Ein Schulmeister

(Er trägt eine große, aus Pappe geschnittene Brille, und hat ein schlankes Körbchen in der Hand. Vor ihm sind bereits drei Knaben und vier Mädchen eingetreten und haben Platz genommen. Es können diese Knaben und Mädchen auch von Erwachsenen dargestellt werden, was den Eindruck noch komischer machen wird.)

Schulmeister.

Ruhig! Seid Ihr Alle da?

Tobias.

Herr Schulmeester, der Gierschke fehlt noch.

Schulmeister.

Der Faulpelz muß doch alle Tage zu spät kommen; na, wir wollen ihn schon empfangen; eine Braut soll ihren Bräutigam nicht schöner empfangen. Wir wollen uns aber indessen wegen den nicht lange aufhalten. Tobias, wo stehen wir denn in der Geographie?

Tobias.

Wir stehen jetzt nicht, Herr Schulmeester, wir sitzen schon alle.

Schulmeister.

Schafskopf! Ich meine, was wir letzthin in der Geographie durchgenommen haben.

Tobias.

Sie hatten gerade den Gierschke durchgenommen, weil der wieder zu spät kam.

Schulmeister.

Jungens, paßt mir besser auf! Ich werd' es heute noch mal sagen. Wir sprachen von der Schweiz und den Alpen. Was sind'n das, die Alpen, Tobias.

Tobias.

Gesehen hab ich noch keinen, aber mein Vater sagt manchmal des Morgens, daß ihm die Nacht wieder der Alp gedrückt hätte.

Schulmeister.

Nu kommt der Junge aus der Geographie in die Medizinkunde. Ich werd' es noch mal sagen, aber paßt mir besser auf. Die Alpen sind ein erschrecklich hohes Gebirge, so hoch - um Euch ein Bild zu geben, so seht mal Alle an die Decke hinauf.
(Während die Schuljugend die Köpfe in die Höhe richtet, zieht er eine Flasche aus der Tasche, tut einen tüchtigen Zug und steckt sie wieder ein). Oder nein, seht nur wieder auf mich, die Decke ist doch viel zu niedrig. Um aber wieder auf die Alpen zu kommen, so merkt Euch, daß unten am Fuße der Alpen diejenigen Kühe grasen, von welchen der Schweizerkäse kommt. Christinchen, welche Tiere geben uns also den Schweizerkäse?

Christine.

Die Alpenfüße.

Schulmeister.

Ich will mal deine unrichtige Antwort gelten lassen, denn Du hast doch ein bischen acht gegeben. - Was meinst'n Du, Rode, von welchen Tieren kommt der Schweizerkäse?

Rode (sitzt und schläft.)

Schulmeister.

Nu seh' Einer, ist der Junge eingeschlafen. Heda! spare mal Deine Träume auf bis auf den Abend. (Er zieht ihm eins über.) Jetzt ist die Rede von den Alpen und Schweizerkäse. Flink, geantwortet, wo kommt der Schweizerkäse her.

Rode.

Ich hole ihn immer um die Ecke von'n Kaufmann Müller.

Schulmeister.

Wart' daß Dich der Müller nicht für'n Esel ansieht, und Dich zum Säcketragen arrangiert

Gierschke (kommt herein).

Schulmeister.

Ah, guten Morgen, Herr Gierschke; haben Ew. Wohlgeboren schon ausgeschlafen? Sein Sie mir willkommen.

(Er haut bei diesen Worten tüchtig auf ihn los.)

Gierschke.

Au weh, au weh! Herr Schulmeister, ich soll Ihnen ein Kompelment machen -

Schulmeister.

Mache nur wieder mein Kompliment und -

Gierschke.

Ich soll ein Kompelment machen von meinem Vater und er schickt Ihnen eine Kiste Zigarren.

(Er überreicht eine Kiste.)

Schulmeister.

(Auf einmal freundlich und mit gütigem Tone.)

Ach, warum hast'n das nicht gleich gesagt! So 'was hält auf, da kann man natürlich nicht zu rechter Zeit kommen; der Rode soll dafür das Doppelte kriegen. Setze Dich hierher, Gierschken, und erhole Dich. (Er nimmt ihn bei der Hand und führt ihn zu einem Sitz.) Sei nur stille, wir haben Beide keine Schuld, Du nicht und ich nicht, denn wenn der Mensch im Amte ist, ist er ein Vieh. Wir sprachen eben von dem Schweizerkäse, und Keiner wußte, wo der herkommt. Gierschke, beschäme mal Alle, und sage uns, von wo wir den Schweizerkäse hernehmen.

