(Sie bleiben etwas entfernt vom Brautpaar stehen.)
Erste.
Nein, Schwester, es ist nicht zu ertragen!
"Gewiß und wahrhaftig! ich heirate nicht!" -
So hörten vor'm Jahr noch die Braut dort wir sagen.
Man traue nur dem, was ein Mädchen verspricht! -
Da kommt so ein Herrchen fein und galant,
Und süße Worte, wie Honigseim,
Sie loben die Reize gar schlau und gewandt,
Sie stehlen das Herzchen und mit ihm das Wort
Dem Gedächtnis: Sich nicht zu vermählen! fort.
Zweite.
Du wunderst Dich? - ist nicht die Liebe blind?
Und nicht auch ein Weib, mein liebes Kind? -
Der Verstand, der ihr sollte ein Führer sein,
Der riesig groß sich noch zeigte eben,
Er schrumpft zum kleinen Zwerge ein
Und muß sich ohne Gnade ergeben;
Den Daumen hat Lieb' ihm auf's Auge gesetzt,
Und der Ärmste wird blind, wie sie, zuletzt.
Erste.
Es ist doch aber entsetzlich gewiß,
Daß uns die Freundin so böslich verließ! -
Wie malten wir uns so herrlich die Tage,
Die uns in der Zukunft ein stilles Asyl
Verhießen, wo ohne Mühe und Plage
Wir lebten dahin in der Freundschaft Gefühl!
Wo jeder Tag uns Blumen streute,
Aus unsern Talenten allein erblüht!
Wo kein Tabaksrauch durch die Räume zieht,
Und jeder Morgen dies Glück erneute!
Zweite.
Nun sieh! wir können es ja noch haben,
Uns drücket ja kein Ehejoch!
Erste.
Du meinst, wir sollten allein uns laben?
Das fehlte mir am Ende noch! -
Nein, ist uns die da untreu geworden,
So ist mir verhaßt der ledige Orden!
Von jetzt an kann ich, Du wirst es sehn,
Durchaus nicht für die Nachfolge stehn!
Zweite.
O weh! hat so sich das Blättchen gewendet?
Ich glaube wahrhaftig Du bist schon -
Erste.
(Einfallend.)
Still! Still! -
Siehst Du nicht, daß man uns Blicke sendet? -
Sie glauben, daß man sie bereden will;
Drum komm'! wir müssen schon gratulieren,
Da anders es sich nicht schicken mag!
(Sie nähern sich Beide dem Brautpaar.)
Erste.
Du traute Freundin, Gott möge Dich führen
Auf Rosen bis an Deinen letzten Tag!
Zweite.
Wir teilen so innig im Herzen Dein Glück,
Und segnen dankbar Dein gütig Geschick,
So daß wir verschmerzen, was Du einst versprochen,
Obgleich Du sehr bald schon Dein Wort gebrochen.
Erste.
Verschmerzt hab' ich's nicht, doch bin ich zufrieden,
Daß Du glücklich bist, will mit Dir mich freun!
Ein braver Mann ist Dir ja beschieden,
Drum hoff' ich, Du wirst es nie bereun.
Daß Du von der Liebe umgarnen Dich lassen,
Der Ehe - Rosenbüsche zu fassen! -
Doch Ihnen, Herr Bräutigam, will ich raten,
Nicht streng den Gebieter zu spielen im Haus!
Gar fromm sind die Ehestands-Kandidaten,
Doch guckt gar bald der Tyrann heraus,
Zieht erst ein Weibchen, sanft und fein,
Zur Junggesellen-Wirtschaft ein. -
Sie haben das beste Mädchen erwählt!
Drum - wollen Sie, daß wir Freunde bleiben,
So bitt' ich, das Frauchen auf Händen zu tragen,
Dann wird in gut' und bösen Tagen
Nur Rosen, nicht Dornen, die Eh' Euch treiben,
Dann sproßt das Glück, des Himmels Segen
Ganz sicher auf Euren Lebenswegen,
Zufriedenheit Euch nimmer fehlt!
Zweite.
Die Frau wird den Weg mit Blumen bestreun. -
Erste.
Wie sonst uns, wird nun dem Mann sie sich weihn,
Und keine Lästerzunge wird wagen,
Voll Neid, an Eurem Glück zu nagen.
(Zur Zweiten.)
Doch ist's an der Zeit, uns nun zu empfehlen. -
Zweite.
Gedenket unser bei jedem Glück!
Erste.
Und sollte Euch Langeweile einst quälen -
Zweite.
So suche Zerstreuung bei uns Eu'r Blick!
(Sie kommen singend herein.
Melodie: Wir winden dir den Jungfernkranz.)
Laßt Leutchen uns zur Tür herein,
Der Braut ein Lied zu singen.
Gesang muß heut vor Allem sein,
Soll Glück der Eh'stand bringen.
Darum schönes, schönes holdes Bräutchen Du
Höre freundlich, höre freundlich jetzt uns zu.
Wir wünschen Dir die schönste Lust
Auf allen Deinen Wegen,
Und rufen Dir aus voller Brust
Herab des Himmels Segen.
Schönes, holdes, schönes, holdes Bräutchen Du,
Freud' und Wonne bringe jeder Tag Dir zu!
Wir wünschen, daß Dein Eh'herr mag
Dich stets auf Händen tragen,
Und seine Händ' Dir, Tag für Tag,
Sein wie ein Venuswagen,
In dem immer schönes, holdes Bräutchen Du,
Mit ihm eilest jubelnd einem Himmel zu!
