zukunft.
Ja, Bräutchen, Dich will ich erhalten und geben
Das allervergnügteste, lustigste Leben; -
Und sorgsam Dir wehren vom fröhlichen Herzen
Die Leiden und Launen und Schatten und Schmerzen.
Doch da Dir nun einmal, trotz all meiner Mühen,
Ein Zephir als Sturmwind durch's Leben könnt ziehen,
So bring, um Dein liebliches Köpfchen zu schützen,
Ich heut' Dir die niedlichste hier aller Mützen.
Die setze Du auf nur, gleich zeitig am Morgen,
Dann bist Du vor Sturm und vor Zugwind geborgen;
Und bliesen sie wirklich um's Haupt Dir mitunter,
Sie krümmen Dir dennoch kein Härchen darunter.
Auch sollte Dein Herr hier einst zanken und brummen,
Darfst Du Dir die Ohren damit nur vermummen,
Und obenein wird sie so herrlich Dich schmücken,
Daß er Dich drin schaun wird nur voller Entzücken. -
Drum, Bräutchen, wär' nun auch nicht jeder Tag wonnig,
Und einst auch des Eheherrn Laune nicht sonnig,
Du weißt, was Dich schützet; drum hoffe und glaube
Nur Glück von der Zukunft, so wie von der Haube! -
Die Vergangenheit.
Und wenn Du Dir Mühe gibst, mich zu versöhnen,
So zeig ich Dir stets nur Erinnrung vom Schönen. -
Die Gegenwart.
Und ich, die Dir heute die Myrte gewunden,
Bring täglich Dir Rosen, die nie Dich verwunden.
Die Zukunft.
So wird Dich denn, Bräutchen, nur immer das Leben,
Heut', morgen und gestern,
Alle.
mit Freude umgeben.