Ein Zeitungsträger und seine Frau
(Sie haben jeder ein Paket Polterabendkladderadatsche oder Eh'standszeitungen unter dem Arm, die sie schließlich unter die Gäste verteilen.)
Frau.
(Ihren Mann in's Zimmer stoßend.)
Na, hast Du denn aber gar keene Courage?
Vor'n Mann is wahrhaftig doch det 'ne Blamage.
Hat Furcht vor die niedliche Damen im Saal,
Ick fürchte mir ja vor die Männer nicht mal.
Mann.
Det sagst Du woll, Rieke; det is nich geheuer,
Ick ginge ja lieber in't feindliche Feuer,
Als hier, wo die Blicke mir schießen in's Herz.
Du weeßt mit die Liebe da is gar keen Scherz.
Frau.
(Ihn verwundrungsvoll betrachtend.)
Ick globe wahrhaftig Dir rappelt es, Oller!
Mit Dir wird es wirklich jeden Tag doller.
Kahlköppig, schielögig, een Kuppergesicht -
Een'n häßlichern Affen gibt es wohl nicht.
Mann.
Du kannst Dir wohl eben ooch nich beklagen,
Du bist mit der Schönheit nicht besser beschlagen,
Wirst Du in die Erbsen als Scheuche gestellt,
Denn kommt ja keen Vogel ran - nich um die Welt.
Frau.
Na, laß det man, Ollerken, sei doch nicht böse,
Ich koche Dir morgen ooch Backobst und Klöße.
Du weeßt ja, ick bin Dir von Herzen recht gut -
Prost, Oller! - da siehst Du, hier ist noch een Tuut!
(Sie trinkt ihm aus der Flasche zu.)
Mann.
(Die Flasche zeigend.)
Da sehn Sie, det is unsre Sprache der Liebe,
Zu Hause da regnet's mitunter 'mal Hiebe;
Doch ogenblicks sind wir ooch wieder vergnügt,
Wenn hier von die Pulle der Proppen abfliegt.
Frau.
Nu tummle Dir, Oller; wir sind nich zum Spaße
Gelofen nach diese entlegene Straße.
Jetzt frage 'mal die Gesellschaft an,
Ob Keener will schreiben uf's Abonnement?
Mann.
(Sich an die Gesellschaft wendend.)
Ja, werte Gesellschaft! hier is eene Zeitung.
Mit Witze gespickt, uf die Ehstandsbedeutung.
Ick bitte, Sie wollen daruf abonnier'n.
Frau.
Sie werden ganz vorn, in der Mitte und hinten,
Die schönste Moral vor die Eh'männer finden.
Sie sollen sich halten hübsch häuslich un still,
Un dhun nie Anders, als was die Frau will.
Mann.
Ja woll, und die Frau soll die Wünsch' ihm ablauschen,
Und mit ihm zufriedene Blicke stets tauschen.
Et steht noch 'ne Menge Andres ooch drin;
Hier nehm'n Sie man Jeder zur Probe eens hin.
Frau.
(Heimlich zu ihrem Mann.)
Na, hast Du denn Lebensart? Sage mal, Fritze,
Du siehst doch det niedliche Paar uf dem Sitze;
Da wird sich's doch schicken, een Pracht-Exemplar
Zu reichen mit goldigem Schnitt ihnen dar.
Mann.
Hast recht, Mutter, werd' es bestens verrichten,
Un ooch eene kleene Ansprache dichten,
Mit Wonne un Sonne, mit Glück un Geschick,
Denn macht mir die Braut ooch een freundlichen Blick.
(Tritt vor das Brautpaar.)
O, hochgeehrtes Paar, mit Wonne
Tret' ich hier grade in die Sonne,
Die leuchten dhut aus Ihrem Blick,
Für mich das heiligste Geschick!
Mit heute schwinden alle Leiden,
Von morgen gibt es blos noch Freuden;
So leben Sie, verehrtes Paar
Im Glück noch viele, viele Jahr.
Frau.
Und was die Zeitung hier geschrieben:
Sie sollen sich einander lieben,
In Sturm un Wetter, Freud und Leid,
Erfüllen Sie das allezeit.
Mann.
Sind fünfundzwanzig Jahr geschwunden,
Und Sie im Leben noch verbunden,
Denn bringen wir 'ne Zeitung hier
Gedruckt uf silbernes Papier.
(Sie überreichen dem Brautpaare zwei Prachtexemplare der Zeitung und verteilen die anderen unter die Gäste.)

Quartett
(Von Männerstimmen gesungen. Komponiert von A. Dallmann)
Liebe.
Fest und dauernd wie das Erz
Muß die Liebe sich erhalten,
Muß in Freude und in Schmerz
Immer fester sich gestalten.
Und verloren ist das Herz,
Wo die Liebe kann erkalten.
Liebe, Liebe haltet fest,
Bis das Dasein Euch verläßt.
Treue.
Wie Krystall, so hell und rein,
Muß die Treue in Euch leben,
Muß sich in das Herz hinein
Immer fester, fester weben,
Und mit ihrem Himmelsschein
Still und innig Euch umschweben,
Treue, Treue haltet fest,
Bis das Leben Euch verläßt.
Vertrauen.
Wohne stets in Eurer Brust
Gegenseitiges Vertrauen!
Eurer Liebe Euch bewußt
Müßt Ihr auf einander bauen,
Und es wandelt sich in Lust
Selbst des Lebens Schmerz und Grauen.
Haltet das Vertrauen fest,
Bis das Dasein Euch verläßt.
Glaube.
Doch, was ewig Farbe hält,
Ist der Glaube, fromm und stille,
Daß, wie Euch das Los auch fällt,
Wie Eu'r Wünschen sich erfülle
Doch auf dieser Erdenwelt
Alles kommt, wie's Gottes Wille.
Diesen Glauben haltet fest,
Bis das Leben Euch verläßt.