Wir wünschen auch dem Bräut'gam schön,
Daß er nur voll Entzücken
Im Eh'stand mög' auf Rosen gehn,
Die sich ohne Dornen schmücken,
Daß Du schönster, schönster bester Bräut'gam Du,
Immer lächelst, lächelst Deinem Frauchen zu!
(Einer spricht.)
Geehrtes Brautpaar, wie Ihr sehet,
Ist arm und klein die Sängerschar,
Die eben Heil und Glück erflehet
Für Euren Bund am Traualtar.
Doch, wo sie noch ein Lied gesungen,
Vor welcher Tür, in welchem Haus,
Da ist stets Alles wohlgelungen,
Und Glück zog ein und Leid hinaus.
Drum, daß die Freud' nun sicher fände
Zu Eurer Türe Weg und Bahn,
Hat kühn gewagt es die Currende
Mit ihrem Glückwunsch Euch zu nahn.
Und sollt' es je Euch einmal dünken,
Als wollt's entziehn Euch seinen Blick,
Dann dürft Ihr leise uns nur winken,
Wir singen's gleich ins Haus zurück. -
So laßt zum Abschiedsgruß Euch geben
Ein Liedchen noch aus voller Brust,
Das führ' Euch ein in's schöne Leben,
Voll Freud' und Glück und Lieb und Lust.
(Sie singen.
Melodie: Heil dir im Siegerkranz.)
Heil Dir im grünen Kranz,
Bräutchen voll Huld und Glanz
Heil Bräutchen Dir!
Fühl' in dem Myrtenkranz
Die hohe Wonne ganz,
Hausfrau nun bald zu sein,
Heil Bräutchen Dir! -
Heil Dir mit frohem Blick,
Bräut'gam so nah dem Glück,
Heil Bräut'gam Dir!
Fühle mit stolzer Brust,
Ganz heut' die hohe Lust,
Eh'mann nun bald zu sein,
Heil Bräut'gam Dir!
Heil Dir und Lust und Sang
Brautpaar das Leben lang,
Heil Brautpaar Dir!
Nach fünfzig Jahr' voll Freud
Singen wir froh wie heut:
Heil Brautpaar Dir!
(Überreichen der Braut den Brautkranz und die Haube am Polterabend.)
Worte beim Kranze.
Du stehst nun heute an der ernsten Grenze,
Und blickst in die Vergangenheit zurück,
Auf Deiner Jugend frische Blütenkränze,
Auf Deiner Kindheit ungetrübtes Glück.
Du mußt Dich trennen von gewohnten Freuden,
Trittst aus Dir lieb bekannten Kreisen aus.
Von Deiner Eltern Herzen mußt Du scheiden,
Von Deinem teuren, trauten Vaterhaus.
Sieh, nun beginnt für Dich ein neues Leben,
Es fesselt Dich ein neues schönes Band,
Und dieser Kranz soll Dir die Weihe geben,
Nimm ihn entgegen aus der Schwester Hand.
Durch ihn bist Du für immer uns verbunden,
Gehörst dem Herzen, das Dich innig liebt,
Das Dich nach Gottes weisem Rat gefunden,
Und Dir Ersatz für das Verlorne gibt.
O, häng' ihm an, mit voller reiner Liebe,
Dem teuren Bruder gib Dein ganzes Herz;
Sei Eure Zukunft freudvoll oder trübe,
Bewahr die Treue ihm in Glück und Schmerz.
Und wenn dereinst, in Deiner Zukunft Tagen,
Dein Auge ruht auf diesem welken Kranz,
Mög' dann Dein Herz mit stiller Freude sagen:
"Ja, er erfüllte meine Träume ganz!"
Der Segen Gottes möge Euch begleiten,
Er ziehe mit Euch in die Heimat ein,
Und uns're Liebe wird zu allen Zeiten
In Glück und Leid Euch immer nahe sein.
Worte bei der Haube.
Die Schwester hat Dir hier gegeben
Den schönsten Schmuck für dieses Leben,
Der eines Mädchens Stirne ziert,
Der später noch, mit reichem Segen
Umleuchtet Dich auf allen Wegen,
Auf die der Liebe Hand Dich führt.
Ich möchte auch ein Liebeszeichen,
Möcht' einen Schmuck Dir überreichen,
Der fast des Kranzes Wert besiegt.
Wohl Manche sich des Schmuckes freute,
Und doch sich vor dem Ernste scheute,
Der in den leichten Spitzen liegt.
Sieh' dieses luft'gen Häubchens Bürde,
Sie gibt Dir einer Hausfrau Würde,
Und lächelt Dich so freundlich an;
Und doch ist oft in ihren Falten
Des Lebens ganzer Ernst enthalten,
Der nicht sich Dir verbergen kann.
Oft treten heiße, bitt're Schmerzen,
Wohl nah' heran zu Deinem Herzen,
Die nicht des Mädchens Sinn gekannt;
Doch sei getrost, im Herzen findet
Sich eine Macht, die überwindet
Das schwerste Leid das Dir gesandt.
Das ist die Liebe teure Schwester,
Das ist die Treu', die immer fester,
Dich an des Mannes Herzen hält;
Das ist der Glaube, fromm und stille,
Daß ohne Eures Vaters Wille
Kein Haar von Eurem Haupte fällt.
Das ist das selige Vertrauen,
Womit Ihr auf einander schauen
Und Alles, Alles tragen wollt.
Was Euch an Freuden oder Sorgen,
Noch in der Zukunft Schoß verborgen,
Das künftige Verhängnis zollt.
Drum nimm die Haube froh entgegen,
Sie werde immer Dir zum Segen,
So lang' Ihr durch das Leben geht.
Und schenke Gott Euch alle Freuden,
Die ich für Euch, Ihr teuren Beiden,
So oft vom Himmel schon erfleht.