Gierschke.

Der Schweizerkäse kommt von - von -

Schulmeister.

Richtig, von den Schweizerkühen. Du hast Deine Sache gut gemacht, Gierschke. Jetzt aber wollen wir zum Rechnen übergehen. Vorläufig aber wollen wir die Kiste, damit sie uns in unserm Schulunterricht nicht weiter stört, bei Seite tun (Er überreicht die Kiste, in welcher ein passendes Geschenk für die Braut liegt, dieser hinüber). Also, wir gehen jetzt zum Rechnen über. Rode sage 'mal, wie viel ist'n eins und eins?

Rode (denkt furchtbar nach).

Schulmeister.

Na, ich werde Dir zu Hilfe kommen. Gesetzt, hier stände ein Esel (er zeigt auf sich) und da stände auch einer (er zeigt auf Rode); wie viel wären das nun zusammen?

Rode.

Anderthalb.

Schulmeister.

Grützkopf, wie können das anderthalb sein!

Rode.

Ja, die Frau Schulmeistern hat mal gesagt, Sie wären nur ein halber Mensch.

Schulmeister.

Wie sich doch die Jugend immer gleich in Privatangelegenheiten mischt! Merke Dir (indem er ihm eins versetzt), ich bin kein Halber, sondern ein Ganzer. - Gierschke, ich werde Dir ein Exempel aufgeben; beschäme doch den Rode und mache Deine Sache mal recht schön. Wenn eine Metze Birnen 2 Silbergroschen kostet, was kostet dann der Scheffel?

Gierschke (denkt nach).

Ja, sollen das Pergamotten oder Schmalzbirnen sein?

Schulmeister.

Das ist ganz gleich, mein Sohn; das Resultat muß immer ein und dasselbe sein. Sieh' mal, ein Scheffel sind doch -

Gierschke.

Ein Scheffel ist größer als eine Metze.

Schulmeister.

Ganz recht; ich meine also, ein Scheffel sind grade sechzehn Metzen, Nun heißt also meine Aufgabe: Eine Metze kostet 2 Silbergroschen, was kosten 16 Metzen.

Gierschke.

Die kosten viel Geld,

Schulmeister.

Ja wohl, und zwar kosten sie - das ist ganz leicht; berechne mal erst zwei Metzen. Zwei Metzen würden kosten -

Gierschke.

Die würden kosten -

Schulmeister.

Ganz recht; vier Silbergroschen; wenn nun zwei Metzen vier Silbergroschen kosten, so müssen vier Metzen -

Gierschke.

Die kosten mehr als zwei.

Schulmeister.

Ganz recht, die müssen dann kosten acht Silbergroschen. Und wenn vier Metzen acht Silbergroschen kosten, so müssen acht Metzen noch mal so viel, also wie viel kosten?

Gierschke.

Noch mal so viel.

Schulmeister.

Ganz recht, sechzehn Silbergroschen. Und weil nun acht Metzen ein halber Scheffel ist, und dieser halbe Scheffel demnach sechzehn Silbergroschen kostet, so muß ein ganzer Scheffel kosten -

Gierschke.

Der kostet dann weit mehr.

Schulmeister.

Brav, Gierschke, zwei und dreißig Silbergroschen, oder 1 Taler und 2 Silbergroschen. - Hast Deine Sache gut gemacht, mein Sohn. Nun noch etwas aus der Naturgeschichte. Welches ist der größte Fisch?

Alle.

Der Waldfisch.

Schulmeister.

Richtig; wo lebt er?

Alle.

Im Walde.

Schulmeister.

Richtig; hat er auch Beine?

Alle.

Ja, davon kommt das Fischbein.

Schulmeister.

Ganz recht.

Gierschke.

Herr Schulmeister, kann ich mal hinaus gehen?

Schulmeister.

Jetzt nicht, lieber Sohn; wir werden den Unterricht bald schließen und dann gehst Du nach Hause. Vergesse aber nicht, Deinen Vater zu grüßen, und ich ließe mich schönstens bedanken und ich sähe doch daraus die Liebe.

(Deklamiert mit großem Pathos:)

Ja, wo die Liebe weilt, da weilt die Wonne,
Da gleicht das Leben einer Blumenau,
Wo in dem ewig heitern Strahl der Sonne,
Wie Demant hell erglänzt der Morgentau.

Tobias.

Herr Schulmeister, ich weiß'n Tier, das hat keinen Schwanz und keine Füße und keine Ohren und kein Fell und kein Blut.

Schulmeister (grübelt nach).

Das kann nichts anders, als ein Untier sein.

Tobias.

Ne, es ist'n Hase. Denn der hat keine Ohren, sondern Löffel; der hat kein Fell, sondern einen Balg, der hat -

Schulmeister.

Höre mal, bleib mir mit Deinen faulen Witzen zu Hause: nun will gar das Ei schon klüger sein als die Henne. Das habe ich schon lange gewußt. - Aber wir müssen davon abbrechen und noch einige Leseübungen anstellen; nehmt mal Euren Kinderfreund 'raus und schlagt auf Seite 77. Fange mal an, Gierschke.

Gierschke (liest).

Da lebte einstens dahier ein leichtfertiger Ring -

Schulmeister.

Was liest Du denn, Gierschke Noch mal.

Gierschke.

Da lebte einstens dahier ein leichtfüßiges Ding, (Vorname der Braut) geheißen.

Ihr Mund, in ihrer Kindheit nur zum Essen und Trinken eingerichtet, gestaltete sich später zum Küssen. Sie liebte, wie alle Mädchen, das Rupfen. -

Schulmeister.

Falsch; noch mal.

Gierschke.

Sie liebte, wie alle Mädchen, die Puppen, wuchs heran und endlich entwickelte sich aus dem leichtfüßigen, anspruchslosen Mädchen eine schöne, blühende Jugend.

Schulmeister.

Blühende Jungfrau. Halt! Hast recht brav gelesen, Gierschke. Nun fahre mal fort, Tobias.

Tobias.

Noch einige Jahre früher, als obbenanntes Fräulein das Licht der Welt begrüßt hatte, ward ein männliches Insekt -

Schulmeister.

Subjekt!

Tobias.

Ein männliches Subjekt geboren, des Name wurde in der Taufe genannt (Vorname des Bräutigams). Schon als Rabe -

Schulmeister.

Als Knabe.

Tobias.

Schon als Knabe zeichnete er sich aus, indem er bei jeder Schlägerei selten den Kürzeren zog, und Schränke zu machen -

Schulmeister.

Wo steht denn Schränke!

Tobias.

Und Schwänke zu machen, war seine liebste Lust. Auch er wuchs heran und entfaltete sich zu einem kräftigen, ansehnlichen, liebenswürdigen Gründling.

Schulmeister.

Jüngling, Jüngling. Halt! Rode, lies Du mal weiter.

Rode.

Da geschah es, daß vorbemeldete Personen einander zu sehen bekamen *), und sie wurden gegenseitig dermaßen von heftiger Liebe entbrennet, daß Eins vom Andern lassen zu können, nicht mehr in der Möglichkeit lag. Haben darob einen Hochzeitstag anberaumt und feiern gegenwärtig einen fröhlichen Polterabend.

( *) Das Wie und Wo wird man hier sehr leicht einschalten können; überhaupt wird es keinem schwer fallen, diesen Satz so umzugestalten, daß er auf das Leben des Brautpaares näheren Bezug hat.)

Schulmeister.

Genug. Bücher weg. Nun zum Schluß eine Gesangprobe.

(Alle stehen auf und stellen sich in einen Halbkreis.)
(Melodie: Hier sitz' ich auf Rasen etc.)

Wir sollen uns Alle des Lebens erfreun,
Des Lebens erfreun;
Die schönsten der Freuden, die schönsten der Freuden,
Die gibt uns die Liebe, die Liebe allein.

D'rum haltet bewahret den einigen Sinn,
Den einigen Sinn;
Dann wird Euch nichts fehlen, dann wird Euch nichts fehlen,
Dann wandelt Ihr fröhlich durch's Leben dahin.

Und sollte der Himmel einst trüben sich auch,
Einst trüben sich auch,
Bewahrt nur die Liebe, bewahrt nur die Liebe,
Dann schwindet der Kummer, wie Nebel und Rauch.


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